Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Architektur

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Efeu - Die Kulturrundschau vom 27.03.2024 - Architektur

Die S21-Baustelle, Stand 2022, © Pjt56, Lizenz: CC BY-SA 4.0 DEED, Quelle: Wikipedia

Gerhard Matzig besucht für die SZ Stuttgart - und schaut sich am Hauptbahnhof um, dort, wo einmal, wenn das Endlosprojekt Stuttgart 21 endlich fertig ist, einmal eine neue Stadt in der Stadt entstehen soll. Bisher besteht die Vision zukünftiger Urbanität allerdings nur aus einem Einkaufszentrum namens "Milaneo", dessen Design Matzig das kalte Grauen einflöst. Kommt da noch was? Noch lebt die Hoffnung, ein bisschen: "Gebaut werden drei Quartiere. Das Europaquartier (zu dem schon die leider grausam missglückte Mall als Menetekel gehört), das Quartier Rosenstein und, nun ja, 'Maker City'. Die Fläche, um die es letztlich geht, ist zweieinhalbmal so groß wie der Cannstatter Wasen. Es entstehen angeblich bezahlbare Wohnungen, kleine Gewerbeeinheiten, ein neuer 'Gleisbogenpark' und Schulen, Kitas, Sportplätze, Spielflächen sowie Kulturräume. Die Autostadt Stuttgart, die sich nach dem Krieg als 'autogerechte' Stadt neu erfunden hat (also zur Stau- und Feinstaubfalle in menschenunwürdigen Räumen wurde), gönnt sich diesmal ein ambitioniertes ÖPNV-Konzept und Platz für Menschen statt für Bleche. Das ist mal was Neues."
Stichwörter: Stuttgart 21

Efeu - Die Kulturrundschau vom 20.03.2024 - Architektur

Nationales Zentrum für Darstellende Künste Peking, Architekt:
Paul Andreu, © Hui Lan, Lizenz: CC BY 2.0 DEED

Paul Andreus Gebäude kennt die ganze Welt - er selbst wurde bislang selten angemessen gewürdigt, meint Marc Zitzmann in der FAZ. Nun ist dem Architekten, der unter anderem das Aérogare 1 und das Aérogare 2 des Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle entwarf, in der Pariser Cité de l'architecture et du patrimoine die Ausstellung "Paul Andreu - L'architecture est un art" gewidmet. Einen eigenen Stil hat der Architekt nicht ausgebildet, so Zitzmann, aber manche Motive tauchen im Werk mehrfach auf. So etwa spektakuläre Eingangswege: "Beim Meeresmuseum von Osaka steigen die Besucher vom Empfangsgebäude auf dem Festland in einen Tunnel hinab, dessen Glasdecke den Blick auf die Unterwasserwelt freigibt, bevor eine Rolltreppe zu einer scheinbar schwimmenden Halbkugel aus Glas und Stahl emporführt, die unter anderem den Nachbau eines Schiffes aus der Edo-Zeit birgt. In die Chinesische Nationaloper in Peking endlich, eine 212 Meter breite Superellipse aus Glas und Titan, die drei Theatersäle überdacht, führt eine unter einem Wasserbecken gelegene Galerie hinein."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 19.03.2024 - Architektur

Bereits am 14. November des vergangenen Jahres lancierte eine Gruppe namens Architects and Planners Against Apartheid einen internationalen Aufruf mit dem Titel "Call for immediate action", der fordert, gegen die Zerstörungen in Palästina und für die "akademische Freiheit" aufzustehen, Israel kritisieren zu dürfen, dem Genozid und "Urbizid" vorgeworfen wird, berichtet der Architekturtheoretiker Stephan Trüby in der NZZ. Unter den Unterzeichnern finden sich vor allem Personen mit ETH-Affiliation, so Trüby weiter, der auf den Israelhass im Architekturdepartement der ETH Zürich blickt - und zwar nicht nur unter den Doktoranden, sondern auch unter den ProfessorInnen: "Namentlich die aus Algerien stammende Architekturtheoretikerin Samia Henni und der niederländische Architekt Anne Holtrop. Beide haben den eingangs erwähnten Aufruf 'for immediate action' unterzeichnet. Samia Henni, die derzeit eine Gastprofessur an der ETH innehat, legte 2017 ein Buch vor mit dem Titel 'Architecture of Counterrevolution. The French Army in Northern Algeria', das aus ihrer gleichnamigen ETH-Dissertation hervorging. Darin verwischt sie die beträchtlichen Unterschiede zwischen nationalsozialistischen Konzentrationslagern und französischen 'camps de regroupement'. Die parallel zur algerischen Unabhängigkeitsbewegung und zur Gründung Israels betriebene Vertreibung von 900 000 Jüdinnen und Juden im islamisch geprägten Raum würdigt sie dagegen keines Wortes."

