Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
10.10.2002. In der Zeit fragt der Philosoph Michael Walzer, warum die Europäer Saddam Hussein nicht zur Räson gebracht haben, bevor Bush mit Kriegsplänen drohen konnte. In der SZ sieht Moshe Zimmermann das neue Buch von Daniel Goldhagen als moralische Handlungsanleitung. Die FR sieht in der Ermordung Jakob von Metzlers eine Erfindung im Reich des Bösen. Die taz ruft zur Rettung der Tagesschau. Die FAZ untersucht das Verhältnis zwischen Geopolitik und Kriegsfilmen in den USA. Die NZZ hat in Edinburgh sprechende Schwänze gehört.

Zeit, 10.10.2002

In den Augen von Michael Walzer, Professor für Philosophie in Princeton, haben die UN-Staaten fahrlässig gehandelt, als sie in den neunziger Jahren ihrer Forderung nach UN-Waffeninspektionen im Irak nicht mehr Nachdruck verliehen: "Sie bekennen sich zur Verteidigung der Herrschaft des internationales Rechts, aber wie kann das Recht 'herrschen', wenn es keine Rechtserzwingung gibt?" Nun hat sich die internationale Situation so entwickelt, dass ein Militärschlag auf den Irak als "Präventivkrieg" gelten muss, der laut Völkerrecht illegal ist. "Was man jetzt tun sollte, ist, die Bedingungen wiederherzustellen, die Mitte der neunziger Jahre einen gerechten Krieg ermöglicht hätten. Und wir müssen dies gerade tun, um den Krieg zu verhindern, den viele in der Bush-Administration wollen." Es wäre an den Europäern gewesen, durch ein Eingreifen den amerikanischen Unilateralismus in Frage zu stellen und nachdrückliche Forderungen an den Irak zu stellen, denen er sich nicht hätte widersetzen können. "Warum haben die Europäer das nicht getan?"

Peter Handkes Bericht über den Den Haager Prozess um Slobodan Milosevic erregt weiterhin Aufsehen, doch Jens Jessen findet es sinnlos, sich über einen Text aufzuregen, der in seinen Augen eher ein poetisches Zeugnis ist. "Viel interessanter" als Handkes Parteinahme für den serbischen Angeklagten erscheint es Jessen, "zu beobachten, wie unpolitisch, wie letztlich auch an Gerechtigkeit und Humanität desinteressiert Handkes Perspektive ist". Wo das Fernsehen im Spiel ist, "erübrigt sich für Handke die juristische Frage nach Schuld und Unschuld des Angeklagten". Handke ziele auf etwas anderes ab: die Moderne "im Namen der Wahrheit" zu verurteilen.

Weitere Artikel: Im Interview mit Katja Nicodemus spricht Regisseur Ken Loach über seinen Eisenbahnerfilm "The Navigatos" und die politische Wirkungskraft des Kinos. Volker Ullrich erklärt, warum der Mythos des in der NS-Zeit angeblich widerständischen Bertelsmann-Verlags ausgedient hat. Evelyn Finger berichtet über die Tanzbiennale in Lyon. Klaus Harprecht widmet sich dem schwankenden Medienimperium Vivendi und spekuliert über eventuelle Abnehmer für dessen Verlage.

Die sensationelle Kubismus-Ausstellung in Paris ist geplatzt. Claudia Herstatt erörtert die möglichen Gründe für die Absage der beteiligten Prager Nationalgalerie. In einem Gespräch mit Thomas E. Schmidt, erklärt Christina Weiss, die neue Staatsministerin für Kultur, dass sie ihre Aufgabe in der positiven Vermittlung von Kunst sieht und prophezeit jeder Gesellschaft, die ihre Künstler nicht respektiert, den Untergang. Claus Spahn berichtet, dass noch diese Woche zwei Modelle zur Lösung der Berliner Opernkrise noch diese Woche vorgelegt werden, doch sicher ist, dass es mit der Eigenständigkeit der drei Häuser vorbei ist. "JGJ" schreibt einen Nachruf auf die Schriftstellerin Undine Gruenter.

