Efeu - Die Kulturrundschau

Geprüft und geprüft und nochmals geprüft

Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
17.02.2023. Die Filmkritiker winden sich bei Rebecca Millers Berlinale-Auftaktfilm "She Came to Me". Die Zeitungen diskutieren über Claudia Roths Reform der Filmförderung: Die FAZ ist jetzt schon gespannt auf diverse Filme über Clanmafias in Neukölln, die ohne sexistische Sprüche und Verbrenner-Karren auskommen. Die SZ stellt sich in Paris in die Schlange, um ein von Yayoi Kusama gestaltetes Louis-Vuitton-Kofferset für 51.500 Euro zu bewundern. In der taz erzählt die Schriftstellerin Sarah Elena Müller von sexuellen Übergriffen in der linksalternativen Szene. Und ZeitOnline flaniert dank Deichkind mit Kim Jong Un durch den Stadtpark.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 17.02.2023 finden Sie hier

Film

Mit ihrem lang erwarteten Aufschlag zur Reform der deutschen Filmförderung (unser Resümee) bestimmt Claudia Roth die Debatten zum Beginn der Berlinale. Der Reformdruck ist ja auch akut: In der Zeit führt Katja Nicodemus durch den wahnwitzigen Förder-Irrgarten, in dem Filmproduktionen quer durchs ganze Land reisen müssen, um in München spielende Szenen wegen der Förderkohle in Bielefeld zu drehen, während erfolgreiche Filmschaffende mit jedem Film mühsamst bei Null anfangen müssen und am Ende ohnehin jeder Film so niedrig budgetiert ist, dass er international kaum konkurrenzfähig ist. Claudius Seidl in der FAZ freut sich nach Roths Vorschlägen jetzt schon auf die Eiertänze, wenn künftig der Ruf nach mehr Diversität an der gesellschaftlichen Wirklichkeit abprallt: Ein Film über die Clanmafias in Neukölln, aber ohne sexistische Sprüche und bitte auch ohne Verbrenner-Karren? Oh weh. "Man kann sich fragen, ob das ganze System nicht auf der falschen Annahme beruht, dass die Kinogänger noch immer auf dem Stand von vor 15 Jahren seien - obwohl doch die erwachseneren Bilder und Storys in die Serien ausgewandert sind. Man kann sich erst recht fragen, ob, wenn immer mehr Fördermillionen den deutschen Film immer weniger bedeutend haben werden lassen, man es mal mit dem Gegenteil probieren sollte: weniger Förderung. Mehr Netflix, mehr Kommerz, mehr Wettbewerb. Am Ende bringen solche Verhältnisse auch wieder radikal billige, böse Filme in der Tradition von Schlingensief und Achternbusch hervor."

Für keine gute Idee hält es Tobias Kniebe in der SZ, ausgerechnet auf der Erfolgswelle der deutschen Netflixproduktion "Im Westen nichts Neues" den Streamer mit einer Investitionsverpflichtung an die Kandare zu nehmen. Der deutsche Film ist vielleicht ja doch besser als sein Ruf, scheint Hanns-Georg Rodek von der Welt zu denken - viele Turbulenzen in der aktuellen Debatte haben für ihn wohl eher mit der Tradition des Hasses der Deutschen auf den deutschen Film zu tun.

Artechock dokumentiert Dominik Grafs bei einer Tagung im Vorfeld der Berlinale gehaltene Keynote zur Lage des deutschen Films: Kommt mal bitte alle wieder runter vom Content-Wahn, ruft er seiner Branche zu. Denn Film "will und ist etwas ganz anderes. Film ist nicht Inhalt-Transfer sondern geformte Erzählung. Nicht Look, sondern Ästhetik. Ich sehe das, was ich mit Film meine, als eine flüssige Form an." Doch in der Realität gehe jedes Drehbuch "in 17 Fassungen, wird um- und umgedreht, und vor allem: jeder Funktionär aus der 3. Reihe darf auch zur 17. Fassung nochmal seinen Senf geben. Viel zu viele Mitredner wetzen an jeder Figuren-Charakterisierung oder Story-Wendung oder auch mal Einzelszene oder Dialog ihr Messer, um zu schlachten, was nicht in ihrem Sinn des Verkaufbaren ist, was nicht vorhersehbar ist, und um all das zu verhindern, wo sich Unberechenbares plötzlich Bahn bricht und den Zuschauer verwirren, verstören, abstoßen könnte. ... Content-Denken und vor allem - ja - Content-Handeln greift in seiner hemmungslosen Banalität den Kern des Filmischen an, es entwertet das Medium selbst."