Andres Herzog hat sich für die NZZ das auf einem ehemaligen Industriegelände entworfene Glasi-Quartier beim Bahnhof Bülach angeschaut. Ein neues Stück Stadt mit etwa 600 Wohnungen ist hier entstanden, die Gebäude stehen so dicht, das bei Herzog Erinnerungen an Paris wach werden: "Die Architekten haben viele unterschiedliche Häuser und Grundrisse entworfen, die Regeln folgend eine Vielfalt erzeugen. Jedes Haus ist etwas anders und doch ähnlich. Je nach Seite verändern die Fassaden ihren Ausdruck. Es ist diese Varianz, die wir an alten Städten schätzen. Dichte ist eine Chance für Urbanität. Ein großer Teil der Erdgeschosse wird öffentlich genutzt. Das Bistro hat jeden Tag geöffnet. Es gibt ein Café, einen Lebensmittelladen, ein Nagelstudio, eine Velowerkstatt, einen Coiffeur, ein Fitnessstudio, einen Designershop. Auch eine Kita und öffentliche Toiletten gehören zum Programm. Durchmischung heißt das Zauberwort. Dazu gehört auch der Mix aus Eigentums-, Miet- und Genossenschaftswohnungen, der beweist: Diese Form der Stadt ist für verschiedene Einkommensschichten bezahlbar."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 16.03.2024 - Architektur

Haus Rabe. Foto: Kulturstiftung Landkreis Leipzig


Andreas Platthaus besucht für die FAZ das von Architekt Adolf Rading Ende der 1920er in Zwenkau bei Leipzig erbaute Wohnhaus der Familie Rabe. Schade, dass es so wenig bekannt ist, meint er. "Das sollte sich ändern, denn komplett so gut erhaltene Beispiele fürs funktionale Bauen gibt es wenige." Ganz abgesehen von der Wandkunst Oskar Schlemmers und dem fantastischen Farbkonzept. Inzwischen gehört es der Kulturstiftung Landkreis Leipzig und kann besichtigt werden.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 13.03.2024 - Architektur

Süchbaatar-Platz, Ulan-Bator © Zazaa Mongolia, Lizenz: CC BY-SA 4.0 DEED

SZ-Autorin Lea Scheffler besucht in der Münchner Pinakothek der Moderne der Ausstellung "The Gift", die sich einem eher ungewöhnlichen Thema widmet: geschenkte Architektur. Nicht immer macht das Geschenk die Beschenkten auf Dauer glücklich, lernt Scheffler. Dennoch schreibt sie vor allem über Positivbeispiele: "Die Hauptstadt der Mongolei, Ulan-Bator, die bis ins 20. Jahrhundert hauptsächlich aus Jurten bestand, konnte sich mit Unterstützung aus sozialistischen Ländern zu einer modernen Stadt weiterentwickeln. Einige Bauressourcen wurden geschenkt, andere Materialien erforderten eine Gegenleistung. Manche Geschenke waren allerdings auch Ausdruck des Wettbewerbs zwischen der Sowjetunion und China - also keine reine Philanthropie. Die Kuratoren konzentrieren sich auf das 'blaue Geschenk' im dritten und vierten Wohnbezirk Ulan-Bators. Mittelpunkt der Geschichte ist ein Fabrikant, der eine der ersten geschenkten Wohnungen beziehen konnte."
Stichwörter: Ulan Bator, Mongolei, Geschenk