Besprochen werden Christoph Marthalers Inszenierung von Elfriede Jelineks Stück "In den Alpen" an den Münchner Kammerspielen, Christopher Nolans "Insomnia", die Ausstellung "Glück Stadt Raum" in der Berliner Akademie der Künste, Christian Dietrich Grabbes "Hannibal" in Stuttgart, die Aufführung der Schöpfungsgeschichte "Die Sündenvergebmaschine" in den Düsseldorfer Kammerspielen, Filme, Laurent Cantets "Auszeit" und CDs, Strauss' Orchesterlieder, interpretiert von der finnischen Solistin Soile Isokoski, und "Forty Licks", das neue Album der Rolling Stones.

Im Aufmacher des Literaturteils stellt Ulrich Greiner die 50 Titel des Schülerkanons vor, den eine Jury für die Zeit zusammengestellt hat.

Hingewiesen sei noch auf eine vierseitige Musikbeilage: Mirko Weber porträtiert die wiederentdeckte Jahrhundertpianistin Grete Sultan, die uns ein neuaufgelegtes Album beschert. Gerrit Bartels berichtet über den Rückzug des Brit-Pop in die ländliche Idylle und Thomas Gross stellt den Popchor Berlin vor.

SZ, 10.10.2002

Der israelische Historiker Moshe Zimmermann heißt "Die katholische Kirche und der Holocaust", das neue Buch von Daniel Golhagen, für das er zur Vereinfachung der Debatte das Kürzel G2 vorschlägt, (im Gegensatz zu G1 "Hitlers willlige Vollstrecker"), auch aus nahöstlicher Perspektive willkommen: "Goldhagen nimmt sich diesmal eine detaillierte Definition des Antisemitismus vor und schafft als Nebenprodukt eine politische Wiedergutmachung. Anders als in G1 schenkt er Israel und dem Zionismus seine Aufmerksamkeit. Darüber wird man sich in Israel freuen. Er betrachtet Israel als Wiedergutmachung für die zerstörten jüdischen Gemeinschaften und wagt den nächsten Schritt: Wer Juden das Recht auf einen Nationalstaat absprechen will, ist nicht nur Antizionist, sondern Antisemit. Den heutigen Antizionismus hält er für eine 'radikale und extreme Spielart des politischen Antisemitismus'. Doch die Freude der Möllemann-Gegner oder der Vertreter der israelischen Regierungspolitik darf sich in Grenzen halten: Goldhagen gibt zu, dass 'Israel und die Israelis sich nicht wenige strafrechtliche, politische und moralische Verfehlungen zu Schulden kommen lassen'. Darüber hinaus 'wären alle, die Juden politische Wiedergutmachung schulden, verpflichtet, solchen Entwicklungen oder Maßnahmen entgegenzuwirken'! Wiedergutmachung gegenüber Juden schließt also die Unterstützung eines Palästinenserstaates keineswegs aus."

Matthias Dobrinski beschreibt die Reaktionen auf Goldhagens "schlampig begründeten Generalangriff" auf den Münchner Kardinal Michael Faulhaber.

Weitere Artikel: Reinhard J. Brembeck erklärt, warum es der "so begnadete wie umstrittene" Klassik-Musik-Manager Franz Xaver Ohnesorg nur ein knappes Jahr in Berliun aushielt. In einem Interview erklärt es dann Ohnesorg auch nochmal selbst: "Ich habe mir eingestehen müssen, dass ich, um mich in Berlin wohlzufühlen, vielleicht nicht genügend Talente habe als gebürtiger Bayer, gelernter Rheinländer, bekennender Kölner". Sabine Leucht schreibt anläßlich von zwei gelungenen Aufführungen, Peter Reins Hamletinszenierung und Gundolf Nandicos Inszenierung des amerikanischen Boulevardschockers "Bash", eine kleine Hymne auf das wiederauferstandene Theater in der "Audi und Fleisserstadt" Ingolstadt. Christopher Schrader berichtet vom Kampf einiger Internet-Aktivisten für die Verjährung von Urheberrrechten, die der Disney-Konzern kürzlich per Gesetz auf 95 Jahre verlängern ließ: Jura-Professor Lawrence Lessig, der die Aktivisten vor Gericht vertritt: "Wegen des Gesetzes kann niemand Disney das antun, was Disney mit den Gebrüdern Grimm gemacht hat." Gustav Seibt freut sich nochmal, dass der Historiker Theodor Mommsen vor 100 Jahren den Literaturnobelpreis gewann. Wolfgang Schreiber schreibt über das erste Sergiu-Celibidache-Festival, das heute in München beginnt. Zwei Feuilleton-Miniaturen befassen sich außerdem mit der Buchmesse (hier und hier).

