Heute in den Feuilletons
Wir twittern ganz frei aus Iran
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
08.11.2013. Die Welt beschreibt die "Wege des Unrechts", auf denen man unter den Nazis legal an Kunst kommen konnte. In der FAZ will der Provenienzforscher Willi Korte die Entdeckung des Gurlitt-Schatzes nicht als Sensation sehen. Der Freitag porträtiert die Verlegerin Sabine Dörlemann. Die britischen Abgeordneten haben ihren Geheimdienstchefs bei einer Befragung leider kein bisschen Angst eingejagt, finden Bürgerrechtsgruppen laut Guardian. Hasenherzig sind auch die deutschen Politiker, meint die SZ. In der NZZ hofft Bahman Nirumand auf eine Liberalisierung im Iran.
Guardian, 08.11.2013
Gestern mussten die Chefs der britischen Geheimdienste MI5, MI6 and GCHQ vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss Rede und Antwort zur Massenüberwachung stehen. Herausgekommen ist dabei nichts, die Fragen "hätten nicht mal einen Welpen geängstigt", zitiert der Guardian Shami Chakrabarti, die Direktorin der Bürgerrechtsgruppe Liberty. Viel Raum bekamen die Herren dagegen für ihre Behauptung, die Veröffentlichung der Snowden-Dokumente helfe dem Terrorismus, berichtet Patrick Wintour: "It is clear our adversaries are rubbing their hands with glee. Al-Qaida is lapping it up."
Perlentaucher, 08.11.2013
Peter Mathews verfolgte ausgerechnet in Iowa ein Kolloquium über deutsche 48er: "Die 1848er Revolution gilt im allgemeinen Geschichtsverständnis als gescheitert. Und unbestritten hat die Paulskirchen-Versammlung ja auch nicht obsiegt, wurden die Forderungen des Vormärz verraten, politische Ziele verfehlt. Auf die Revolution folgte bald das Deutsche Reich und nach 1919 die Erkenntnis, dass die Deutschen keine Revolution können. Die Protagonisten der Revolte von 1848 gingen reihenweise ins Gefängnis oder außer Landes. Viele von ihnen in die USA. Aber dorthin gingen sie nicht als Geschlagene, sondern als Kämpfer."
Welt, 08.11.2013
Peter Dittmar beschreibt die "Wege des Unrechts", auf denen Kunstwerke zu Händlern wie Hildebrand Gurlitt gelangen konnten. Das Unrecht war dabei leider nicht illegal, denn Hitler hatte etwa die Entfernung von Werken "entarteter" Kunst aus den Museen per Gesetz verfügt: "Erst 1968 ist dieses Gesetz formell aufgehoben worden. Wäre das unmittelbar nach dem Krieg geschehen, wären alle Museen und Sammler im Ausland, die 'entartete Kunst' von den vom Goebbels-Ministerium beauftragten 'berechtigten Kunstverwertern'... erworben hatten, zur Rückabwicklung oder zumindest... zum Eingeständnis des 'böswilligen Erwerbs' gezwungen gewesen."
Weitere Artikel: Ulli Kulke interviewt den berühmten Tierfilme David Attenborough, der unter anderem die Vorzüge der Digitalisierung für sein Genre erläutert. Zum Börsengang von Twitter erklärt Julika Meinert den Welt-Lesern, was ein Hashtag ist. Elmar Krekeler liest für seine Krimikolumne einen Roman der dänischen Autorin Anna Grue. Eva Lindner besuchte deutsch-israelische Autorentage. Marco Frei berichtet über die Schwierigkeiten mit dem Erbe Hans Werner Henzes (Er hat verfügt, dass sein Anwesen nahe Rom zu einer Art Villa Massimo für Komponisten wird. Das Vorhaben scheint aus Geldmangel und organisatorischen Problemen zu scheitern.) Auf den Forumsseiten gratuliert Wieland Freund Jonathan Franzen zum Welt-Literaturpreis.
Besprochen werden Janos Szaszs Verfilmung von Agota Kristofs Roman "Das große Heft" und Verdis "Macbeth" in Magdeburg.
