Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
08.12.2003. In der London Review erinnert sich der Philosoph Richard Wollheim an einen Tanzabend in Bergen-Belsen. Im mexikanischen Magazin Etcetera erzählt Gabriel Garcia Marquez die Geschichte der Ana Magdalena Bach. Die New York Review of Books verfängt sich in Ananses Netz. In Le Point leitet Roger Pol-Droit den Antisemitismus aus der Aufklärung her. Der Economist fordert zero tolerance für falsche Kommata.

London Review of Books (UK), 04.12.2003

Anstatt die Improvisation ständig schönzureden, sollte man sich lieber fragen, wie sich gute Improvisation von schlechter unterscheidet, meint der Philosoph Richard Wollheim und erinnert sich an einen gespenstischen Tanzabend in Bergen-Belsen, der britische Soldaten und Überlebende des Frauen-KZs Bergen-Belsen zusammenbringen sollte. Doch die Frauen wussten nicht, worum es ging, und die Männer hatten keine Ahnung, wer diese Frauen waren. "Sie entblößten ihren linken Arm bis zum Ellenbogen und zeigten eine lila eintätowierte Zahlenreihe, die als bloßer Hinfahrtsschein für die Transporte gedacht war. Die Soldaten, die nicht ahnten, wem sie da gegenüberstanden, glotzten sie an. Die Frauen fuhren mit ihren Erklärungen fort, bis ein Soldat oder vielleicht mehrere, da sie glaubten, dies sei schlecht verkleidetes Flirten, die Frau, mit der sie gerade sprachen, auf die Tanzfläche zogen. Ich weiß nicht genau, was dann passierte, aber binnen Sekunden war eine Schlägerei ausgebrochen. (?) Die Musiker spielten lauter und schneller, doch ich beschloss, die ganze Sache abzublasen, die Soldaten in die Wagen zu kriegen und so schnell es ging nach Hause zu fahren. Ob wir im Dunkeln fuhren oder ob es noch hell war - wie ich vermute - ich kann mich einfach nicht erinnern."

Weitere Artikel: Bruce Cumings ärgert sich über die schlingernde und destruktive Nordkoreapolitik der USA. E. S. Turner hat in Donald Thomas' Buch "An Underworld At War" die Listen und Tücken des Überlebens an der britischen Heimatfront kennengelernt. Auf der Suche nach einem Gegengift zu Paul Burells Memoiren (letzte Ausgabe) glaubt Thomas Jones in Henry Greenes "Loving" Trost zu finden, doch dessen mit Druckfehlern verseuchte Neuausgabe lässt ihn eher über Texterkennungsprogramme und Verlagspolitik nachdenken. Und schließlich steht Peter Campbell gebannt vor Eric Ravilious' Bildern im Imperial War Museum: "Es ist schwierig herauszufinden, wo die Quelle des Gefühls liegt, das viele der Bilder vermitteln, nämlich dass es sich um Traumlandschaften handelt, Orte, von denen man weiß, dass sie real sind, die aber so aussehen, als wäre etwas geschehen oder würde noch geschehen, das außerhalb der gewöhnlichen Erfahrung liegt."

Nur in der Printausgabe kann man lesen, wie Jean Moulins Image sich vom Widerstandskämpfer zum Märtyrer verschiebt.

Etcetera (Mexiko), 01.12.2003

"Die anderen Geheimnisse dieses extravaganten Hotels waren für Ana Magdalena Bach nicht so einfach zu entschlüsseln. Als sie sich eine Zigarette anzündete, sprang eine klingelnde und leuchtende Alarmanlage an, und eine autoritäre Stimme sagte ihr in drei Sprachen, dass sie sich in einem Nichtraucher-Zimmer befand, das einzige, das sie in dieser Messe-Nacht gefunden hatte". So beginnt "Die Nacht der Mondfinsternis", eine bislang nur in lateinamerikanischen Medien veröffentlichte Kurzgeschichte von Gabriel Garcia Marquez, die nun von der mexikanischen Medienzeitschrift Etcetera freigeschaltet worden ist. Die wahre Identität des galanten Liebhabers, den Ana Magdalena Bach in jener Nacht kennen lernt, stellt sich übrigens erst Jahre später heraus.

