Efeu - Die Kulturrundschau

Vom leichten Nichts nur derbe Nichtigkeit

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23.05.2019. Die taz feiert Bertrand Mandicos Filmdebüt "The Wild Boys" als vulgär-befreiende Form von Gender Fluidity. In Cannes feiert der Tagesspiegel Margot Robbies innerlich leuchtende Sharon Tate in Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood". Nichts als Apokalypse, Verzweiflung, Fassungslosigkeit hörte die SZ bei der Uraufführung von Philippe Manourys Musikwerk "Lab.Oratorium". Die Zeit beklagt den neuen Kistizismus im deutschen Wohnungsbau. Der Guardian besucht im staubigen Taschkent ein Museum für verbotene Kunst.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 23.05.2019 finden Sie hier

Film

Irreale Farben: Bertrand Mandicos "The Wild Boys" (Bild: Ecce Films)

Groß war das Aufsehen, als die altehrwürdige Cahiers du cinéma im vergangenen Jahr Bertrand Mandicos Langfilmdebüt "The Wild Boys" überraschenderweise auf Platz 1 ihrer besten Filme des Jahres setzte. Jetzt kommt der queer-avantgardistische Film über einige (von Schauspielerinnen gespielten) Jungs, die es auf eine geheimnisvolle Insel verschlägt, auch in einige deutsche Kinos: Zu sehen "ist ein Schwarzweißfilm, aber manchmal kippt er und es leuchten kräftigste Farben in ihn hinein", erklärt Jochen Werner im Perlentaucher und verspricht "irreale, artifizielle Farben, strahlende Blau- und Violetttöne, ein Funkeln von Feuerwerken und Edelsteinen. Die ästhetische Haltung des Films entspricht der Erzählhaltung: Dies ist eine Reise in ein Reich des Mystischen, des (Studio-)Kinos auch, jedenfalls weit jenseits jedweden Realismus."

Katrin Doerksen berichtet auf kino-zeit.de von einem wilden Experimentalfilm-Trip: "Das gelegentliche Flackern des schwarz-weißen 16mm-Material lässt Assoziationen an die Abenteuerfilme der frühen Tonfilmära aufkommen und in den kurzen Farbsequenzen könnte auch Mario Bava höchstpersönlich die bunten Lichter gesetzt haben. Zwar ist es nicht schwer, dem Plot zu folgen, dennoch unterbrechen ständig kurze traumartige, schwer symbolisch aufgeladene Sequenzen den Handlungsfluss, die in ihrem unvermittelten Aufscheinen an die Experimentalfilme Maya Derens und anderer Surrealisten gemahnen." Und tazler Johannes Bluth beobachtet in diesem Bilderrausch Frauen, die "ihre Sexualität ungeniert, selbstbewusst und manchmal gewaltsam ausleben, gerade weil sie in der Haut von Jungen stecken und ein männliches Privileg ungestraft auskosten können. Diese vulgär-befreiende Form von Gender Fluidity ist Queer Cinema im besten Sinne." Auch Jonathan Romney versprach im Film Comment bereits im Februar einen "hochgradig vergnüglichen Film - sowohl als hyper-künstliches ästhetisches Objekt als auch als süße, schmutzige, erotische Fantasie."

Innerlich leuchtend: Margot Robbie als Sharon Tate in "Once Upon a Time in Hollywood"

Aus Cannes erreichen uns derweil vor allem nachgereichte Kritiken zu Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood", einer Hommage ans Hollywood der späten Sechziger (hier bereits ein erstes Resümee). "Lang ist's her, dass ein Tarantino-Film so episodisch, anekdotisch und entspannt daherkam", schreibt Andrey Arnold in der Presse, der den Film zwar für keinen großen Wurf, aber doch für "interessant, streckenweise vergnüglich" hält. Wie der Regisseur seine in Hollywood längst errungene Narrenfreiheit hier auskostet, hat Tagesspiegel-Kritiker Andreas Busche gut gefallen - und "eine schönere Hommage als Margot Robbies innerlich leuchtende Sharon Tate hat Tarantino seit Pam Grier in 'Jackie Brown' keiner Schauspielerin mehr geschenkt." Gedreht und projiziert wurde der Film im übrigen stilecht auf beziehungsweise von 35mm - inklusive anfangs unscharfem Bild, was auch Standard-Kritiker Dominik Kamalzadeh entzückt, der feststellt: "Fast möchte man sagen: Tarantino gibt sich endlich gereifter. Er beweist Sensibilität für das Gefühl eines nahen Endes, das Umkippen der friedvollen Hippiekultur ins düstere Gegenteil." Sehr viel Freude an dieser geballten Talentshow hatte auch NZZ-Kritiker Patrick Straumann.

