Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
03.07.2004. Endstation Brando: "Wer will nach ihm noch Kowalski sein?", fragt die FR. Er war nicht nur einer der bedeutendsten, er war auch einer der schönsten Schauspieler des 20. Jahrhunderts, meint die SZ, die auch einen Text von Truman Capote bringt. In der NZZ erinnern Michael Krüger und Peter Esterhazy an das Wunder beziehungsweise die Niederlage von Bern. Die Welt bringt einen Text von Uwe Tellkamp, in dem es knallt.

Welt, 03.07.2004

Die Literarische Welt bringt einen Auszug aus einem bisher unveröffentlichten Roman Uwe Tellkamps, des Bachmann-Preisträgers 2004 (mehr hier). Der Titel des Romans ist "Der Eisvogel", und der Anfang geht gut los: "Zwei Schüsse, flach und scharf, sehr schnell hintereinander schmetternde Detonationen, Echos, in einen einzigen Knall gejagt in der Lautstärke von Hammerschlägen, die mit aller Kraft gegen ein freihängendes Blech donnern, dann widerspricht die Erinnerung, schneidet ein Stück Zeit heraus und dehnt es quälend: Mauritz senkte den Kopf, als die erste Kugel ihn in die Brust traf, die Wunde war ein pfenniggroßer Punkt neben dem Brustbein, der sich langsam ausbreitete..."

Außerdem in dieser immer wieder sehr lesenswerten Beilage: Der Historiker Julius H. Schoeps vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam schreibt zum hundertsten Todestag Theodor Herzls. Und Hannes Stein unterhält sich mit Stephen Tree über seine Biografie des jiddischen Schriftstellers Isaac Bashevis Singer, die bei dtv erschienen ist.

FAZ, 03.07.2004

Eine ganz neue Seite hat Joseph Hanimann an Simone de Beauvoir kennen gelernt, seit er ihren Liebesbriefwechsel mit dem jungen Jacques-Laurent Bost "Correspondance croisee" aus der Vorkriegszeit gelesen hat: "Was uns aus dem Sartre-Beauvoir-Dialog bis hin zu den Sprachmarotten als immer so schlau, so analytisch selbstüberlegen und ironisch gedrechselt bekannt ist, kommt in diesen Briefen zwischen Simone und Bost plötzlich in einer bisher ungeahnten Frische, einer fiebrigen Ungeduld und Selbstvertröstung in subtiler Neckerei daher."

In ihrem Rückblick auf die Berliner Konzert-Saison ist Eleonore Büning - abgesehen von der Abwicklung der Symphoniker - ganz zufrieden, begeistert aber von der Staatskapelle: "Etwas Hellgrünes und leicht Fließendes haftet dem in der Tempogebung äußerst biegsamen Dirigieren Barenboims an."

In der Randglosse weist Gerhard Stadelmaier Horst Köhlers Optimismus in die Schranken. "Wir werden es nicht schaffen." Jürgen Dollase hat im Münchner Gourmettempel "Tantris" schlecht geräucherte Forelle und langweiligen Kartoffelsalat gegessen, die anderen hatten fettig-tranigen Kalbskopf: "Ohne Placeboeffekt wirkt hier nichts überzeugend." Dietmar Bartetzko blickt überwältigt auf das Dresdner Elbtal, das die Unesco gestern zum Weltkulturerbe erklärt hat, und verkündet das Werden einer geeinten Kulturnation. Ingeborg Harms hat den Zeitschriften Lettre und Kursbuch leider auch nicht entnehmen können ,wie sich der "Siegszug des Vulgären" aufhaltenlässt. Dirk Schümer besucht die von Renzo Piano entworfene Grabeskirche des heiligen Pio in San Giovanni Rotondo. Jakob Hessing schreibt zum hundertsten Todestag des zionistischen Propheten Theodor Herzl.

