Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
19.02.2004. Die Zeit feiert das junge deutsche Kino türkischer Herkunft. In der Berliner Zeitung plädiert Thorsten Becker heftigst für ein Kopftuchverbot. Die FAZ sieht in Romuald Karmakars neuem Film das "Geheimprotokoll der Generation Golf". Die NZZ meldet Zweifel an der Zuverlässigkeit der Koran-Überlieferung an. In der SZ begräbt Heinz Bude die Berater in der Schublade der Roaring Nineties.

Zeit, 19.02.2004

Katja Nicodemus sagt das letzte Wort zur Berlinale. Sie ist nicht nur einverstanden mit dem Goldenen Bär für Fatih Akins "Gegen die Wand", sondern erläutert, dass wir es hier mit einer ganzen Bewegung zu tun haben: "Anders... als das von der internationalen Presse prompt geprägte Stichwort einer türkischen Erneuerung des deutschen Kinos glauben machen könnte, markiert 'Gegen die Wand' nicht den Beginn, sondern den Fortgang einer Filmbewegung, die bereits Mitte der neunziger Jahre von den Filmhochschulen in die Kinos drängte. Von einer größeren Öffentlichkeit unbemerkt, ließen sich die Stoffe dieser deutschtürkischen Regisseurgeneration nicht mehr auf die Integrationsprobleme der Eltern reduzieren. Der Spagat zwischen familiärer Eingebundenheit und Großstadtsozialisation bleib zwar erhalten, rückte allerdings in den Hintergrund. Wild entschlossen stürmten die Regisseure, zu denen auch Akin gehörte, auf die ästhetischen Mittel des Kinos zu und hauchten den verschiedensten Genres neues Leben ein, indem sie die Geschichten mit ihren eigenen Erlebniswelten unterfütterten."

Weitere Artikel: Thomas E. Schmidt glossiert die Mautpleite der Bundesregierung. Evelyn Finger schreibt über Rolf Hochhuths McKinsey-Stück. Jens Jessen hat sich einen Fernsehfilm von Jo Baier angesehen, der an den 20. Juli erinnert. Claus Spahn schreibt ein großes und liebevolles Porträt über das Frankfurter Ensemble Modern. Die amerikanische Autorin Francine Prose (mehr hier) hofft auf einen Wahlerfolg John Kerrys bei den Präsidentschaftswahlen, erinnert aber daran, dass die Amerikaner trotz hochgezüchteter Maschinen Schwierigkeiten mit dem Zählen haben: "In einem Bezirk von Indiana gelang es 19.000 Wählern unter Benutzung der neuen Maschinen 144.000 Stimmen abzugeben." (Und die meisten Produzenten von Zählmaschinen sind Republikaner!) Hanno Rauterberg sieht die Berlin-Biennale in der Sinnkrise. Thomas Groß empfiehlt interessierten Hörern einen schnellen Besuch eines Konzerts der Rockband "The Darkness" (denn "bald wird der große Bauch des Pop sie verdaut haben.")

Besprochen werden außerdem die neue CD von Courtney Love (mehr hier), Romuald Karmakars Film "Die Nacht singt ihre Lieder" (mehr hier) und eine große El-Greco-Schau in London. Im Literaturteil bespricht Volker Ullrich die Erinnerungen Wibke Bruhns' an ihren Vater "Meines Vaters Land".

Im Politikteil wird die Debatte um die "zweite Enteignung" der Bodenreform-Opfer nach dem Mauerfall fortgesetzt - Richard Schröder, 1990 Mitglied der Volkskammer, antwortet auf einen Leitartikel Michael Naumanns und glaubt, das eine Wiedervereinigung ohne diese Politik unmöglich gewesen wäre. Im Dossier geht's um Aids in Brasilien. Auf der Zeitläufte-Seite erzählt Michael Pesek "wie die Deutschen im Ersten Weltkrieg den Dschihad entdeckten und Afrikas Muslime zum Heiligen Krieg gegen die feindlichen Alliierten aufstachelten".

