Magazinrundschau

Die Scheuklappen der Historiker

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
14.01.2014. Bloomberg Businessweek erforscht die Welt der Bitcoins. Nationalismus ist Provinzialisierung, ruft Félix de Azúa in El Pais Semanal den katalanischen Politikern zu. Medium verliert sich in den eleganten Zeitlupenvideos Adam Magyars. Buchpreisbindung ist elitär, behauptet in Le Point der Schriftsteller Gaspard Koenig. Gentlemen's Quarterly sucht einen offenen Drogentunnel. In Guernica löst Ari Shavit den Nahostkonflikt in Minischritten. Und Vice erlebt eine Wiederauferstehung als Diamant.

Bloomberg Businessweek (USA), 13.01.2014

Jake Stangel gibt für die Titelgeschichte der Bloomberg Businessweek einen Einblick in die schwer verständliche, aber höchst faszinierende Welt der Bitcoins und ihrer 'Erzeuger' - das sind Computercracks, die für die virtuelle Währung Verschlüsselungen ausrechnen, um die Transaktionen sicher zu machen. Als Lohn erhalten sie recht beträchtliche Überweisungsgebühren. Und da der Bitcoin ins Unermessliche gestiegen ist, hat sich nun eine höchst spezialisierte Branche entwickelt, um die immer komplizierteren Verschlüsselungen zu errechnen: "Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman und all die anderen Schlauköpfe, die die Scheuklappen der Historiker tragen, sagen, dass es sich nur um die allerneueste Manie handelt, kaum weniger lächerlich als das holländische Tulpenfieber im 17. Jahrhundert. Die Bitcoin-Erzeuger kümmert das wenig. Eine ganze Industrie hat sich ihnen angedient. Wie auch immer das Schicksal der Bitcoins aussehen wird, eine ihrer Folgen werden höchstwahrscheinlich schnellere Chips sein." Da ist etwa die Firma HashFast, die den ASIC-Chip designt hat, der darauf sepzialisiert ist, bestimmte Operationen möglichst schnell zu wiederholen: "Intel würde 70.000 seiner schnellsten Chips benötigen um einen einzigen unserer Chips zu ersetzen", sagt Eduardo de Castro, einer der Gründer der Firma.

El Pais Semanal (Spanien), 06.01.2014

"Was ich den Nationalisten nie verzeihen werde, ist, dass sie eine so europäische Stadt wie Barcelona in eine Provinzhauptstadt verwandelt haben." So der 1944 in Barcelona geborene, 2011 nach Madrid umgesiedelte spanische Philosoph und Schriftsteller Félix de Azúa, der auch einige Jahre das Instituto Cervantes in Paris leitete, im Gespräch mit Juan Cruz. "Der katalanische Präsident Artur Mas ist Teil einer Mafia aus Dienern der einhundert Familien, die seit dem Zeitalter des Barock über Katalonien bestimmen. Da hat sich kaum etwas verändert: Während des Franquismus sind zwei, drei sozusagen 'ausländische' Familien dazugekommen, aber davon abgesehen war Katalonien immer das Landgut von einhundert Familien. Dass Mas ihr Diener ist, sieht man ihm außerdem an: der Angestellte eines vornehmen Bestattungsunternehmens."
Archiv: El Pais Semanal