Auf den Seiten fürs Wochenende erinnert Paul Ingendaay an den amerikanischen Erzähler Nathaniel Hawthorne, der selbst britische "Literaturkritiker um die intellektuellen Vorherrschaft des Mutterlandes" fürchten ließ. Außerdem ist Henning Ritters Laudation zur Verleihung des Gutenberg-Preises an den Kulturhistoriker Robert Darnton zu lesen. Auf der Medienseite geht es ums "Wunder von Bern" und all die Filme, Dokumentationen und Interviews, die dazu am Wochenende zu sehen sind.

Die Nachricht vom Tod des großartigen Marlon Brando hat es nicht mehr in die Zeitung geschafft. Online ist aber ein schneller Nachruf zu lesen.

Besprochen werden die Forsetzung der Monster-Schmonzette "Shrek" und eine Gerhard-Richter-Ausstellung im Kunstmuseum Bonn. Die Plattenseite widmet sich Aufnahmen von Antonin Dvoraks Liedern und der Rückkehr des Motown Komponisten Lamont Dozier. Bücher werden natürlich aus rezensiert, darunter zwei Sammlungen mit komischen Gedichten, Lyrik von Czeslaw Milosz und Paula Fox' Roman "Pech für George" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

In der Franfurter Anthologie stellt Frank von Auer Heinz Erhardts Gedicht "Rechtschreibung" vor, das folgendermaßen beginnt:

"Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit 'ph' - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele'f'on,
und das bereits seit langem schon)"

FR, 03.07.2004

In einem großen, langen, breiten Essay ist Michael Rutschky (mehr) mit Heraklit und Demokrit, mit Dr. Abel und Dr. Zweig im Museum der abendländischen Geschichte und Gegenwart unterwegs: "Na ja, könnte hier der traurige Dr. Abel widersprechen: Wenn alles fließt, wenn man nie zweimal in denselben Fluss steigt, wenn dieser Fluss ohne Ufer ist, auf dem der Mensch fest stehen und das Fließen beobachten könnte, dann ist das doch eine melancholische Lehre. Unvermeidlich geht dem Menschen alles verloren; am Ende er sich selbst. Der Pessimist stellt sich darauf ein. Während eure schöne Dr. Zweig halt mit 35 noch gar keine Vorstellung davon hat, wie das mit 55 sein wird, wenn die Kinder jeden Kontakt vermeiden und der Alte immer ekelhafter wird, und ihr Kuratorenposten beim Landesmuseum ist längst eine Art Vorruhestand."

Weitere Artikel: Daniel Kothenschultes Nachruf auf Marlon Brando: "Niemand kam vorbei an diesem Jahrhundertschauspieler, auch wenn seine Fackel von Jack Nicholson, Robert de Niro und Al Pacino hoffentlich noch einige Jahre weitergetragen wird. Wer will nach ihm noch Kowalski sein? Die meisten seiner Kollegen gingen lange Umwege, um nicht mit ihm verglichen zu werden. Es war die Endstation Brando." In Aussicht gestellt: "Ein weiterer Nachruf folgt." Auch von Daniel Kothenschulte: Der Bericht vom Filmfestival in Moskau (Website). Sandra Denicke berichtet über eine Ausstellung junger chinesischer Kunst in New York. Joachim Lange hat in Paris eine Inszenierung von Richard Strauss' "Capriccio" gesehen. Über Rock- und Ruck-Zipfel, die Horst Köhler zu erhaschen sucht, meditiert Sebstian Hammelehle.

Außerdem: Ina Hartwig schreibt aus dem ehemaligen Lemberg, heute, ukrainisch, Lwiw: "Zur morbiden k.u.k.-Schönheit der überwältigenden, noch lange nicht durchrenovierten Bausubstanz der Lemberger Innenstadt gehört ein Bad der Gerüche, komponiert aus den Abgasen der uralten Zweitaktermotoren und den Körperausdünstungen von Jahrzehnten, die sich in den düsteren Hauseingängen und Fluren festgefressen haben." Thomas Meyer erinnert zum 100. Todestag an Theodor Herzl. Renee Zucker vermisst in ihrer Zimt-Kolumne jetzt schon: "Die gemütlichen Abende auf der Couch mit Günter Netzer."

