Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
06.09.2003. Die FAZ freut sich auf die Rückkehr der Frauen an die Macht. Die SZ erkennt in Casting-Shows ein getreues Abbild unserer Gesellschaft. Die taz will wissen, dass der britische Wissenschaftler David Kelly nur eine "komische Figur" gewesen ist. NZZ und FR diskutieren über das Zentrum gegen Vertreibung.

FAZ, 06.09.2003

Die Macht der Frauen kehrt zurück, prophezeit die französischstämmige Historikerin Anka Muhlstein. In der Renaissance waren die Frauen am Zug, so unumstritten, dass etwa die Herzogin von Burgund sich bei der einflussreichen Mätresse Ludwigs XIV einen Scherz erlauben konnte: "'Man muss zugeben', meinte sie, 'dass in England die Königinnen besser regieren als die Könige. Und wissen Sie, warum das so ist? Weil unter den Königen die Frauen regieren, aber unter den Königinnen die Männer.' Bewundernswert ist nun, dass beide darüber lachten. Wenn die Männer sich heute bedroht fühlen, könnte dieser Gedanke ihnen vielleicht ein wenig Trost spenden. Ihre Zeit wird nur zu bald kommen." Wir sind gespannt.

Ideen für potenzielle Bundespräsidenten hat Dietmar Dath nicht zu knapp. Eine kleine Auswahl aus seiner Kandidatenkür: "Für Mutti: Johannes B. Kerner. Für Vati: Veronica Ferres. Für die da drüben: Vaclav Havel. Für die noch viel da drübener: Lech Walesa..."

Joseph Hanimann sieht Frankreichs Kulturpolitik vor der Selbstauflösung. "Dass gerade die Nation, die international - Gott sei Dank - so entschieden für die Erhaltung des Sonderfalls Kultur im Weltkommerz eintritt, im eigenen Land Subvention als Arbeitslosengeld für seine Künstler tarnt, ist ein Witz."

Weiteres: Irene Bazinger beklagt, dass Peter Hacks (mehr) schon auf der Trauerfeier als "guter, weil säulenheilig-toter Parteiindianer" vereinnahmt wurde. Eleonore Büning bedauert, dass Christoph Thielemanns und Udo Zimmermanns Verdienste um die Musik von ihren verbalpolitischen Fehltritten verdrängt werden. Außerdem schreibt sie zum Tod des ungarischen Geigers Tibor Varga. Joseph Croitoru hat in osteuropäischen Zeitschriften geblättert, wo gerade die neue Statussymbolik debattiert wird. Dirk Schümer meldet sich aus Venedig, wo er Filme von Bellocchio, Gitai und Hiner Saleem gesehen hat. Ulrich Olshausen berichtet begeistert vom Jazzfest Saalfelden, das Berlin durchaus Konkurrenz machen kann. Georg Imdahl verschickt Geburtstagsgrüße nach Lanzarote, wo der Performance- und Aktionskünstler Jürgen Klauke heute seinen Sechzigsten begeht (Beispiele aus seinem fotografischen Werk). Gemeldet wird schließlich, dass Klaus Zehelein ab 2006 die Bayerische Theaterakademie in München leiten wird.

Die Überreste von Bilder und Zeiten: Jürgen Kaube verteidigt, resümiert und gratuliert schließlich Theodor Adorno zum einhundertsten Geburtstag. Denn "haben wir eine Kultur, die Optimismus rechtfertigt?" Der baldige Robert-Musil-Biograf Karl Corino fragt sich, "ob es je zu einer, und noch der vagsten, körperlichen Berührung zwischen Musil und Valerie Hilpert in Schladming kam?" Musil selbst hört sich da bestimmter an: "Es war ein süß ohnmächtiges Brennen. Ich brannte in der Welt wie ein Scheit Holz in der Flamme, und die Welt brannte von mir."

Auf der Medienseite bricht Jörg Thomann seine eigenen Regeln und spricht über den Friseur Udo Waltz, dessen angebliche Kundin Ulrike Meinhof und der RAF-Jägerin Bettina Röhl. Joseph Croitoru stellt das arabische Jugendmagazin "Hi" vor, eine Idee der amerikanischen Regierung. Und Michael Hanfeld ruft mit den Kindern dieser Republik: "Rettet den Sandmann!"

