Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
14.01.2006. Paul Berman staunt in der Welt über den französischen Antiamerikanismus von fast schon nordkoreanischen Ausmaßen. Der Politikwissenschaftler Franz Walter rügt seine Kollegen für ihre Arroganz gegenüber dem Volk. Die NZZ reist ins chinesische Pingfang, um die Greueltaten der japanischen Besatzer zu erleben. Kinder sind Mitläufer, erkennt Irene Dische in der Berliner Zeitung. Die SZ attestiert dem Suhrkamp Verlag heroischen Wahnsinn, die taz seziert das sich selbst reproduzierende System Marcel Reich-Ranicki. Und in der FR hofft Meir Shalev auf das Ende der Generäle in der israelischen Politik.

Welt, 14.01.2006

Die Literarische Welt übernimmt einen Essay von Paul Berman aus The New Republic über den Antiamerikanismus in Frankreich, der - von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen - in "fast schon nordkoreanischenem" Ausmaß Konsens im Land sei: "Jeder, der heute Berlin besucht, wird sofort erkennen, dass Deutschland eine Nation ist, die gewaltige und unerträgliche Niederlagen erlitten hat - eine Nation, die immer wieder in Schutt und Asche gelegt wurde, auch wenn die Deutschen zum Teil selbst daran Schuld waren. Ein Besucher Frankreichs wird diesen Eindruck nicht gewinnen. Schutt in Frankreich? Und trotzdem könnte es sein, dass auch Frankreich eine mit Narben bedeckte Nation ist, eine verwundete Nation, die sich von Deutschland nur in ihrem Beharren unterscheidet, nicht verwundet zu sein. Wenn ich über Andre Glucksmanns Beobachtungen zum Hass, der aus dem Abscheu vor der eigenen Schwäche erwächst, nachdenke, dann fällt mir auf, dass Frankreich anstelle von Schutt etwas anderes hat: eben diese sehr bemerkenswerte Literatur des Antiamerikanismus. Eine Art Wrack - die Literatur einer verwundeten Kultur, die mehr als zweihundert Jahren bewusster und unbewusster Verletzung Ausdruck verleiht."

Weiteres: Marek Halter beendet das Zeitalter der großen Männer in der israelischen Politik: "Gottverdammter Scharon! Ich mochte ihn gern." Robert Scott Dawson besucht den amerikanischen Schriftsteller John Irving. Besprochen werden auch Bret Easton Ellis' Schauerroman "Lunar Park" und Geert Maks Reise durchs 20. Jahrhundert "In Europa".

Im Feuilleton: "Über wenig mehr rümpft ein durchschnittlicher Professor der Soziologie und Politologie so indigniert die distinguierte aufgerichtete Nase als eben über die Medien", erklärt der Politologe Franz Walter die Unfähigkeit beziehungsweise Unwilligkeit seiner Kollegen, ihre Forschungsergebnisse zu vermitteln und an aktuellen Debatten teilzunehmen. "Seit Jahren wird über die Umstrukturierung des Sozialstaats gestritten, über die politischen Verdrossenheiten geredet, über die Tribalisierung der Gesellschaft geschrieben. Und so weiter. Doch über 95 Prozent der deutschen Sozialwissenschaftler schweigen, tauchen in der intellektuellen Auseinandersetzung dieses Landes nirgendwo auf... Die politischen Kontroversen der Republik finden ganz überwiegend ohne die nach C4 oder C3 bezahlten Sozialwissenschaftler statt."

Besprochen werden die große Egon-Schiele-Ausstellung in der Wiener Albertina und Carl-Henning Wijkmarks in Hamburg uraufgeführtes Stück über Sterbehilfe "Der moderne Tod".

NZZ, 14.01.2006

In Pingfang im Nordosten Chinas besucht Sören Urbansky für die Beilage Literatur und Kunst ein Museum, das an die Versuche mit biologischen Kampfstoffen erinnert, die die japanischen Besatzer im Zweiten Weltkrieg an der Zivilbevölkerung durchgeführt haben. An Wachsmodellen lässt sich alles studieren: "Sezierungen am lebendigen Leib, Gefrierexperimente oder gestapelte Leichname im Krematorium, untermalt mit Schreien von einem Tonbandgerät." Die chinesische Regierung nutzt das Mseum für nationale Zwecke. Auf Urbansky wirken die Darstellungen "bisweilen aufgesetzt und folgen einer spezifischen Ästhetik, die sich nach Ian Buruma durch 'eine seltsame Mischung aus heiligen Gedenkstätten, auf denen das chinesische Martyrium dargestellt wird, und Horrorkabinetten' auszeichnet. Ihre Botschaft transportieren die Museumspädagogen auf Schautafeln mit einer Subtilität, die an plumpe Kriegspropaganda erinnert: Nur eine große, gestählte Nation wird das Überleben der chinesischen Rasse, der Tausende Jahre währenden Zivilisation garantieren."

