Heute in den Feuilletons
Pinguine und Schizophrenie
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
08.06.2013. Das Abhörprogramm der Obama-Regierung lässt die Feuilletons erstaunlich kalt: Warum soll die Regierung nicht dürfen, was Google und Amazon ja längst machen, fragt die Welt. Russen und Chinesen hätten immer schon gewarnt, dass Amerikaner und Israelis so etwas tun, meint Frank Rieger vom Chaos Computer Club in der FAZ. Die Internetkonzerne scheinen sich laut New York Times jedenfalls kaum gewehrt zu haben. Außerdem: Religionskritik führt nur zu Rechtsfundamentalismus warnt die FR. In der taz besingt Dilek Zaptcioglu die Vorteile von Twitter beim Protest.
Welt, 08.06.2013
Auch große Internetkonzerne erstellen Nutzerprofile, so Alan Posener auf Seite 1 zu den Enthüllungen über das Abhörprogramm der Obama-Regierung: "Soll der Staat nicht die gleichen Methoden anwenden dürfen wie Microsoft, Google, Amazon und Co. - nicht um Ihnen etwas zu verkaufen, sondern um Ihr Leben zu schützen? Wer sich etwa mit Vorliebe radikal-islamische Hetzseiten ansieht, Anleitungen zum Bombenbasteln herunterlädt oder auf Facebook Hassbotschaften verbreitet, sollte ins Visier der Geheimdienste geraten." (Ja ja, und wer die späten Mädchen-Akte von Renoir betrachtet, bekommt einen Eintrag in die Pädophilen-Kartei.)
Fürs Feuilleton unterhält sich Boris Kalnoky mit Türkei-Kenner Günter Wallraff über die Istanbuler Proteste. Wallraff will Tayyip Erdogans Verdienste für die Wirtschaft und Aussöhnung mit den Kurden nicht mindern: "Zugleich fand aber eine stetige Islamisierung statt, laizistische Lehrer wurden ausgetauscht und durch Frömmler und AKP-Aktivisten ersetzt, es gab Säuberungen in den Behörden und fast eine Gleichschaltung der Presse - wie weit das fortgeschritten war, hat man in dieser Krise erst richtig gesehen, als in den türkischen Sendern in den ersten Tagen die Proteste kaum vorkamen, sondern über Pinguine und Schizophrenie und die Strahlung auf dem Mars berichtet wurde."
Weitere Artikel: Manuel Brug schreibt zum Tod von Esther Williams und beschwert sich über die Absetzung der Händel-Festspiele im überfluteten Halle. Besprochen werden eine Ausstellung über die Presse im Dritten Reich in der Topografie des Terrors. Andreas Rosenfelder geht mit Else Buschheuer in Leipzig asiatisch essen. Im Forum hält Richard Herzinger Abstand.
Die Literarische Welt bringt eine "Pong"-Episode aus dem neuen Roman der frisch gekürten Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff. Thomas Kielinger unterhält sich mit Judith Kerr über ihren Vater Alfred Kerr, das rosa Kaninchen, das Exil und mehr. Besprochen werden unter anderem Stephen Kings neuer (bisher nur auf englisch zu lesender) Roman "Joyland", J. G. Farrells wiederentdeckter Roman "Troubles" (empfohlen von Stephan Wackwitz), eine Biografie über Dennis Hopper und ein Buch über einen der Tiefpunkte der westlichen Zivilisation, Christian Manns Studie über die römischen Gladiatorenkämpfe.
Fürs Feuilleton unterhält sich Boris Kalnoky mit Türkei-Kenner Günter Wallraff über die Istanbuler Proteste. Wallraff will Tayyip Erdogans Verdienste für die Wirtschaft und Aussöhnung mit den Kurden nicht mindern: "Zugleich fand aber eine stetige Islamisierung statt, laizistische Lehrer wurden ausgetauscht und durch Frömmler und AKP-Aktivisten ersetzt, es gab Säuberungen in den Behörden und fast eine Gleichschaltung der Presse - wie weit das fortgeschritten war, hat man in dieser Krise erst richtig gesehen, als in den türkischen Sendern in den ersten Tagen die Proteste kaum vorkamen, sondern über Pinguine und Schizophrenie und die Strahlung auf dem Mars berichtet wurde."