Besprochen werden eine Daniel-Richter-Ausstellung in der K 21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Karen Duves Roman "Dies ist kein Liebeslied", Laurent Cantets Film "L'Emploi Du Temps - Auszeit", Christopher Nolans Thriller "Insomnia" mit Al Pacino, der laut SZ außerdem in New York demnächst in Brechts "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" auf der Bühne steht. ("Die Tickets sind schon ausverkauft, obwohl es die teuersten sind, die es Off-Broadway je gegeben hat.") In einem Interview spricht Insomnia-Hauptdarsteller Robin Williams über Amerikas Psychopathen und Präsidenten

FR, 10.10.2002

"Ist dies die irreste Variante eines kaltblütigen Mordes oder die missglückte Phase eines absurden Experiments?" fragt Ulf Erdmann Ziegler nach neuen Pressespekulationen über die Motive und Umstände, die dem 11-jährigen Jakob von Metzler das Leben kosteten. "Zur gleichen Zeit geistert das Verbrechen an Jennifer durch die Medien, die Abziehbildgeschichte einer Vergewaltigung und Tötung im Dunkel einer Ausfall- und Gewerbestraße gleich hinter der Bahnlinie..... Die Unwiederbringlichkeit des Lebens von Jennifer und Jakob eint beide Fälle. Aber das Verbrechen in Neumünster gehört in die archaische Rubrik männlicher Sozialisation - dass es geschehen würde, war bekannt, nur nicht wann, wo und an wem. Das gilt für den Frankfurter Fall überhaupt nicht. Der Tod Jakob von Metzlers und seine Umstände sind als Novität zu uns gekommen, und vor Erfindungen im Reich des Bösen muss man sich unbedingt fürchten. Deshalb wollen wir wissen, wer Maggi war und wie er dazu kam, auch wenn wir uns am Ende voller Ekel abwenden und zu dem Schluss kommen sollten, wir hätten lieber nie etwas davon gehört."

K. Erik Franzen hat in Prag auf dem Kolloquium über "Zwangsmigrationen in Europa 1938-1950" Europa in Bewegung geraten sehen."Als besonderes Verdienst des Kolloquiums bleibt das gelungene Bemühen um den Vergleich aller Zwangsmigrationen in den verschiedenen Staaten einer ehemals bunt durchmischten Region Europas. Auf einem hohen, faktengesättigten Niveau gelang es vielen Beiträgen, den aktuellen Stand der Forschung darzustellen, ohne in die Historikerfalle des zur Zeit dominanten Opfer-Diskurses zu geraten. .... Selten war man sich grenzübergreifend so einig in dem Plädoyer für eine Beendigung des Nachkrieges. Selten so überzeugend der Zukunft zugewandt."

Weitere Artikel: Georg-Friedrich Kühn wertet den Rücktritt von Franz Xaver Ohnesorg von seinem Posten als Intendant der Berliner Philharmoniker als Indiz, dass die Umschlagszeit für Kulturmanager in Berlin immer kürzer wird. Marcia Pally schreibt mal wieder aus dem Post-Nine-Eleven New York und sucht nach Antworten auf die Frage, warum Saddam Hussein so böse ist. Die Kolumne Times Mager befaßt sich mit Daniel Goldhagens neuem Buch "Die katholische Kirche und der Holocaust" und dem Ärger, den der publizierende Siedler-Verlag wegen eines falsch beschrifteten Fotos mit dem Erzbistum München bekam. Außerdem ist im pointenreichen Buchmessenticker der FR-Feuilletonisten auch eine Momentaufnahme des Berliner Verlegers Arnulf Conradi enthalten, der nach Ansicht des "tt" zeichnenden Jourmalisten "doch ganz gewiss einen guten Kulturstaatsminister abgegeben hätte".

