Efeu - Die Kulturrundschau

Nichts Zweideutiges, Offenes, Flirrend-Freies

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08.10.2021. Die Literaturkritiker nehmen dankbar den Auftrag an, mit Abdulrazak Gurnah einen Autor zu entdecken, der sich nüchtern und ohne Anklagen mit Fragen des Postkolonialismus auseinandersetzt. Für die FAZ ist Gurnah außerdem Aushängeschild für einen aufgeklärten Islam, nur die NZZ fühlt sich düpiert. Die taz versinkt in München in den Häuten der Heidi Bucher. Die FAZ blickt in Frankfurt indes angezogen und abgestoßen zugleich unter die Haut von Paula Modersohn-Becker. Außerdem bejubeln die Zeitungen die neue Isarphilharmonie und fragen: Warum nicht immer so?
9punkt - Die Debattenrundschau vom 08.10.2021 finden Sie hier

Literatur

Abdulrazak Gurnah erhält den Literaturnobelpreis 2021 (Bild: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach)

Die Schwedische Akademie macht es der deutschen Literaturkritik auch weiterhin schwer: Nach der hierzulande weitgehend unbekannten Lyrikerin Louise Glück fällt ihre Wahl bei der Vergabe des Literaturnobelpreises in diesem Jahr auf den 1948 in Sansibar geborenen, seit 1968 in Großbritannien lebenden Schriftsteller Abdulrazak Gurnah, von dem hierzulande zuletzt Anfang 2007 ein Buch besprochen wurde und der den deutschsprachigen Feuilletons zumindest laut unserem Archiv in den letzten zwanzig Jahren kaum eine Erwähnung wert gewesen ist. Seine Bücher handeln von kolonialen Erfahrungen und postkolonialen Identitäten. Die wenigen seiner Bücher, die ins Deutsche übersetzt wurden, sind vergriffen, immerhin mit englischen Büchern können wir in unserem Online-Buchhandel Eichendorff21 einen kleinen Büchertisch bestücken.

Dieses "Nichtkennen ist tatsächlich ein Defizit, ein selbstverschuldetes noch dazu", stellt taz-Literaturredakteur Dirk Knipphals selbstkritisch fest, nachdem er sich ein bisschen schlau gemacht hat: "Hier gibt es einen interessanten Autor zu entdecken - zumal im Bereich des Postkolonialen, der in Deutschland derzeit breit diskutiert wird." Deutlich entgeisterter reagiert Richard Kämmerlings in der Welt, nachdem er darüber gestolpert ist, dass Gurnahs aktueller "Afterlives" von dem von Deutschen brutal niedergeschlagenen Maji-Maji-Aufstand im Jahr 1905 im heutigen Tansania handelt - Hunderttausende starben dabei. "Dass ein solcher Schriftsteller im Land der einstigen Kolonialherren praktisch unbekannt ist, wirft ein weiteres grelles Schlaglicht auf die skandalös verspätete Auseinandersetzung mit der imperial-kolonialen Vergangenheit Deutschlands."

In Marcel Inhoff hat die taz dann aber doch noch jemanden gefunden, der Gurnahs Bücher tatsächlich gelesen hat. Er würdigt einen "ungewöhnlichen Autor - nicht nur für die Tradition des Nobelpreises, sondern auch in seiner Eigenschaft als afrikanischer Autor, der in Großbritannien lebt. Gurnah, der zweimal für den britischen Booker Prize nominiert war, schreibt über Postkolonialismus außerhalb der üblichen Oppositionen. Sein Interesse gilt den Bewegungen der Literatur und der Sprache - ein Werk, in dem es um Menschen geht, die ohne Heimat sind." Auch Karsten Levihn-Kutzler kann für ZeitOnline auf Lektüreerfahrungen aus erster Hand zurückgreifen: "Seine Prosa ist nüchtern, klar, introspektiv. Er meidet die Polemik, will nicht moralisieren, nicht mit graphic details schockieren. Die Gewalt, die die europäische Herrschaft in Afrika untermauerte, der Machtmissbrauch in der postkolonialen Autokratie bleiben an den Rändern seiner Texte, sind spürbar mehr als sichtbar. Gurnahs Blick auf den Kolonialismus, auf die wechselvolle Geschichte Tansanias und auf das postimperiale Großbritannien ist kein anklagender, sondern ein nachdenklicher, zunächst nach innen gerichteter Blick."