Weitere Artikel: Manuel Brug schreibt zum Tod von Esther Williams und beschwert sich über die Absetzung der Händel-Festspiele im überfluteten Halle. Besprochen werden eine Ausstellung über die Presse im Dritten Reich in der Topografie des Terrors. Andreas Rosenfelder geht mit Else Buschheuer in Leipzig asiatisch essen. Im Forum hält Richard Herzinger Abstand.
Die Literarische Welt bringt eine "Pong"-Episode aus dem neuen Roman der frisch gekürten Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff. Thomas Kielinger unterhält sich mit Judith Kerr über ihren Vater Alfred Kerr, das rosa Kaninchen, das Exil und mehr. Besprochen werden unter anderem Stephen Kings neuer (bisher nur auf englisch zu lesender) Roman "Joyland", J. G. Farrells wiederentdeckter Roman "Troubles" (empfohlen von Stephan Wackwitz), eine Biografie über Dennis Hopper und ein Buch über einen der Tiefpunkte der westlichen Zivilisation, Christian Manns Studie über die römischen Gladiatorenkämpfe.
Weitere Medien, 08.06.2013
Google und Facebook haben inzwischen öffentlich erklärt (hier und hier), dass sie der Regierung nie direkten Zugang zu ihren Servern gegeben hätten. Doch gab es zumindest Verhandlungen darüber, wie man ihr das Spionieren erleichtern könnte, berichtet Claire Cain Miller in der New York Times: "The companies that negotiated with the government include Google, which owns YouTube; Microsoft, which owns Hotmail and Skype; Yahoo; Facebook; AOL; Apple; and Paltalk, according to one of the people briefed on the discussions. The companies were legally required to share the data under the Foreign Intelligence Surveillance Act. People briefed on the discussions spoke on the condition of anonymity because they are prohibited by law from discussing the content of FISA requests or even acknowledging their existence. In at least two cases, at Google and Facebook, one of the plans discussed was to build separate, secure portals, like a digital version of the secure physical rooms that have long existed for classified information, in some instances on company servers. Through these online rooms, the government would request data, companies would deposit it and the government would retrieve it, people briefed on the discussions said."
In The Atlantic hat Bruce Schneier noch viele Fragen zu den Überwachungspraktiken amerikanischer Behörden. Und er fordert potentielle Whistleblower auf, sich zu äußern: " Knowing how the government spies on us is important. Not only because so much of it is illegal -- or, to be as charitable as possible, based on novel interpretations of the law -- but because we have a right to know. Democracy requires an informed citizenry in order to function properly, and transparency and accountability are essential parts of that. That means knowing what our government is doing to us, in our name. That means knowing that the government is operating within the constraints of the law. Otherwise, we're living in a police state. We need whistle-blowers."
Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung Frank William La Rue sieht das genauso, berichtet Andre Meister, der auf Netzpolitik das sehr lesenswerte Statement La Rues zusammenfasst: "Durch den technischen Fortschritt hat nicht nur die Kommunikation zugenommen, sondern auch die Möglichkeit von Staaten, diese zu überwachen. Doch 'das Recht auf freie Meinungsäußerung kann nicht ohne Privatsphäre in der Kommunikation gewährleistet werden', so der Sonderberichterstatter. Moderne Überwachungstechnologien ermöglichen Staaten die invasive und willkürliche Überwachung von Personen, die teilweise gar nicht wissen können, dass sie überwacht werden und erst recht nicht in der Lage sind, sich zu wehren."
In The Atlantic hat Bruce Schneier noch viele Fragen zu den Überwachungspraktiken amerikanischer Behörden. Und er fordert potentielle Whistleblower auf, sich zu äußern: " Knowing how the government spies on us is important. Not only because so much of it is illegal -- or, to be as charitable as possible, based on novel interpretations of the law -- but because we have a right to know. Democracy requires an informed citizenry in order to function properly, and transparency and accountability are essential parts of that. That means knowing what our government is doing to us, in our name. That means knowing that the government is operating within the constraints of the law. Otherwise, we're living in a police state. We need whistle-blowers."
Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung Frank William La Rue sieht das genauso, berichtet Andre Meister, der auf Netzpolitik das sehr lesenswerte Statement La Rues zusammenfasst: "Durch den technischen Fortschritt hat nicht nur die Kommunikation zugenommen, sondern auch die Möglichkeit von Staaten, diese zu überwachen. Doch 'das Recht auf freie Meinungsäußerung kann nicht ohne Privatsphäre in der Kommunikation gewährleistet werden', so der Sonderberichterstatter. Moderne Überwachungstechnologien ermöglichen Staaten die invasive und willkürliche Überwachung von Personen, die teilweise gar nicht wissen können, dass sie überwacht werden und erst recht nicht in der Lage sind, sich zu wehren."
TAZ, 08.06.2013
Die Schriftstellerin Dilek Zaptcioglu erzählt, welche Rolle Twitter am Anfang der Proteste in Istanbul rund um den Taksim spielte: "Eine Frühsommernacht in Istanbul, von Weitem hörte man Autos, irgendwo in der Nachbarschaft am Bosporus lachte eine Frau. Ich trank Tee, schaute noch mal auf Twitter, las: 'Dikkat!' - Achtung! - 'Bulldozer sind in den Park gekommen!! Wir sind zwanzig Leute und versuchen sie zu stoppen!! Brauchen Verstärkung!!' Nach Sekunden war dieser Tweet x-mal retweetet. Nach einer Viertelstunde war der linke Abgeordnete Sirri Süreyya Önder da und fünfzig Demonstranten. Dann ein Tweet mit Foto, unscharf: darauf schemenhafte Figuren vor einer riesigen gelben Arbeitsmaschine, drum herum Bäume wie Geister im Straßenlicht. Das Handyfoto wurde einige tausendmal retweetet. ... In dieser einen Nacht hatte ich Hoffnung."
Sven Reichardt arbeitet die Toleranz des frühen linksalternativen Milieus gegenüber Pädophilie auf und schließt: "Repression, freie Sexualität und Tabubruch waren gleich drei zentrale Dimensionen des Selbstverständnisses, auf die man in Teilen des linksalternativen Milieus nahezu reflexhaft reagierte."
"Wo diskutiert man schlechter? Bei Twitter oder bei Jauch?", hat sich Arno Frank gefragt und zur Beantwortung im Selbstexperiment vier Wochen lang Jauchs Sonntagabendtalk und parallel den Hashtag #Jauch verfolgt. Am Ende des Experiments steht vor allem Missmut: "'Günther Jauch' ist, wie die meisten politischen Talks zu erträglichen Sendezeiten, alles andere als ein Hochamt der Debattenkultur. Es ist eine massentherapeutische Sitzung mit dem Ziel, alles so zu belassen, wie es ist."
Weitere Artikel: Andreas Fanizadeh plädiert dafür, die Demokraten unter den Rebellen in Syrien von westlicher Seite aus militärisch zu unterstützen. Uwe Soukop besucht den SPD-Mann Egon Bahr, der Willy Brandts Ostpolitik stark beeinflusste. Elise Graton porträtiert den Comiczeichner Baru. Für die Nord-Ausgabe hat sich Andreas Schnell außerdem mit dem Hamburger Punk-Künstler Jens Rachut getroffen (beim WDR gibt es gerade dessen aktuelles Hörspiel als Download).
Besprochen werden der Ökosex-Dokumentarfilm "Fuck for Forest" (den Cristina Nord auch deshalb in Bausch und Bogen verreißt, weil dessen naive, sektenartige Öko-Message in der taz allzu schnell viele Freunde findet) und Bücher, darunter Pierre Rosanvallons Studie "Die Gesellschaft der Gleichen" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Und Tom.
Sven Reichardt arbeitet die Toleranz des frühen linksalternativen Milieus gegenüber Pädophilie auf und schließt: "Repression, freie Sexualität und Tabubruch waren gleich drei zentrale Dimensionen des Selbstverständnisses, auf die man in Teilen des linksalternativen Milieus nahezu reflexhaft reagierte."