Desweiteren beweist die NZZ ihre Asienkompetenz und lässt Wolfgang Schürer eine differenzierte Betrachtung der aufstrebenden Mächte Indien und China anfertigen. Stefana Sabin erinnert an den vor 300 Jahren geborenen Protoamerikaner Benjamin Franklin. Joseph Jurt preist Antoine Compagnons bisher nur auf Französisch erhältliche Studie über "Die Antimodernen" von Joseph de Maistre bis Roland Barthes.

Staunend durchstreift Villö Huszai im Feuilleton die Berglandschaften von "Somewhere else is the same place", der bisher größten Einzelausstellung des Künstlerpaares Monica Studer und Christoph van den Berg im Kunstmuseum Solothurn. "Spätestens auf den zweiten Blick zeigt sich die Kühnheit des Auftakts: Studer / van den Bergs Großbilder sind keine herkömmlichen Ölbilder, sondern bestehen aus jeweils vier aneinander gefügten Inkjet-Prints-Tintenstrahl-Ausdrucken also, wie man sie vom alltäglichen Computer-Gebrauch her kennt." Dort gibt es auch das virtuelle Hotel Vue des Alpes, das man sonst nur unvollkommen zu Gesicht bekommt. "Auf dem Netz kann die virtuelle Landschaft rund um das Hotel nur erkunden, wer sich online eine Zimmerreservation verschaffen konnte. Was Geduld erfordert, denn momentan ist das Hotel bis 2007 ausgebucht - listiger kann man die weltweite Zugänglichkeit des Netzes nicht konterkarieren."

Außerdem spaziert Marc Zitzmann die Grands Boulevards in Paris entlang.

Besprochen werden eine von Herbert Blomstedt dirigierte Aufführung von Mozarts c-Moll-Messe in der Zürcher Tonhalle, und Bücher, darunter Matias Faldbakkens Roman "Macht und Rebel", der Roman des Koreaners Jo Jong Raeder "Das Spiel mit dem Feuer", eine neuer Doppelband des von Friedrich Ueberweg begründeten "Grundrisses der Geschichte der Philosophie" über das 18. Jahrhundert in Großbritannien, Nordamerika und den Niederlanden (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

TAZ, 14.01.2006

Gerrit Bartels analysiert, wie sehr der deutsche Literaturbetrieb nach wie vor um Marcel Reich-Ranicki kreist: "Er ist eine Lichtgestalt, ein Markenartikel, der sich immer verkauft. Und um den auch ein Frankfurter Zeitungsfeuilleton einen Hof bildet und unentwegt berichterstattet, um so wiederum Leser binden und begeistern zu können. Marcel Reich-Ranicki ist ein ständig sich selbst reproduzierendes System: Kolumnen wie die in der FAS werden zu Büchern, Gespräche und Interviews werden zu Büchern, viele alte Zeitungsartikel (wie etwa 'Über die Amerikaner') ebenfalls, und aus den Büchern werden wiederum Vorabdrucke und Zeitungsartikel mit und über Reich-Ranicki, aus denen wieder neue Bücher generiert werden können."

Weitere Artikel: Knapp gehalten sind Gerrit Bartels' Spekulationen zum Abschied des Suhrkamp-Geschäftsführers Georg Rieppel. Esther Slevogt kommentiert die drohende Schließung der Boulevardtheater am Ku'damm. Cord Riechelmann erhebt Einspruch gegen die Idee, Darwins Haus zum Weltkulturdenkmal zu erheben. Der Autor Uli Hannemann berichtet von den Erfahrungen und Gefühlen bei der Veröffentlichung seines ersten Buches.