Aber wie steht es denn konkret um den Nachwuchs? Auf der Berlinale ist dafür die Sektion "Perspektive Deutsches Kino" zuständig, deren Programm sich tazler Michael Meyns angesehen hat. Wobei: Nachwuchs? "Dieser Begriff ist dehnbar: Etliche der Regisseur:innen sind um die 40 und würden wohl in kaum einer anderen Branche als Nachwuchs durchgehen. Aber die Strukturen des deutschen Films sind zäh". Und wenn man in diesen Filmen "etwas vermisst, dann ist das stilistischer und erzählerischer Wagemut, ein Ausbrechen aus den Konventionen. Allzu glatt muten viele der Filme an, bewegen sich in den Bahnen ihrer jeweiligen Genres und Sujets, zeigen schon jene Stromlinienförmigkeit, die das deutsche Kino meist hat, in der es aber oft auch feststeckt, ja, es sich allzu gemütlich eingerichtet hat." Tagesspiegel-Kritikerin Gunda Bartels hingegen sah in der "Perspektive" mit regem Interesse einen Dokumentarfilm aus dem Video-Material des im Hambacher Fort verstorbenen Aktivisten und Filmstudenten Steffen Meyn und starke Coming-of-Age-Filme.

Anne Hathaway und Peter Dinklage in Rebecca Millers "She came to me"


Ein Eröffnungsfilm wurde auf der Berlinale im übrigen auch noch gezeigt: Rebecca Millers Großstadtbeziehungsfilm "She Came to Me" über einen Komponisten in der Schaffenskrise. Der ziemlich unzufriedene FAZ-Kritiker Andreas Kilb sah "viel unausgegorene Drehbuchpoesie" über die Leinwand fließen und ist froh, dass dieser außer Konkurrenz laufende Film der Jury gar nicht erst vorgelegt wird. Auch SZ-Kritiker Philipp Bovermann windet sich zuweilen vor Schmerzen angesichts wehleidiger Kitschangebote und warmer Lebensweisheiten. "Peter Dinklage darf immerhin ausgiebig verzweifelt gucken", schreibt tazler Tim Caspar Boehme, dem dieser Film viel zu schematisch ist, um seine Figuren zum Leben zu erwecken. Den versprochenen Neustart des Festivals sucht auch Tagesspiegel-Kritiker Andreas Busche in diesem Film vergebens: Dieser stehe doch deutlich eher für "die Sorte von Hollywoodkino, die dem Festival zum Auftakt ein paar große Namen beschert, welche die glamoursüchtigen Berliner:innen zufriedenstellt". Immerhin ist der Cast hübsch anzusehen. "Man kann Millers Film als gelungene Pflichtübung festhalten, die die Fallhöhe noch nicht zu hoch ansetzt, aber schon mal eine optimistische Botschaft an die Filmwelt sendet." Cornelia Geißler erzählt den Lesern der Berliner Zeitung, wer Rebecca Miller ist.

Der Film "landet konventionell in seichten Gewässern", schreibt auch Thekla Dannenberg im Perlentaucher. Sie bleibt aber frohen Mutes, denn der Wettbewerb voller unbekannter Namen bietet schließlich auch ein Versprechen: "Junges Kino muss nicht zwangsläufig ein Zeichen von Zweitklassigkeit sein. Wenn es gut für Chatrian und die Berlinale läuft, werden die vielen jungen und unbekannten Namen im Wettbewerb nach den Jahren von Kino-Krise und Pandemie einen neuen Aufbruch fürs Kino markieren."

