Tom Bartlett
berichtet über einen - sogar
mit Videospielen im Dschungel ausgetragenen - Streit um
Noam Chomskys linguistische Theorien, den der
Linguist Daniel Everett ausgelöst hat. Der fand in seiner Forschung über das Leben und die Sprache der
Piraha vieles heraus: ganze Unterhaltungen können bei ihnen gepfiffen werden, sie nutzen keine Zahlen und - in ihrer Sprache gibt es keine
"recursions", Einbettungen, die Möglichkeit also, Sätze immer weiter zu verschachteln. Dieser letzte Umstand hat jetzt erneut die Debatte um Chomskys
"Universalgrammatik" entfacht, da dieser in einem 2002 veröffentlichten Aufsatz geschrieben hatte, dass genau diese
Einbettung der eine wesentliche Aspekt sei, durch den sich die Universalgrammatik der menschlichen Sprache auszeichne: "Everetts Buch ist ein Versuch, der Universalgrammatik, wenn schon keinen fatalen Schlag, wenigstens einen
ordentlichen rechten Haken zu verpassen. Er ist der Überzeugung, dass die Stuktur der Sprache nicht unseren Köpfen entspringt, sondern hauptsächlich von der Kultur geformt ist und verweist als Beleg auf jenen Stamm am Amazonas, den er dreißig Jahre lang untersucht hat. Es ist nicht so, dass Everett glaubt, unsere Gehirne spielten keine Rolle - ganz offensichtlich tun sie das. Aber er argumentiert, dass nur, weil wir zur Sprache fähig sind, diese nicht zwangsläufig vorstrukturiert ist. Wie er in seinem Buch schreibt: 'Die Entdeckung, dass Menschen besser darin sind, sich Häuser zu bauen als Delphine, sagt uns nichts darüber, ob Architektur
den Menschen angeboren ist.'" Die Debatte, obwohl von beiden Seiten heftig geführt, kommt aus zwei Gründen allerdings nicht recht voran: Zum einen ist Everett einer von sehr wenigen "Außenseitern", die die Sprache der Piraha beherrschen. Es ist also sehr schwierig, seine Aussagen zu überprüfen. Auf der anderen Seite vermeidet es Chomsky, seine Vorstellung von einer Universalgrammatik zu konkretisieren. In Barletts Worten: "Ein Phantom lässt sich
nur schwer erlegen."