Literaturbesprechungen: Eine sehr umfangreiche Rezension ist Bret Easton Ellis' neuem Roman "Lunar Park" gewidmet. Außerdem werden ein Fotoband von Niki S. Lee, der Band "After Dark" von Haruki Murakami, Christoph Meurers Biografien von Halbprominenten mit dem schönen Titel "Wunderwaffe Witzkanone", eine Ausgabe der ursprünglichen Fassung von Irmgard Keuns "Das kunstseidene Mädchen" und politische Bücher besprochen (mehr in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

In der zweiten taz schaudert Katharina Rutschky vor dem Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit Susanne Osthoff: "Zumindest Frauen müssen wohl immer noch lange tot sein und Patina angesetzt haben, ehe ihr unkonventionelles Leben gewürdigt, ihr Mut und ihre Risikobereitschaft womöglich sogar einmal als vorbildlich gefeiert werden dürfen. Im Buch sind sie uns recht, in Wirklichkeit messen wir Frauen wie Osthoff gnadenlos an unserer Konformität."

Außerdem entlarvt Martin Reichert den BND als "fröhlichen Koch- und Kuschelclub". Von der Hadsch nach Mekka berichtet Kerstin Speckner.

Im tazmag gibt es einen Schwerpunkt zum Thema "Depression". Jan Feddersen schreibt einen einführenden Artikel, der den aktuellen Stand der Wissenschaft beschreibt. Martin Reichert beginnt mit den Sätzen: "Sich mit Depressionen auseinander zu setzen bedeutet, in einen gähnenden Abgrund zu schauen. Doch der Abgrund starrt nicht zurück, das wahre Gesicht der Depression ist nicht zu erkennen zwischen all den Diagnosen und Therapieansätzen, Symptomen und Klassifikationen, klar ist nur, dass es im Wesentlichen um das menschliche Leid an sich geht." Judith Luig hat eine Ausstellung zum Thema "Melancholie" besucht, derzeit in Paris zu sehen, demnächst in Berlin.

Weiteres: Philip Dudek erzählt, wie er nach zehn Jahren nach Mississippi zurückkehrte, wo er einst ein Jahr als Austauschschüler verbrachte. Die Soziologin Anja Löbert berichtet, wie sie zur Cliff-Richard-Forscherin wurde.

Schließlich Tom.

Berliner Zeitung, 14.01.2006

Im Magazin gibt es ein wunderbares Interview mit der deutsch-amerikanischen Schriftstellerin Irene Dische über ihre eigenen Erinnerungen "Großmama packt aus" verzogene Kinder in Deutschland: "Kinder haben jedenfalls überhaupt keine Illusionen. Die sehen, wie der Vater oder die Mutter ist, und das akzeptieren sie, auch wenn es ihnen weh tut. Meine Tochter ist hier in Berlin auf eine englische Militärschule gegangen. Alle anderen Eltern waren Soldaten, darunter viele Prolls, ganz jung, hatten ihr erstes Kind mit sechzehn gekriegt. Meine Tochter wurde aufgefordert, Tagebuch zu schreiben, das wurde uns Eltern vorgelegt. Die Schule hatte gar keine Vorstellung von Privatsphäre. In diesem Tagebuch bekamen wir dann zu lesen: 'I wish my mother was a housewife named Linda and my daddy a soldier named Bob. I wish, they were much younger.' Diese zwei Zeilen werde ich nie vergessen, sieben Jahre alt war unsere Tochter damals. Und der arme Ehemann musste zum Parents Day gehen, da war er schon fünfundvierzig, und musste gegen die anderen Väter, die so Mitte Zwanzig waren, um die Wette rennen. Die Kinder guckten zu. Ich wiederum hatte einen amerikanischen Akzent, was für meine Kinder unglaublich peinlich war in dieser englischen Schule. Kinder sind solche Mitläufer! Immer wenn ich in dieser Schule war, sagte meine Tochter zu mir: 'Don't speak!'"

SZ, 14.01.2006

Der Abschied von Suhrkamp-Geschäftsführer Georg Rieppel bestätigt Ijoma Mangolds Bedenken gegen (mindestens) den ökonomischen Verstand der Unseld-Witwe Ulla Berkewicz: "Vermutlich legt man Rieppel das Desaster mit Isabel Allendes Roman 'Zorro' zur Last, den man sehr aufwändig mit Fernsehspots bewarb. Doch dass dieser Titel viel zu teuer eingekauft wurde, ist nicht Rieppels Schuld. Dieses Frühjahr stammt der Spitzentitel des Verlags von Eva Demski. Bei aller Liebe: das sind beschauliche Dimensionen. Statt dessen kündet die Verlegerin in ihrer Vorschau an, dass sie den Buchhandel ab 2007 mit ihrem neu gegründeten Verlag der Weltreligionen beglücken wird. Auf weniges dürfte der Buchhandel sehnlicher gewartet haben. Was bei Suhrkamp passiert, ist im freundlichsten Falle heroischer Wahnsinn."