In der Berliner Zeitung kann sich Harry Nutt nicht vorstellen, dass die Berlinale als politisches Festival allzu viel gegen die akuten Krisen der Gegenwart ausrichten kann: "Die Hoffnung auf die Wirkung künstlerischer Gegenreden oder ästhetischer Interventionen fällt angesichts monströser Manifestationen von Macht gering aus. Was hat die Berlinale zum russischen Krieg gegen die Ukraine anderes aufzubieten als einen Aufschrei gegen die Zerstörung des Kulturlebens in Kiew, Charkiw und anderswo sowie filmische Reaktionen auf die obszöne Ausübung der Gewalt? Eins der vorrangigen Ziele des russischen Krieges ist die Auslöschung der ukrainischen Kultur. Dagegen drohen Filmbilder und die Stimmen des Protests auf fatale Weise zu verblassen."

Und: Katrin Doerksen reicht im CulturMag den Berlinalegängern Tipps für den Ticketkauf. Andreas Busche porträtiert im Tagesspiegel die Berliner Regisseurin Ayşe Polat, deren Film "Im Toten Winkel" auf dem Festival läuft. Im Perlentaucher empfiehlt Fabian Tietke die japanische Science-Fiction-Sause "Shin Ultraman", die in der "Woche der Kritik" läuft. Barbara Schweizerhof wirft in der taz einen Blick auf die Retrospektive des Festivals, die sich diesmal dem Thema "Coming-of-Age" widmet.

Außerdem: Hollywood wäre gut beraten, sich mal weniger keusch und prüde zu zeigen, findet Adrian Hortin im Guardian-Kommentar. Dazu passend: Die Nachricht, dass "Emmanuelle" neu verfilmt wird, lässt Christian Schachinger vom Standard nostalgisch ans Hinterkofkino seiner Jugendtage denken. Dirk Peitz spricht für ZeitOnline mit der Schauspielerin Saskia Rosendahl, die in der neuen (in Welt und FAZ besprochenen) Serie "A Thin Line" eine Klima-Aktivistin spielt. Für die Welt rekonstruiert Martin Scholz das Zerwürfnis zwischen dem Bestseller-Autor Frank Schätzing und dem ZDF, das dessen Besteller "Der Schwarm" in den Augen des Autors sehr unbefriedigend adaptiert hat. Nachrufe auf Raquel Welch schreiben Jürg Zbinden (NZZ), Fritz Göttler (SZ) und Harry Nutt (BLZ). Besprochen werden Rosa von Praunheims von der ARD online gestelltes Rex-Gildo-Biopic "Der letzte Tanz" (taz), M. Night Shyamalans "Knock at the Cabin" (Filmfilter) und Jörg Adolphs Dokumentarfilm "Vogelperspektiven" (SZ).
Archiv: Film

Kunst



Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama ist mit ihren Tüpfelmustern, die auch die Handtaschen von Louis Vuitton schmücken, der "größte Kunststar der Gegenwart", informiert uns in der SZ Andrian Kreye, der sich in Paris in die Schlange vor Vuitton gestellt hat: "Eine halbe Stunde dauert das. Die Zielgruppe ist an diesem Freitagnachmittag fast ausschließlich aus jenem Spitzensegment der Kauflust, das Jon M. Chu mit seinem Filmtitel 'Crazy Rich Asians' und die Netflix-Reality-Serie 'Bling Empire' zum Klischee stempelten. Drinnen ist der Laden eine Mischung aus Kusama-Museum und Marken-Overkill. Am Eingang warten schon Personal Shopper in Tüpfeljacken, die einen durchs Sortiment führen. Halbe Stockwerke sind durchgepunktet, Spiegelkugeln stehen herum und natürlich Mannequins und Vitrinen voller Kusama-Stücke. Bei jedem einzelnen Gegenstand scheinen ein bis zwei Extranullen am Preis zu hängen. Es gibt Taschen (7750 Euro), T-Shirts (1650 Euro) und Turnschuhe (tausend aufwärts) sowie ein Kofferset für 51 500 Euro. ... Die Kundschaft an den Champs-Élysées verlässt den Laden jedenfalls mit Armen voller Tüten."