Besprochen werden unter anderem Marie-Luise Scherers Reportagen und eine George-Sand-Biografie (mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr).

NZZ, 03.07.2004

Peter W. Jansens Nachruf auf den grandiosen Marlon Brando hat es noch in die Zeitung geschafft, mit allen Glanz- und Tiefpunkten. Hier aber lieber ein - naja - Highlight, die Dreharbeiten zu "Apocalypse Now": "Als er auf dem Set ankam, hatte er schon die erste von zehn Millionen Dollar bei Vertragsunterzeichnung kassiert - und war vertragsbrüchig, weil er nicht, wie vereinbart, abgespeckt hatte. Da er mit annähernd drei Zentnern viel zu massig war für die Rolle, musste Coppola den Part umschreiben und ließ ihn nur in abgedunkelten Räumen spielen. Es war eine der kühnen und erfolgreichen Entscheidungen der Filmgeschichte. Weil es nur noch auf den fettglänzenden nackten Schädel im Halbdunkel ankam - und auf die Stimme, die aus diesem Herzen der Finsternis sprach. Sie erst war der Mann, grob und rotzig, aggressiv, weil verletzlich, rebellisch gegen jede Ordnung, rau, aber nicht herzlich."

Weiteres: Der Verleger Michael Krüger und der Schriftsteller Peter Esterhazy erinnern sich an den Sommer 1954. Krüger musste mit seinen sächsischen Tanten Fußball sehen, Esterhazy wohnte in der Nähe des Gemüseladens, den Holicsek führte. Micha Brumlik erinnert an den großen Erträumer des Altneulands, Theodor Herzl, der heute vor hundert Jahren starb.

In Literatur und Kunst schreibt Stefana Sabini zum zweihundertsten Geburtstag des Erzählers Nathaniel Hawthorne. Herbert Ohrlinger blickt auf die schweren zwanziger Jahre der Verleger Kurt Wolff und Paul Zsolnay. Andreas Kilcher widmet sich Walter Mehrings "Rekonstruktion der väterlichen Bibliothek". Elisabeth Schwind beobachtet eine Rückkehr und Wandlung der Countertenöre: "Die Richtung ist offenbar die von einer als fremd und schön, einst vielleicht sogar als schaurig-schön empfundenen hin zu einer schönen und in ihrer Fremdheit verführerischen Stimme."

Besprochen werden eine Ausstellung von Tamara de Lempicka in der Londoner Royal Academy und Bücher, darunter Conrad Ferdinand Meyers Briefwechsel mit Georg und Friedrich von Wyss, eine Studie von Werner Busch zu Caspar David Friedrich und Hugo Balls Briefe (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

TAZ, 03.07.2004

Alfred Hackensberger stellt den "Westöstlichen Divan" vor, ein interkulturelles Projekt der etwas anderen Art: "Bis vor kurzem waren auch die Schriftsteller Jose Oliver in Kairo und Ulla Lenze in Damaskus Stadtschreiber, und der deutsche House-DJ Hans Nieswandt tourte durch Palästina, Ägypten und im Libanon und gab Konzerte und Workshops. Über drei Jahre ist zunächst der 'Westöstliche Diwan' angelegt, ein Projekt, das laut Goethe-Institut versucht, 'die wechselseitige Kenntnis der Literaturen in Deutschland und dem Nahen Osten zu verbessern', auch im Hinblick auf den arabischen Schwerpunkt bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Jeweils zwei Schriftsteller 'begegnen sich', erst in der arabischen Welt, danach in Deutschland. Sechs dieser Besuchspaare gibt es."