Medium (USA), 14.01.2014

Die Entdeckung der Langsamkeit - mit den Mitteln eines digitalen Medienapparats. Joshua Hammer stellt den aus Ungarn stammenden und in Berlin lebenden Medienkünstler und Computergeek Adam Magyar vor, der im öffentlichen Raum kristallklare Zeitlupenvideos erstellt: "Magyar bricht die konventionelle Darstellung von Zeit und Raum, indem er Millisekunden zu Minuten zerdehnt und einzelne Momente in einer Auflösung gefrieren lässt, die dem nackten Auge niemals zugänglich wären. Seine Kunst lässt an so vielfältige Quellen denken wie Albert Einstein, Zen-Buddhismus, sogar an die Fernsehserie 'Twilight Zone' aus den 60ern. Die Bilder - geleckte silberne U-Bahnwaggons, vereinzelte, ganz in ihre eigene private Welt versunkene Fahrgäste - sind wunderschön und elegant, obwohl sie auch beunruhigende Gefühle provozieren. 'Die Momente, die ich einfange, tragen keine Bedeutung, es gibt keine Geschichte in ihnen, doch wenn man den Kern zu fassen kriegt, die Essenz des Seins, dann kriegt man alles zu fassen', sagt Magyar in einer seiner vielen kryptischen Bemerkungen zum hypnotischen Reiz und der Flüchtigkeit seines Werks. Darin liegt eine Ahnung davon, eine andere Dimension zu betreten, einen Raum zwischen Ruhe und Bewegung zu bewohnen, eine Welt jenseits der Zeit, in der die Regeln der Physik nicht gelten." Einen Auszug aus seinem Kurzfilm "Stainless" gibt es (neben einigen weiteren) auf Vimeo:

Archiv: Medium

Elet es Irodalom (Ungarn), 10.01.2014

Gibt es Unterschiede zwischen der amerikanischen und europäischen jüdischen Literatur, fragt sich der Schriftsteller Gábor T. Szántó mit besonderem Augenmark auf die jüdische Literatur der "kleinen" zentral- und osteuropäischen Literaturen: "Die moderne europäische jüdische Literatur - könnten wir mit etwas Ironie sagen - entsteht in den USA. (...) Sie ist für viele eine unbequeme, komplizierte Erscheinung. Sie bricht die herrschenden Kategorien auf und schafft neue Narrative. Und wenn sie im postkolonialen, multikulturellen Westen störend und schwerlich anerkannt ist, dann ist das in Osteuropa, wo heute noch viele an Assimilation glauben und nicht wenige von homogenen nationalen Kulturen träumen, noch mehr der Fall. (...) In den kleinen Literaturen aus Mittel- und Osteuropa ist es für jüdische Schriftsteller ein existentielles Dilemma, ob sie die jüdische Selbstreflexion auf sich nehmen, weil sie das von breiten Leserschichten aber auch von einer verständnisvollen und regen Literaturrezeption isolieren kann."

Esquire (USA), 04.01.2014

Mike Brown trifft den Underground-Filmemacher Kenneth Anger, der mit ihm Rückblick auf ein bewegtes Leben zwischen Crowley'schem Satanismus, Hollywood-Exzessen hinter den Kulissen und chronisch unterfinanzierten Experimentalfilmen, die Luzifer beschwören sollen, hält. Auch um die Entstehung von Angers legendärer Hollywood-Skandalbibel "Hollywood Babylon" geht es dabei: "Bereits in jungen Jahren entwickelte Anger ein reges Interesse an Hollywoods makabren Seiten. Die Schauspielerin Thelma Todd lebte nur wenige Blocks von Angers Familie entfernt und als man sie 1935 in ihrer Garage tot aufgefunden wurde - offensichtlich ein Erstickungstod (das Blut auf ihrem Gesicht konnte freilich niemand erklären... -, machte er sich auf, um dabei zuzusehen, wie die Leiche abtransportiert wurde. 'So etwas habe ich die ganze Zeit getan. Nun, andere Jungs sammelten Briefmarken... Aber Fakt ist, ich war in Hollywood und rund um mich herum geschahen all diese Dinge. Ich hielt sie für bizarr und interessant.' Er begann damit, eine einzigartige Sammlung von Zeitungsberichten und Fotos zusammenzustellen - Gefasel aus den Klatschkolumnen, Polizeidurchschläge, Pressefotos, Obduktionsaufnahmen, etc. Als er 1959 in Paris einen Film finanzieren musste, ging Anger seine Sammlung durch und formte dabei jenen haarsträubenden Katalog aus Drogenmissbrauch, Sittenverfall und frühzeitigen Todesfällen, der 'Hollywood Babylon' werden sollte." Auf Youtube finden wir seinen "Lucifer Rising":