Weitere Artikel: Ulli Kulke interviewt den berühmten Tierfilme David Attenborough, der unter anderem die Vorzüge der Digitalisierung für sein Genre erläutert. Zum Börsengang von Twitter erklärt Julika Meinert den Welt-Lesern, was ein Hashtag ist. Elmar Krekeler liest für seine Krimikolumne einen Roman der dänischen Autorin Anna Grue. Eva Lindner besuchte deutsch-israelische Autorentage. Marco Frei berichtet über die Schwierigkeiten mit dem Erbe Hans Werner Henzes (Er hat verfügt, dass sein Anwesen nahe Rom zu einer Art Villa Massimo für Komponisten wird. Das Vorhaben scheint aus Geldmangel und organisatorischen Problemen zu scheitern.) Auf den Forumsseiten gratuliert Wieland Freund Jonathan Franzen zum Welt-Literaturpreis.
Besprochen werden Janos Szaszs Verfilmung von Agota Kristofs Roman "Das große Heft" und Verdis "Macbeth" in Magdeburg.
Weitere Medien, 08.11.2013
Autor William Gibson spricht im Interview mit der Paris Review über das Schreiben, seine Herkunft und die Zukunft, die immer in der Gegenwart angelegt ist: "I think the popular perception that we're a lot like the Victorians is in large part correct. One way is that we're all constantly in a state of ongoing technoshock, without really being aware of it - it's just become where we live. The Victorians were the first people to experience that, and I think it made them crazy in new ways. We're still riding that wave of craziness. We've gotten so used to emergent technologies that we get anxious if we haven't had one in a while. But if you read the accounts of people who rode steam trains for the first time, for instance, they went a little crazy. They'd traveled fifteen miles an hour, and when they were writing the accounts afterward they struggled to describe that unthinkable speed and what this linear velocity does to a perspective as you're looking forward. There was even a Victorian medical complaint called 'railway spine.' Emergent technologies were irreversibly altering their landscape. Bleak House is a quintessential Victorian text, but it is also probably the best steampunk landscape that will ever be. Dickens really nailed it, especially in those proto-Ballardian passages in which everything in nature has been damaged by heavy industry. But there were relatively few voices like Dickens then. Most people thought the progress of industry was all very exciting. Only a few were saying, Hang on, we think the birds are dying."
Freitag, 08.11.2013
Katharina Schmitz porträtiert die Verlegerin Sabine Dörlemann, die sich gerade über den Nobelpreis für Alice Munro freuen darf und die ihre ersten Erfolge mit der Wiederentdeckung von Iwan Bunins Roman "Ein unbekannter Freund" feierte. Elke Heidenreich hatte ihn 2003 in ihrer damals so erfolgreichen Sendung "Lesen" gepriesen: "Gerade am Anfang von Elke Heidenreichs Sendung - die konsequent Bücher kleinerer Verlage vorstellte - schafften es alle Titel auf die Bestsellerliste, für Iwan Bunin wurde es ein spektakulärer dritter Platz auf der Spiegel-Bestenliste. Und anfangs, so berichtet Sabine Dörlemann, sei man sogar überfordert gewesen vom 'Anfängerglück'."
Außerdem fragt sich Michael Angele, warum sich keine breite Empörung über die NSA-Enthüllungen einstellen will. Und Sabine Kebir rät dem PDS-Publikum des Freitag, sich nicht über die "Popularphilosophie" Albert Camus' zu beunruhigen.
Außerdem fragt sich Michael Angele, warum sich keine breite Empörung über die NSA-Enthüllungen einstellen will. Und Sabine Kebir rät dem PDS-Publikum des Freitag, sich nicht über die "Popularphilosophie" Albert Camus' zu beunruhigen.
TAZ, 08.11.2013
Im Interview will EU-Parlamentspräsident Martin Schulz an die Lauterkeit der britischen Regierung glauben: "Mein Gefühl ist zumindest, dass die Geheimdienste hier abgekoppelt von politischer oder parlamentarischer Aufsicht operieren. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Regierung eines Mitgliedstaats der EU anordnet, den Regierungschef eines anderen EU-Mitgliedstaats auszuspionieren."
