27.06.2002. In Klagenfurt wird wieder um die Wette gelesen. Wir bringen alle einschlägigen Links.
1. Juli Nun sind sie
vorbei, die 26. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Alle haben sie
gelesen - einige
gewonnen. Es waren dieses Jahr die Schweigsamen, die Einsamen und Nichtigen, die die Lorbeeren ernteten. Der diesjährige
Ingeborg-Bachmann-Preis ging an den Österreicher
Peter Glaser für seinen Text "Geschichte vom Nichts" (
hier kann man ihn lesen), der laut Jury-Mitglied Thomas Widmer der "welthaltigste aller Texte" gewesen sei. Doch es wurden auch noch andere Preise vergeben:
Annette Pehnt wurde für "Insel Vierunddreißig" (
lesen) mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, den Ernst-Willner-Preis bekam
Mirko Bonne für "Auszeit" (
lesen) zugesprochen, der 3-sat-Preis ging an
Raphael Urweider für "Steine" (
lesen) und zu guter letzt stimmte das Publikum per Internet-Voting für
Christoph W. Bauers "Aus.Stummen" (
lesen). Wie der Wettbewerb in der
Presse aufgenommen wurde, kann man in der heutigen
Feuilletonrundschau nachlesen.
27. Juni Nun lesen sie wieder. Gestern eröffnete
Hugo Loetscher mit der traditionellen "Klagenfurter
Rede zur Literatur" die
26. Tage der deutschsprachigen Literatur statt (hier geht's zur informativen aber grässlich
unübersichtlichen Homepage), auf denen unter anderem der begehrte
Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben wird. Heute morgen um 9 Uhr begann der eigentliche Wettbewerb: Im Stundenrhythmus lesen Jörg Matheis, Nina Jäckle, Markus Ramseier und Heinz D. Heisl. Am Nachmittag geht es ab 15 Uhr mit Lukas Bärfuss und Mirko Bonne weiter. Eine Liste mit allen Lesungen finden Sie
hier. Die Lesungen werden
live im Internet übertragen und sind auch auf
3sat zu sehen.
Wie alles begann kann man auf der Homepage der Klagenfurter Tage ausführlich nachlesen: Von der Idee eines Diskussionsforums für deutschsprachige Literatur, für das die
Gruppe 47 ideell Pate stehen sollte, zu ihrer Umsetzung 1977, also 30 Jahre nach dem berühmten Vorbild.
Doch in Klagenfurt herrschte
keineswegs nur Eintracht und Frieden in ehrfurchtsvoller Verbeugung vor der Kunst. Der Wettbewerb wurde immer wieder - mehr oder weniger öffentlich -
angefochten. Immer wieder erwachten Misstrauen und Kritik an der
"Prozedur", immer wieder stellte sich die Frage nach den
literarischen Bewertungskriterien. Wer mehr über
die einzelnen Ausgaben des Preises erfahren möchte, für den hat die Homepage gesorgt.
Wer ist dieses Jahr dabei? Melanie Arns (mit 22 Jahren jüngste Teilnehmerin),
Helga Glantschnig,
Elfriede Kern (
hier ein Interview), Markus Ramseler, Christoph Bauer, Peter Glaser, Jörg Matheis,
Raphael Urweider, Lukas Bärfuß,
Heinz D. Heisl, Roger Monnerat, Daniel Zahno,
Mirko Bonne, Nina Jäckle,
Annette Pehnt (
Porträt im Spiegel) und Norbert Zähringer.
Von den
16 Bewerbern kommen sieben aus Deutschland, drei aus Österreich und sechs aus der Schweiz.
Lese- und Hörproben sowie
Autorenporträts finden sich auf den
Autorenseiten der Klagenfurt-Homepage. Da nur nicht-veröffentlichte
Texte am Wettbewerb teilnehmen dürfen, sind sie auch erst
nach den jeweiligen Lesungen im Internet abrufbar.
Juroren sind dieses Jahr Konstanze Fliedl, Pia Reinacher, Denis Scheck, Robert Schindel, Ernst A. Grandits, Thomas Widmer sowie Burkhart Spinnen und Birgit Vanderbeke, selbst Preisträger des Bachmann-Preises.
Amüsant: Bis auf zwei Ausnahmen sind alle Autorinnen von den weiblichen und alle Autoren von den männlichen Juroren vorgeschlagen worden.
Und das erwartet uns dieses Jahr: Der eigentliche
Wettbewerb - die Lesungen und Diskussionen - beginnt am Donnerstag und dauert bis zum Samstag. Am Sonntag findet dann die Preisvergabe statt. Das genaue
Programm kann man auf der
Homepage unter "Radio- und TV-Programm" einsehen.
Die Lesungen und Diskussionen werden sowohl im Fernsehen auf
3sat und im Radio, auf Radio Kärnten und im ORF Kulturradio Ö1,
übertragen. Über das weitere Programm - Dokumentationen, Berichte usw. - kann man sich auch auf der
Homepage unter "Aktuelle Berichte" - "Pressespiegel" informieren.
Neuheit diesmal: ein
Publikumspreis, der per
Internet-Voting ermittelt werden soll! Weitere Informationen finden Sie bei
3sat.
Auch besondere Übersetzungsleistungen werden jedes Jahr mit dem
Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzer ("Translatio") gekürt, am vergangenen Sonntag zum fünften Mal. Die diesjährigen Preisträger heißen
Sead Muhamedagic in der Sparte "Übersetzung österreichischer Autoren" und (amüsanterweise war er es, der letztes Jahr die Festrede zur Preisverleihung gehalten hat) und
Dieter Hornig für seine Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche.
Nicht zuletzt wird auch an die
Förderung junger Autoren gedacht. Seit 1997 ermöglicht der
Literaturkurs jungen Autoren und Autorinnen, im Rahmen der Klagenfurter Tage vor größerem Publikum zu lesen. Erstmals erhalten die Stipendiaten des Literaturkurses dieses Jahr auch finanzielle Unterstützung.
Da bleibt nur noch die
Frage: Wie wird man überhaupt zu einem
jungen vielversprechenden Autor? Wie junge Autoren sich fit machen, dazu gibt es einen
Spiegelbericht und eine
junge-Autoren-Webseite.
Barbara Jantzen und Anja Koch