Noch dichter dran ist Thomas Brückner, der Gurnah ins Deutsche übersetzt hat. Seine Bücher "leben aus den Figuren heraus", schreibt er in der NZZ. "Was Gurnah ebenfalls eignet, ist ein feiner, hintersinniger Humor, der sich durch sein ganzes Schreiben zieht." Als Dozent an der Universität Kent in Cantery hat er sich "stets mit Fragen und Problemen des Postkolonialismus auseinandergesetzt. Das ist kein unwesentlicher Bestandteil des Lebens dieses freundlich-zurückhaltenden Mannes - und hat natürlich auch in seiner Literatur Niederschlag gefunden. Immer wieder wird postkoloniales Dasein in stets neuen Konstellationen seinen Protagonisten zur schmerzlichen und schmerzhaften Erfahrung." Dominic Johnson bietet in der taz dazu passend einen Kurzabriss der verworrenen Geschichte Tansanias, die Gurnahs Leben und Schaffen prägt.

FAZ-Kritiker Andreas Platthaus sieht diese Entscheidung für Gurnah, der auf Englisch auch ein Buch über Salman Rushdie herausgegeben hat, vor allem politisch motiviert: Es handle sich um "eine Wiedergutmachung der Schwedischen Akademie an Versäumnissen gegenüber den gewandelten Erwartungen der Öffentlichkeit und auch gegenüber dem eigenen Anspruch. Seit der chinesische Schriftsteller Mo Yan 2013 ausgezeichnet wurde, waren alle Literaturnobelpreise an europäische oder nordamerikanische Autoren gegangen. ... Rushdie selbst auszuzeichnen - eine längst überfällige Ehrung -, wird sich das Nobelpreiskomitee wohl nicht mehr trauen. So betrachtet, ist der neue Preisträger Gurnah nicht nur als Antikolonialist ein Aushängeschild für die Auszeichnung, sondern auch als literarischer Stellvertreter für freie Meinungsäußerung und einen aufgeklärten Islam." Auf Spiegel Online sieht Tobias Rapp, der Gurnay ebenfalls gelesen hat, in der Entscheidung gerade keinen (identitäts-)politischen Grund: "Gurnah entspricht nur vordergründig dem Klischee vom schwarzen Autor aus dem 'globalen Süden' - und hat sich selbst schon kritisch über diese in progressiven Kreisen beliebte Floskel geäußert, indem er darauf hinwies, dass sie von Ökonomen der Weltbank geprägt worden sei."

Roman Bucheli ärgert sich derweil im NZZ-Kommentar über die Schwedische Akademie, die ihn zum nunmehr zweiten Mal zum Nachlesen verdonnert, statt kulant auf seine bereits durchgearbeiteten Regalmeter Rücksicht zu nehmen. Das Komitee habe "es sichtlich darauf angelegt, mit kapriziösen Entscheidungen das Publikum zu düpieren", ohne sich "zu kümmern, dass sich damit die wichtigste literarische Auszeichnung der Welt in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet. ... Mit ihren angestrengt unkonventionellen Entscheidungen beweist das Nobelkomitee die eigene Provinzialität." Gurnahs Bücher machen "ihn in Zeiten großer Flüchtlingsströme als Aushängeschild einer um Aufgeschlossenheit bemühten Akademie attraktiv. Indessen sind weltbewegende Themen noch keine Garantie für eine weltbewegende Literatur." Vielleicht ist ja auch einfach nur der deutschsprachige Literaturraum provinziell? Immerhin taucht Gurnahs Name in Großbritannien regelmäßig auf einschlägigen Shortlists auf. Auch aus diesem Grund nimmt Arno Widmann in der FR diese Einladung zur Entdeckung einer Stimme der Weltliteratur dankbar an.