Archiv: Esquire

Eurozine (Österreich), 07.01.2014

Die ungarische Ökonomin Yudit Kiss zeigt am Beispiel der ungarischen Roma, in welchem Ausmaß die Herkunftsländer dieser Minderheit für ihre jetzige Lage - und ihre Emigration nach Westen - verantwortlich sind: "Die Roma haben seit der Wende von 1989, als noch 85 Prozent der männlichen Roma-Bevölkerung Arbeit hatten, immer mehr an Boden verloren. 1993 war diese Zahl schon auf 39 Prozent gefallen, heute liegt sie um 20 Prozent (nur 10 Prozent der Roma-Frauen sind wirtschaftlich aktiv). Parallel zu ihrer Ausstoßung vom Arbeitsmarkt wurden sie durch radikale Kürzungen im staatlichen Gesundheits- und Wohlfahrtswesen weiter marginalisiert. Nach und nach wurden sie wieder in die kleinen Dörfer in den am wenigsten entwickelten Regionen Ungarns gedrängt."

Außerdem schreibt Hamze Bytyci über Kulturprojekte von, mit und für Roma und Sinti.
Archiv: Eurozine
Stichwörter: Emigration, Roma, Roma und Sinti, Sinti

Point (Frankreich), 13.01.2014

Der in London lebende französische Schriftsteller Gaspard Koenig diagnostiziert eine Aufspaltung des französischen Buchmarkts zu Ungunsten von Autoren und Lesern. Er attackiert die "armen kleinen Buchhandlungen", denen er vorwirft, mit Subventionen ein bestimmtes Bild der Literatur duchsetzen zu wollen - und er fordert die Abschaffung der "loi Lang", die mit der deutschen Buchpreisbindung vergleichbar ist. Die Zeiten änderten sich, meint er und schreibt: "Was man sieht: Die armen kleinen Buchhandlungen gewährleisten in den Städten der Provinz eine Funktion von kulturellen Vermittlern. Was man nicht sieht: An dem Tag, an dem bestimmte Bücher einen Euro kosten, wird sich die Anzahl der Leser automatisch erhöhen. In Großbritannien ist der Buchpreis nicht gebunden: Wenn ich Bücher über amazon.co.uk kaufe, kann ich für das gleiche Geld zwei bis drei mal mehr Bücher kaufen als über amazon.fr. Die französische Vision (für das Buch ebenso wie für die Museen) bleibt, traurig elitär, die einer geliebten, teuren Kultur, einer Kultur, die verdient werden muss."
Archiv: Point

Gentlemen's Quarterly (USA), 01.01.2014

Jason Kersten folgt den amerikanischen Drogenfahndern bei ihrem ziemlich aussichtslosen Kampf gegen die mexikanischen Kartelle, die sich darauf verlegt haben, für ihre Transporte die Grenze zu den USA zu durchlöchern wie einen Schweizer Käse: "Viele Drogentunnel werden entdeckt und wieder zugeschüttet, bevor sie operabel sind, aber das macht kaum etwas, es werden noch mehr kommen. Ökonomisch sind sie unangreifbar. Es braucht neun Monate oder länger, um einen guten Tunnel zu graben, und kostet um die drei Millionen Dollar, aber wenn er nur für zwei Stunden offenbleibt, können die Kartell genug Marihuana durch ihn hindurch bewegen, um ganze Zeitzonen damit zu versorgen - und dabei genug Profit zu machen, um zwanzig weitere Tunnel zu finanzieren."
Stichwörter: Marihuana, Käser