Mit dem Institut für Klimafolgenforschung hat sich Potsdam zu einem Zentrum der weltweiten Klimaforschung entwickelt. Ziemlich kurzsichtig findet Heike Koldinghausen vor diesem Hintergrund die Entscheidung, das Knobelsdorffsche Barockschloss am Alten Markt für den brandenburgischen Landtag wieder aufzubauen. Nach Jacob Applebaum und Laura Poitras hat sich nun auch die britische WikiLeaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison ins Berliner Exil begeben - eine gute Entscheidung, meint Ralf Sotscheck: "Die Erfahrung hat gezeigt, wie die britischen Sicherheitskräfte mit Leuten umgehen, die Kontakt zu Whistleblowern hatten." Du Pham stellt das Projekt "Heimatlieder aus Deutschland" vor, das Musik von 13 in Berlin ansässigen Chören aus zwölf Ländern bearbeitete und in den Kompliationen "New German Ethnic Music - Immigrant's Songs from Germany" und "Songs of Gastarbeiter" zusammengefasst hat. Besprochen wird außerdem das Album "Lousy with Sylvianbriar" der Indie-Popband Of Montreal.
Und Tom.
Mit dem Institut für Klimafolgenforschung hat sich Potsdam zu einem Zentrum der weltweiten Klimaforschung entwickelt. Ziemlich kurzsichtig findet Heike Koldinghausen vor diesem Hintergrund die Entscheidung, das Knobelsdorffsche Barockschloss am Alten Markt für den brandenburgischen Landtag wieder aufzubauen. Nach Jacob Applebaum und Laura Poitras hat sich nun auch die britische WikiLeaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison ins Berliner Exil begeben - eine gute Entscheidung, meint Ralf Sotscheck: "Die Erfahrung hat gezeigt, wie die britischen Sicherheitskräfte mit Leuten umgehen, die Kontakt zu Whistleblowern hatten." Du Pham stellt das Projekt "Heimatlieder aus Deutschland" vor, das Musik von 13 in Berlin ansässigen Chören aus zwölf Ländern bearbeitete und in den Kompliationen "New German Ethnic Music - Immigrant's Songs from Germany" und "Songs of Gastarbeiter" zusammengefasst hat. Besprochen wird außerdem das Album "Lousy with Sylvianbriar" der Indie-Popband Of Montreal.
Und Tom.
NZZ, 08.11.2013
Der Regierungswechsel in Iran weckt Hoffnungen auf eine kulturpolitische Öffnung, berichtet Bahman Nirumand, insbesondere hinsichtlich der strengen Zensur und der Sperre sozialer Netzwerke im Internet. Die Hoffnung auf einen raschen Wandel sind jedoch bereits enttäuscht worden: "Überrascht stellten iranische Internetnutzer am 16. September fest, dass sie ohne Probleme zu den Sozialnetzen Zugang fanden. 'Gegrüsst seien alle Menschen auf der Welt. Wir twittern ganz frei aus Iran', schrieb ein Nutzer. Doch die Freude währte nur 24 Stunden. Der Chef der zuständigen Behörde erklärte, die Aufhebung der Blockierung sei vermutlich auf einen technischen Fehler zurückzuführen: 'Ob es Absicht war, was wir nicht hoffen wollen, oder ein Versehen, wird überprüft.'"
Weiteres: Bei der Zeremonie zur Verleihung des Volkmar-und-Margret-Sander-Preises deutet Fritz Stern die Abhörwut der NSA als Symptom einer allgemeinen Vertrauenskrise, informiert Andrea Köhler. Marc Zitzmann empfiehlt die Schau "ArchiLab" in Orléans, die von natürlichen Entwicklungsprozessen inspirierte Architektur zeigt. Besprochen werden Alvis Hermanis' Berliner Inszenierung von Mozarts "Così fan tutte" sowie neue Alben von Winston McAnuff und Fixi sowie Lady Gaga (der Ueli Bernays "immerhin gnadenloses Trendbewusstsein" bescheinigt).
Weiteres: Bei der Zeremonie zur Verleihung des Volkmar-und-Margret-Sander-Preises deutet Fritz Stern die Abhörwut der NSA als Symptom einer allgemeinen Vertrauenskrise, informiert Andrea Köhler. Marc Zitzmann empfiehlt die Schau "ArchiLab" in Orléans, die von natürlichen Entwicklungsprozessen inspirierte Architektur zeigt. Besprochen werden Alvis Hermanis' Berliner Inszenierung von Mozarts "Così fan tutte" sowie neue Alben von Winston McAnuff und Fixi sowie Lady Gaga (der Ueli Bernays "immerhin gnadenloses Trendbewusstsein" bescheinigt).
