07.12.2007. Claus Kleber soll neuer Chefredakteur beim Spiegel werden, Mathias Müller von Blumencron Stellvertreter. Das Ende der Ära Stefan Aust und des Kulturchefs Matthias Matusseks hat die Fantasie der Blogs angeregt.
Das Ende der Ära
Stefan Austs und
Matthias Matusseks sorgt in den Blogs für Betroffenheit und Spott. Während sich die einen über das Ende des neoliberal gefärbten "Alphajournalismus" freuen, unken andere, was das Zeug hält.
Für hoffnungslos realitätsfern und selbstreferenziell
erklärt Klaus Jarchow Deutschlands "Alphajournalisten" in seiner
Medienlese: "In welcher Republik leben diese Menschen bloß? Hätten sie sich nicht in ihrem selbstbestätigenden Verlagsbunker vergraben, wo der Döpfner das bekräftigt, was der Degler beklagt, und der Diekmann zu erspähen meint, was der Aust befürchtet, dann müsste diesen
neokonservativen Meinungsführern doch endlich mal auffallen, dass alle diskursiven Kommandohöhen dieser Gesellschaft nicht von 68ern und Rotfrontkämpfern besetzt sind, sondern spätestens seit den frühen 90er Jahren von ihnen höchstselbst".
Oliver Gehrs, Ex-
Spiegel-Journalist und nun
Spiegel-Kritiker, feiert die jüngsten Personalentscheidungen besonders genüsslich. Zu
Austs Aus meint er in einem kurzen Gastbeitrag zum Blog des Medienjournalisten Stefan Niggermeier erleichtert: "Es wird aber auch Zeit. Noch nie hat ein Chefredakteur den Spiegel so wurstig gemacht wie Aust in den letzten Monaten." Sympathisch findet er die Entscheidung schon allein aus ökonomischen Gründen, schließlich habe Aust "bestimmt
eine Million im Jahr" verdient. Die vakante Stelle selbst besetzen
möchte Gehrs aber nicht, auch wenn ihn niemand darum gebeten hat. Stattdessen zelebriert er die zweite
Spiegel-Kündigung auf seinem montäglichen Spiegel-Vlog "Blattschuss" mit einer
Hommage an den "
Hosenträger-Journalisten" Matthias Matussek.
Inspiriert von einer Studie der Uni Wien, aus der hervorgeht, dass Hunde "
komplexe Farbfotos unterscheiden und in dieselben Kategorien einordnen können wie der Mensch",
lässt sich
Welt-Zapper Zippert zu der Idee hinreißen, den "cholerischen Kulturchef durch einen
gleichnamigen Pudel zu ersetzen" - das sei nämlich "billiger in der Haltung" und wenn der Ressortleiter mal anfange zu bellen, riefe man "einfach 'Platz, Matussek!', und die Sache ist erledigt".
In
Zettels Raum wird hingegen sehr
bedauert, dass mit Matussek ein Kulturchef gegangen sei, der "nicht im faden Einheitsbrei linker Konformität" herumgerührt, sondern "schon mal Gepfeffertes", gebracht habe, ohne Rücksicht darauf, ob er dadurch "als rückständig, ja als - horribile dictu
- konservativ" erscheinen würde.
Wie
cool sich Matussek bei all dem Hohn noch "frisch-fröhlich videobloggend" und Macbeth-zitierend öffentlich
ein Ei mit Hellmuth Karasek
braten kann,
findet Peter Turi indes bewundernswert: "Als wollte er sagen: Seht her, ich mach beim
Spiegel alles, notfalls sogar Küchendienst."
Anja Krieger
*
Aktualisierung vom 12. Dezember: FAZ und
Süddeutsche melden heute, dass
Claus Kleber doch lieber beim heute-journal bleibt.