"Wo diskutiert man schlechter? Bei Twitter oder bei Jauch?", hat sich Arno Frank gefragt und zur Beantwortung im Selbstexperiment vier Wochen lang Jauchs Sonntagabendtalk und parallel den Hashtag #Jauch verfolgt. Am Ende des Experiments steht vor allem Missmut: "'Günther Jauch' ist, wie die meisten politischen Talks zu erträglichen Sendezeiten, alles andere als ein Hochamt der Debattenkultur. Es ist eine massentherapeutische Sitzung mit dem Ziel, alles so zu belassen, wie es ist."
Weitere Artikel: Andreas Fanizadeh plädiert dafür, die Demokraten unter den Rebellen in Syrien von westlicher Seite aus militärisch zu unterstützen. Uwe Soukop besucht den SPD-Mann Egon Bahr, der Willy Brandts Ostpolitik stark beeinflusste. Elise Graton porträtiert den Comiczeichner Baru. Für die Nord-Ausgabe hat sich Andreas Schnell außerdem mit dem Hamburger Punk-Künstler Jens Rachut getroffen (beim WDR gibt es gerade dessen aktuelles Hörspiel als Download).
Besprochen werden der Ökosex-Dokumentarfilm "Fuck for Forest" (den Cristina Nord auch deshalb in Bausch und Bogen verreißt, weil dessen naive, sektenartige Öko-Message in der taz allzu schnell viele Freunde findet) und Bücher, darunter Pierre Rosanvallons Studie "Die Gesellschaft der Gleichen" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Und Tom.
NZZ, 08.06.2013
Mit Blick auf das Lucerne Festival mit seinem ganz eigenen Orchester sprechen Claudio Abbado und Pierre Boulez über die Arbeit mit jungen und erfahrenen Musikern, die in Luzern beosnders intensiv zusammenarbeiten. Boulez sagt: "Es gibt kein anderes Festival in deutscher, in französischer, in englischer Sprache, wo es auf ähnlichem Niveau und in diesem Umfang einen solchen Austausch gibt zwischen Menschen, die im Beruf stehen, und solchen, die diesen Beruf erst anstreben."
Überdies werden in Literatur und Kunst einige Bücher argentinischer Autoren besprochen, darunter César Airas Roman "Der Literaturkongress".
Im Feuilleton denkt Martin Meyer noch einmal über die Terrorakte von Boston und London nach. Für die "Schlaflos"-Kolumne ist heute unter dem Titel "Und dann und wann ein weiser Esel" der Lyriker Said wachgeblieben. Joachim Güntner freut sich, dass Twitter und Facebook auch dazu dienen können, spontane Hilfsaktionen für die Opfer der Flut zu organisieren. Marion Löhndorf inspiziert Sou Fujimotos Serpentine Pavillon in London.
Überdies werden in Literatur und Kunst einige Bücher argentinischer Autoren besprochen, darunter César Airas Roman "Der Literaturkongress".
Im Feuilleton denkt Martin Meyer noch einmal über die Terrorakte von Boston und London nach. Für die "Schlaflos"-Kolumne ist heute unter dem Titel "Und dann und wann ein weiser Esel" der Lyriker Said wachgeblieben. Joachim Güntner freut sich, dass Twitter und Facebook auch dazu dienen können, spontane Hilfsaktionen für die Opfer der Flut zu organisieren. Marion Löhndorf inspiziert Sou Fujimotos Serpentine Pavillon in London.
Weitere Medien, 08.06.2013
Melancholisch wird Joseph von Westphalen in seiner Kolume für die Abendzeitung. Wer jede Woche ein Buch liest und hundert wird, schafft allenfalls 4.000 Titel: "Dabei sind, trotz der Unmassen von gedrucktem Schrott, 4.000 Bücher nur ein Bruchteil dessen, was lesenswert ist."
Bettina Steiner kann mit der Entscheidung der Leipziger Uni, nur noch die weibliche Form von Berufsbezeichnungen zu benutzen, leben und kommentiert in der Presse: "Im Leipziger Senat fand das generische Femininum jedenfalls eine Mehrheit. In der Folge beschwerten sich einige Studenten, Absolventen und Professoren, das generische Femininum diskriminiere Männer. Und das generische Maskulinum? Interessant, wie oft sich Männer diskriminiert fühlen von Dingen, die Frauen von jeher ertragen mussten."