SZ, 08.11.2013
Heribert Prantl ärgert sich nach nochmaliger Bekräftigung (siehe auch hier) seiner Ansicht, dass Edward Snowden auch und gerade mit Blick auf das deutsch-amerikanische Auslieferungsabkommen in Deutschland vor einer Auslieferung an die USA sicher wäre, über die deutschen Politiker, die reihum das Gegenteil behaupten. "Es ist dies eine Begründung, mit der die eigene Hasenherzigkeit juristisch getarnt werden soll. Man tut so, als sorge man sich um das Schicksal Snowdens. In Wahrheit sorgt man sich um sich selbst und fürchtet den Zorn der USA."
Charlotte Knobloch erinnert sich, wie sie als Kind die Pogrome vom 9. November 1938 erlebte und kritisiert "die zunehmende Routine im Umgang mit der Erinnerung an die NS-Verbrechen": "Die Routine ist der Feind der Erkenntnis."
Außerdem: In London besucht Alexander Menden das "Secret Theatre"-Projekt, von dessen Versuch, deutsche und britische Theatertugenden miteinander zu verschmelzen, er sich "das beste Theater der Welt" erhofft. Cathrin Kahlweit berichtet von Streitereien hinter den Kulissen des Leopold Museums in Wien. Christopher Schmidt berichtet von der Eröffnung des Münchner Literaturfestivals, wo er sich sehr am schlecht vorbereiteten Moderator Wolfgang Herles störte.
Stefan Fischer ärgert sich auf der Medienseite, dass die Kunst des Radiohörspiels in der öffentlichen Wahrnehmung so sehr im Schatten der Literatur versauert, obwohl es sich "strahlende Verrücktheiten" gestattet, die im Fernsehen schon lange nicht mehr gefragt sind, und sich dank Mediatheken (etwa hier) immer größerer Beliebtheit erfreut: "Es gibt kaum Fachjournalisten - die ästhetische Auseinandersetzung fehlt. Über die Dringlichkeit, diese Kultur in Zeiten knapperer Kassen nicht totzusparen, wird kaum diskutiert."
Besprochen werden die Jeff-Wall-Ausstellung in München, Henry Purcells "The Indian Queen" in der Inszenierung von Peter Sellars in Madrid und Bücher, darunter Lothar Machtans Biografie über Prinz Max von Baden (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Charlotte Knobloch erinnert sich, wie sie als Kind die Pogrome vom 9. November 1938 erlebte und kritisiert "die zunehmende Routine im Umgang mit der Erinnerung an die NS-Verbrechen": "Die Routine ist der Feind der Erkenntnis."
Außerdem: In London besucht Alexander Menden das "Secret Theatre"-Projekt, von dessen Versuch, deutsche und britische Theatertugenden miteinander zu verschmelzen, er sich "das beste Theater der Welt" erhofft. Cathrin Kahlweit berichtet von Streitereien hinter den Kulissen des Leopold Museums in Wien. Christopher Schmidt berichtet von der Eröffnung des Münchner Literaturfestivals, wo er sich sehr am schlecht vorbereiteten Moderator Wolfgang Herles störte.
Stefan Fischer ärgert sich auf der Medienseite, dass die Kunst des Radiohörspiels in der öffentlichen Wahrnehmung so sehr im Schatten der Literatur versauert, obwohl es sich "strahlende Verrücktheiten" gestattet, die im Fernsehen schon lange nicht mehr gefragt sind, und sich dank Mediatheken (etwa hier) immer größerer Beliebtheit erfreut: "Es gibt kaum Fachjournalisten - die ästhetische Auseinandersetzung fehlt. Über die Dringlichkeit, diese Kultur in Zeiten knapperer Kassen nicht totzusparen, wird kaum diskutiert."
Besprochen werden die Jeff-Wall-Ausstellung in München, Henry Purcells "The Indian Queen" in der Inszenierung von Peter Sellars in Madrid und Bücher, darunter Lothar Machtans Biografie über Prinz Max von Baden (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
FAZ, 08.11.2013
Otto Dix' als bislang unbekannt eingestuftes Selbstbildnis aus dem Münchner Kunstfund ist keineswegs eine Neuentdeckung, erklärt der Provenienzforscher Willi Korte in einem Gespräch mit Andreas Rossmann: Das Werk wurde bereits 1950 bei der Rückgabe der Sammlung an Hildebrand Gurlitt in einer Karteikarte belegt, wie aus US-Akten hervorgeht. "Ich kann mir nicht erklären, wie es zu einer solchen Aussage kommt, wenn es eine Property Card gibt. Diese Archivalien sind seit Jahrzehnten öffentlich zugänglich. ... Ich habe nicht den Eindruck, dass der zeitgeschichtliche Hintergrund bisher beachtet wurde. Im Bundesarchiv in Koblenz gibt es einen großen Aktenbestand zu Hildebrand Gurlitt (...), der ist ziemlich gut erfasst."
