Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
06.10.2005. In der SZ freut sich Orhan Pamuk über die Eröffnung der Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Im Standard freut sich Leon de Winter gar nicht darüber. Für die FAZ verkörpern die Türken gar das Antieuropäische schlechthin. In der Zeit erklärt Isabel Hilton, was eine gute Reportage ist. In der FR macht sich Eva Demski stark für die Rettung von Deutschlands ältester Steinbrücke. In der taz fragt Sven Regener, ob es wirklich cool ist, bei einem Lied von Bap über die "Kristallnacht" Feuerzeuge anzumachen. Die NZZ staunt über ein Balzritual von berührender Schönheit.

Zeit, 06.10.2005

Am 15. Oktober wird zum dritten Mal in Berlin der Lettre Ulysses Award für die Kunst der Reportage verliehen. Jury-Mitglied und Reporterin Isabel Hilton erzählt im Gespräch mit Susanne Mayer aus ihrer journalistischen Praxis und was für sie eine gute Reportage ist: "Für mich ist die Reportage eine Möglichkeit, zu einer Wahrheit jenseits des Offensichtlichen vorzustoßen. Etwas zu berühren, was den gegenwärtigen Moment transzendiert. Oder in einem einzelnen Menschen etwas Universelles zu entdecken. In einem Augenblick eine Wahrheit zu entdecken, die vielleicht für Abertausende von Bedeutung ist. Die beste Reportage kann das. Sie trägt eine menschliche Wahrheit, die Frage zum Beispiel: Wer ist verantwortlich für das, was ist?"

Die Realität des deutschen Journalismus beschreibt der Kommunikationswissenschaftler Siegfried Weischenberg dagegen streng wissenschaftlich und basierend auf einer Studie so: "Die nervöse Berliner Luft und das rote Licht der Fernsehkameras haben eine journalistische Pseudoelite hervorgebracht, die durch Stimmungsmache aus der Rolle fällt und dazu beiträgt, dass die politische Kommunikation zum Gemischtwarenladen von Opportunisten verkommt."

Weitere Artikel: Katja Nicodemus unterhält sich mit dem kanadischen Regisseur David Cronenberg über seinen neuen Film "A History of Violence", über schnelle Autos und die "große Todesoper" Formel 1: "Es gab da diesen berühmten Zusammenstoß mit Jacques Villeneuve. Ein Wahnsinnsmoment der Formel 1! Für Schumacher war der Gedanke, von Villeneuve überholt zu werden, so unerträglich, dass er in ihn hineingefahren ist." Der amerikanische Historiker Mike Davis beschreibt, wie sich nach den beiden Hurrikan-Katastrophen von Louisisana die Ärmsten der Armen selbst helfen, und schließt. "So haben Katrina und Rita in Louisiana die Wahrheit ans Licht gezerrt: Versäumnisse der Regierung, Gier von Konzernen, ethnische Separation. Allerdings zeigt sich ebenso klar das uralte moralische Grundgestein der Bayous, das sich in populistischer Revolte, kulturellem Widerstand und christlicher Großzügigkeit äußert." Claudia Herstatt berichtet vom 50-jährigen Jubiläum der Kunstmesse München.

Besprochen werden die beiden Großausstellungen "Nationalschätze aus Deutschland" in der Bonner Kunsthalle und "Projekt Migration" im Kölnischen Kunstverein, das Berliner Theaterfestival "Poker im Osten", John Cales neues Album "blackAcetate" ("mit dem reinigenden Terror von Rock 'n' Roll"), ein "überragendes" Piano-Recital der venezolanischen Pianistin Gabriela Montero und Pasolinis Klassiker "Teorema" auf DVD.

Für das Dossier besucht Heike Faller den Mathematik-Professor Apostolos Gerasoulis in New Jersey, der mit einem eigenem Suchalgorithmus Google übertrumpfen will: "Die Formel von Ask Jeeves liegt in einem Datenzentrum in Boston und auf einem Server in den Büros, übersetzt in binären Code, die Ursprache aller Computer. Sie ist geschützt von vier Passwörtern und nicht an externe Datenleitungen angeschlossen. Keiner hat Zugang zu dem gesamten Algorithmus, und es wäre wohl auch unmöglich, ihn ganz zu kennen: Er ist zu lang. Ein Mensch würde Monate brauchen, um alles zu lesen."

