Heute in den Feuilletons

Grundlose Helle

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
11.07.2009. In der Welt erzählt der chinesische Schriftsteller Yu Hua, wann menschliche Wärme schneller und weiter trägt als das Licht. Die SZ erkennt in der Harmonie die chinesische Form der Gleichschaltung. In der taz fragt die Iranerin Alham Abrahimnejad, wo sie jetzt leben kann. In der NZZ spricht Adolf Muschg über Schuld und Gnade. Die FR nimmt Menschenaffen in den Verein der Kulturträger auf. Und in der FAZ steigt Richard Thaler von Müsli auf Croissants um. Der Fall Marwa S. wird im Guardian, in Qantara und in Reader's Edition diskutiert. 

Welt, 11.07.2009

In der Literarischen Welt erinnert sich der chinesische Schriftsteller Yu Hua daran, wie er das Wort "Volk" erstmals verstanden hat. Das war Ende Mai 1989 in Peking. Der Ausnahmezustand war bereits verhängt, und Yu Hua war mit dem Fahrrad unterwegs. "Etwa in Höhe von Hujialou spürte ich plötzlich in der Dunkelheit einen warmen Lufthauch, zunächst kaum spürbar, dann aber immer stärker. Ein wenig später hörte ich von Ferne Gesang, und schließlich erblickte ich auch Lichter. Ein erstaunliches Bild bot sich meinen Augen: Auf und unter der hell erleuchteten Hujialou-Fußgängerüberführung drängten sich Tausende und Abertausende Menschen (...) Und all diese dicht gedrängten Menschen verströmten eine solche Hitze, als wäre jeder einzelne von ihnen eine lodernde Fackel. Es war ein wichtiger Augenblick in meinem Leben. Ich hatte bis dahin stets angenommen, Licht sei weiter zu sehen als Stimmen tragen, und die Stimmen von Menschen wiederum trügen weiter, als ihre Körperwärme spürbar ist. In dieser Nacht jedoch merkte ich: Wenn Menschen sich zusammenschließen, tragen ihre Stimmen weiter als das Licht, und die Wärme ihrer Körper ist noch eher wahrnehmbar als ihre Stimmen."

Julia Schoch erinnert sich im Interview an Christa Wolfs Roman "Nachdenken über Christa T.", den sie Anfang der neunziger Jahre gelesen hat: "Das Besondere an 'Christa T.' ist doch, dass der Roman von einer Generation handelt, die den sozialistischen Staat mit aufbaute und seine Gesellschaft eigentlich bejahte oder bejahen wollte. In den Achtzigern hätte man das Buch so nicht mehr schreiben können. Diese Verunsicherung der Empfindungen ist für den Leser einfach entwaffnend: Die Figuren beginnen an einer Gesellschaft zu hadern, die sie selbst mit aufbauen, die sie geformt und so gewollt haben, weil sie sie für eine bessere Gesellschaft halten. Auf diese Art von aufrichtigem Zweifel könnte man heute fast neidisch werden."

Weitere Artikel: Jacques Schuster ärgert sich über die "Leisetreterei der Frankfurter Buchmesse" gegenüber den Chinesen. Andre Glucksmann hofft für Europa, dass der georgische Präsident Micheil Saakaschwili diesen Sommer übersteht: "Wenn Tiflis fällt, wird es nicht mehr möglich sein, Gazprom zu umgehen und sich einen autonomen Zugang zu den Gas- und Erdölreichtümern Aserbaidschans, Turkmenistans und Kasachstans zu verschaffen." Was das bedeuten würde, singt uns hier ein Moskauer Militärchor vor:



Besprochen werden unter anderem Joachim Walthers Roman "Himmelsbrück" und Harro Zimmermanns Porträt Friedrich Schlegels. Lesen kann man außerdem einen Auszug aus Wolfgang Schullers Buch über "Die deutsche Revolution 1989".

Im Feuilleton würdigt Irene Bazinger Michael Thalheimers Inszenierung der "Emilia Galotti", die heute zum letzten Mal im Deutschen Theater in Berlin aufgeführt - und auf den Vorplatz übertragen - wird.