(Ergänzung vom 8.7. Das Goethe-Institut lässt uns folgende Korrektur zum obigen Zitat aus der taz zukommen: "Das Goethe-Institut organisiert und führt eine Reihe von Literatur-Projekten durch, unter anderem ist es auch an dem Projekt 'West-Östlicher-Diwan' beteiligt. Bei dem von Herrn Hackensberger beschriebenen Projekt 'Stadtschreiber' handelt es sich aber um ein völlig anderes Projekt. Es ist Teil des deutsch-arabischen Internet-Literaturforum Midad. Midad ist ein Projekt der Goethe-Institute Nahost/Nordafrika, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Das Midad-Projekt 'Stadtschreiber' wird in Zusammenarbeit mit den Literaturhäusern in Deutschland durchgeführt und von Arte als Medienpartner unterstützt. Leider wurde von Herrn Hackensberger 'West-Östlicher-Diwan' gleichgesetzt mit unserem Midad-Projekt 'Stadtschreiber'.")

Weitere Artikel: Brigitte Werneburg kommentiert die neuesten Entwicklungen im endlosen Streit um die Flick-Sammlung. Christian Broecking bespricht Martin Scorseses eigenen Beitrag zur von ihm initiierten Blues-Filmreihe, "Feel Like Going Home".

In der zweiten taz findet Robin Alexander Ottmar Hitzfelds Job-Verzicht gesellschaftspolitisch begrüßenswert: "Jenseits von Fußball und SPD ist der Rücktritt aus persönlichen Gründen längst kein Problem mehr. Als Harald Schmidt seine Late-Night-Show aufgab, klagten nur einige wirre Feuilletonisten: Er lässt uns allein. Darf er das? Ja, er darf. Heutzutage darf ein Mann überlegen, was seine Arbeit mit ihm tut. Er darf (siehe Hitzfeld) sogar seine Frau fragen. Das kann man schon einen zivilisatorischen Fortschritt nennen." Mehr EM-Politik von Stefan Reinecke: "Viele sitzen bei dieser EM erstmals doppelt vor dem TV-Schirm - als Deutscher (traurig wegen Lettland) und als EU-Bürger (glücklich wegen vieler guter Spiele)." Im Interview spricht der Publizist Arthur Heinrich über das Wunder von Bern. Arno Frank bekennt (in der Reihe "Frauen schauen EM"): Er hat wirklich nicht die leiseste Ahnung vom Fußball.

Im taz mag-Dossier berichtet die taz-Mitgründerin Gaby Weber von den Ergebnissen einer Recherche: "Bekannt ist, dass Nazigold in der Schweiz gelagert wurde. Aber wie es in die Bilanzen bundesdeutscher Unternehmen 'zurückgeführt' wurde, lag bislang im Dunkeln. Nun lässt sich belegen: Das Nazivermögen wurde zum Teil über das Dreieck Zürich/Buenos Aires/Untertürkheim gewaschen und in den produktiven Kreislauf der deutschen Nachkriegswirtschaft integriert. Regie führte Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Ausführendes Unternehmen: Daimler Benz."

Weitere Artikel im taz mag: Bernd Müllender porträtiert - den Biber. Jasna Zajcek lässt beim Anblick der EM-Fußballer die sexistische Sau raus. Lustiger ist das Interview mit dem Gewinner des 25-Jahre-taz-Abos: "Ja, es gibt ja auch noch andere Preisausschreiben. Und da machen ich und meine Brüder öfter mal mit. Da habe ich schon einen Renault Clio gewonnen und zwei Reisen nach Wien. Ich reise nämlich sehr gern.(...) Wir verschicken ungefähr 2.000 Karten im Jahr. Übrigens ist das taz-Abo das Witzigste, was ich jemals gewonnen habe."

Besprochen werden unter anderem ein Buch über die "Geiz ist geil"-Gesellschaft, drei Attac-Bücher und Neues von Jean Echenoz. (Mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr.)

Und Tom.

SZ, 03.07.2004

Zum Tod von Marlon Brando: Abdruck eines Textes von Truman Capote, der Brando bei den Dreharbeiten zum Film "Sayonara" beobachtet hat: "Und jetzt sagte Brando mit verächtlichem Schnauben: 'Oh, wie ich 'Sayonara' liebe! Dieser wunderbare Herzen-und-Blumenunsinn, der ein ernsthafter Film über Japan sein sollte. Was macht's also schon noch aus? Ich tue es ja ohnehin nur wegen des Geldes. Geld, um die Kasse meiner eigenen Gesellschaft zu füllen.' Er biss sich nachdenklich auf die Lippe und schnaubte wieder." Den Nachruf schreibt Susan Vahabzadeh: "Marlon Brando, der am Donnerstag gestorben ist, war einer der größten Schauspielen, die es je gegeben hat, und er war auch einer der schönsten, voll Wehmut sieht man heute die Bilder an, die Aufnahmen von dem jungen, zornigen Mann, der er einmal gewesen ist...".