Berliner Zeitung, 19.02.2004

Einen recht furiosen Artikel für das Kopftuchverbot legt in der Berliner Zeitung der Autor Thorsten Becker vor, der gerade mit seinem Türkei-Roman "Sieger nach Punkten" von sich reden macht: "Wie ich in religiösen Dingen denke, das ist Privatsache, und als Bürger verlange ich von meinem Staat Garantien dafür, sonst brauch ich ihn nicht. Jetzt höre ich von der Person, die gewählt wurde, diesen Staat zu repräsentieren, er mag mir seine Neutralität meinem Glauben gegenüber nicht garantieren, Deutschland sei eben nicht laizistisch. Dann wird es aber allerhöchste Zeit! kann man dazu nur sagen, und wir müssen allen Schwaben und Afghanen danken, die unsere Aufmerksamkeit auf dies eklatante Defizit unseres Grundgesetzes zu lenken verstehen. Ich möchte weder mit Herrn Thierse noch mit Herrn Stoiber zurück in das Europa der Inquisition, ich will in das Europa, dessen Geburtsschrei der 14. Juli 1789 war, in dessen Chor sich die Türkische Republik am 29. Oktober 1923 eingestimmt hat, dessen deutsche Verkünder am 15. Januar 1919 ermordet und in den Landwehrkanal geworfen wurden."

FAZ, 19.02.2004

Andreas Kilb liefert ein paar gute Gründe dafür, dass man sich nicht nur Fatih Akins Berlinale-Sieger "Gegen die Wand" im Kino ansehen sollte, sondern auch Romuald Karmakars heftig kritisierten Wettbewerbsbeitrag "Die Nacht singt ihre Lieder": "... knapp eine Stunde lang bietet der Film nicht mehr und nicht weniger als das Geheimprotokoll der Generation Golf. Sie wollten Spaß haben, berühmt werden, sich verwirklichen, der Junge und das Mädchen, und nun sind sie Gefangene ihrer Unwirklichkeit. Der Mann hat seine Bücher, die Frau hört Captain Comatose, aber der Abend ist nicht mehr abendfüllend, das Schreiben ergibt keinen Sinn. Es geht ... um die visuelle Beschreibung einer Leere, die von innen kommt, aus einer Kindheit voller Fernsehen, einer Jugend ohne Zorn, und in diesem Punkt ist der Film sehr präzise. Er horcht in die Stille. Er schiebt seine Figuren durch den Raum wie Puppen. Er ersetzt den Realismus des Fernsehens durch die Realität seiner Abstraktion. Aus hundert TV-Movies könnte man kein genaueres Generationporträt filtern als aus Karmakars 'Nacht'."

Am Mittwoch wurde in der Zeitschrift Les Inrockuptibles ein Aufruf gegen "die 'antiintellektuelle Politik' der französischen Regierung und den Subventionsabbau in allen Bereichen" veröffentlicht, den zahlreiche französische Intellektuelle unterzeichnet haben, darunter Jacques Derrida, Claude Lanzmann, Ariane Mnouchkine, Patrice Chereau, Etienne Balibar, Francois Ozon und Catherine Breillat. Jürg Altwegg findet den "Vorwurf der systematischen 'Kriegsführung' gegen die Kultur absurd ... Keiner der prominenten Denker, die mit Petitionen, Demonstrationen und Streiks die soziale und innenpolitische Weltordnung des Kalten Krieges aufleben lassen, hatte gegen die Fusion der Verlagskonzerne Hachette und Vivendi, von denen sie ihre Vorschüsse beziehen, protestiert. Sie hätte tatsächlich die Meinungsfreiheit gefährdet und wurde erst von Brüssel gestoppt. Vor diesem Hintergrund wird das Manifest der Intellektuellen gegen den Staat nicht glaubwürdiger. Für die Regierung nimmt der Protest der kulturellen Klasse gleichwohl gefährliche Ausmaße an: Ungeniert verteidigt sie ihre korporatistischen Interessen unter der Flagge der Meinungsfreiheit."