TAZ, 11.07.2009

Im sonntaz-Interview gibt die 1980 geborene Iranerin Alham Abrahimnejad ihrer Verzweiflung Ausdruck. Im Iran wurde sie, weil sie für Frauenrechte kämpfte, verfolgt, in Deutschland bekommt sie, weil man das - sagt sie - nicht Ernst nimmt, kein Asyl. Nun fragt sie: "Wo kann ich leben? Im Iran kann ich nicht leben. In Deutschland kann ich nicht leben. Im Internet kann man nicht leben. Was kann ich machen? Kann ich mein schönes Kinderleben weiterleben? Kann ich mein politisches Leben weiterleben? Wer bin ich? Mein halber Körper ist im Iran. Mein einer Arm ist in Holland bei meinem älteren Bruder. Meine Gedanken sind bei meinen Freundinnen, bei meinem Exmann. Und mein Kopf ist hier in Berlin bei meinem jüngeren Bruder."

Weitere Artikel: Julian Weber lässt noch einmal die Karriere des diese Woche wieder auf Tournee gehenden Jochen Distelmeyer ("Blumfeld") Revue passieren. In der "Leuchten der Menschheit"-Kolumne denkt Andreas Fanizadeh anlässlich des Staatsstreichs in Honduras über die Rolle nach, die Simon Bolivar in der Politik von Lateinamerika immer noch spielt. Ulrich Gutmair erläutert die Grundzüge der Lehre des Reformators Johannes Calvin.

Besprochen werden die Ausstellung "Kunst und Revolte '89" in der Berliner Akademie der Künste, Bücher, darunter Wolfgang Fritz Haugs Neuausgabe seiner "Kritik der Warenästhetik" und Tom McCarthys Roman "8 1/2 Millionen" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Ansonsten ist die taz an diesem Wochenende aber schwer mit sich selbst beschäftigt. Damit zum einen, dass ein Tofu-kritischer Artikel hunderte von Leserbriefen ausgelöst hat. Und dann mit dem Chefredakteurin-Wechsel. Im großen Abschieds-Interview blickt Bascha Mika bei aller Wehmut nicht ohne Zorn zurück - und gibt ihrer Nachfolgerin Ines Pohl gleich einen mit, indem sie ihre Gefühlslage beschreibt: "Im Moment ist es eine Mischung aus Melancholie und großer Sorge um die Zukunft der taz." Pohl wiederum schreibt einen weitgehend im Politikersprech gehaltenen offenen Brief an die "Leserinnen und Leser". Sie verspricht: "Ich trete dafür an, dass [die taz] dieses linke Profil nicht nur halten, sondern schärfen wird."

Und Tom.

Weitere Medien, 11.07.2009

Der Fall der im Dresdner Landgericht getöteten Marwa S. erregt auch in Großbritannien Aufsehen. Für Perlentaucherin Anja Seeliger hat auch die Presse versagt. Sie schreibt in der "Comment is Free"-Sektion des Guardian: "The press treated the case as if it was something banal. Just one of these tragic incidents one cannot really understand. It was not until the demonstrations in Cairo that the details were published."

In Qantara fragt Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, zum selben Thema: "Warum kamen die Reaktionen der Medienlandschaft wie der Politik auf den Mord so spät? Jetzt wird, nicht zuletzt unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, nachgebessert. Allerdings überzeugt erzwungene Betroffenheit nicht."

In Reader's Edition kommentiert Claus-Dieter Stille: "Sonst sind die Medien doch nicht so rücksichtsvoll. Nun gut, es gibt einen gewissen (leider nicht immer befolgten) Medien-Kodex, wonach bei bestimmten Straftaten die nationale Herkunft eines Täters bzw. Opfers im Bericht nicht erwähnt werden soll, so sie nicht relevant ist, was das Motiv der Tat anbetrifft. Im vorliegenden Dresdner Mordfall allerdings ist diese Relevanz gegeben, sie sticht sogar geradezu hervor:"