In diesen Zeiten gerade in Deutschland sehr lesenswert auch die (zuvor schon in der kolumbianischen Zeitschrift Cambio veröffentlichten) Gedanken von Garcia Marquez zum Interview als journalistischem Genre. Der Nobelpreisträger sieht da eine ganze Menge Probleme: "Jeder glaubt, er könne ein Interview machen, und deswegen werden häufig die Anfänger mit vier Fragen losgeschickt, auf dass sie sich auf wundersame Art und Weise in Journalisten verwandeln". Aufnahmegeräte sollten seiner Ansicht nach in der Tasche bleiben; sie sind einer aufmerksamen Gesprächsführung wenig zuträglich. Und überhaupt: "Der Interviewte wird immer die Gelegenheit dazu nutzen, das zu sagen, was er will, dem Interviewer dafür aber die Verantwortung zuzuschieben."

Wie spätestens seit "Nachricht einer Entführung" und dem ersten Band seiner Memoiren bekannt, ist Garcia Marquez in journalistischen Gefilden mehr als bewandert. 1982 trug er sich sogar mit dem Gedanken, in Kolumbien eine eigene Zeitung zu gründen. Warum es dann doch nicht dazu kam, schildert sein argentinischer Weggefährte Tomas Eloy Martinez: Der Schriftsteller konnte es einfach nicht lassen, sich ganz und gar seinen Roman zu widmen.
Archiv: Etcetera

New York Review of Books (USA), 18.12.2003

"Möge Ananses Netz die Welt umspannen", ruft Kwame Anthony Appiah, Philosophie-Professor in Princeton (mehr), in heller Begeisterung über eine von Nelson Mandela herausgegebene Sammlung afrikanischer Volksmärchen. Sie alle beginnen mit den magischen Worten "Ananse sagt", wobei es sich, wie Appiah erklärt, bei Kwaku Ananse um eine fürchterliche Spinne handelt. Bemerkenswert das jahrhundertealte Märchen "Natiki" aus dem Namaqualand im südlichen Afrika, in dem es um ein junges, hübsches Mädchen mit zwei grässlichen Schwestern geht, die dem armen Ding jegliche Freude missgönnen ...

Henry Siegman geht hart mit Ariel Sharons Politik beziehungsweise Krieg gegen den Terrorismus ins Gericht: "In diesem Krieg ist der palästinensische Terror nicht ein Feind, sondern ein unabdingbarer Verbündeter, der Sharon den Vorwand geliefert hat, mit dem Bau jüdischer Siedlungen in der Westbank und im Gaza-Streifen fortzufahren." Mark Danner berichtet aus dem Irak, wo ihm amerikanische Offiziere beigebracht haben, Terror als Großes Theater zu betrachten. Jeff Madrick sieht die letzte Schlacht um das amerikanische Gesundheitssystem aufziehen.

Edmund S. Morgan feiert Gore Vidals Buch über die amerikanischen Gründerväter "Inventing a Nation". Wie immer verbinde Vidal abstruse Analyse mit wunderbar lebendiger Beschreibung: "Es ist, als sitze Vidal mit uns im Schaukelstuhl am Kamin und erzähle uns von alten Freunden." Daniel Mendelsohn fragt sich, wie Quentin Tarrantino es schafft, die Zuschauer immer wieder in Angst und Schrecken zu versetzen, ohne etwas vom realen Leben zu wissen. Geoffrey O'Brien hat sich Clint Eastwoods Film "Mystic River" angesehen.

Moskowskije Novosti (Russland), 07.12.2003

Die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja kritisiert unter der Überschrift "Christentum ohne Barmherzigkeit?" Alexander Solschenizyns Demontage seines verstorbenen früheren Mitarbeiters, Vertrauten und Weggefährten Vadim Borissov. In seinen Memoiren unterstellt Solschenizyn ihm "Unzuverlässigkeit und Machtmissbrauch", weil Borissov sich seinerzeit gezwungen sah, Solschenizyns Bücher ohne Rücksprache bei einem Verlag veröffentlichen zu lassen. Ulitzkaja hält jede Art von "Solschenizyn-Kult" für übertrieben, auch wenn der Regimegegner Jahre der Verbannung in Arbeitslagern und in Sibirien überlebt hat: "Wem hat Solschenizyn mit Büchern wie 'Archipel Gulag' ? denn die Augen geöffnet? Bestimmt nicht denen, die im Gulag saßen (die eine Hälfte der Bevölkerung) und auch nicht denen, die die Gulags verteidigt haben (die andere Hälfte der Bevölkerung). ? Nur der Westen hat ihm Gehör geschenkt. Und zwar nicht, weil er der erste war, der aus dem Lager berichtete. Sondern weil er ein Held war, der siegreich aus der Schlacht zurückgekehrt war." Auch wenn Solschenizyn in den letzten Jahren in erster Linie durch Realitätsverlust, Antisemitismus und Verleumdungen auf sich aufmerksam gemacht hat, erinnert Ulitzkaja an seine einstmals guten Absichten: "Jahrzehntelang dachte ich, die Russen hätten seine Botschaft verstanden, aber das bezweifle ich heute. Wenn sie wirklich auf ihn gehört hätten, hätten sie nicht dreißig Jahre später mit überwältigender Mehrheit einen Ex-KGB-Oberstleutnant zum Präsidenten gewählt."