Weitere Artikel: David Signer stellt in der NZZ den ukrainischen Künstler Ruslan Kurt vor, der vor einem Jahr mit seiner Frau von der Krim nach Kanada ausgewandert ist und jetzt in Toronto "Doors" ausstellt, "aufgebrochene, zerschossene und verkohlte Türen aus seiner Heimat. Sie erzählen Geschichten von Bombenangriffen, Überfällen und Plündereien. Aber er selbst strotzt vor Energie und Zuversicht. Auf seinem Hemd steht 'Positive State of Mind'. Wie schafft er es, nicht in lähmende Verzweiflung zu verfallen? 'Es wäre doch seltsam, wenn ich hier jammern würde, während meine Landsleute um ihr Leben fürchten müssen, oder?', sagt er." Im Tagesspiegel versteht Bernhard Schulz nicht, warum die Cooper-Union in New York ausgerechnet eine Ausstellung zum WChutemas, eine Art sowjetisches Bauhaus der dreißiger Jahre, abgesagt hat. "WChutemas behauptete einen Freiraum für die künstlerische Avantgarde in Moskau, bis der zum Diktator aufgestiegene Stalin die Schule 1930 schließen ließ. Die meisten Lehrkräfte wurden ihrer Arbeitsmöglichkeiten beraubt, manche endeten im Gulag. Dass WChutemas nicht in New York gezeigt werden kann, ist widersinnig. Nichts könnte dem reaktionären Putin-Regime ferner stehen als die weltoffene Lehranstalt WChutemas."
Archiv: Kunst

Literatur

Nina Apin unterhält sich für die taz mit der Schriftstellerin Sarah Elena Müller, die in ihrem Debüt "Bild ohne Mädchen" von sexuellen Übergriffen in der linksalternativen Szene erzählt: Dafür sprach sie auch mit Tätern, deren Auskunftsfreude sie regelrecht überraschte: Sie "waren in diesem intellektuellen Denkraum der Befreiung zu Hause, der bis in die Achtziger hinein wirkte. ... Diese Besonderheit der antiautoritären Linken, in der ich mich selber bewege, hat mich interessiert. Da gibt es ein Paradox: Wo es dem Einzelnen nutzt, negiert man gern die eigene Autorität, um sie indirekt auszuüben." Von einem Täter "aus habe ich mich dem Milieu und der Zeit angenähert. Ich studierte die Buchtitel in seinem Regal, befasste mich mit der Otto-Mühl-Kommune und der Odenwaldschule - und auch mit der taz und ihrer Auseinandersetzung mit der pädosexuellen Bewegung. Da ich mich selbst in queeren, feministischen Kontexten bewege, wollte ich verstehen, warum es damals kaum möglich schien, in der Linken über das Schutzalter zu sprechen." In diesem Zusammenhang interessant ist auch ein zweiteiliges Dlf-Feature von Sebastian Meissner über Otto Mühl - hier und dort.

Außerdem: Sergei Gerasimow setzt in der NZZ sein Kriegstagebuch aus Charkiw fort. Rose-Maria Gropp gratuliert in der FAZ dem Schriftsteller Alain Claude Sulzer zum 70. Geburtstag. Besprochen werden unter anderem Donald Antrims "Die hundert Brüder" (Standard) und der von Ingrun Spazier herausgegebene Band "Briefe aus der DDR 1989 -1990" mit einem Nachwort von Christoph Hein (FAZ).
Archiv: Literatur

Bühne

Fünf Tage nach der Hundekot-Attacke des Ballettdirektors Marco Goecke auf eine Journalistin hat das Niedersächsische Staatstheater Hannover seinen Vertrag mit dem Choreografen "im gegenseitigen Einverständnis mit sofortiger Wirkung aufgelöst", melden der Tagesspiegel und andere Zeitungen. Zweifelhaft findet Jan Fischer in der nachtkritik allerdings die Begründung der Intendantin Laura Berman, die viel Verständnis für Goecke zeigte: "Hier wird ein eigenartiges Verständnis von Kunst und ihrer Autonomie sichtbar: Man möchte nur genehme Kritik lesen, die ins eigene Verständnis davon passt. ... Obendrein wird hier ein seltsames Selbstbild der Theaterleute sichtbar, die sich im Angesicht der Kritik als gänzlich ausgeliefert empfinden. Richtig ist, dass Kritik immer auf Respekt gegenüber den Macher*innen und ihren Werken gegründet sein und niemanden persönlich angreifen sollte. Allerdings gilt es auch, schlecht Gemachtes als solches zu benennen und vom Sockel seiner eigenen Bedeutsamkeit zu stoßen. Auch das ist Teil des Respekts. Gegenüber dem Mit-Publikum und den wertvollen Kunstwerken." Kritiken, erinnert Fischer, sind eben keine "Werbeveranstaltung für gestresste Ballettdirektoren oder verlängerte Arme der Theater-PR-Abteilungen".