Über den Krieg in Syrien sagt die inzwischen in Deutschland lebende syrische Autorin Rosa Yassin Hassan im Gespräch mit Laura Overmeyer von Qantara: "Noch ist es kein Bürgerkrieg. Um zu verhindern, dass es so weit kommt, muss die Regierung stürzen. Einheit wird das syrische Volk nur in einer Demokratie finden und die wird mit Assad nicht zustande kommen. Je früher das Regime verschwindet, desto größer ist die Chance, dass wir unser Land wieder aufbauen und zu einer Gesellschaft zusammenwachsen können. In jedem Fall wird es ein langer Weg sein."
In der FR/Berliner Zeitung wappnet sich Dirk Pilz schon mal vorsorglich für künftige Religionsdebatten, die er für so unausweichlich hält wie das "Amen" in der Kirche. Den Religionskritikern, die er hysterisch findet, redet er dabei ins Gewissen: "Mit Gesetzen sind Religionen nicht aus der Welt zu schaffen, es sei denn durch 'Krieg', es sei denn durch Rechtsfundamentalismus, der wie alle Fundamentalismen wäre: gewaltsam." (Und so geht es weiter. Grauenhaft, einfach grauenhaft.) Außerdem in der FR: Daland Siegler empfiehlt Filme des japanischen Filmfestivals Nippon Connection in Frankfurt.
Bettina Steiner kann mit der Entscheidung der Leipziger Uni, nur noch die weibliche Form von Berufsbezeichnungen zu benutzen, leben und kommentiert in der Presse: "Im Leipziger Senat fand das generische Femininum jedenfalls eine Mehrheit. In der Folge beschwerten sich einige Studenten, Absolventen und Professoren, das generische Femininum diskriminiere Männer. Und das generische Maskulinum? Interessant, wie oft sich Männer diskriminiert fühlen von Dingen, die Frauen von jeher ertragen mussten."
Über den Krieg in Syrien sagt die inzwischen in Deutschland lebende syrische Autorin Rosa Yassin Hassan im Gespräch mit Laura Overmeyer von Qantara: "Noch ist es kein Bürgerkrieg. Um zu verhindern, dass es so weit kommt, muss die Regierung stürzen. Einheit wird das syrische Volk nur in einer Demokratie finden und die wird mit Assad nicht zustande kommen. Je früher das Regime verschwindet, desto größer ist die Chance, dass wir unser Land wieder aufbauen und zu einer Gesellschaft zusammenwachsen können. In jedem Fall wird es ein langer Weg sein."
In der FR/Berliner Zeitung wappnet sich Dirk Pilz schon mal vorsorglich für künftige Religionsdebatten, die er für so unausweichlich hält wie das "Amen" in der Kirche. Den Religionskritikern, die er hysterisch findet, redet er dabei ins Gewissen: "Mit Gesetzen sind Religionen nicht aus der Welt zu schaffen, es sei denn durch 'Krieg', es sei denn durch Rechtsfundamentalismus, der wie alle Fundamentalismen wäre: gewaltsam." (Und so geht es weiter. Grauenhaft, einfach grauenhaft.) Außerdem in der FR: Daland Siegler empfiehlt Filme des japanischen Filmfestivals Nippon Connection in Frankfurt.
Aus den Blogs, 08.06.2013
Ein fait divers erschüttert Frankreich: Der "Antifa" Clément Méric wurde von Skinheads erschlagen. Politiker der französischen Opposition setzen seitdem linksextreme und rechtsextreme Gewalt gleich. Dagegen wendet sich Pascal Riché in Rue89: "Dieser Vergleich ist bestenfalls naiv, schlimmstenfalls pervers. Selbst wenn in den siebziger Jahren einige Gruppen der extremen Linken Gewalt gegen die Grundordnung und ihre Symbole legitimierten, so kann man sie doch nicht mit den Gewaltorgien und der Schwulenhatz der Hitler-Nostalgiker gleichsetzen."