Tagesspiegel, 11.07.2009

Erst warf Ingo Metzmacher beim Berliner DSO das Handtuch, jetzt verlässt Lothar Zagrosek das Konzerthausorchester. Jörg Königsdorf sieht da eine "auffällige Gemeinsamkeit: Es gehen gerade die Dirigenten, die versucht haben, ihre Orchester mit klugen, wagemutigen Programmen zu profilieren, während die konservativen 'Bewahrer' Barenboim und Janowski, die auf die Pflege des klassisch-romantischen Repertoires setzen, desto fester im Sattel sitzen. Und war nicht auch die Vertragsverlängerung Simon Rattles infrage gestellt worden, weil er angeblich den 'Deutschen Klang' des Orchesters gefährdet hatte? Eine Angst, die weniger das Publikum als die Orchester selbst umtreibt: Während sich das DSO zuvor nur lau und unter Bedingungen für die Vertragsverlängerung Metzmachers ausgesprochen hatte (und der Orchestervorstand auf die Rücktrittsankündigung zunächst eher achselzuckend reagierte), war das Konzerthausorchester bei der Vertreibung seines Chefs sogar die treibende Kraft. Während es die Musiker offenbar nicht gestört hatte, dass Zagroseks Vorgänger Eliahu Inbal weitgehend ausstrahlungslos seine Mahler- und Bruckner-Sinfonien dirigierte, schien der spürbare Kompetenzzuwachs, den Zagrosek seinem Orchester in Sachen Haydn und Mozart, aber auch bei zeitgenössischer Musik verschaffte, kaum zu zählen."

NZZ, 11.07.2009

Der Schriftsteller Adolf Muschg unterhält sich in Literatur und Kunst mit Roman Bucheli über das Erzählen, das Forschen und die Schuld als Grundmotiv der Kultur: "Gläubige Christen stellen diese Schuld der Gnade anheim. Da ich vielleicht ein religiös vorbelasteter Mensch, aber kein guter Christ mehr bin, liegt mir ein Fremdwort näher: Grazie. Es trifft nicht nur die Umgangsformen der Kunst, sondern auch die mitmenschlichen, die politischen. Wenn es gelingt, ein Geschöpf mit Anmut zu behandeln oder sie ihm zu lassen, so kommt dabei auch ein Mehrwert von Freiheit heraus, eine Glückserwartung, die Zumutung von Utopie. Damit können Menschen einander anstecken, wie mit einem Virus - nur ist es heilsam... Wo es am dunkelsten ist, leuchten die Sterne am hellsten. Bei Mozart hören wir, etwa im 'Requiem', dass die bodenlose Traurigkeit mit der grundlosen Helle irgendwo verwandt ist."

Weiteres: Der Fotohistoriker Anton Holzer erzählt die Geschichte der "Zigeuner"-Fotografie, die meist von Nicht-Zigeunern aufgenommen, lange Zeit vor allem die Schaulust der bürgerlichen Öffentlichkeit bedienen musst. Der Reformationshistoriker Christoph Strohm würdigt den vor fünfhundert Jahren geborenen Johannes Calvin. Thomas Maissen betrachtet das Verhältnis zwischen Calvin und den Schweizern.

Im Feuilleton fordert Martin Meyer nach dem Überfall einer Gruppe von Schweizer Schülern auf mehrere wehrlose Passanten in München eine andere Gangart gegen jugendliche Gewalt: "Strafe verhindert wenig, solange sie bloß mit dem schlechten Gewissen von Gesellschaften ausgehandelt wird, die alles und jeden therapieren zu können glauben." Dass es die Piratenpartei nun auch in der Schweiz geben soll, sieht Roman Bucheli mit Schrecken: "Für die Befreiung der Kultur und gar der Bürger werfen sich die Piraten in die Bresche. Schaut man genauer hin, sind sie die Totengräber der Kultur." In der Rubrik "Mein Stil" schreibt heute der serbische Schriftsteller Bora Cosic. Besprochen wird Gilles Kepels Buch "Die Spirale des Terrors".

Berliner Zeitung, 11.07.2009

Die Fotografin Herlinde Koelbl spricht im Interview über Politiker, Benjamin Stuckrad-Barre, ihr "Jüdischen Porträts" und ihr Elternhaus: "Ich bin auf einem Bauernhof großgeworden. Das ist etwas anderes, als wenn Sie in einem Angestelltenhaushalt aufwachsen und der Vater jeden Monat das Geld nach Hause bringt. Man lernt automatisch, Verantwortung zu tragen: Wenn Sie nicht säen, kriegen Sie keine Ernte. Sie müssen erst einen Baum pflanzen, um die Äpfel zu haben. Wie immer auch: Sie müssen erst etwas tun, um etwas zu haben."