Point (Frankreich), 04.12.2003

Auch in Frankreich, wo zur Zeit viel von einem neuen Antisemitismus die Rede ist, hat die von der EU unterdrückte Studie zum Thema für Aufruhr gesorgt. In mehreren neuen Büchern wird dieser neue Antisemitismus zudem essayistisch reflektiert. Alain Finkielkraut hat "Au nom de l'autre" veröffentlicht. Der bekannte Publizist Roger Pol-Droit bespricht in Le point ein Buch des Philosophen Jean-Claude Milner ("Les penchants criminels de l'Europe democratique ", Verdier), der den modernen Antisemitismus direkt aus der Aufklärung herleitet: "Die Aufklärung hat das Begriffspaar 'Problem - Lösung' ins Zentrum unserer Verstehensprozesse gesetzt. Die Gesellschaft erzeugt 'Probleme' (heute zum Beispiel die Arbeitslosigkeit), und die Politik muss die 'Lösung', möglichst eine definitive Lösung für dieses Problem finden, sonst taucht es wieder auf. Und so sind die Juden in den Augen der Aufklärung und zumal der Französischen Revolution als ein besonderes, zu lösendes Problem erschienen... In Europa entwickelte sich ein Denken der Universalität des Menschen, in deren Namen alle Partikularismen aufgelöst werden müssen." Hitlers "Endlösung", so heißt es weiter unten sei sein einziger Sieg. Und Pol-Droit zitiert einen drastischen Satz Milners: Der europäische Friede "trägt auf ewig die unauslöschlichen Spuren des Zyklon B".
Archiv: Point

New Yorker (USA), 15.12.2003

Wiederholen die USA mit ihrem Anti-Aufruhrkonzept im Irak Fehler, die sie in Vietnam gemacht haben?, fragt sich Seymour M. Hersh in seiner Reportage. "Im Pentagon begreift man allmählich, dass die Unruhen nicht einfach gestoppt werden können, indem man Saddam Hussein und dessen inneren Kreis festsetzt oder tötet. Die neue Operation der eingesetzten Special Forces geht vielmehr gezielt gegen die im Untergrund agierenden Anhänger der Baath-Partei vor. Allerdings zeigten sich viele Beamte, mit denen ich sprach, skeptisch gegenüber den Regierungsplänen. Viele befürchten, dass das vorgeschlagene Vorgehen - "vorbeugende Verbrecherjagd", wie es ein Pentagonberater bezeichnete - droht, ein zweites Phoenix-Programm zu werden. Phoenix war der Codename für ein Anti-Aufruhrkonzept der USA während des Vietnamkriegs, als Teams von Spezialeinheiten losgeschickt wurden, Vietnamesen gefangen zu nehmen oder zu töten, von denen man glaubte, dass sie mit dem Vietcong zusammenarbeiteten oder sympathisierten."

Weitere Artikel: Zu lesen ist die Erzählung "Recuperation" von Roddy Doyler, eine Glosse in Form eines Standup-Sketchs von Larry Doyle, Rebecca Mead berichtet vom Ball der Lebensmittelallergiker in Manhattan, und Ben McGrath porträtiert die Künstlerin Barbara Ernst Prey, die die diesjährige Weihnachtskarte des Weißen Hauses gestaltet hat.

"Unwiderstehlich" findet Peter Schjeldahl eine Retrospektive des "satirischen und surrealistischen" Malers John Currin im Whitney Museum. Hilton Als bespricht das Musical "Never Gonna Dance", das auf dem Klassiker "Swing Time" mit Fred Astaire and Ginger Rogers basiert. Adam Gopnik stellt Bücher über Wolkenkratzer vor, die deren Neigung analysieren, immer "höher und höher" zu werden. Anthony Lane war schließlich im Kino und sah "Big Fish" von Tim Burton mit Ewan McGregor und Albert Finney und das Debüt "Girl with a Pearl Earring" von Peter Webber, die Geschichte des Mädchens auf dem berühmten Gemälde von Vermeer.