Weitere Artikel: Peter Hintz zeigt sich in einem 54books-Essay über Colson Whiteheads neuen Roman "Harlem Shuffle" entsetzt über die deutsche Übersetzung. Besprochen werden unter anderem Sasha Marianna Salzmanns "Im Menschen muss alles herrlich sein" (Standard), Claire Fullers "Unsere unendlichen Tage" (FR), Heike Brandts "Der tote Rottweiler" (Tagesspiegel), Paul Nizons "Der Nagel im Kopf" (FR) und Wolfram Eilenbergers "Das Ruhrgebiet. Versuch einer Liebeserklärung" (FAZ).
Archiv: Literatur

Kunst

Bild: Hautraum (Ricks Kinderzimmer. Lindgut Winterthur. 1987. Migros Museum für Gegenwartskunst. Foto: Stefan Altenburger Photography

In der taz ist Bettina Maria Brosowsky ganz begeistert, dass das Münchner Haus der Kunst der Schweizer Künstlerin Heidi Bucher derzeit eine Retrospektive widmet. Buchers Mann Carl vermarktete ihre Werke unter seinem Namen, erst nach der Trennung wurde sie für ihre "Häutungen" bekannt, für die sie realgroße Abformungen existenter Räume machte: "Stets in filmisch dokumentierten Aktionen trug sie in Flüssigkautschuk getränktes Textil auf Wände und Böden der Räume auf und gab dann noch weiteres, manchmal mit Pigment oder Perlmutt angereichertes Latex auf die bekleideten Flächen. Nach der Verfestigung wurden diese Häute, überdimensionierten Totenmasken gleich, in theatralischen Kraftakten, die großen körperlichen Einsatz verlangten, von den Wänden und den Böden gerissen, auch das stets filmisch erfasst. Mitunter versinkt Bucher in den Häuten, wie sie es in ihren Modezeichnungen oder Körperhüllen vorweggenommen hat. Aber hinter diesen performativen, ungemein spektakulären Bildgewalten entstanden fragile, semitransparente düstere Raumkunstwerke. Wie moribunde Wesen lassen sie die in den Räumen gelebten und praktizierten sozialen wie körperlichen Machtkonstellationen erahnen."

Bild: Paula Modersohn-Becker. Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag. Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen.

Zwischen "Anziehung und Abstoßung" nähert sich FAZ-Kritiker Stefan Trinks in der Frankfurter Schirn den Porträts von Paula Modersohn-Becker, die angelehnt an Fayyum-Porträts des alten Ägyptens nicht selten eine "subkutane Nähe zum Tod" aufweisen: "Diese Dichotomie vom Tod als des Lebens Bruder schlägt auch durch das rätselhaft bis unheimlich wirkende kleine 'Selbstbildnis als stehender Akt mit Hut' aus dem selben Jahr. Wie eine assyrische Fruchtbarkeitsgöttin hält sie nackt zwei orangerote Kugeln zwischen den Brüsten und auf Höhe des Nabels. Wieder werden Schamhaar, breitkrempiger Hut und dessen lang fallende Bänder zu den Seiten farblich an die goldorangen Kugeln assimiliert. Die Gesichtsfläche indes bleibt unausgearbeitet, wird im Gegensatz zum Rest des nackten Körpers aber zwei Abtönungen weiter ins Altrosa verfärbt. Wie auf manchen Vorfabrikaten im Fayyum, in die dann beim Todesfall hastig das Bild der Verstorbenen eingemalt wurde, bleibt das Individualität gewährende Gesicht leer (...)"

Außerdem: In der FAZ staunt Ursula Scheer, wie Google in seinem Arts and Culture Lab mit Hilfe Künstlicher Intelligenz in den Projekten "The Klimt Color Enigma" und "Klimt versus Klimt" verschollene Klimt-Gemälde wiederauferstehen lässt.