Mehr Film: Im Interview berichtet "Spider-Man" Tobey Maguire von der Last des Ruhms: "Auf die Unzahl von Artikeln, den Gossip, die Unwahrheiten. Das kam ja alles lawinenartig auf mich zu. Verstehen Sie, wie verrückt ich mich fühle, wenn ich beim Fahren plötzlich merke: Da sind fünf Autos hinter mir her. Soll ich versuchen, sie abzuhängen? Wie mach ich das? Soll ich überhaupt? Warum den Mist nicht einfach hinnehmen?" Das Münchner Filmfest resümiert Susan Vahabzadeh: es ist auf dem richtigen Weg zu mehr Konzentration, meint sie. Berichtet wird zudem über ein Gespräch zwischen dem Regisseur Rudolf Thome und Hannelore Elsner.

Weitere Artikel: C. Bernd Sucher beklagt, dass die einst so bedeutenden Festivals von Avignon und Salzburg uninteressant geworden sind. Beide haben, anders als früher, nur noch zu bieten, was es auch anderswo zu sehen gibt. Begeistert zeigt sich dagegen Thomas Thieringer von aktualisierenden Shakespeare- und Euripides-Inszenierungen des National Theatre in London. Jörg Häntzschel nutzt seine Ankündigung der am Nationalfeiertag 4. Juli stattfindenden Grundsteinlegung zum New Yorker "Freedom Tower" vor allem, um die fast komplette Niederlage Daniel Libeskinds zu konstatieren: "Kaum sprach man über Libeskinds Ideen, schon verschwanden sie." Eine ganze Seite wird den Neuzugängen zum Weltkulturerbe freigeräumt. In Bild und Text werden vorgestellt: Dresdens Elblandschaft, die Bremer Altstadt und der deutsch-polnische Fürst-Pückler-Park in Muskau. Dietmar Polaczek berichtet von einer Ausstellung in Siena, die Fälschungen von Meisterwerken des Quattrocento zeigt. Beruhigend eine Meldung: Die Würde Barbies ist antastbar. Der Künstler Tom Forsythe, der die Puppe in "sexuell provokanten Posen" zeigte, bekam recht vor Gericht.

Helmut Böttiger porträtiert die jüngere ukrainische Literatur. Besprochen wird unter anderem ein Buch über Minna Wagner. (Mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr.)

Die SZ am Wochenende erinnert in ihrem Aufmacher an Werner Kohlmeyer, einen Weltmeister von 1954, mit dem es rasch bergab ging: "Sie saßen in einer Kneipe in Kaiserslautern, Pirmasenser Straße, die WM lag da schon ein paar Jahre zurück. Alles geriet ins Rutschen. Sie tranken. Irgendwann holte Werner Kohlmeyer seine 54er-WM-Medaille raus und gab sie dem Wirt. Er hatte Schulden in der Kneipe. 'Die sind damit wohl bezahlt', rief Kohlmeyer und fragte dann, wie viel Bier er jetzt noch kriegt." Sven Siedenberg porträtiert den Schauspieler Stefan Hunstein, der sich obsessiv mit dem Dritten Reich beschäftigt und über eine Initiative "Wer stoppt Guido Knopp?" nachdenkt. Das nonkonformistische Dichtergenie Raoul Schrott hält eine Rede an die Abiturienten des Jahrgangs 2004: "Liebe Abiturienten, viel halte ich nicht von Euch. Und beneide Euch auch nicht. Wenn ich nach einem Schlagwort suchen müßte, um Eure Generation auf einen Nenner zu bringen, würde ich Euch Konformisten schimpfen."