Magazinrundschau
Orgien der Untreue
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
28.05.2013. Im New Yorker spielt David Sedaris Gästezimmer-Gambit. In El Pais Semanal hat Javier Cercas andere Sorgen als die Monarchie. Der Rolling Stone besucht Daft Punk. Verehrung für den ältesten Sohn kann tödlich sein, stellt die NYRB mit Blick auf Mutter und Vater Tsarnaev fest. In National Geographic träumt Phyllis Batumbil vom traditionellen Aboriginesleben, aber mit Webseite. MicroMega findet in Italien keinen Arzt für eine Abtreibung. Der Economist verschlüsselt jetzt auf Photonenbasis. Wieviel sexuelle Lust darf eine Frau haben, bevor die Gesellschaft zerspringt, fragt die NYT.
Economist | Nepszabadsag | Buzzfeed | MicroMega | New York Review of Books | HVG | National Geographic | New Republic | Eurozine | Port | Rolling Stone | Open Democracy | New York Times | Prospect | Le Monde | New Yorker | El Pais Semanal
National Geographic (USA), 01.06.2013

Prospect (UK), 24.05.2013

Le Monde (Frankreich), 23.05.2013

Zwei Artikel liefern die erwartbaren Reaktionen: Ludivine Bantigny (hier) und François Cusset (hier) beklagen vor allem, dass die Protestbewegung um die ehemalige Komikerin Frigide Barjot den 68ern das Copyright auf gewisse Protestformen und Slogans geraubt habe. Die Philosophin Chantal Delsol tritt dagegen aus offenbar linkskatholischer Sicht für die Protestbewegung ein und wünscht sich eine Linke, die die "totalitäre" Schwulenehe aus Gründen einer "Ökologie des Menschen" ablehnt. Allein der Soziologe Jean-Pierre Le Goff findet auch ein paar kritische Worte für die gerade in den französischen Medien hegemonialen 68er: Diese Altlinken würden sowohl übersehen, dass die neue Protestbewegung kein Remake des Faschismus ist und dass unter den Demonstranten viele junge Leute seien. "Statt diese Fragen anzugehen, kuschelt sich die wohlmeinende Linke in ihrem Gemeinschaftsgefühl ein und weist sich selbst die schöne Rolle des Antifaschisten zu. Währenddessen zerfällt die französische Gesellschaft immer mehr - nicht nur aus ökonomischen und sozialen, sondern gerade auch aus kulturellen Gründen."
New Yorker (USA), 03.06.2013

El Pais Semanal (Spanien), 26.05.2013

Economist (UK), 25.05.2013

Außerdem drängt der Economist die EU, ihre Krise endlich zu bewältigen, schreibt Obamas zweite skandal- und krisengeschüttelte Amtsperiode noch nicht völlig ab und empfiehlt den Besuch des wiedereröffneten Lenbachhauses in München.
Nepszabadsag (Ungarn), 25.05.2013

Buzzfeed (USA), 24.05.2013

MicroMega (Italien), 27.05.2013

New York Review of Books (USA), 06.06.2013

Außerdem: Sheryl Sandbergs Buch "Lean In" ist keine feministische Lektüre, sondern ein branchentypischer Ratgeber für beruflichen Erfolg, meint Anne Applebaum. Mark Ford liest neue Bücher zu Nabokovs "Lolita". Jerome Groopman lobt ein Buch der Autistin Temple Grandin über das autistische Hirn. Jenny Uglow vertieft sich in eine Kulturgeschichte der Gabel. Und James Gleick lernt von dem Physiker Lee Smolin, dass Zeit doch etwas ganz Reales ist.
HVG (Ungarn), 15.05.2013

New Republic (USA), 27.05.2013

In der Titelgeschichte watscht Evgeny Morozow erwartungsgemäß Eric Schmidt und Jared Cohen für ihr Buch "The new digital age" ab. Und Sam Carter stellt drei Romane lateinamerikanischer Autoren vor, die fast noch Kinder waren, als in ihren Ländern die Diktatur fiel: "Ways of Going Home" des Chilenen Alejandro Zambra, "My Fathers' Ghost Is Climbing in the Rain" des Argentiniers Patricio Prons und und "The Sound of Things Falling" des Kolumbianers Juan Gabriel Vásquez.
Eurozine (Österreich), 21.05.2013

Frederik Stjernfelt, der sich immer als Linker gefühlt hat, stellt in The New Humanist fest, dass Kritik an Religion - an islamischer ebenso wie an christlicher - selbst einen Dänen heute zwischen alle Stühle setzt: "Wer einen klassischen Aufklärungsstandpunkt vertritt, ist heute einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt - gegen die Multikulturalisten auf der Linken und die Monokulturalisten auf der Rechten - beide behaupten, Sie stünden im jeweils anderen Lager. In der jetzigen Debatte ist es daher eine Hauptaufgabe, eine dritte Position zu behaupten, eine universale aufklärerische Position, die den autoritären Trend der anderen beiden zurück weist."
Port (UK), 22.05.2013

Rolling Stone (USA), 06.06.2013

Auf Youtube lernen wir unterdessen, wie man am besten zur ersten Single "Get Lucky" tanzt:
Open Democracy (UK), 21.05.2013

New York Times (USA), 25.05.2013

Die Titelgeschichte des New York Times Magazines ist passenderweise der Suche nach einer sexuelle Lust stimulierenden Pille für Frauen gewidmet, die der Pharmaindustrie laut Daniel Bergner ebenfalls ein Tugendproblem beschert: "Was, wenn sich in Versuchen ein Medikament als zu wirksam erweist? Mehr als ein Branchenberater erklärte mir, dass Firmen die Aussicht beängstigt, die Ergebnisse ihrer Studien könnten zu gut sein und die FDA eine Anwendung ablehnen, aus Angst, dass ein Stoff zu weiblichen Exzessen führen könnte, zu Orgien der Untreue, gesellschaftlicher Zersplitterung. 'Man möchte gute Ergebnisse, aber nicht zu gute', sagt Andrew Goldstein, der die Studie in Washington durchführt. 'Wir haben viel darüber diskutiert', berichtet er von seiner Beteiligung an der Entwicklung von Flibanserin, 'wichtig war zu zeigen, dass wir Frauen nicht in Nymphomaninnen verwandeln'. Er staunt immer noch über die tief verwurzelten Vorstellungen von Sittlichkeit, die aus dem sprachen, was er zu hören bekam. 'Es gibt Befangenheit - eine Angst davor, die sexuell aggressive Frau zu schaffen.'"
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