Besprochen werden die intelligent präsentierte Schau über Albrecht Dürer in der Wiener Albertina, Theodor Adornos hörenswerte Radiovorträge, die neue Platte des unsichtbaren Blueskönigs Bobby Blue Bland, Aufnahmen der jungen Doris Day, und Bücher, darunter Simon Werles wunderbarer Familienroman "Der Schnee der Jahre", und T. Coraghessan Boyles großer Hippiereport "Drop City" (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

Die Frankfurter Anthologie stimmt uns schon mal auf den Herbst ein. Walter Hinck kommentiert Georg Heyms "Winterwärts":

Eben noch goldiger Maienglanz
Heute schon fallender Blätter Tanz.
Müde senkt sich der welke Mohn
Leise taumeln die Flocken schon.

TAZ, 06.09.2003

Wenig freundliche Worte findet Sibylle Tönnies für die letzten Tage im Leben des Wissenschaftlers David Kelly. Heroisches nämlich sei da nicht zu entdecken, weiß Tönnies: "Mr. Kelly begibt sich zunächst in sein Gemüsebeet, um sich Unkraut zupfend abzureagieren. Beim Kaffeetrinken (keiner trinkt in England mehr Tee) aber kommt das Unglück zur Sprache. 'Wird es sich auf die Pension auswirken?' ist die bange Frage. Die Bedrohlichkeit der Ereignisse kulminiert in der Vorstellung, dass die Altersversorgung niedriger ausfallen könnte als erwartet. Denn es steht noch eine Beförderung bevor, die unter den gegebenen Umständen ausbleiben könnte. Der Horizont der Kellys endet an ihrem Gartenzaun, den man sich als anmutig wuchernde Rosenhecke vorstellen darf. Mr. Kelly verfällt von Stunde zu Stunde - bis zu seinem bekannten Ende." Alles in allem: Kein Held, sondern eine "komische Figur". (Das Vernehmungsprotokoll von Janice Kelly ist hier nachzulesen, zeichnet allerdings ein etwas anderes Bild von David Kellys letztem Tag als Frau Professor Tönnies, der wir für ihre Pensionierung alles Gute wünschen.)

Als einen der Favoriten auf den Goldenen Löwen begrüßt Cristina Nord Marco Bellochios Aldo-Moro-Fiktion "Buongiorno, notte". Eine Rezension gibt es zu einem Roman von Ann Patchett über die Entführung, die dem Stockholm-Syndrom seinen Namen gab. Und etwas spät, dafür umso gründlicher wird Botho Strauß' neues Prosawerk "Die Nacht mit Alice, als Julia ums Haus schlich" besprochen. (Mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr).

Das taz-mag ist heute - wie letzte Woche das Magazin der FR - dem Putsch in Chile gewidmet, bei dem vor 30 Jahren Salvador Allende ermordet wurde. Genauer gesagt, wie Heike Haarhoff unter Berufung auf den Fernsehjournalisten Wilfried Huismann und Augenzeugen richtigstellt, bei dem er aus Verzweiflung Selbstmord beging. Und auch mit der Legende von der aktiven Beteiligung der USA am Putsch wird aufgeräumt: "Aus heutiger Sicht erscheint der Sturz der Regierung Allende eher wie ein innerchilenischer Gewaltakt, eher mit einem rechten Volksaufstand verwandt als mit einem Putsch faschistoider Militärs, der von den USA wohlwollend und von der Sowjetunion billigend in Kauf genommen wurde." Die Wahrheit sieht nach neusten Erkenntnissen so aus: "Beide Supermächte können mit Allendes 'Sozialismus in Freiheit' nichts anfangen: Die Nixon-Regierung würde Allende zwar gern mit wirtschaftlichem und politischem Druck stürzen, aber der Geheimdienst CIA bekommt den ausdrücklichen Befehl, sich nicht an Aufstandsplänen zu beteiligen - wie CIA-Dokumente belegen, die demnächst veröffentlicht werden."