Weitere Artikel: Im Interview erklärt Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, den Beleidigungsprozess zwischen Henryk M. Broder und Abraham Melzer für "absolut einmalig: Zwei Juden lassen vor einem deutschen Gericht klären, ob der eine den anderen einen Antisemiten nennen darf." Zum Start der SZ-Krimibibliothek erklärt uns Burkhard Müller den Kriminalroman, so wie er ihn versteht. Über allerlei Interessantes wenn auch nicht Weltbewegendes rund um die Espressomaschine informiert Christopher Schmidt. Gottfried Knapp hat sich in Zug und Zuoz zwei Lichtkunstwerke - genauer gesagt "Arenen der fließenden Farben" - des Künstlers James Turrell angesehen. Helmut Mauro schreibt einen kurzen Nachruf auf den br-Literaturredakteur Peter Laemmle. Vermeldet werden die Bayerischen Filmpreise für unter anderem "Sophie Scholl" (Bester Spielfilm) und "Die große Stille" (Bester Dokumentarfilm).

Eine Sonderseite ist dem Thema Laokoon gewidmet. Der Archäologe Luca Giuliani räsoniert über Laokoon, Winckelmann und die Folgen für die Kunstgeschichte. Vom Fund der Laokoon-Skulptur im Jahre 1506 erzählt Christoph Schmälzle, während "jsl" über deren kurzen Aufenthalt in Paris zwischen 1798 und 1815 berichtet.

Besprochen werden eine Düsseldorfer Ausstellung zu Selbstinszenierungen des radikalen Dandys Leigh Bowery und eine Wiener Ausstellung zur ungarischen Architekturmoderne. Unter den rezensierten Büchern finden sich eine Studie über das Verhältnis von Max Weber und Ernst Troeltsch sowie Heike Makatschs Tagebuch zum Film "Keine Lieder über Liebe" (mehr dazu in der Bücherschau ab 14 Uhr.)

In der Reihe "Sprachatlas Deutsch" der SZ am Wochenende erzählt die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff von ihren deutsch-bulgarischen Familienverhältnissen: "Obwohl ich schon früh die Erfahrung gemacht habe, dass es andere Sprachen gibt, wollte mir nie so recht einleuchten, warum es in der Welt viele hundert Millionen Menschen geben muss, die kein Deutsch sprechen. Bei meinem Vater, der Bulgare war, erschien mir Deutsch als die natürlich gegebene Art zu sprechen."

Weitere Artikel: Im Aufmacher berichtet Willi Winkler von der sensationellen südkoreanischen Klon-Wiedergeburt des Wolfgang Amadeus Mozart. Oliver Peitz macht sich tief gehende Gedanken darüber, warum uns manche Epochen der Popkultur heute lächerlich vorkommen - und andere nicht. Rebecca Casati porträtiert den Ex-Soldaten James Blunt (Website), der nun als Sänger trauriger Lieder zu Ruhm gelangt ist. Joachim Käppner erinnert sich an die Spielzeugfiguren von Elastolin. In der Reihe "Es war einmal" erzählt Kurt Kister vom Streit zwischen den Ghibellinen und Guelfen, der heute vor allem Dantes wegen nicht vergessen ist. Im Interview spricht der britische Starkoch Jamie Oliver über das Bild, das er von sich entwirft: "Jamie präsentiert sich als einer, der nachdenkt und lernt."

FR, 14.01.2006

Im Interview hält der israelische Schriftsteller Meir Shalev die Tatsache, dass mit dem Ende der Ära Scharon die Generäle aus der israelischen Politik verschwinden, für den eigentlichen Einschnitt: "Mit der militärischen Aura, in die sich Mosche Dayan, Scharon und zum gewissen Teil auch Yitzhak Rabin hüllten, ist es vorbei. Die besten Ministerpräsidenten, die Israel hatte - David Ben-Gurion oder Levi Eschkol - kamen sowieso nicht vom Militär. Ich jedenfalls bin die Generäle in der Politik leid. Wer in der Armee groß wurde, ist in gewisser Weise mental fixiert." Und seine Hoffnung gilt einer Frau: "Langfristig hoffe ich auf die jetzige Justizministerin Zipi Livni. Sie ist besser als der ganze Rest."