Weitere Artikel: Im Aufmacher stellt Rainer Blasius mit der gebotenen Ausführlichkeit die Umstrukturierung des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (ifz) dar, die in einem "erzwungenen Generationswechsel" gipfelt. In einem Offenen Brief fordern die Akademien die Kultusministerkonferenz auf, die Rechtschreibreform durch unabhängige sprachwissenschaftliche Instanzen überprüfen zu lassen. Lorenz Jäger hat im randvollen Saal der Ludwigsburger Filmakademie einem Gespräch zwischen Peter Sloterdijk und Regis Debray über Nicht-Texte zugehört. Andreas Rosenfelder berichtet über ein Lüneburger Symposion zu deutsch-deutschen Identitäten. Edo. meldet die Verleihung der Brit Awards. Aro. schreibt zum Tod des Zoologen und Museumsdirektor Clas. M. Naumann.

Auf der Filmseite erinnert sich Enno Patalas an seine Begegnungen mit Leni Riefenstahl: "Einmal erzählte sie mir von ihrer Absicht, im Indischen Ozean unter Wasser zu filmen, mit Horst Kettner, ihrem Kameramann und Freund. Auf meinen ungläubigen Blick: Es falle ihr leichter, sich unter Wasser zu bewegen, als eine Treppe rauf- und runterzugehen. Und dann sei sie gespannt, ob Susan Sontag schreiben würden, sie würde 'auch die Fische noch wie SA-Männer fotografieren'. Susan Sontag, als ich ihr das erzählte, fand das gar nicht komisch." Johanna Adorjan kommentiert die Schlagzeilen um Sibel Kekilli: "... die wunderbare Hauptdarstellerin aus 'Gegen die Wand', hat also in ein paar Pornofilmen mitgewirkt. Ja nun. Was für ein Glück, dass Fatih Akin sie fürs Kino entdeckt hat - sonst hätten sie ja nur Bild-Reporter gesehen." Andreas Platthaus stellt die DVD "Fluch der Karibik" vor.

Auf der Medienseite erklärt uns Marcus Theurer, wie Haim Saban "Pro Sieben Sat.1 mit dem Bezahlfernsehen zu neuen Ufern führen" will. Tobias Piller berichtet über den Streit um ein neues Mediengesetz in Italien. Auf der letzten Seite schildert Jordan Mejias die Reaktionen auf Bushs Rede zur Lage der Nation: Selbst Parteifreunde tadelten ihn für sein "immer mächtiger anschwellendes Haushaltsdefizit". Martin Halter erinnert an den Groschenroman-Helden Jerry Cotton. Und Kerstin Holm porträtiert den russischen Komponisten Wladimir Iwanowitsch Martynow, der gerade in Moskau "zum dritten Male sein persönliches Festival abgehalten" hat.

Besprochen werden die Hamburger Doppelausstellung über die Kultur der Etrusker im Museum für Kunst und Gewerbe sowie im Bucerius Kulturforum und die Aufführung von Jiri Kylians Ballett "Il faut qu'une porte" im Pariser Palais Garnier.

FR, 19.02.2004

"Berlin bleibt Berlin, weil Berlin immer etwas anderes werden möchte als das, was es gerade ist", konstatiert Thomas Medicus angesichts der gestrigen Eröffnung des Gastspiels des New Yorker Museum of Modern Art in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. "Letzte Woche, während der Filmfestspiele, wollte Berlin gerne Los Angeles oder wenigstens Cannes sein, aber dann kamen wegen der bevorstehenden Oscar-Verleihung doch weniger Stars als erhofft. Noch viel lieber als Los Angeles oder Cannes möchte Berlin seit langem New York oder wenigstens so wie New York sein, und es hat immer wieder Zeiten gegeben, in denen die Berliner ernsthaft daran glaubten, es geschafft zu haben. Dass man dabei die geballte Wirtschaftskraft übersah, der New York seinen Status als Global City verdankt, ist symptomatisch für eine Stadt, deren Blütenträume trotz ökonomischer Auszehrung von Höhenflügen nicht lassen kann."

Allerlei Fragen wirft die neue Staffel vom "Sex in the City" bei Hilal Sezgin auf. Zum Beispiel "wieso trägt man beim Sex immer BH? Wieso braucht man nicht zu verhüten, und gibt es in den USA noch kein Aids? Wie schaffen die vier Frauen es, ihren tollen Berufen nachzugehen, wenn sie jeden Abend in einer Bar versuchen, jemand aufzureißen?"