FR, 06.10.2005

Die Regensburger Schriftstellerin Eva Demski macht sich stark für die Rettung von Deutschlands ältester Steinbrücke: "Man hatte sie immer für unzerstörbar gehalten, diese dreihundertdreißig Meter lange Brücke mit ihren sechzehn Bögen, die über Wasser und Land führt und souverän Rechtwinkligkeit und Symmetrie missachtet. Sie hat die Form eines flachen, ungleichschenkligen Zirkumflex, ihr Scheitelpunkt ist keineswegs in der Mitte und das Männlein, das ihn bewacht und krönt, scheint sich darüber seit vielen hundert Jahren zu freuen. Es schaut hinüber zum Dom und verhöhnt, wie es heißt, dessen Baumeister. Mit satanischer Hilfe soll die Brücke eher fertig geworden sein als der Dom." Über achthundert Jahre hat sie gehalten, jetzt zeigt sich "am Bogen zwölf, der sich über die Jahninsel und den Donaunordarm spannt, ein faustdicker Riss", verursacht wohl vor allem durch den Verkehr. Gefordert ist, so Demski, "eine Lösung, die nicht mit teutonischer Gründlichkeit die Landschaft verhunzt".

Weiteres: In der Kolumne Times Mager widmet sich Elke Buhr anhand ausgewählter Beispiele den unübersichtlichen Verhältnissen zwischen legalem und illegalem Kunstraub, respektive Raubkopien.

Besprochen werden Matthew Barneys fantastischer Filmzyklus "The Cremaster Cycle" ("reine Bilderzählungen wie man sie seit den Tagen von Buster Keaton und dem jungen Bunuel nicht mehr gesehen hat", schwämt Daniel Kothenschulte, der mit Barney auch ein ausführliches Gespräch geführt hat, Terry Gilliams Film "Brothers Grimm", Charles Dances Melodram "Der Duft von Lavendel", Thomas Vinterbergs neuer Film "Dear Wendy", Franz Ferdinands zweite CD "You could have it so much better..." und die Ausstellung "Paralleles Leben" im Frankfurter Kunstverein.

Standard, 06.10.2005

"Europa ist, was Sprachen, Kultur, Geschichte und Mythologie betrifft, tief gespalten und die einzige Beziehung die herstellbar ist, ist eine ökonomische", zürnt der niederländische Schriftsteller Leon de Winter in einem Rundumschlag gegen die EU, den Türkei-Beitritt und verzweifelte Technokraten: "Man betrachte nur das Schicksal des europäischen Films. Er ist einfach nicht vorhanden. Französische Filme haben zum Beispiel in meiner Heimat Holland keinen Erfolg, weil wir einfach nicht verstehen, was die Franzosen machen, wir verstehen nicht ihre Sensibilitäten, nicht ihren Humor, nicht ihre Ausdrucksformen. Französische Filme wirken, als stammten sie von einem anderen Planeten, während wir uns mit Hollywood- Filmen, die von einem anderen Kontinent kommen, unschwer identifizieren können."

Der portugiesische Schriftsteller und Journalist Paulo Moura hat oft in den Wäldern Marokkos über schwarzafrikanischen Flüchtlinge recherchiert. Im Interview erzählt er, wie es den Frauen unter den Flüchtlingen geht. "Das Leben im Wald ist hierarchisch strukturiert, es herrscht dort ein System der Macht. Es gibt Anführer, die von den Anderen Geld, Essen und Kleidung bekommen oder stehlen. Die Mächtigen haben oft auch Kontakte mit der marokkanischen Mafia oder zur Polizei. Alle Frauen leben in diesem System, und die Männer sorgen für sie. Jedes Mädchen hat einen "Ehemann", der sie beschützt. Manche werden von der Mafia dafür belohnt und kommen dafür nach Europa. Frauen sind der größte Gewinn für die Mafia, besonders die Hübschen, die Hässlichen bleiben über. Viele von ihnen haben Babys, sie warten und kommen aus dem Wald nicht mehr heraus."