Robert Misik schildert Faszination und Scheitern der Allendeschen Sozialismusvariante - mit Seitenblicken auf den brasilianischen Hoffnungsträger der Linken, Präsident Lula. Es gibt da gewisse Unterschiede: "Während Nixon Allende schon zu stürzen versuchte, bevor der überhaupt noch ins Amt eingeführt war, konferierten Lula und Bush unlängst gestoppte zwei Stunden und vierzig Minuten. Man habe sich blendend verstanden, ist zu hören." Außerdem porträtiert Heike Haarhoff Abelina Marihuan, die seit mehr als 25 Jahren auf der Suche nach den sterblichen Überresten ihres unter Pinochet ermordeten Mannes ist. Ingo Malcher stellt Michelle Bachelet vor, die im letzten Jahr als Tochter eines Pinochet-Opfers zur Verteidigungsministerin ernannt wurde.

Und Tom.

FR, 06.09.2003

In der Diskussion um die Einrichtung eines Zentrums der Vertriebenen rückt der Historiker Kai Struve ein paar Dinge zurecht. Kaum reflektiert werde gegenwärtig, meint er etwa, die Neu-Orientierung des Erinnerns und Gedenkens innerhalb transnationaler Zusammenhänge. Gerade in diesem Kontext aber sei das geplante Zentrum, gegen den Anschein, ein Fehler: "Verkehrt ist die Anknüpfung des Bundes der Vertriebenen an das entstehende transnationale Gedächtnis, weil zu seinen Kennzeichen gehört, dass nicht der eigenen militärischen oder zivilen Gefallenen der Kriege, sondern derjenigen gedacht wird, die durch Taten oder Versäumnisse der eigenen Nation getötet wurden oder gelitten haben. Zwar knüpft das Konzept eines vorwiegend der Vertreibung der Deutschen gewidmeten Zentrums insofern an die transnationale Erinnerung an, indem es Leiden zum Kriterium dafür macht, was oder wer es wert ist, erinnert zu werden. Es ist jedoch die deutsche Nation, die hier ihrer eigenen Toten gedenkt."

Außerdem: Silke Hohmann berichtet von einer Ausstellung über Junge Kunst im Migros-Museum in Zürich (Website). Stefan Hilbich porträtiert den 27-jährigen Genueser Fausto Paravidino, und zwar als größte Dramatikerhoffnung Italiens (hier ein Interview in italienischer Sprache). Was es heißen kann, dass die Architektur sich der Funktion unterzuordnen hat, erfährt man in Oliver Herwigs Beschreibung des neuen Gefängnisses von Kempten. In ihrer Zimt-Kolumne kann Renee Zucker kaum fassen, mit welchem Argument der Berliner Innensenator einen Kongolesen in den Kongo zurückschickte.

In Zeit & Bild macht sich die Schriftstellerin Antje Ravic Strubel (mehr hier) Gedanken über die Rolle von Mädchen und Damen im Literaturbetrieb, über literarische Maßstäbe und manch anderes: "Uns könnte derlei bedrücken. Und doch, da die Literatur so offen wie der Himmel sein kann, wollen wir uns nicht zu kurzfristigen Schlüssen verleiten lassen. Wir nehmen die Mädchen, wie sie fallen. Umso verwunderlicher ist es, wie dennoch zum Einfachen gegriffen wird, wie Labels Unterschiede und Mehrdeutigkeiten einebnen. Gerade unter Verlegern gilt ein gleichmacherisches Prinzip, bei dem es eindeutig um Sicherheit geht; eine Sicherheit, die mit Absatzchancen gleichgesetzt wird. Dabei beruft man sich gern herablassend oder auch entschuldigend auf das, was die anderen, was das Publikum will."

Weiter: Navid Kermani macht uns im 37. seiner vierzig Leben mit Eberhard bekannt, dem Direktor einer Kölner Versicherung, der auf einem sufischen Workshop in Kanada den verschollenen Bruder des Konzerninhabers kennenlernt. Besprochen und empfohlen werden eine Neuübersetzung von Flauberts Klassiker "Bouvard und Pecuchet", ein Buch über die Wirkung des Kino auf die Lichter der Großstadt und ein Band mit Fotografien Carlo Mollinos. (mehr in der Bücherschau ab 14 Uhr.)