Nur in der Printausgabe: ein Text über den amerikanischen Schriftssteller, Lyriker und Philosophen Henry David Thoreau (mehr hier), eine Analyse der Pläne für den israelisch-palästinensischen Friedensprozess und Lyrik von Kevin Young und Franz Wright.
Archiv: New Yorker

Economist (UK), 05.12.2003

Sie haben eine Schwäche für Kommata? Ein Herz für Semikolons? Sehen Sie sich vor, denn auch in punkto Satzzeichen herrscht neuerdings "zero tolerance", glaubt man dem vorweihnachtlichen Bestseller "Eats, shoots and leaves". Auch der Economist kann sich der Schlagkraft der Beweise nicht entziehen, die keinen Zweifel daran lassen, welch fatale Folgen falsches Kommasetzen haben kann: "Ein Panda kommt in ein Cafe. Er bestellt ein Sandwich, isst es, zieht eine Pistole und schießt. Als er das Lokal verlassen will, fragt ihn der Ober, warum er das getan hat. Der Panda zeigt ihm ein fehlerhaftes Tierhandbuch. Der Ober liest: 'Panda: Großes schwarz-weißes bärartiges, in China angesiedeltes Säugetier. Eats, shoots and leaves.' " So einfach können aus Sprossen und Blättern Kanonen werden. Etwas delikater geht es bei James Thurber zu, den jemand fragte, warum im Satz "After dinner, the men went into the living room" ein Komma sei. "Dieses eine Komma", erklärte Thurber, "war Ross' Art, den Männern Zeit zu lassen, ihre Stühle zurückzuschieben und aufzustehen".

Auch die Briten haben ihr Guantanamo Bay, erklärt der Economist, denn den 22 in Großbritannien unter Terrorismus-Verdacht stehenden Inhaftierten stehen zwar Anwälte zur Verfügung (im Unterschied zum amerikanischen Guantanamo Bay), doch diesen Anwälten wird aus Sicherheitsgründen keine Einsicht in die Beweislage gegen ihre Mandanten gewährt.

Weitere Artikel: Im Aufmacher räumt der Economist mit der Vorstellung auf, der sinkende Dollar-Kurs müsse unweigerlich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise führen. Ruhe in Frieden oder lebe in Frieden? Wie Iraks Zukunft aussieht, ist für den Economist Ansichtssache. Außerdem Neues aus der Forschung: Beam me up, Scotty! - Kann man mit Antimaterie Krebs heilen? Und schließlich werden die Bücher des Jahres 2003 präsentiert.

Leider nur im Print zu lesen ist ein Porträt von Donald Rumsfeld, ganz Staatsmann, ganz Dichter.
Archiv: Economist

Times Literary Supplement (UK), 05.12.2003

Jahrzehntelang schlummerte das Manuskript in den Archiven, nun hat es der Historiker Gerhard L. Weinberg herausgegeben: Hitlers so genanntes "Zweites Buch", das wahrscheinlich 1928 entstanden ist, damals jedoch nicht verlegt wurde, weil die Verkaufschancen eher schlecht aussahen. Jeremy Noakes begrüßt die Publikation mit dem peppigen Untertitel "The unpublished sequel to Mein Kampf": "Wir können uns glücklich schätzen, Zugang zu einem Dokument zu haben, das uns wertvolle Einsicht in die Entwicklung der Ideen gibt, die Hitlers Außenpolitik nach 1933 formten". Im Wesentlichen geht es darin um Hitlers Anschauungen zu Südtirol, zum französischen Erbfeind, einem Bündnis mit England und zum "Lebensraum", wie Noakes erklärt: "Sein Wert liegt auch darin, dass es zeigt, wie stark Hitler an seinen grundlegenden ideologischen Vorstellungen festgehalten hat."

Weiteres: Bharat Tandon stellt gleich acht Bücher über Thomas Hardy vor, den Dichter mit der Liebe zu Insekten, dem wir die Erkenntnis verdanken, dass das Leben aus einer einzigen Reihe von Nadelstichen besteht. Robert Irwin bespricht James Knox' Biografie des Reiseschriftstellers Robert Byron. Jane Jakeman rümpft die Nase über die lieblosen Rezepte von Starkoch Gordon Ramsay: Viel zu wenig Butter für die Spätzle! Nicholas Wadley schließlich hat die große "Gauguin-Tahiti"-Ausstellung in Paris besucht.

Espresso (Italien), 11.12.2003

Umberto Eco hat ein französisches Buch über Philosophinnen des Altertums gelesen und wundert sich, warum er von diesen noch nie was gehört hat. Chauvinistische Philosophen sind der Grund, vermutet er. Es habe immer weibliche Denker gegeben, sie wurden nur totgeschwiegen. Dieser Arroganz setzt er Humor entgegen. "Die alte philosophische Annahme, dass der Mann im Unendlichen sinnen kann während die Frau dem Endlichen Sinn verschafft, kann auf vielerlei Weise gelesen werden: zum Beispiel, dass der Mann, da er keine Kinder gebären kann, sich mit den Paradoxen des Zenon tröstet."