TAZ, 06.10.2005

"Findet man es wirklich okay, wenn BAP ein Lied macht wie 'Kristallnacht'?" fragt der Schriftsteller und Element-of -Crime-Sänger Sven Regner auf der Meinungsseite in einem Gespräch mit Dirk Knipphals über Politik in der Popmusik. "Und das auf einem Festival spielt und alle machen die Feuerzeuge an. Ist das cool? Ist das politische Aufklärung? Ich sage, im besten Fall schadet es nichts. Dann ist es nur peinlich, schlechte Kunst. Im schlimmsten Fall aber ist es dumme Manipulation.... Das sieht man daran, dass Politrock jetzt als Rock von rechts gekommen ist. Da ist die Verbindung von Musik und Politik plötzlich keinem mehr recht. Dabei wird aber klar, was für eine manipulative und antiaufklärerische Wirkung sie haben kann."

"Um das hier rasch zu erledigen" erklärt Tom Holert den Filmtitel von Matthew Barneys sechstündigem Filmwerk "The Cremaster Cycle": "der Musculus cremaster (ist) für das Heben und Zusammenziehen der Hoden zuständig - ein Vorgang, der nicht durch Willenskraft, sondern durch Angst, Kälte oder sexuelle Erregung verursacht wird."

Weiteres: Gloria Zein schreibt über den rumänischen Pavillon von Daniel Knorr auf der Kunstbiennale in Venedig.

Besprochen werden Terry Gilliams Fantasy-Spektakel "Brothers Grimm", Katharina Peters autobiografischer Dokumentarfilm "Am seidenen Faden", Charles Dances Ausstattungsfilm vor britischer Küstenkulisse "Der Duft von Lavendel". Und wem das an Kino nicht reicht, dem liefert die taz ab heute im vierzehntage Rhythmus eine DVD-Kolumne, heute mit einer Empfehlung für Gus Van Sants Film "Gerry".

Schließlich Tom.

NZZ, 06.10.2005

Die NZZ ist hingerissen von Luc Jacquets Filmdokumentation "Die Reise der Pinguine". Ergriffen beschreibt Christoph Egger das Balzritual der flugunfähigen Seevögel: "Die Paarbildung beginnt und hierauf das Balzritual, das von berührender Schönheit ist. Lang, sehr lang stehen sich die Partner mit gebeugten Köpfen gegenüber, bevor das Männchen mit seinem Schnabel zärtlich - das Wort drängt sich auf - denjenigen des Weibchens fasst und die Paarung stattfindet."

Hubertus Adam besucht die Sonderausstellung des Museums für Angewandte Kunst Wien über das Leben und Werk des Wiener Architekten Josef Hoffmann in seinem Geburtshaus in Brtnice. Georges Waser meldet den Umzug der Saatchi Collection (mehr hier) von der Londoner County Hall in die Duke of York's Headquarters im Stadtteil Chelsea.

Weiterhin werden klassische Aufnahmen besprochen, darunter zwei neue Einspielungen des Mozarteum-Orchester Salzburg (mehr hier) von Beethoven und Mozart, mehrere CDs verschiedener Künstler mit Aufnahmen von Beethovens Cellosonaten, der Live-Mitschnitt der Bayreuther "Ring"-Inszenierung unter Daniel Barenboim von 1991/92 und schließlich vier Hörbücher ("drei Hochzeiten und einen Hoffnungsträger", freut sich Christiane Zintzen) zu Elias Canetti. Gelesen wird auch, und zwar Erich Loests Roman "Sommergewitter" und zwei Romane von Hwang Sok-yong, "Die Geschichte des Herrn Han" und "Der ferne Garten". (Mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr.)

Welt, 06.10.2005

Uta Baier schreibt über die Berufung des Australiers Michael Brand zum Direktor des unermesslich reichen Getty-Museums. Und Berthold Seewald kommentiert die von der Los Angeles Times recherchierten Unregelmäßigkeiten beim Ankauf von Antiquitäten, die wohl auch aus Raubgut stammten: "Der Wunsch, jährlich für 250 Millionen Dollar Kunst zum Wohle der Museumsbesucher ankaufen zu wollen, ist ehrenhaft, ihn legal auf dem Antiquitätenmarkt verwirklichen zu wollen aber unmöglich. Dieses Gesetz des Kunstmarkts dürfte auch den ethischen Kodex des Getty-Museums überdehnt haben."