Efeu - Die Kulturrundschau vom 12.03.2024 - Architektur

Entwurf für das Woho in Berlin von Mad Arkitekter


Holz ist in jedem Fall das Baumaterial der Stunde, erkennt Ulf Meyer in der NZZ mit Blick auf die zahlreichen geplanten Holzhochhäuser: "Holz als natürlicher, nachwachsender Baustoff verändert ... auch das Erscheinungsbild der Architektur. Bedingt durch das Schwinden und Quellen, haben Holzfassaden ihre eigene Ästhetik. Holz arbeitet, verformt und verfärbt sich. Das kann zum Reiz der Fassaden beitragen. ... Das Büro Mad Arkitekter aus Oslo baut in Berlin-Kreuzberg gerade das Wohnhochhaus 'WoHo', und zwar als vertikales, urbanes Quartier. Am Gleisdreieck-Park soll der 98 Meter hohe Turm mit 29 Geschossen durch Vor- und Rücksprünge in der Kontur und begrünte Rasterfassaden akzentuiert werden. Im Erdgeschoss sollen Bäckerei, Cafés, Spätverkauf und Werkstätten unterkommen, im Sockel eine Kita, eine Kiezkantine, Jugendeinrichtungen, ein Indoor-Spielplatz, Ateliers und Familienwohnungen. Das öffentlich zugängliche Dachgeschoss soll eine Bar und eine Sauna bieten."
Stichwörter: Holz, Hochhausbau, Mad Architekter

Efeu - Die Kulturrundschau vom 11.03.2024 - Architektur

Kengo Kuma, Coeda House. Foto: Kawasumi Kobayashi Kenji Photograph Office


Angesichts der tristen deutschen Architektur wurde FAZ-Kritiker Matthias Alexander bei einem Interview mit dem japanischen Architekten Kengo Kuma, dem die Bundeskunsthalle Bonn gerade eine Ausstellung widmet, ganz warm ums Herz: "Ohne Fachjargon und ohne Rückgriff auf zusammengeklaubte Begrifflichkeiten aus der Philosophie erläutert er die Maximen seiner Entwurfspraxis in einfachen, bildreichen Worten. Was wieder eine Leerstelle hierzulande vor Augen führt: Die Position des Großen Weisen unter den deutschen Architekten, der in der Hochschullehre und mit Publikationen zu Grundfragen der Architektur ebenso hervorgetreten ist wie mit international beachteten Bauten, ist unbesetzt. Der Ansatz Kumas ist ein künstlerischer: Die Wirkung von Gebäuden lässt sich nicht allein mithilfe von Logik erfassen, er versteht seine Bauten vielmehr als Klangkörper, durch die er in diesen selbst, aber auch in den Betrachtern und Nutzern etwas zum Singen oder gar Tanzen bringen möchte. Was für manche esoterisch klingen mag, ist nur seine Art, die seelische Verarmung, die mit der Moderne einhergegangen ist, zu überwinden."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 09.03.2024 - Architektur

Das neue Nationale Holocaust-Museum in Amsterdam. Foto: Museum


In Amsterdam wird morgen das Nationale Holocaust-Museum eröffnet - unter heftigen Protesten, weil auch Israels Präsident Isaac Herzog an der Eröffnung teilnehmen wird, berichtet in der SZ Geertjan de Vugt: "Offenbar scheinen diese Kritiker zu ignorieren, worum es hier geht. Denn es hat recht lang gedauert, bis in den Niederlanden überhaupt ein Holocaust-Museum eröffnet wurde. Schon vor 20 Jahren wurde diskutiert, ob und was man tun könne, damit der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät. ... Das schon öfter mit Preisen ausgezeichnete Architekturbüro Office Winhov, bekannt für seine unaufdringlichen Designs mit traditionellen Materialien, gewann den im Jahr 2019 ausgeschriebenen Wettbewerb. Aufgabe war es, ein helles Museum zu entwerfen. Das ist gelungen, denn schon das aus weißem Backstein errichtete Entrée und die halb offene Fassade ist das genaue Gegenteil des von Daniel Libeskind gestalteten Jüdischen Museums in Berlin. Uri Gilad und Inez Tan, die Architekten von Winhov, ließen sich von der ebenfalls im schlichten Backstein gestalten Raw Aron Schuster Synagoge inspirieren, die 1928 am Amsterdamer Jacob-Obrecht-Platz eröffnet wurde. Statt des roten Backsteins, der dort für den Bau verwendet wurde, wählten Gilad und Tan einen weißen. Weil, so sagen sie, 'Weiß die Farbe des Holocausts ist'."