Besprochen werden Günther Krämers "Rosenkavalier-Inszenierung" an der Kölner Oper und filmhistorische Entdeckungen beim Kölner Frauenfilmfest "Feminale".

NZZ, 10.10.2002

"Unsere reproduktiven Organe werden endgültig bühnenfähig", stellt Patricia Benecke fest. "'If your penis could speak, what would it say in two words?' ... Solche Fragen finden sich zurzeit im Internet, und zwar nicht im Schmuddelsektor, sondern in einem höchst respektierlichen, weil der Kunst gewidmeten Fragebogen, fachmännisch zusammengestellt von Richard Herring. Bisher haben ihn über 4000 Briten brav - oder auch nicht so brav - beantwortet. Die oft schwer amüsanten Ergebnisse sind Basis für einen der größten Erfolge des diesjährigen Edinburgh Festival: 'Talking Cock', Herrings testosteronschwangere Antwort auf Eve Enslers Hit 'The Vagina Monologues'". Beneckes Resümee der Aufführung: "Am Ende des Abends muss man einfach Mitleid haben mit dem eindeutig schwächeren Geschlecht."

Andrea Köhler porträtiert den Autor Jonathan Franzen ("Die Korrekturen"), den sie in seinem Ein-Zimmer-Apartment in New York besucht hat: "Alle Figuren (in den "Korrekturen") sind auch ein Teil seiner selbst: Sie dienten ihm unter anderm dazu, ein Problem zu erkunden, mit dem er selbst noch nicht fertig war. Chip, ein Theorie-Freak mit Derrida und Flausen im Kopf, kämpft mit dem Vorwurf, nicht wie sein Vater ein nützliches Glied der Gesellschaft zu sein..."

Adelbert Reif hielt ein angeregtes Schwätzchen mit Michael Theunissen, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Philosophen unserer Zeit. Feierlicher Anlass: Dessen siebzigster Geburtstag. Theunissen spricht sich im Interview entschieden dagegen aus, dass die Philosophie an einer schwindenden Daseinsberechtigung leide - ganz im Gegenteil: "Ich möchte zumindest drei Forschungsgebiete nennen, auf denen Philosophie sich durch keine der sie angeblich beerbenden Wissenschaften ersetzen lässt: die kritische Reflexion dieser Wissenschaften selbst, die Rechenschaft über das Leben, das wir Menschen zu führen haben, und das Präsenthalten unserer Herkunftsgeschichte. Philosophie ist die einzige Instanz, die das Ganze dieser Geschichte zu umgreifen vermag."

Weitere Artikel: Samuel Herzog gähnt schon mal ein bisschen über das noch bis Sonntag statt findende renommierte Kulturfestival "Printemps de Septembre" in Toulouse (Thema: "Fragilität"), Joachim Güntner fragt sich, worin eigentlich das Erbe des geschassten Direktors der Frankfurter Buchmesse und "ungestümen Neuerers" Lorenzo Rudolph besteht.

Besprochen werden eine CD mit Zukunftsmusik voll "nüchterner Klarheit" von Thomas Fehlmann, ein Buch mit "meisterhaften" Erzählungen des ägyptischen Autors Jussuf Idris und Arno Geigers neuer Roman "Schöne Freunde" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

TAZ, 10.10.2002

Angesichts der Tatsache, dass die Auswahl der Themen auch bei der "Tagesschau" immer stärker von der Quote bestimmt wird, ruft Bettina Gaus auf der Meinungsseite zur Rettung der öffentlich rechtlichen Nachrichtensendung auf: "Es gibt ein Recht von Minderheiten, vom Staatsfernsehen versorgt zu werden. Um nichts anderes handelt es sich bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten. ... Der Zeitgeist macht es ihnen schwer. Wenn die 'Richterin Barbara Salesch' jetzt den renommierten Deutschen Fernsehpreis für die beste tägliche Sendung erhält, dann braucht man sich über den Absturz des öffentlich-rechtlichen Niveaus nicht zu wundern. Die beste tägliche Sendung ist (noch immer) die 'Tagesschau'. Lasst uns deshalb ein Bündnis schmieden, notfalls mit der Androhung des Gebührenboykotts. Uns alle, die wir nichts mehr gelten: die Alten, die politisch Interessierten, die Cineasten, die Minderheiten. Gemeinsam sind wir ziemlich stark."