Guernica (USA), 16.12.2013

In seinem bereits vieldiskutierten Buch "My Promised Land: The Triumph and Tragedy of Israel" pocht der israelische Autor und Journalist Ari Shavit darauf, dass Israel 1948 mit der Vertreibung der Palästinenser ein großes Verbrechen begangen hat, der Zionismus aber dennoch eine gute und gerechte Sache sei. Im Interview mit Susie Linfield sieht er in einem ähnlichen Spagat die Lösung für die festgefahrenen Nahost-Verhandlungen, bei denen die Palästinenser nicht auf ihr Rückkehrrecht verzichten wollen: "Der richtige Weg wäre, auch ohne Friedensplan für das Ende der Besatzung zu arbeiten. Es ist geradezu kriminell, dass die rechte Regierung einen solchen Friedensplan nicht einmal vorlegt. Es wäre ihre moralische Pflicht, das zu tun und für dessen Implementierung zu sorgen, sobald die Palästinenser dazu bereit sind. Aber eigentlich würde ich darauf nicht warten wollen. Wir können uns nicht zu Geiseln dieser Hoffnung machen. Deswegen müssen wir eine Art unilateralen Ansatz finden, den wir mit den Palästinensern koordinieren. Wiederholen wir nicht den Fehler von Gaza, der ein schlichtweg brutaler Unilateralismus war. Wir ziehen ab, vergessen die Leute, kümmern uns nicht um sie und lassen sie verrotten. Und dann kam die Hamas. Das war falsch. Aber wenn Frieden im Moment nicht möglich ist, die Besatzung jedoch unmoralisch und gefährlich, müssen wir ohne Frieden mit der Besatzung fertig werden. Versuchen wir einen graduellen, vorsichtigen, wohlüberlegten Abzug [aus den Siedlungen der Westbank]. Ich bin überzeugt, die Palästinenser würden die Lösung tief in ihrem Inneren begrüßen, weil es sie nicht zwingen würde, Zugeständnisse zu machen, die sie nicht machen können."
Archiv: Guernica

Telerama (Frankreich), 11.01.2014

Der französische Feminismus habe sie sehr inspiriert, erklärt die amerikanische Philosophin Judith Butler in einem Gespräch mit Juliette Cerf. Die Pionierin der Gender-Theorie spricht darin auch über die Proteste gegen die Homo-Ehe in Frankreich, Simone de Beauvoir und den merkwürdigen Umstand, dass die illegalen Immigranten unter den Opfern von 9/11 von der kollektiven Trauer ausgeschlossen sind. Beauvoir würdigt sie als bedeutende Vorläuferin ihrer eigenen Gender-Theorie - und bezieht sich auf Beauvoirs berühmten Satz: "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es": "Als ich diese Seiten las, fragte ich mich, was dieses 'man wird es' bedeutet? Ein Geschlecht? Das eigene Geschlecht? Gibt es einen Punkt, wo ich mein Geschlecht geworden bin, wo ich in meinem Gechlecht angekommen bin? Nein, denn Gender ist ein Prozess, ein ständiges Werden. Diese Überlegung steht am Ursprung meiner Theorie der Performativität. Was ich zeigen wollte, war, dass eine totale Emanzipation vom Geschlecht nicht möglich ist. Es gibt keinen Punkt, wo es kein Gender mehr gibt, wir sind stets zutiefst vom Gender geformt."
Archiv: Telerama

Chronicle (USA), 06.01.2014

Zum fünfzigsten Geburtstag der New York Review of Books teilt der Historiker Russell Jacoby Lob aber mehr noch Kritik aus. Ganz schön behäbig und prätentiös ist sie geworden, die einstmals so gefeierte Zeitschrift, die Robert Silvers nach dem Tod der Mitbegründerin Barbara Epstein allein herausgibt, findet er: "Abgesehen von ihren weitschweifigen und vorsichtigen Buchkritiken stört an der NYRB ihre Engstirnigkeit, ihre Anglophilie, ihre Ergebenheit für in New York lebende Autoren und ihre Liebesaffäre mit Ivy-League-Professoren. Aber am meisten stört das Fehlen einer jüngeren Generation. Das ist die Beschwer. Als Silvers mit der NYRB begann, war er 33 und Epstein war 34. Autoren der ersten Ausgabe wie Susan Sontag und Gore Vidal war auch in ihren Dreißigern. Fünfzig Jahre später ist Silvers 83, aber wo sind die jüngeren Stimmen?"
Archiv: Chronicle