FR, 11.07.2009

Der Evolutionsbiologe Volker Sommer hält es nicht länger für gerechtfertigt, "Menschenaffen aus dem Privatverein herauszuhalten, den die Menschen für sich gegründet haben". Zum Beispiel auch deshalb, weil sich bei Schimpansen sehr wohl etwas wie kulturelle Eigenheiten entwickeln: "Jede Schimpansen-Gemeinschaft verfügt mithin über ein 'kulturelles Profil', über unverwechselbare Gewohnheiten von Werkzeuggebrauch, Körperpflege oder sozialem Miteinander. Ähnlich wie wir bei Menschen von einem japanischen oder französischen Kulturkreis sprechen, ordnen Primatologen Menschenaffen anhand ihres Straußes an Verhaltensmustern beispielsweise der ostafrikanischen Gombe-Kultur oder der westafrikanischen Tai-Kultur zu - was den Forschungen an der Gattung Pan den Spitznamen Panthropologie eintrug."

Weitere Artikel: Im Interview bezweifelt der chinesische Erfolgsautor Mo Yan, dass der Sinologe Wolfgang Kubin, der an der chinesischen Literatur seit 1949 nichts Weltliterarisches erkennen kann, eine Ahnung von der Materie hat. In einer "Times Mager" blickt Hans-Jürgen Linke auf die immer noch lebendige (und, wie sich gerade zeigt, immer noch lebensgefährliche) Tradition des Stierkampfs in Europas Südwesten. In ihrer US-Kolumne erklärt Marcia Pally, dass es mit dem Militarismus auch unter Amerikas Evangelikalen derzeit nicht mehr weit her ist. Daland Segler stellt die neue ARD-Fernsehserie "Irene Huss, Kripo Göteborg" vor.

Besprochen werden ein Abend mit Stücken von Wajdi Mouawad beim Theaterfestival in Avignon und eine Nedko-Solakov-Ausstellung in Darmstadt.

Spiegel Online, 11.07.2009

Daniel Haas hat gestern Abend "Vorleser", die neue Literatursendung des ZDF mit Zeit-Kritiker Ijoma Mangold und Amelie Fied gesehen und war ganz zufrieden. Mangold habe sich als Sachverständiger gegeben, und wenn Fried Bücher "vorstellte, klang das immer auch nach Schulreferat und Kaffeekränzchen, aber warum nicht, muss man fragen: In dieser Stillage spricht man die mutmaßlichen Zielgruppen an, vor allem Frauen, die sowieso mehr lesen als Männer." Ach, ist das so?
Stichwörter: ZDF, Literatursendungen

SZ, 11.07.2009

Auch Alex Rühle durfte auf die große Pressereise, die das Buchmessengastland China ausgewählten Journalisten des Westens spendierte. Er kommt allerdings mit ausgesprochen unfreundlichen Eindrücken zurück. Konfuzius, schreibt er etwa, war lange Denker non grata im Land, jetzt aber kann man ihn zur Legitimierung massiver Ungerechtigkeiten gut brauchen: "Was aber schreibt der große Konfuzius dazu: Unruhen muss man im Keim ersticken. Es lebe die stabile Ordnung. Es lebe die Harmonie. Harmonie ist einer dieser großartigen Begriffe im chinesischen Neusprech: In chinesischen Büchern steht oft hinten drin, sie seien 'harmonisiert' worden. Millionen Chinesen verstehen oder verwenden das Wort auch, wenn wieder ein unliebsamer Zeitgenosse verhaftet wurde - Liu Xiaobo wurde 'harmonisiert' - oder wenn einer der angeblich 45 Millionen Blogs abgeschaltet wurde."

Weitere Artikel: Peter Burghardt sieht den Staatsstreich in Honduras in historischer Perspektive. Susan Vahabzadeh schildert, wie sich Roger Ebert, Amerikas bekanntester Filmkritiker, (hier) der Proteste erwehrt, die er mit einem bitteren Verriss des Michael-Bay-Films "Transformers 2" ausgelöst hat. Nach Lektüre eines von der UN in Auftrag gegebenen demografischen Berichts muss Petra Steinberger feststellen, dass das Problem der Überbevölkerung der Erde nach wie vor höchst bedrohlich ist. Paul-Philipp Hanske stellt die Band "Sunn O)))" und das Drone-Genre vor.