Weiteres: Gernot Facius spricht mit dem Kirchenhistoriker Hubert Wolf über die Seligsprechung des Kardinals Graf von Galens am Sonntag. Besprochen werden neue Produktionen am Theater Stuttgart, Matthew Barneys Filmzyklus "Cremaster Cycle" und - in Kurznotizen - andere neue Filme.

Christian Seel interviewt für die Medienseite den Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister über das Verhältnis von Politikern und Journalisten, die netterweise auch nicht ganz ungeschoren davon kommen: "Dieser nervöse und herumorakelnde Hauptstadtjournalismus, der sich in den letzten Jahren in Berlin herausgebildet hat, wirkt doch eher ermüdend und provinziell." Nebenbei holt man sich noch die Absolution für die Fusion von Springer und Pro 7 Sat 1, von der sich Hachmeister "keine wesentlichen" Auswirkungen auf den deutschen Medienmarkt verspricht.

Neu auf der Forumsseite scheint uns ein "Echolot" mit Zitaten aus Blogs und anderen Internetquellen. Die Magazinseite bringt einen Text des Stalin-Biografen Simon Sebag Montefiore über "Stalins vergessene Villen".

SZ, 06.10.2005

"Alle Parteien in der Türkei werden jetzt europäisch gesonnen sein", kommentiert der Schriftsteller Orhan Pamuk in einem Gespräch mit Christiane Schlötzer und Thomas Steinfeld die EU-Entscheidung, mit der Türkei Beitrittsverhandlungen zu beginnen, "genauso, wie man in Europa auch auf verändertes, konstruktiveres Interesse an der Türkei stoßen wird. Innerhalb der Türkei sind die Verhältnisse jetzt gesetzt, und niemand, auch nicht der radikalste Fundamentalist, wird es riskieren wollen, die türkische Börse in den Abgrund zu stürzen oder die Lira zu entwerten. Es gibt keine Alternativen mehr."

Weiteres: Johannes Willms erklärt, warum Streiks ins Frankreich das einzige politische Ventil der Bevölkerung sind, sich gegenüber der "erhabenen Abstraktion" ihres politischen Systems zu artikulieren. Andrian Kreye ist von Idaho ins nördliche Nevada gefahren, um zu verstehen, weshalb Ölkrise und Umweltdebatte in den USA am nationalen Selbstbewusstsein kratzen. Rainer Gansera porträtiert den vatersuchenden Christopher Buchholz. Patrick Barton feiert Renzo Pianos Kölner Kaufhaus für "Peek & Cloppenburg". Alexander Menden sieht am Londoner Old Vic Theatre den Schauspieler Kevin Spacey in der Rolle von Shakespeares Richard II. scheitern. Harald Eggebrecht interviewt den Dirigenten Mariss Jansons. Willi Winkler bewirbt Janoschs Kinderbuch "Lari Fari Mogelzahn" als BandV der SZ-Klassikerreihe, und Christine Brinck steigt ins Jammertal der deutschen Lehrstellenkrise.

Besprochen werden Thomas Vinterbergs neuer Film "Dear Wendy", ("Lars von Trier hat das Drehbuch geschrieben, als boshaftes Stück über den amerikanischen Waffenwahn, eine kleine unerbittliche Schachpartie", schreibt Fritz Göttler), der Debütfilm des Schauspielers Charles Dance "Ladies in Lavender" mit Judi Dench und Maggie Smith (außerdem gibt es ein Interview mit Judi Dench), ein Brahms-Konzert mit der jungen Geigerin Julia Fischer im Münchner Gasteig, die Deutsche Erstaufführung von Neil LaButes neuem Stück "Fettes Schwein" am Schauspiel Hannover ("Aber wenn man, wie Christina Paulhofer, das Drama bis hin zur kleinsten Regieanweisung ernst nimmt, dann kann man die Regiegage eigentlich auch sparen", findet Till Briegleb), die Ausstellung "Spinnwebzeit - die Ebay-Vernetzung" im Frankfurter Museum für Moderne Kunst, und Bücher, darunter Durs Grünbeins "Porzellan. Poem vom Untergang meiner Stadt", das Thomas Steinfeld als "äußerst preziöse Form der lyrischen Verwurstung" am denkbar unpassenden Gegenstand verreißt (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Tagesspiegel, 06.10.2005