New Republic (USA), 06.01.2014

Adam Kirsch bespricht Claudia Roth Pierponts Biografie (Leseprobe) über Philip Roth und macht - wenig überraschend- zwei große Themen in Roth' Werk aus: Sex und sein Judentum. Beim Thema Sex findet Kirsch, das Roth' Werk merklich gealtert sei. Roth selbst sei sich dessen in seinen späten Romanen bewusst geworden: "In 'The Humbling' ('Die Demütigung', 2009) und 'Exit Ghost' (2007) stellt er noch einmal die Gleichung zwischen Impotenz und Tod auf. Roth hat seine Meinung über Sex nicht geändert. Aber er sah ein, dass Sex, um moralisches und fiktionales Gwicht zu bekommen, eine Kraft des Widerstands sein muss - gegen den Vater, die soziale Ordnung, den Tod. Nur das Verbot macht die Überschreitung möglich. Aber das Verbot verblasste schon in der Kultur, für die er schrieb."
Archiv: New Republic

Nepszabadsag (Ungarn), 11.01.2014

Der Wirtschaftstheoretiker und Publizist György Marosán sieht in der gegenwärtigen politischen Kultur des Landes ein Hindernis bei der Lösung der Probleme. So lehnt er auch einen dogmatischen Linksruck, gewissermaßen spiegelverkehrt nach dem Vorbild der Konservativen, ab. "Jede Partei geht davon aus, dass es nur eine moralisch fundierten Ansicht gibt: ihre eigene. Wer die Welt anders sieht, ist entweder töricht oder böse, oder beides. Wenn ein Politiker etwas durchsetzen möchte - neue Steuerschlüssen, eine Rentenerhöhung oder die Zulassung der Abtreibung - dann wird das Problem immer aus der Sphäre der Rationalität herausgehoben und zu einer moralischen Frage erklärt. Eine Untersuchung über die Wirkung gibt es nicht, was die Wissenschaft sagt, ist uninteressant. Umsonst sagt die Vernunft: denke über die Folgen nach, höre den anderen zu, überlege und mache einen Kompromiss. Die Parteien verkünden aus ihren unhinterfragbaren moralischen Grundhaltungen heraus: die Nation, die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Gleichheit, die Ehre sind nicht zu verkaufen! Kompromissbereitschaft ist heute Verrat. (...) Das Problem ist aber, dass wir heute ausschließlich mit Themen konfrontiert sind, die gerade nicht aus der Perspektive eines einzigen Interesses, einer einzigen moralischen Auffassung gelöst werden können."
Archiv: Nepszabadsag
Stichwörter: Abtreibung, Wissenschaft

Vice (USA), 11.01.2014

Sarg oder Urne - das ist im wesentlichen die Wahl für eine Leiche. Doch man kann sein Nachleben auch als blitzendes Objekt am Finger eines geliebten Menschen verbringen. Die Schweizer Firma Algordanza bietet die Verwandlung einer Leiche in einen Diamanten an. Und das geht so: Nach der Verbrennung wird die Asche mit verschiedenen Chemikalien behandelt, um das Karbon herauszufiltern. Dieses wird in Grafit umgewandelt und in eine Maschine gesetzt, die die Konditionen nachahmt, unter denen Diamanten im Erdinnern entstehen - nur viel schneller. Nach ein paar Monaten hat man seinen Diamanten. 4 Karat im Rohzustand, 1 bis 1,8 Karat geschliffen. "Grundsätzlich hängt die Größe des Diamanten davon ab, wie lange das Grafit in der Maschine bleibt", erklärt Mitbegründer Rinaldo Willy. "Je länger der Prozess, desto größer der Diamant. Aber sie hängt auch von der Qualität der Asche ab. Wenn eine Person zum Beispiel falsche Zähne oder eine Prothese trug oder bestimmte Medikamente einnahm, kann das die Asche verunreinigen und die Qualität des Diamanten mindern. Solche Dinge können auch die Farbe des Steins beeinflussen. Menschen, die sich zum Beispiel einer Chemotherapie unterziehen mussten, werden in der Regel Diamanten mit einer sehr hellen Farbe. Aber wir wissen immer noch nicht, was genau die Farbe eines Diamanten erzeugt: unsere Diamanten sind in der Regel blau, wegen der Spuren von Bor im menschlichen Körper, aber jede Person verwandelt sich in einen anderen und einzigartigen Diamanten - von kristallklar bis fast schwarz."
Archiv: Vice
Stichwörter: Der Prozess, Medikamente, Urnen, Vice