SZ, 08.06.2013
Einen amüsierten Blick wirft Kurt Kister unter die "Käseglocke" der Politik in Berlin, insbesondere die scheibchenweise Vorstellung von Steinbrücks Kompetenzteam beschreibt er als ein kurioses Nicht-Ereignis. Mounia Meiborg geht gemeinsam mit "40 Dramaturgen, Regisseuren, Autoren, Schauspielern und Journalisten" auf Busreise zu insgesamt fünf Theateraufführungen in ganz Europa. Thorsten Glotzmann fasst eine Diskussion in Tübingen zwischen dem Philosoph Charles Taylor und der Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer über die Säkularisierung muslimischer Staaten zusammen.Peter Richter unterhält sich mit dem Lichtkünstler James Turrell. Fritz Göttler verabschiedet sich von der Musicaldarstellerin und Schwimmerin Esther Williams.
Besprochen werden Bücher, darunter Reinhard Jirgls Roman "Nichts von Euch auf Erden" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
In der SZ am Wochenende stattet Hilmar Klute der "Galerie der jüngsten Vorbild-Desaster" (von Guttenberg über Wulff bis Hoeneß) gesenkten Hauptes einen Besuch ab. Rebecca Casati schreibt Johnny Depp einen Liebesbrief zum 50. Geburtstag. Joachim Käppner erinnert an historische Hochwasser. Außerdem gibt Ethan Hawke im Gespräch Beziehungstipps.
Besprochen werden Bücher, darunter Reinhard Jirgls Roman "Nichts von Euch auf Erden" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
In der SZ am Wochenende stattet Hilmar Klute der "Galerie der jüngsten Vorbild-Desaster" (von Guttenberg über Wulff bis Hoeneß) gesenkten Hauptes einen Besuch ab. Rebecca Casati schreibt Johnny Depp einen Liebesbrief zum 50. Geburtstag. Joachim Käppner erinnert an historische Hochwasser. Außerdem gibt Ethan Hawke im Gespräch Beziehungstipps.
FAZ, 08.06.2013
Im Interview mit Michael Hanfeld zum Internet- und Telefonabhörprogramm der amerikanischen Regierung gibt Frank Rieger vom Chaos Computer Club den Abgeklärten. Die Russen und die Chinesen hätten immer wieder gewarnt und Recht behalten: "Dass solche Programme existieren und dass insbesondere die Amerikaner, aber auch die Israelis und andere in großem Maß auf die Daten von Unternehmen zugreifen und mit diesen Kooperationsvereinbarungen haben oder sich dort reinhacken, ist für Kenner der Materie nicht weiter überraschend. Für alle anderen galt das lange als Verschwörungstheorie."
Weitere Artikel: Rainer Meyer (alias Don Alphonso) meditiert über die Rolle der Donau für die Bayern und fordert auf, die Sache aus mal aus Sicht der Flut zu betrachten: "Die Donau nimmt wieder ihren Bereich in Besitz und lässt den Menschen das, was ihr Respekt erwiesen hat." Nils Minkmar denkt über den Tod Clément Mérics nach und fragt, ob Weimar jetzt an der Seine liege. Dieter Bartetzko unterhält sich mit Reinhard Mey, der seine Erschütterung über die schwulenfeindliche Bewegung in Frankreich bekennt.
Besprochen werden eine "Ariadne auf Naxos" in Glyndebourne, Philippp Löhles neues Stück "Du (Normen)" in Mannheim und Bücher, darunter Eigen Ruges neuer Roman "Cabo de Gata" und Katajun Amirpurs Essay "Den Islam denken" über Reformthologen des Islam (rezensiert von Necla Kelek, mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).
Für die Frankfurter Anthologie liest Gisela Trahms Andre Rudolphs Gedicht "im morgenrot sehn wir/das innre kind, wie es".
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Besprochen werden eine "Ariadne auf Naxos" in Glyndebourne, Philippp Löhles neues Stück "Du (Normen)" in Mannheim und Bücher, darunter Eigen Ruges neuer Roman "Cabo de Gata" und Katajun Amirpurs Essay "Den Islam denken" über Reformthologen des Islam (rezensiert von Necla Kelek, mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).
Für die Frankfurter Anthologie liest Gisela Trahms Andre Rudolphs Gedicht "im morgenrot sehn wir/das innre kind, wie es".
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