Besprochen werden die Ausstellung "Serena Ferrario, Where The Drawings Live"  in der Hamburger Kunsthalle (taz) und die Goya-Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel (NZZ). Außerdem spaziert Philipp Meier für die NZZ durch die Sammlung des Zürcher Kunsthauses.
Archiv: Kunst

Bühne

Besprochen werden Sebastian Nüblings Inszenierung von Sibylle Bergs "GRM Brainfuck" am Hamburger Thalia Theater (taz) und Leandro Kees' Stück "Apokalypse Resistance Training" am Theaterhaus Frankfurt (FR).
Archiv: Bühne

Film

In einem Nachklapp zum Deutschen Filmpreis, der vergangenen Freitag verliehen wurde (hier unser Resümee), ärgert sich Rüdiger Suchsland auf Artecock über den Goldregen für Maria Schraders ursprünglich nur fürs ARD-Fernsehen produzierter Komödie "Ich bin Dein Mensch", dergegenüber Dominik Grafs zehnfach nominierter Kinofilm "Fabian" das bittere Nachsehen hatte. Vergeben wurden die Preise offenbar nach dem Prinzip persönlicher Sympathie, denn "in seiner ganzen Ästhetik, im Bildaufbau, Schnitt, in der Art und Weise, wie jedes Detail der Handlung auserzählt wird, und nichts Zweideutiges, Offenes, Flirrend-Freies, nichts von der Poesie, die Kino ausmacht, mehr übrig bleibt, ist Schraders Film eindeutig für den kleinen Bildschirm gemacht - nicht für die große Leinwand. Bezeichnend ist diese Fehlentscheidung, weil sie belegt, dass die Schwarmintelligenz der über 2000 vor allem aus Schauspielern bestehenden Filmakademie eine Schwarmdummheit ist, dass sie einfach nicht in der Lage ist, solche Feinheiten zu berücksichtigen und zwischen Fernseh-Dramaturgie und Film-Ästhetik zu unterscheiden, oder - was vielleicht noch schlimmer wäre - es ist den Akademiemitgliedern vollkommen egal."

Weitere Artikel: In einer Artechock-Glosse freut sich Dunja Bialas zwar einerseits darüber, dass James Bond in Zeiten von 2G-gefüllten Sälen zwar die Kinos rettet, ärgert sich aber auch darüber, dass selbst Programmkinos derzeit nichts anderes zeigen als Bond, Bond, Bond. Hanns-Georg Rodek porträtiert in der Welt den Schauspieler Murathan Muslu, der aktuell in Stefan Ruzowitzkys (in FAZ und auf Artechock besprochenem) Historienthriller "Hinterland" zu sehen ist.

Besprochen werden Julia Ducournaus "Titane" (Artechock, unsere Kritik hier), die deutsche Netflix-Serie "The Billion Dollar Code" über die Vorgeschichte von Google Earth (FAZ, taz), Evi Romens Debütfilm "Hochwald" (Tagesspiegel) und Rick Ostermanns Thriller "Das Haus" mit Tobias Moretti (SZ).
Archiv: Film

Architektur

In der SZ bricht heute auch Gottfried Knapp nach einem Besuch in der neuen Isarphilharmonie in München in Jubelstürme aus. In jeder Hinsicht besser als die Elbphilharmonie, meint er: "Die Isarphilharmonie aber, die in der surreal kurzen Zeit von eineinhalb Jahren zum Schleuderpreis von 40 Millionen Euro errichtet worden ist, 1800 bis 1900 Besuchern Platz bietet und notfalls Stück für Stück wieder recycelt werden kann, setzt mit ihrem vom gleichen Akustiker in die Schuhschachtel hineinmodellierten Holzschrein Maßstäbe, die nur schwer zu erfüllen sind. So muss auch das schon recht weit entwickelte, viel beredete Münchner Projekt eines Konzertsaals im Werksviertel jetzt an dem schockierenden Gegenbild gemessen werden, das auf der anderen Isarseite fast unbemerkt herangewachsen ist." Begeistert zeigt sich auch Falk Jaeger im Tagesspiegel: "Schon diskutieren Vorbesucher, ob man Edelholzfurnier und Messingleuchter überhaupt braucht und ob die Ästhetik der Isarphilharmonie nicht den neuen Stil künftiger Kulturbauten prägen könnte, die dann endlich wieder bezahlbar, problemärmer und schneller zu bauen sein könnten." Die Zeit hat Michael Stallknechts Text online nachgereicht.