Weiteres: Im Interview mit dem Standard spricht Autor Fiston Mwanza Mujila über sein Stück "Après les Alpes", das heute zusammen mit Jelineks Gebirgsdrama "In den Alpen" am Volkstheater Wien Premiere hat, und über Kolonialismus. Besprochen werden die Uraufführung von Anna Gschnitzer "Fanes" mit Musicbanda Franui und in der Regie von Cilli Drexel am Theater Bozen (nachtkritik), Peter Eötvös' Musiktheaterstück "Der goldene Drache" am Theater an der Wien (nmz) und Yalaz Çavuşoğlus "Ich chan es Zündhölzli azünde" im Schauspielhaus Zürich (NZZ).
Archiv: Bühne

Musik



Ganz früher boten Deichkind stumpfes Party-Geballer, mittlerweile machen sie längst dadaistische Kunst. Das neue Album "Neues vom Dauerzustand" überzeugt damit auch Standard-Kritiker Christian Schachinger: "In der Nachfolge von alten Slogans wie 'Arbeit nervt' oder "Like mich am Arsch' beschäftigen sich Deichkind dieses Mal verstärkt mit dem Älterwerden. Einen Höhepunkt des Albums stellt 'Kids in meinem Alter' dar. Wunderbar betitelt, tuckert das Lied muckibudengestählt wie Anfang der 1980er-Jahre die Deutsch-Amerikanische Freundschaft durch die Gegend. Es beinhaltet neben selbstkritischen Sätzen wie 'Kids in meinem Alter haben Geld und schieben Frust' das wunderbare Motto 'Rest in Fleece'." Musikalisch ist das zwar alles more of the same, findet auf ZeitOnline Matthias Sippenauer. Aber "der eigentliche Innovationstreiber bei Deichkind sind die Videos", beobachtet er: Hier kommt die Deichkind-Kunst voll zu sich, weshalb man im Youtubekanal der Band dringend stöbern sollte. "In 'Geradeaus' fliegt Kryptic Joe als Mathias Rust in seiner Cessna Richtung Moskauer Kreml. ... Währenddessen flaniert Porky als Kim Jong Un mit Bismarck-Schnauzer am Handy daddelnd durch den Stadtpark. Seine Dalmatiner führt er freilich nicht selbst an der Leine, das regeln zwei Drohnen. Verantwortung übernehmen, Verantwortung delegieren - beides Gesten der Egomanie, beides Modi der Weltfremdheit, als könnte der Einzelne etwas verändern. Dann rauscht das Containerschiff Ever Given durchs Bild, das sechs Tage den Suezkanal blockiert und damit die Weltwirtschaft maßgeblich entschleunigt hatte. "



Weitere Artikel: Im VAN-Magazin beleuchtet Jeffrey Arlo Brown die Personalien Lahav Shani, der neuer Chefdirigent der Münchner Philharmoniker wird, und Gustavo Dudamel, der die New Yorker Philharmoniker leiten wird: Bei beiden "können sich Musiker:innen und Publikum wohlfühlen, ästhetisch herausgefordert werden sie wahrscheinlich selten". Nigel Osborne berichtet im VAN-Magazin über seine Erfahrungen als Musiktherapeut für ukrainische Kinder und Jugendliche. In seiner VAN-Kolumne über Komponistinnen schreibt Arno Lücker hier über Alice Shields und dort über Mrs. Phiharmonica. Christian Schachinger freut sich im Standard auf den Auftritt der Residents heute Abend in Wien. Arno Lücker schreibt im VAN-Magazin zum Tod des Komponisten Friedrich Cerha (weitere Nachrufe hier). Henrik Holtum schreibt in der taz einen Nachruf auf den Rapper Trugoy von De La Soul. Besprochen wird ein Konzert des Pianisten Bertrand Chamayou und des Geigers Augustin Hadelich (FAZ).
Archiv: Musik