Das Magazin steht diesmal, anlässlich der IAA, ganz im Zeichen des Autos. Wim Wenders berichtet ungeschminkt und ausführlich von seiner Leidenschaft fürs Automobil: "Viele Männer denken sicherlich an ihr erstes Auto zurück wie an ihre erste Liebe. (Frauen sehen alles 'Technische' erfahrungsgemäß meist weniger romantisch). Ich jedenfalls besaß immer ein sehr emotionales Verhältnis zu meinen fahrbaren Untersätzen. Und genau diese Bezeichnung schien angemessen für einen Wagen mit 12 PS, eben mein erstes Gefährt, ein Citroen 2 CV, auch damals schon schlicht 'Ente' genannt." Eva Lennier gibt Einblicke in die Trends des Autodesigns und befindet: "Es muss riechen, klingen, sich gut anfühlen und hübsch sein." Von einem Frontalzusammenstoß, den sie überlebte, erzählt Ute Noll. Außerdem: Harald Maass über Autos in China. Dazu eine Galerie der Kultautos.

NZZ, 06.09.2003

Gerhard Gnauck zeichnet nach, wie die Debatte um das geplante Zentrum gegen Vertreibung in Polen verlaufen ist. Dort wächst die Ablehnung, sei es nun der Standort Berlin oder Breslau. "Am vergangenen Donnerstag haben sich erneut polnische und deutsche Intellektuelle in einem Appell geäußert, diesmal im Sinne kategorischer Ablehnung: 'Ein Zentrum gegen Vertreibungen würde der kritischen Aufarbeitung der Geschichte keinerlei Nutzen bringen.' Ein vom (deutschen) Staat abgesegnetes Geschichtsbild würde nicht nur den Kontext (die Zeit vor 1945) ausblenden, sondern dazu verleiten, 'gesellschaftliche Konflikte ausschließlich in ethnischen Kategorien zu interpretieren' und diese Sicht in die Zukunft hinein zu verlängern. Während Michnik und Krzeminski 2002 noch davon ausgegangen waren, das Zentrum in seinem Inhalt beeinflussen und nach Breslau holen zu können, scheint für immer mehr Polen der Zug abgefahren zu sein. Daher auch der Versuch der Politiker, ihn auf das Nebengleis Sarajewo zu lenken" (Auf Polnisch ist die Debatte hier nachzulesen).

Gar nichts ist wie früher, stellt Claudia Schwartz nach einem Rundgang durch den Berliner Palast der Republik fest, der nun wieder in Führungen besucht werden kann: "Keine Mokkabar, wo man einen Coupe Pittiplatsch bestellen könnte, kein Glanz von tausend Kugelleuchten, welche den Arbeiter- und Bauernstaat nach Feierabend in ein anderes Licht tauchten. Keine Leuchtkästen, die 'Palastrestaurant überfüllt' jauchzen."

In Literatur und Kunst erzählt Jürgen Heizmann die Geschichte des Fälschers, Schwindlers und Dichters Thomas Chatterton, der schon als Schuljunge mittelalterliche Gedichte schrieb und sie als Entdeckungen ausgab. Burkhard Brunn begibt sich auf die Spuren des Künstler Jean Dubuffet (von dem ursprünglich das immer wieder Beuys zugeschriebene Wort "Jeder Mensch ist ein Künstler stammt").

Besprochen werden eine Ausstellung zur Bildhauerin Barbara Hepworth (1903-1975) in der Tate St. Ives, eine Schau von Ferdinand Hodlers Landschaften im Genfer Musee Rath
Und Bücher, darunter Hugo Loetschers Panorama der literarischen Schweiz "Lesen statt klettern", Günter Grass' Band "Letzte Tänze", Gedichte von Ted Hughes und ein Porträt der amerikanischen Dichterin Marianne Moore (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).