Außerdem beschäftigt sich der Espresso mit dem Israel-Besuch Gianfranco Finis, Chef der post-faschistischen Alleanza Nazionale: Bevor er sich die modern gemäßigten Varianten der AN-Protagonisten ausmalt, dankt Michele Serra in seiner Satirekolumne Fini dafür, dass der den Juden nun offiziell und im Namen Italiens vergeben habe, sich so gegen die Rassengesetze gesträubt zu haben. Die Titelgeschichte gibt sich ernster. In einem langen Artikel analysiert Marco Damilano nicht nur den politischen Schachzug an sich, sondern Finis Träume gleich mit. "Nach der Reise nach Jerusalem will Fini kein 'Ex-' mehr sein, sondern ein 'Post-': Post-Faschist, sicher. Vor allem aber Post-Berlusconi."
Archiv: Espresso
Stichwörter: Eco, Umberto

Spiegel (Deutschland), 08.12.2003

In einem kurzen Artikel begründet der Spiegel, warum eine Ummeldekarte aus dem Frühjahr 1943 der Beweis dafür sein könnte, dass Walter Jens seitdem von seiner NSDAP-Mitgliedschaft gewusst haben musste: Automatische Ummeldungen, etwa durch die Einwohnerbehörden, habe es nicht gegeben.

Weitere Artikel: Alexander Osang war bei der Premiere des Broadway-Musicals "I'm my own wife", das die Geschichte des Berliner Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf erzählt. Rüdiger Falksohn und Padma Rao berichten über die Pläne zur Sanierung des größten Elendviertels in Asien: Es liegt in Mumbai, auch bekannt als Bombay. Der Musikkanal Viva hat "Teile seiner heiß begehrten Clip-Rotation heimlich exklusiv für die Plattenfirma Universal reserviert", berichtet Thomas Schulz, die "Musikbranche tobt, der Sender muss medienrechtliche Konsequenzen fürchten". Und im Interview zeigt sich der neue Sat1-Chef Roger Schawinski sensibel für das, was alle am brennendsten interessiert: "Harald Schmidt verhandelt gerade mit ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner über die Vertragsverlängerung für das nächste Jahr. Angst, dass er abwandert?" Darauf Schawinski: "Nein. Schmidt war der Erste, den ich am Freitagmorgen angerufen habe. Wir werden uns diese Woche treffen."

Nur im Print: Artikel über den "Self-made Historiker" Jörg Friedrich., über Dario Fos Attacken gegen Silvio Berlusconi, über eine Ausstellung der Fotografien von Jean Baudrillard in Kassel und über Tom Cruise' neuen Film "Last Samurai".
Archiv: Spiegel

New York Times (USA), 07.12.2003

David Kelly kann den in der Art einer Oral History erstellten offiziellen Band zur Geschichte der Monty Pythons ("The Pythons") wärmstens empfehlen. Beinahe hätte es die Serie ja nie gegeben, weiß er jetzt: "Bevor 'Monty Python's Flying Circus' im Oktober 1969 erstmals auf Sendung ging, beschwerte sich der Chef der Abteilung 'light entertainment' bei seinem Direktor: 'Hören Sie, Sie müssen wegen dieser Show etwas unternehmen. Sie ist einfach nicht lustig. Es ist nicht lustig, wenn ein Mann aus dem Meer steigt, Richtung Kamera läuft und sagt: 'Es ...'". (Hier gibt es einige Original-Drehbücher zu Python-Sketchen).

Herauszuheben wäre noch Adrian Nicole LeBlancs "Random Family", ein Reportagenband über das Leben zweier puerto-ricanischer Mädchen in der Bronx, über den Margaret Talbot schwärmt: "Dieses Buch hat zehn Jahre Entstehungszeit gebraucht, und es kann gut und gerne zehn Jahre Lektüre vertragen." "Kohärent, ausgewogen und unterhaltend" findet Robert Gottlieb Nancy Reynolds and Malcolm McCormicks Geschichte des Tanzens der vergangenen hundert Jahre. Und als so spannend und atmosphärisch wie lange nicht mehr lobt Patricia T. O'Conner den neuesten Adam-Dalgliesh-Detektivroman von P. D. James. Vorgestellt werden außerdem die besten Bücher des Jahres.

Im New York Times Magazine porträtiert Samantha M. Shapiro die jungen Leute, die den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Howard Dean unterstützen.
Archiv: New York Times