Valentin Groebner

Bin ich das?

Eine kurze Geschichte der Selbstauskunft
Cover: Bin ich das?
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103970999
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Was steckt eigentlich hinter dem neuen Zwang, sich zu zeigen? Mit viel Humor, Selbstironie und klugen Beobachtungen erzählt Valentin Groebner - "eine(r) der coolsten Geschichtswissenschaftler momentan überhaupt" (litera.taz) - seine kurze Geschichte der Selbstauskunft. Denn ob im Bewerbungsgespräch oder per Instagram-Account, bei der Teambildung oder im Dating-Profil: Ohne Selbstauskunft geht heute nichts. Sie ist sowohl Lockstoff als auch Pflicht, steht für Reklame in eigener Sache und das Versprechen auf Intensität und Erlösung, in den Tretmühlen der digitalen Kanäle ebenso wie in politischen Debatten um kollektive Zugehörigkeit.Doch wie viel davon ist eigentlich Zwang, und wie viel Lust? Was haben wir, was haben andere vom inflationären Ich-Sagen und Wir-Sagen? Diesen Fragen geht Valentin Groebner auf der Suche nach dem Alltäglichen nach. Er zeigt, was historische Beschwörungen der Heimat mit offenherzigen Tattoos gemeinsam haben, und was den Umgang mit alten Familienfotos und demonstrative Rituale des Paar-Glücks (Stichwort Liebesschlösser an Brückengeländern) verbindet. Doch ist öffentliche Intimität wirklich die Währung für Erfolg - oder eine Falle?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2021

Rezensent Thomas Ribi lernt beim Historiker Valentin Groebner sowohl, wie viel an unserem Ich geprägt ist durch Herkunft und Familie, als auch, wie unsere Freiheit, ich zu sagen, immer wieder kippt in die Unfreiheit, den Zwang, sich zu produzieren. Brillant wie unterhaltsam findet Ribi Groebners Rückgriff auf das 4. Laterankonzil, das zur Beichte anhielt, und auf Montaignes erstmal radikal subjektive Bekenntnisse von 1580. Wenn der Autor die Arbeit am Ich analysiert und ihr Dilemma herausarbeitet, schwankt Ribi zwischen Schmunzeln und Schrecken. Anschaulich ist es allemal, meint er, und Groebners meist elegant durchgehaltener Mix aus Philosophie, Kulturwissenschaft und Geschichte geht auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2021

Rezensent Jörg Thomann merkt dem Buch von Valentin Groebner an, dass der Autor es aus Feuilleton-Artikeln zusammengestellt hat. Macht aber nichts, erklärt der Rezensent. Wer so schön über den schönen Schein der Selbstdarstellung sinnieren kann wie Groebner, darf das und darf auch mal ins Blaue hinein assoziieren, sodass der Leser kaum folgen kann, findet Thomann. Dafür erscheint dem Rezensenten Groebners Tänzeln zwischen Persönlichem, Philosophie, Kulturwissenschaften, dem Laterankonzil von 1215, der kommunistischen Selbstkritik und dem fanatischen Fotosammeln der Menschheit auch bemerkenswert leichtfüßig.
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