Besprochen werden das "Romanische Nacht"-Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen in der Basilika St. Maria im Capitol zu Köl, eine große "Tarzan!"-Ausstellung in Paris, eine neue Einspielung von Bachs "Kunst der Fuge" durch die Ghielmi-Brüder mit dem Ensemble Il Suonar Parlante und Bücher, darunter Monika Marons Bericht "Bitterfelder Bogen" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende erinnert Willi Winkler daran, wie im fränkischen Kaff Ebrach im Sommer 1969 eine Art Prä-Woodstock stattfand, bei dem sich die Jeunesse doree der Linken (darunter diverse spätere RAF-Terroristen) traf. Johannes von Weizsäcker stellt das Really Terrible Orchestra (Website) aus Edinburgh vor, das seinem Namen zur Freude der Zuhörerschaft alle Ehre macht. Max Leinkauf porträtiert den pakistanischen Autor Mohammed Hanif. Vorabgedruckt wird ein Auszug aus Per Pettersons neuem Roman "Ich verfluche den Fluss der Zeit". Harald Hordych unterhält sich mit dem Werber und nunmehrigen Projektleiter des DornierMuseums Cornelius Dornier über "Pioniere".

FAZ, 11.07.2009

Ab heute wird das Buch "Nudges" in der FAZ vorabgedruckt, in dem der Ökonom Richard Thaler und der Jurist Cass Sunstein für positive Anstöße plädieren - in Form eines "libertären Paternalismus". Jürgen Kaube stellt das Buch vor, und im Interview mit Jordan Mejias erklärt Thaler, wie so ein Schubs funktioniert: "Heute morgen beim Frühstück. In dem Restaurant war, wie es jetzt in allen New Yorker Kettenrestaurants vorgeschrieben ist, hinter jedem angebotenen Nahrungsmittel die Kalorienzahl vermerkt. Das kann wie ein Nudge wirken. Eine gesund klingende Portion Müsli mit fettarmem Joghurt hatte nämlich mehr Kalorien als ein Croissant. Also habe ich ein Croissant gegessen."

Weitere Artikel: Jürgen Dollase bemerkt eine Renaissance der griechischen Küche. Klaus Ungerer erzählt den Fall der Frau K. aus Hohenlockstedt, die sich auf eine der berüchtigten E-Mails eingelassen hat, die den großen Gewinn bei kurzfristiger Vorfinanzierung versprechen. Aus Pamplona berichtet Paul Ingendaay vom alljährlichen Stiertreiben, den Todesfällen und anschließenden Debatten. Frank Helbert macht darauf aufmerksam, wie schwer sich tatsächlich der Wiederaufbau des erdbebenzerstörten L"Aquila gestalten wird. Joseph Croitoru berichtet von - wieder fallengelassenen - Initiaven in Israel, den Palästinensern im Land gesetzlich die öffentliche Erinnerung an die Vertreibung zu verbieten. Till Krause meldet, dass Joseph Beuys" Witwe die Echtheit einer Müll-Vitrine anzweifelt. Niklas Maak reist auf die Insel Rauchfangswerder bei Berlin.

Auf der Medienseite berichtet Don Alphonso, wie sich Vodafone mit seiner neuen Kampagne an die "Generation upload" heranwerfen wollte und nicht aufgefangen wurde.

Besprochen werden das neue Album der kalifornischen Band The Airborne Toxic Event, eine neue CD von Madness und von Phantom Ghost sowie Aufnahmen des Cellisten Nicolas Altstaedt. Und Bücher, darunter Tom Mc Carthys Roman "8 1/2 Millionen" und ausgewählte Werke Detlev von Liliencrons.

In der Beilage Bilder und Zeiten freut sich Andreas Kilb über eine neue Generation von Schauspielerinnen, die das Nymphenhafte ihrer Vorgängerinnen abgelegt haben: "Die kältere Luft, die durch das neue deutsche Kino weht (oder wenigstens durch den Teil, auf den es ankommt) prägt auch seinen Blick auf den weiblichen Körper. Die Nacktheit wird athletischer, die Gestik aggressiver, die Dulderin zur Kämpferin." Arnold Bartetzky besucht das Wende Museum in Los Angeles. Hubert Spiegel besucht mit Rüdiger Safranski Schillers Haus in Weimar.

In der Frankfurter Anthologie stellt Michael Neumann Daniela Danz" Gedicht "Masada" vor.