Der Schriftsteller Louis Begley ärgert sich nach der Lektüre einer stark psychoanalytisch geprägten Kafka-Biografie darüber, wie Autoren anhand ihrer Werke auf Freuds Couch gelegt werden, wie er in einem Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Der ganze Prozess" in Marbach erklärt: "Hüten Sie sich vor dem Trugschluss, in der Dichtung liege die Wahrheit über den Dichter; hüten Sie sich, Erzählungen und Romane so zu lesen, als wären sie die verhüllte Autobiografie des Autors - eine Unsitte, die ungefähr so viel Sinn hat wie der Wunsch, beim Verzehren eines Omeletts in einem Drei-Sterne-Restaurant sehen zu können, wie der Koch aus dem Rührei wieder ganze Eier macht." Was allerdings schon ein interessantes Schauspiel wäre.
Außerdem: Marcus Jauer sinniert ganzseitig über Sinn und Wesen der Plastiktüte. China diskutiert über zwei Anschläge im Land, meldet Mark Siemons. Jürgen Dollase empfiehlt Benedikt Fausts neues Restaurant "Kuno 1408" in Würzburg.
Besprochen werden neue Musikveröffentlichungen, darunter ausführlicher Eminems neues Album (klassische Moderne und really funky, lobt Daniel Haas), die Ausstellung "Raffael und das Porträt Julius' II." im Frankfurter Städel (nach der Dieter Bartetzko im Hinblick auf die Debatten um das Bild im vergangenen Jahr feststellen muss, "wie wenig überzeugend (...) der Geniekult und das Unterstellen von Täuschungsmanövern seitens der Kritiker des Städel" gewesen ist), Peter Sellars Inszenierung von Henry Purcells "Indian Queen" am Teatro Real in Madrid, eine Ausstellung zum Pogromjahr 1938 in Berlin, János Szász' Verfilmung von Ágota Kristófs Roman "Das große Heft", eine Aufführung von "Old Woman" mit Willem Dafoe in Paris und Bücher, darunter David Foster Wallace' posthum veröffentlichter Roman "Der bleiche König" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Der Schriftsteller Louis Begley ärgert sich nach der Lektüre einer stark psychoanalytisch geprägten Kafka-Biografie darüber, wie Autoren anhand ihrer Werke auf Freuds Couch gelegt werden, wie er in einem Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Der ganze Prozess" in Marbach erklärt: "Hüten Sie sich vor dem Trugschluss, in der Dichtung liege die Wahrheit über den Dichter; hüten Sie sich, Erzählungen und Romane so zu lesen, als wären sie die verhüllte Autobiografie des Autors - eine Unsitte, die ungefähr so viel Sinn hat wie der Wunsch, beim Verzehren eines Omeletts in einem Drei-Sterne-Restaurant sehen zu können, wie der Koch aus dem Rührei wieder ganze Eier macht." Was allerdings schon ein interessantes Schauspiel wäre.
Außerdem: Marcus Jauer sinniert ganzseitig über Sinn und Wesen der Plastiktüte. China diskutiert über zwei Anschläge im Land, meldet Mark Siemons. Jürgen Dollase empfiehlt Benedikt Fausts neues Restaurant "Kuno 1408" in Würzburg.
Besprochen werden neue Musikveröffentlichungen, darunter ausführlicher Eminems neues Album (klassische Moderne und really funky, lobt Daniel Haas), die Ausstellung "Raffael und das Porträt Julius' II." im Frankfurter Städel (nach der Dieter Bartetzko im Hinblick auf die Debatten um das Bild im vergangenen Jahr feststellen muss, "wie wenig überzeugend (...) der Geniekult und das Unterstellen von Täuschungsmanövern seitens der Kritiker des Städel" gewesen ist), Peter Sellars Inszenierung von Henry Purcells "Indian Queen" am Teatro Real in Madrid, eine Ausstellung zum Pogromjahr 1938 in Berlin, János Szász' Verfilmung von Ágota Kristófs Roman "Das große Heft", eine Aufführung von "Old Woman" mit Willem Dafoe in Paris und Bücher, darunter David Foster Wallace' posthum veröffentlichter Roman "Der bleiche König" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
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