Weitere Artikel: Rolf-Bernhard Essig feiert zum 500. Jahrestag ihres Auftauchens die Laokoon-Gruppe (Bild). Jamal Tuschik porträtiert den Regisseur Victor Vicas, dem das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt eine Retrospektive und eine Ausstellung widmet. In der "Plat du Jour"-Kolumne kommentiert Martina Meister die Pläne des französischen Nationalheiligtums Johnny Hallyday, zum Belgier zu werden, als der er sich immer schon fühlte.

Besprochen werden Patrice Chereaus Film "Gabrielle", eine Ausstellung von Fotografien und Zeichnungen aus den Beständen des Deutschen Exilarchivs in der Deutschen Bibliothek und ein Mozart-Konzert der Academy of St. Martin in the Fields in der Alten Oper.

FAZ, 14.01.2006

Die zielgerichteten Enthüllungen des CIA über eine Zusammenarbeit mit dem BND während des Irakkriegs hält Christian Geyer für einen amerikanischen Schuss ins eigene Knie. Kerstin Holm besucht das Kunstmuseum von Rostow am Dom, das Avantgarde, Landschaftsbilder und Ikonen zu bieten hat. Wann die Vogelgrippe auf den Menschen überspringt, können weder Bürger noch Wissenschaftler und offensichtlich auch der Kurzkommentarverfasser "jom" nicht sagen. Hannes Hintermeier macht darauf aufmerksam, dass Bayern dem Landesamt für Denkmalpflege in diesem Jahr drei Millionen weniger und damit nur noch 5,5 Millionen Euro überweisen will. Erwin Seitz probiert Weine aus den Jahren, in denen Deutschland Fußballweltmeister wurde. Die französischen Intellektuellen lieben den deutschen Papst, erkennt Jürg Altwegg beim Durchblättern einiger Zeitschriften. Patrick Bahners nimmt Rene Goscinnys "Lucky Luke" in die Riege der FAZ-Comiclassiker auf.

In den Überresten von Bilder und Zeiten wird Hubert Spiegels Laudatio auf den Schriftsteller Ralf Rothmann abgedruckt, der den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln erhalten hat. Henning Ritter registriert, dass Benjamin Franklin am 17. Januar vor 300 Jahren geboren wurde.

Auf der Medienseite unterhält sich Michael Hanfeld mit Autorin Doris Gercke und Schauspielerin Hannelore Hoger über den ZDF-Fernsehkrimi "Bella Block", der heute zum zwanzigsten Mal läuft.

Auf der Schallplatten-. und Phonoseite gibt es Rezensionen von Daniel Barenboims Gesamtaufnahme des "Wohltemperierten Klaviers" von Johann Sebastian Bach, Catarina Valentes Aufnahmen "Die Telefunken-Jahre 1959 bis 1974" sowie Einspielungen von Händels "Saul" und "Der Messias".

Besprochen werden außerdem eine "beeindruckende" Retrospektive des Bildreporters Thomas Höpker im Münchener Stadtmuseum, eine Schau mit Veduten von Ippolito Caffi in Belluno und später im Museo di Roma, Michael Joos Installationsschau "Still Lives" in der Bohen Foundation New York, die "eindringlich unaufgeregte" Uraufführung des Stücks "Moderner Tod", das auf dem gleichnamigen Roman von Carl-Henning Wijkmark aus dem Jahr 1977 basiert, am Schauspielhaus Hamburg, die konzertante Aufführung des Balletss "Les maries de la Tour Eiffel" der Groupe des Six um Erik Satie und Jean Cocteau im Bonner Bahnhof Rolandseck, und Bücher, darunter Bret Easton Ellis' Roman "Lunar Park", die gesammelten Rezensionen von Siegfried Jacobsohn in fünf Bänden ("selbst die nur genialen Rezensionen sterben mit dem Tag, an dem sie geschrieben wurden", seufzt der Kritikerkollege Gerhard Stadelmaier) sowie eine Hörfassung von Stendhals "Rot und Schwarz" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).