Weitere Artikel: Ursula März feiert den vergangenes Jahr verstorbenen Schriftsteller und Kritiker Reinhard Baumgart, obwohl sie dessen posthum erschienene Memoiren "Damals" gar nicht zu seinen besten Büchern zählt (eine Leseprobe finden Sie hier, mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr). Auf der Medienseite wundert sich Bernd Masche, warum der Vertrag mit Sandra Maischberger von der ARD soeben um zwei Jahre verlängert wurde.

Besprochen werden: Anthony Minghellas Film "Unterwegs nach Cold Mountain", Peter Hedges Film "Pieces Of April - Ein Tag mit April Burns", Olaf B. Raders Studie über den politischen Totenkult "Grab und Herrschaft" und Annette Mentings Max Taut-Monografie.

NZZ, 19.02.2004

Nicolai Sinai legt der Islamwissenschaft eine Auseinandersetzung mit Günter Lülings "A Challenge to Islam for Reformation" ans Herz, in dem der Philologe Zweifel an der "unbedingten Zuverlässigkeit" der Koranüberlieferung anmeldet und versucht, einen jüdisch-christlichen "Ur-Koran" freizulegen: "Ausgangspunkt ist dabei der besondere Charakter der arabischen Schrift, die zunächst keine diakritischen Punkte besaß: Ein einziger Buchstabe kann so für bis zu sechs verschiedene Konsonanten stehen, während Vokale fast ganz fehlen. Durch geschickte Veränderung der Konsonanten und Vokale habe Mohammed in eine Sammlung christlicher Strophenlieder einen gänzlich anderen Text hineingelesen... Spätere Redaktoren hätten diesen Korpus dann nochmals überarbeitet, wodurch Mohammeds eigentliche Botschaft, eine radikale Kritik der monotheistischen Hochreligion aus der Warte des altarabischen Polytheismus, aus politischer Opportunität in ihr Gegenteil verkehrt wurde."

Weiteres: Sabine Haupt berichtet über den Genfer Professor Uli Windisch, dem von seinen Studenten ein Missbrauch seiner "akademischen Autorität zu Propagandazwecken" vorgeworfen wird, und "sda" porträtiert den Luzerner Künstler Robert Wyss, der am vergangenen Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

Besprochen werden eine Retrospektive zum Werk des belgischen Symbolisten Fernand Khnopff in Brüssel, die Ausstellung "p0es1s" im Kulturforum Berlin, die sich der digitalen Poesie widmet, und das neue und erstaunlich politische Album des Jazzsaxophonisten James Carter, sowie Bücher, darunter Tivadar Soros Kriegserinnerung "Maskerade. Die Memoiren eines Überlebenskünstlers" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

TAZ, 19.02.2004

"Monika Maron und Reiner Kunze fühlen sich an DDR und Diktatur erinnert, Hans-Magnus Enzensberger an 'Mafia' und 'Metternich', Matthias Politycki an 'Umerziehungsmaßnahmen'. Welcher Feind nur verfolgt die armen Dichter?", fragt Rudolf Walter, der die neue Rechtschreibreformdebatte für eine Pseudodebatte hält. "Jetzt holzt jeder mit dem Zweihänder und schlägt wild drauflos. Worauf eigentlich? Vor alle Dingen auf die zwölf Mitglieder umfassende 'Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung'. Lauter Experten, deren Aufgabe es ist, die Sprachpraxis zu beobachten und der Kultusministerkonferenz wissenschaftlich begründete Vorschläge zu machen, wie das Regelwerk der deutschen Sprache zu ergänzen und der Sprachpraxis anzupassen sei. Ein solches Vorgehen ähnelt zwar nicht gerade dem Agieren von Diktatoren, Mafiosi und Polizeistaatsagenten, aber wenn es um die Sprache und ihr Regelwerk geht, kennen deutsche Autoren kein Pardon."

Weitere Artikel: Michael Rutschky reflektiert über das Unwohlsein erzeugende Behagen, das er während einer Einladung ins Berliner Kanzleramt empfand. Gerrit Bartels weiß nicht recht, ob Martin Walser jetzt bei Rowohlt oder dem Berliner Verbrecher Verlag ist. Cristina Nord hat Romuald Karmaker zu seinem Film "Die Nacht singt ihre Lieder" befragt.