Auf den Kulturseiten liefert Gerrit Bartels Momentaufnahmen von der Buchmesse in Frankfurt: "Alle sind gekommen, auch Peter Esterhazy, alle trinken und schwatzen, und alle freuen sich, dass es eben genau so wie immer ist."

Besprochen werden Ridley Scotts Film "Black Hawk Down", Ken Loachs Filmkomödie "The Navigators", Johan Simons Inszenierung von Grabbes "Hannibal" am Stuttgarter Staatsschauspiel und die Ausstellung "Edouard Manet und die Impressionisten", mit der die Alte Staatsgalerie in Stuttgart ihren neuen Oberlichtanbau eröffnet hat.

Schließlich Tom.

FAZ, 10.10.2002

Auf der Filmseite erklärt Bert Rebhandl zum Filmstart von Ridley Scotts "Black Hawk Down", dass es in den USA "eine lange Tradition der Wechselwirkung" gibt, "in der die jeweilige Geopolitik der Vereinigten Staaten in Filmen vor- und nachgearbeitet" wird. Doch mit den Kriegen verändern sich auch die Filme: "Es gibt (...) nicht nur neue Kriege, sondern auch neue Kriegsfilme, in denen die Überlegenheit der amerikanischen Technologie in einem deutlichen Missverhältnis steht zur politischen Orientierungslosigkeit."

Weitere Artikel: Mark Siemons behauptet, dass nun auch die CDU die Großstadt entdeckt hat. "Dsch" bastelt die Verschwörungstheorie einer westfälischen Machtübernahme in der Berliner Regierung. In Berlin werden derzeit Intendantensessel zu Schleudersitzen, kommentiert Eleonore Büning den vorzeitigen Abschied von Franz Xaver Ohnesorg, den Intendanten der Berliner Philharmoniker. Siegfried Stadler berichtet, dass der Rotstift nun auch den Leipziger Literaturherbst bedroht. "Nma." hat bei einem Vortrag an der Freien Universität Berlin über Hitlers geplante Terrorangriffe auf New York einen beunruhigend faszinierten Ton in der Diskussion gehört. Vier Autoren liefern Skizzen (1, 2, 3 und 4) von der Frankfurter Buchmesse.

Peter Körte erzählt von einer Videokette im amerikanischen Mormonenstaat Utah, die ihren Kunden moralisch "gesäuberte" Versionen der anstößigen Hollywood-Produktionen anbietet. Gina Thomas porträtiert die junge Schriftstellerin Zadie Smith, die kürzlich das New Yorker Literaturfestival gewonnen hat. Die berühmte Frankfurter Gerbermühle (mehr hier)wird abgerissen und keine denkmaltechnische Makulatur kann darüber hinwegtäuschen, meint Dieter Bartezko. Martin Kuhna erläutert die Schwierigkeiten vieler jüdischer Gemeinden in Deutschland, einen Rabbi zu finden. Die Memoiren des Kindermörders Patrick Henry, dessen Prozess 1977 in Frankreich die Diskussion um die Abschaffung der Todesstrafe lostrat, werden nicht erscheinen, meldet Jürg Altwegg. In der Kolumne erfahren wir von Michael Gassmann, dass Harry Belafonte den amerikanischen Außenminister Colin Powell einen "schwarzen Sklaven" genannt hat - und warum man diese Bemerkung nicht einfach abtun kann.

Auf der Medienseite vermutet Verena Lueken, dass der Kindesraub die Medien deshalb so sehr interessiert, weil er den verlockenden Einblick in die Welt der Reichen mit angstschürender Erschütterung verbindet.

Besprochen werden Ödön von Horvaths "jüngster Tag" in Essen, die britische Kunstausstellung "Blast to Freeze" im Wolfsburger Kunstmuseum, das Tocotronic-Konzert in Mannheim, Christopher Nolans Film "Insomnia" und Bücher, Armistead Maupins Roman "Der nächtliche Lauscher", Norbert Elias' "Gesammelte Schriften" und Reisebücher (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).