Magazinrundschau
Geübte Verführung
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
29.03.2016. Die LRB macht mit Luke Hardings Buch über den Mord an Alexander Litwinenko in der Hand eine Kleptokraten-Tour durch Mayfair. In HVG denkt der Schriftsteller Attila Bartis über das immer noch kolonialistische europäische Selbstverständnis nach. In der NYRB empfiehlt Anne Applebaum eine erhellende Geschichte der ukrainischen Sprache. In El Pais Semanal hofft Javier Cercas, dass die Chinesen von dem Automechaniker Enric Marco lernen, wie man mit seiner Vergangenheit nicht umgeht. In The Nation geht Enrique Krauze der Unzufriedenheit der Mexikaner auf den Grund. Die Dichterin Patricia Lockwood begutachtet für den New Republic Sugardaddy Donald Trump.
London Review of Books (UK), 31.03.2016

Luke Harding hat in seinem Buch "A Very Expensive Posion" nicht nur den Mord am abtrünnigen FSB-Agenten und Putin-Kritiker Alexander Litwinenko gründlich nachrecherchiert, betont Peter Pomerantsev, sondern auch die Umtriebe russischer Kleptokraten, die besonders von David Cameron sehr hofiert werden. Da musste Pomerantsev gleich eine Kleptokraten-Tour durch Mayfair mitmachen, die natürlich auch zur russischen Botschaft in Londons teuerster Straße Kensington Palace Gardens führt: "2012 wurden im Garten der russischen Botschaft die Konservativen Freunde Russlands ins Leben gerufen, die der 'kulturellen Verständigung' zwischen Britannien und Russland wie auch den Geschäftsbeziehungen dienlich sein wollen. Harding hat E-Mails von Sergej Nalobin gesehen, er ist der Verbindungsoffizier zum Club und Sohn von Litwinenkos früherem Chef beim FSB. Diese Mails zeigen, dass 'Moskaus Ziele über die kulturelle Verständigung hinausgehen. Der Kreml zielt darauf, Kritik an Russlands Menschenrechtspolitik zum Schweigen zu bringen; vor allem soll den Spitzen des Staates nicht im Stil der amerikanischen Magnitski-Liste die Einreise nach Britannien verwehrt werden'. Das Magnitski-Gesetz wird von Parlamentariern beider Fraktionen, aber nicht von der Regierung unterstützt und soll wie sein amerikanisches Pendant korrupten und russischen Beamten, die Menschenrechte verletzen, Einreise und Investitionen in Britannien verbieten. Sergej Magnitzki war übrigens ein russischer Anwalt, der ermordet wurde, als er einen internationalen 230-Millionen-Dollar-Steuerbetrug aufdeckte."
HVG (Ungarn), 21.03.2016

New York Review of Books (USA), 07.04.2016

Außerdem in der New York Review of Books: Ian Buruma erzählt den amerikanischen Lesern der Zeitschrift, was von Brüssel zu halten ist. Denis Donoghue liest pünktlich zum hundertsten Jahrestag der irischen Revolution R.F. Fosters Buch "Vivid Faces - The Revolutionary Generation in Ireland, 1890-1923".
El Pais Semanal (Spanien), 27.03.2016

New Republic (USA), 29.03.2016

Anders als viele europäische Kunstkritiker ist Ellen Handler Spitz enttäuscht von der großen Hieronymus-Bosch-Ausstellung im Noordbrabants Museum. Die Kuratoren haben dem Maler jede Ambiguität ausgetrieben und "sich statt dessen entschieden, Bosch, einen gläubigen Katholiken, ausschließlich als religiösen Moralisten darzustellen, der einer einzigen Überzeugung anhing: dass nämlich die Menschheit in einer Welt des Bösen um das Gute kämpft. Durch Texte und den Audioguide trommeln die Aussteller diese Botschaft in die Ohren tausender Besucher, die täglich in die Ausstellung strömen." Aber wenn das alles wäre, würden wir heute wohl kaum noch über Bosch sprechen, meint Spitz.
Außerdem: Aaron Bady stellt Helen Oyeyemi vor, eine Autorin, die viel mit Silvina Ocampo gemeinsam habe. Und Maggie Doherty erinnert an die Feministin Kate Millett, die in Amerika gerade wiederentdeckt wird.
Eurozine (Österreich), 23.03.2016

The Nation (USA), 18.04.2016

Außerdem: Cynthia Haven stellt die neue Brodsky-Biografie von Ellendea Proffer Teasley vor.
Wired (USA), 24.03.2016

Außerdem unterhält sich Mark Yarm mit dem Cartoon-Meister Daniel Clowes, der mit "Patience" nach vielen Jahren wieder ein neues Werk veröffentlicht hat (passend dazu der Hinweis auf dieses noch ausführlichere Gespräch bei Longreads).
La vie des idees (Frankreich), 29.03.2016

New York Times (USA), 27.03.2016

Außerdem: Jeremiah Sullivan erkundet die Geschichte afro-amerikanischer Theaterarbeit am Broadway. Und Genevieve Field geht den moralischen Implikationen des Wunsches einiger Eltern nach, ihre behinderten Kinder am Erwachsenwerden zu hindern.
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