Besprochen werden: Franziska Tenners Dokumentarfilm über drei junge Neonazis in Frankfurt/Oder "No Exit", Boas Yakins Film "Uptown Girls" und eine Lesung aus Briefen von Gerd Buccerius und Gräfin Dönhoff mit Peter Lohmeyer und Hannelore Hofer im Hamburger Schauspielhaus.

Und noch TOM.

SZ, 19.02.2004

"Die Berater gehören zum Geist der 'roaring nineties'", ordnet ausgesprochen lesenswert der Kasseler Soziologe Heinz Bude die in die Krise geratene Branche ein, "wo der Kapitalismus nach dem Epochenbruch von 1989 noch einmal seine ganze Kraft und seinen ganzen Glanz zu entfalten schien. Es ging nicht um den längst überfälligen Sieg über den Sozialismus, sondern um den Sieg über den Kapitalismus selbst. Man feierte die 'schöpferische Zerstörung'... der Wirtschaftsform, die in der Lage ist, sich immer wieder aus sich selbst zu erneuern. Man wollte die Welt der zweiten industriellen Revolution hinter sich lassen, um in eine Epoche neuer Selbststeigerung auf der Basis neuer Produktivkräfte und veränderter gesellschaftlicher Verhältnisse einzusteigen. Dafür stand in Deutschland Roland Berger wie kein anderer. Im medialen Kontaktfeld mit Gerhard Schröder entwickelte er sich zum Leitbildverstärker eines neuen Deutschlands, das sich der Globalisierung nicht entgegenstellt, sondern mit ihr, in ihr und durch sie seine unentdeckten Potenziale entfaltet. Das Beratungsgeschäft diente der Weltveränderung."

"Sicher, Firmen haben die Maut vom Himmel versprochen und zugleich absolut falsch kalkuliert", stellt Jeanne Rubner angesichts des Maut-Desasters fest. "Jene Bosse, die immer den Teamworker der Zukunft beschwören, unterschätzten grandios, welche Gruppenarbeit in diesem Projekt stecken würde. Doch peitschend im Hintergrund standen Stolpe und Konsorten mit einem langen Wunschzettel. Sie wollten alles: Steuereinnahmen; einen Exportschlager; ein bisschen Subvention für zwei deutsche Großunternehmen .... Das Zusammentreffen der Interessen steuerhungriger Politiker, listiger Industrielobbyisten und überforderter Beamter führte letztlich zu einem unkontrollierbaren Gemisch."

Weitere Artikel: Volker Breidecker huldigt der sich gern unterschätzenden Kulturmetropole Frankfurt und beschreibt an anderer Stelle etwas kopfschüttelnd ein Bingener Symposion über die Wissenschaftler im Kreis um Stefan George. Oliver Fuchs berichtet von der Verleihung der Brit-Awards. Alexander Kissler kommentiert die Entscheidung von EU-Forschungskommissar Philippe Busquin, ab sofort die Forschung an menschlichen Stammzellen finanziell zu unterstützen. Thomas Thieringer skizziert eine, in Fachzeitschriften ausgetragene Debatte der Politikwissenschaftler Ernst-Otto Czempiel und Herfried Münkler über die Begriffe 'Imperium' und 'Hegemonie'. Susan Vahbzadeh hat sich mit Romuald Karmakar über seine Jon-Fosse-Verfimung "Die Nacht singt ihre Lieder" unterhalten. Kristina Maidt-Zinke gratuliert dem Poeten Herbert Rosendorfer zum 70. Geburtstag, und Roswitha Budeus-Budde spricht mit der Verlegerin Christine Paxmann über das Verlegen von Kinder- und Jugendliteratur.

Besprochen werden Anthony Minghellas Film "Unterwegs nach Cold Mountain", das Berliner Musikfestival "transonic", eine Jacques-Tati-Ausstellung im Münchner Architekturmuseum, die den französischen Komiker als Kritiker der Moderne zeigt, Diego Arsuagas Railroadmovie "Der letzte Zug", Romuald Karmakars Film "Die Nacht singt ihre Lieder", Boas Yakins Film "Uptown Girls", die Ausstellung "Flügelschlag - Engel im Kino" im Berliner Filmmuseum; Richard Alfieris Komödie "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" im Hamburger St. Pauli Theater und eine Lessing-Ausstellung in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.