Im Interview erzählt der dänische Filmregisseur Thomas Vinterberg, warum die Zusammenarbeit mit Lars von Trier bei "Dear Wendy" nicht ganz einfach war. "Ich räume ständig hinter ihm auf. Das ist ermüdend. Aber der Grund für die Änderungen war nicht, dass ich Arroganz gegenüber Amerika verstecken, sondern unsere tiefe Faszination für dieses Land stärker herausheben wollte. Mit Ausnahme von Bergman und Fellini sind alle meine Kinohelden Amerikaner: Sean Penn, Clint Eastwood, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und jetzt auch Sofia Coppola, die mit 'Lost in Translation' den wichtigsten Film der letzten sieben, acht Jahre gemacht hat. Aber ich habe den Film mit Lars zusammen konzipiert - deshalb muss ich da durch."

FAZ, 06.10.2005

In einem Artikel über den Transitraum Mittelmeer, durch den so viele illegale Immigranten in unser geplagtes Europa drängen, macht Dirk Schümer auch ein paar wertkonservative Anmerkungen zu einem möglichen EU-Beitritt der Türkei: "Jahrhundertelang haben in der Adria und rund um Sizilien venezianische, neapolitanische, päpstliche Schiffe gegen die Türken gekämpft. Wenn diese damit einen herausragenden Beitrag zur Formierung Europas leisteten, dann als einigender Gegner, als das Antieuropäische schlechthin. Per Federstrich die Türken zu potentiellen Europäern zu erklären, das ist historisch etwa so sinnvoll wie Zigaretten als Hustenbonbons zu verkaufen."

Weitere Artikel: Heinrich Wefing staunt, mit welcher Verve der Befürworter des Irak-Kriegs Christopher Hitchens bei einer Kreuzberger Podiumsdikussion den hierzulande herrschenden Konsens durchbrach. Dieter Bartetzko freut sich über die Nachricht, dass das Münchner Zentralarchiv für Kunstgeschichte von den Nazis gefertigte Farbdias von später kriegszerstörten Kunstdenkmälern demnächst online stellt. In einer Artikelreihe mit Tipps für auswanderungswillige Deutsche rät Kerstin Holm eher ab von Russland - allenfalls deutsche Geschäftsleute, die seine historische Größe objektiv würdigen, werden von Putin gefördert. Joachim Stockmann gratuliert dem Fotografen Michael Schmidt zum Sechzigsten.

Auf der Filmseite singt Michael Althen eine Hymne auf den Citroen DS, der in diesen Tagen fünfzig wird. Monika Osberghaus resümiert das Frankfurter Kinderfilmfestival "Lukas". Und Verena Lueken berichtet, dass der französische Film "Die Reise der Pinguine" in den USA zu bizarren Debatten zwischen Kreationisten und der aufgeklärten Filmkritik führt: "Der Kritiker der New York Times vermutet, dass 'Die Reise der Pinguine' für radikale Christen der größte Kinogenuss seit Mel Gibsons 'Passion Christi' sein muss, und nennt ihn 'The Passion of the Penguins'."

Auf der Medienseite porträtiert Nina Rehfeld den amerikanischen Komiker Chris Rock. Jürg Altwegg berichtet über eine Blattreform des Figaro und die anhaltende Krise im französischen Zeitungswesen.

Auf der letzten Seite resümiert Jürgen Kaube die Berchtesgadener Gespräche, wo unter Leitung des Herzogs von Bayern über die Stellung Bayerns in der Welt nachgedacht wurde. Andreas Rossmann berichtet, dass die notleidende Stadt Gladbeck im Ruhrgebiet ihre städtische Galerie einem Verein der Freunde und Förderer in die Hände legt. Und Dietmar Dath stellt den Science-Fiction-Autor Karl Schroeder (mehr hier und hier) vor.

Besprochen werden eine Dramatisierung von Fassbinders "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" in Wien, Verdis Oper "Macbeth", in der Inszenierung von Philipp Himmelmann an der Semperoper Dresden, eine Theateraktion, die per Video und Livestream die Theater von Magdeburg und Nashville verband, um eine Szenenfolge von Thomas Oberender und Sebastian Orlac zu präsentieren, Thomas Vinterbergs Film "Dear Wendy" und Mozarts "Don Giovanni" in Heidelberg.