Im Monopol-Magazin erzählt der Medienkünstler Aram Bartholl, was die Neue Nationalgalerie mit der Kolonialgeschichte Kubas zu tun hat. Zunächst hatte Mies van der Rohe den Bau nämlich als Firmensitz für den Spirituosenhersteller Bacardi in Havanna geplant: "Wie viele andere Firmen begründet diese Unternehmen seinen Erfolg auf der langen und äußerst brutalen Kolonialgeschichte, mit der Europa die ganze Welt überzog. Die Insel ist von der Ausbeutungsgeschichte und einer Militärdiktatur geprägt. Mit der kubanischen Revolution ist der Bau verhindert, aber ein paar Jahre später wird die 'Villa Bacardi' als Neue Nationalgalerie ins kalte Berlin gestellt."
Archiv: Architektur

Design

Alessandro Michele hat eine Gucci-Suite für das Savoy in London dekoriert - und Marion Löhndorf verfällt in der NZZ ins Schmachten angesichts all des Prunks und Luxus, der mit annähernd 16.000 Pfund pro Nacht zu Buche schlägt: "Man schläft wie im Showroom und träumt sich ins Gucci-Paradies, vermutlich - die Presse ist eben nur für einen kurzen Besuch tagsüber eingeladen."
Archiv: Design

Musik

Beethovens Zehnte ist vollendet - künstliche Intelligenz hat es möglich gemacht. Die ausgespruckten Resultate hat der Film- und Werbejingle-Komponist Walter Werzowa (verantwortlich für den Eurotrash-Hit "Bring Me Edelweiß" von 1988 und damit offenbar eine Beethoven-Koryphäe) in ein sinnhaftes Ganzes zu fügen versucht. Helmut Mauró bleibt in der SZ angesichts des fertigen Ergebnisses sanft unterwältigt, aber höflich zurückhaltend: "Heraus kam als dritter Satz ein Scherzo, mit seinem zentralen Da-da-da-daaa-Motiv bietet es ein brüchiges Echo der Fünften als deren unwürdig gealtertes Kopfthema. Und das Finale? Beethovens Idee einer in die Symphonie integrierten Choralvertonung wurde brav umgesetzt, wenn auch etwas hölzern. Unten liegt eine Bassstimme, ein brummender Orgelpunkt der Celli und Kontrabässe, oft kaum hörbar. Mit solchen Mitteln hat man früher die armen Gläubigen während der Bußpredigt das Fürchten gelehrt. Darüber Streicherblitze, verstärkt mit Pauken-Einschlägen und dann noch echte, aber banale Orgelklänge. Spätestens hier liegen verständige Musikwissenschaft und Edelweißphilosophie endgültig überkreuz."

Weitere Artikel: Sexuelle Übergriffe im Pop sind einfach eine Konsequenz aus Popmusik als Balzritual und von Erfolg und Drogen befeuerten Allmachtsfantasien, meint Ueli Bernays in der NZZ. Uwe Schütte freut sich in der taz über eine Box, die das Frühwerk der Krautrocklegende Faust erschließt (dazu passend bietet der DLF ein Radiofeature über diese Phase der Band). Lennart Laberenz lustwandelt für den Freitag durch das wiederveröffnete Berghain, wo ihm Gedanken an Epikur kommen. Mark Gergis stellt morgen in Berlin sein Projekt "Syrian Cassette Archives" vor, berichtet Andreas Hartmann im Tagesspiegel. Andreas Hartmann porträtiert in der taz den frischen Labelmacher Martyn Goodacre, der wegen Brexit-Bürokratien derzeit auf seiner ersten Veröffentlichung sitzt, ohne sie abtreten zu können.

Besprochen werden das neue Album von Moor Mother (Standard), Sandra und Kersty Grethers feministische Songsammlung "Ich brauche eine Genie" (taz), das neue Album von James Blake (ZeitOnline, Pitchfork), ein Kino-Dokumentarfilm über a-ha (Tages-Anzeiger) und das neue Album von The Joy Formidable (FR).
Archiv: Musik