SZ, 06.09.2003

"In Kopieristan" ist Bernd Graffs Auseinandersetzung mit dem neuen Urheberrecht betitelt. Das ist in Sachen File-Sharing und Musik-Downloads aus dem Internet sehr rigide: "Kopien von Musikstücken gelten damit nur noch dann als legal, wenn der Nutzer auch das Original oder eine zulässige, weil gekaufte, Kopie des Originals besitzt." Allerdings befindet sich die globalisierte Unterhaltungsindustrie oft im Zwiespalt, wenn sie etwa, wie Sony, die Geräte vertreibt, mit denen fröhlich kopiert werden kann, während die Musikabteilung unter der Schwarz-Brennerei heftig leidet: "Eine erste Ironie also in der Digital-Geschichte: Sony vertreibt Notebooks, MiniDisc- und MP3-Player, deren unbestreitbare Fähigkeiten für den Konzern jedoch nichts anderes als genau jene Verluste bedeuten, die Sony als einer der Big Five der Musikindustrie so lauthals beklagen muss."

Casting-Shows und kein Ende. Hier geht's, stellt Thomas Steinfeld fest, ja wirklich zu wie im richtigen Leben: "Wenn unsere Gesellschaft in irgendeiner Fernsehsendung ihr getreues Abbild gefunden hat, dann in dieser: zwanzigtausend Bewerber und eine Hand voll freier Stellen, Bewerbungsgespräche, die so verletzend, ja so demütigend sind, dass sie jedem Personalchef eine Klage wegen Beleidigung, ja Verleumdung einbrächten, eine Rivalität zwischen den Kandidaten, die weit eher zu einem assessment center für das gehobene Management gehört als zu einer 'Scheinwelt'."

Weiter: In Kürze soll sich klären, ob er antreten will oder nicht: der Ex-Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark nämlich, als demokratischer Kandidat gegen George W. Bush. Übers Altern und die Alter-Naiven zu Rentenproblemen schreibt Reiner Erlinger. Alexander Kissler berichtet vom soeben eröffneten "Forschungszentrum Kriegsverbrecherprozesse" in Marburg. An längst vergangene Zeiten erinnert das neuste Apple-Produkt, der G 5 (hier die Apple-Website), erläutert Knuth Hornbogen. Einen letzten Bericht aus Venedig vor der Verleihung der Löwen - diesmal gibt es eine ganze Reihe Favoriten - sendet Rainer Gansera. Neue Musik hat Elisabeth Schwind im Schweizerischen Rümlingen gehört, während Werner Burkhardt vom Schleswig-Holstein-Fest berichtet. Vorabgedruckt wird ein Porträt des Autors und Lebensgefährten von Gudrun Ensslin, Bernward Vesper, als längerer Auszug aus Gerd Koenens Buch "Vesper, Ensslin, Baader - Urszenen des deutschen Terrorismus". Dazu ein Nachruf auf den Geiger Tibor Varga. Besprochen wird ein einsames Buch von Friedrich Achleitner.

In der SZ am Wochenende wird - in der Online-Ausgabe wie üblich ohne Nennung des Autors - übers Verhältnis zwischen Künstler und Kritiker nachgedacht, allgemein, im besonderen aber am Beispiel Martin Walsers: "Empfindlichkeit ist gar kein Ausdruck für das, was zwischen Künstlern und Kritikern meistens herrscht. Der Kampf ist unvermeidbar und auch deshalb existenziell. Er berührt die Gemüter in Tiefen, aus denen gefährliche Reaktionen erwachsen können." Ein Doppelporträt gibt es, von Elizabeth Arden und Helena Rubinstein: "Eine kam aus dem Norden, die andere aus dem Osten, beide eroberten New York, dann die Welt. Keine war mit Schönheit gesegnet, aber das war egal, sie hatten etwas Besseres: die Herrschaft über die Schönheit. Sie waren die zwei herausragendsten Unternehmerinnen des 20. Jahrhunderts." 

Ein weiterer unbenannter Autor war im Londoner Kaufhauf Harrods unterwegs (das man natürlich auch online findet), in dem noch immer des verstorbenen Eigentümer-Sohnes Dodi Al-Fayed und seiner Gattin in spe Diana gedacht wird. Zu erfahren ist außerdem, wie man am Besten mit "25 Steuerformularen, 38 Steuerarten, 170 Steuergesetzen" umgeht. Abgedruckt werden, als Auszug aus Alexander Kluges neuem Buch, zwei Geschichten aus dem 20. Jahrhundert. Der Comic-Künstler Art Spiegelman spricht im Interview vor allem über eines: die - womöglich schwindende - Toleranz gegenüber Rauchern in Deutschland.