In "Bilder und Zeiten" (FAZ) erzählt Detlev Schöttker vom Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin die Geschichte des Berliner Fasanenplatzes.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 07.03.2024 - Architektur

Dass geschenkte Architektur Fluch und Segen bedeuten kann, erkennt Hannes Hintermeier (FAZ) in der Ausstellung "The Gift. Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur" im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne, die die "Bedrohung" architektonischer Hinterlassenschaften untersucht. Etwa in Ulan Bator: "Die Hauptstadt der Mongolei, ist städtebaulich geprägt von den Großspendern Sowjetunion und China. Am Beispiel einer Familie, die in dritter Generation in einer unter Breschnew gebauten Mietskaserne wohnt, zeigt sich die wandelnde Akzeptanz dieses Geschenks. Waren die Großeltern noch froh über die Unterkunft, sieht die junge Generation, nicht nur wegen des Ukrainekriegs Russland gegenüber skeptisch geworden, die Segnungen des sowjetischen Erbes kritisch. Mit einfachen Holzregalen ist die Grundfläche der Wohnung nachgebaut, Bilder aus dem Familienalbum vermitteln ein Gefühl, wie es sich anfühlen muss, dort zu leben."
Stichwörter: Mongolei, Ulan Bator

Efeu - Die Kulturrundschau vom 06.03.2024 - Architektur

Wohnkomplex Hotakubo Daiichi der Präfektur Kumamoto, © Yoit, Lizenz: CC0 1.0 DEED


Mit dem Japaner Riken Yamamoto erhält ein Kritiker des zeitgenössischen Wohnungsbaus den renommierten Pritzker-Preis. Niklas Maak beschäftigt sich in seiner FAZ-Würdigung mit Yamamotos Manifest "Community Area Model", das Alternativen zur Dominanz des Kleinfamilienhauses sucht. Wie das ausschauen könnte? Zum Beispiel so: "Drei- bis sechsgeschossige offene Strukturen, in denen Wohneinheiten für Singles, Paare, Familien, Freundeskreise oder Alterswohngemeinschaften eingefügt werden; ein Patchwork aus Arbeitsräumen, Büros, Tagesbetreuungseinrichtungen und loggienartigen halb offenen Räumen, in denen man im Sommer gemeinsam grillen oder feiern kann - so wie in der Yamakawa Villa von 1977, in der Yamamoto seine Idee des offenen Hybridraums zwischen Innen und Außen erstmals realisierte." Entsprechende Vorschläge, lesen wir weiter, wurden 2006 in München von den Grünen abgelehnt - fehlende Wärmedämmung.

Auch SZ-Autor Gerhard Matzig ist ein Fan: "Die Baukunst von Riken Yamamoto besteht (...) in der stillen Würdigung jener Räume, die auf den ersten Blick womöglich unwesentlich, ja manchem Investor als überflüssig erscheinen, die aber das Entscheidende enthalten: den existenziellen Luxus der Unbestimmtheit - den Raum der Freiheit. Das ist es, was Architektur in letzter Konsequenz ausmacht. In ihrem Glücken (manchmal) wie im Scheitern (oft) geht es darum: Räume zu schaffen, in denen sich Menschen und Gesellschaften auf eine inspirierend unbestimmte Weise begegnen, also im Wortsinn verorten." Im Standard porträtiert Maik Novotny den Architekten, in der NZZ Ulf Meyer.

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Jana Hensel unterhält sich auf Zeit Online mit dem Architekten Philipp Oswalt, der aktuell das Buch "Bauen am nationalen Haus" veröffentlicht hat, über den deutschen Hang zur Rekonstruktion historischer Bauten. Vor allem die Sehnsucht nach vordemokratischen Zeiten findet Oswalt problematisch. Doch Rekonstruktion ist nicht Rekonstruktion. In Dresden steht eine, die seine Zustimmung findet: "Die Frauenkirche ist die einzige Rekonstruktion, die wirklich zivilgesellschaftlich verwurzelt ist. Auch wurde der Wiederaufbau mit einem klaren Schuldbekenntnis zum Zweiten Weltkrieg verbunden. Aber das Wichtigste ist: Es wurden beim Wiederaufbau einige der historischen, inzwischen gealterten und fast schwarzen Steine genutzt. Dadurch ergibt sich ein äußeres Fleckenmuster an der Kirche, das an den Moment der Zerstörung erinnert. Diese Differenz finde ich enorm wichtig."

Außerdem: In Österreich soll, berichtet Olga Kronsteiner im Standard, der Denkmalschutz reformiert werden.