Für Artechock-Kritiker Rüdiger Suchsland ist dieser Film "auch ein Kommentar zu '#MeToo'. Tarantino zeigt Frauen, die zu Opfern werden, aber er zeigt auch Täterinnen: Fanatisierte, bis an die Zähne bewaffnete Jüngerinnen des schwarzen Messias Manson. Schließlich ist dies eine überfällige Erinnerung daran, dass auch Roman Polanski vor allem ein Opfer ist - vor den Manson-Morden an Frau und Kind wurde seine Familie in deutschen KZs ermordet. Polanski überlebte unter falscher Identität bei einer polnischen Familie. Als Jüngling wurde er vergewaltigt." In der FAZ winkt Verena Lueken ab: "Noch immer kann der Regisseur an keiner Frau vorbeigehen, ohne mit der Kamera an ihrem Hintern entlangzustreifen oder gleich ganz an ihm hängenzubleiben. Vielleicht liebt er auch deswegen diese Zeit so sehr, weil damals noch niemand daran Anstoß nahm." Und auch SZ-Kritiker Pascal Blum fragt sich, "ob da nicht noch mehr drin gewesen wäre."

In den Nebenreihen des Festivals locken derzeit sehenswerte Zeichentrickfilme, meldet Tim Caspar Boehme in der taz: Nämlich Lorenzo Mattottis "La famosa invasione degli orsi in Sicilia" auf Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchklassikers von Dino Buzzati sowie Jérémy Clapins "J'ai perdu mon corps". Weiteres aus Cannes auf Artechock, Kino-Zeit und critic.de, letztere auch mit täglichen Podcast-Lieferungen. Mehrfach täglich einen Blick wert: Der critic.de-Kritkerinnenspiegel. Mit Tweets vom Festival versorgen uns Jenny Jecke und Beatrice Behn. Und ebenfalls sehr fein: Der regelmäßig aktualisierte Cannes-Ticker vom Blogger Negative Space.

Weiteres: Auf kino-zeit.de fragt sich Katrin Doerksen, warum Héctor Germán Oesterhelds argentinischer SF-Comic-Klassiker "Eternauta" trotz zahlreicher Pläne eigentlich nie verfilmt wurde. Besprochen werden Yann Gonzalez' im Juli startender "Messer im Herz" (Perlentaucher), Uli Gaulkes Doku "Sunset over Hollywood" über Filmindustrie-Rentner in Los Angeles (SZ), Guy Ritchies Realverfilmung von Disneys "Aladdin" mit Will Smith als Flaschengeist (Standard, Presse, Tagesspiegel, ZeitOnline),  Simon Hunters "Edie - Für Träume ist es nie zu spät" (taz) und der Actionfilm "John Wick 3" mit Keanu Reeves (NZZ, online nachgereicht von der FAZ).
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Musik

Mit seiner neuen Arbeit "Lab.Oratorium" hat der Komponist Philippe Manoury "neunzig Minuten lang nichts andres im Sinn als Apokalypse, Verzweiflung, Fassungslosigkeit", berichtet ein schwer beeindruckter Reinhold J. Brembeck in der SZ nach der Uraufführung in Köln durch das Gürzenich-Orchester. Kein Wunder: Das Werk versteht sich als einziger Aufschrei angesichts immer mehr im Mittelmeer ertrinkender Flüchtender, deren Elend und Not der Komponist auch klanglich fasst. "Trotz allen Pathos' und der aufwühlenden Klänge verweigert Manoury jedes Gutmenschenbiedertum. Er macht keine Agitprop, komponiert kein Menschenrechtspamphlet und bietet auch keine Lösung. Vielmehr klagt er Unrecht an und macht es durch seine Musik erfahrbar." Weitaus weniger enthusiastisch reagiert Regine Müller in der NZZ: "Auch wenn der gewaltige Apparat sich klanglich zusammenballt und die Philharmonie in anschwellenden Katastrophengesängen erdröhnt, bleibt doch alles in der gediegenen Komfortzone multimedial hochgejazzter Überwältigungssinfonik stecken. So scheitert das erklärte Ansinnen, Betroffenheit auszulösen, grandios auf höchstem Niveau."

Weitere Artikel: Für den Standard hat David Ender Christian Thielemanns Presse-Audienz vor dem Festakt zu 150 Jahren Wiener Staatsoper besucht. Der gerne auch mal raunende und dröhnende Dirigent gibt sich diesmal süffisant bescheiden: "Kapellmeister ist ein handwerklicher Beruf wie Fliesenleger. Die Fugen müssen stimmen." Michael Stallknecht stellt in der NZZ das neue Festival "Lied Basel" vor, mit dem die Sängerin Silke Gäng und der Schriftsteller Alain Claude Sulzer dem Kunstlied zu mehr Beachtung verhelfen wollen. In der taz schreibt Julian Weber über die Arbeit von WeAreEurope, einem Netzwerk acht großer Musikfestivals. Santtu-Matias Rouvali wird neuer Chefdirigent des Philharmonia Orchestras London, meldet Manuel Brug in seinem Welt-Blog. Tagesspiegel-Autor Ken Münster stattet dem italienischen Disco-House-Duo Nu Guinea einen Besuch in dessen Berliner Studio ab. Christine Lemke-Matwey hat sich für die Zeit mit der amerikanischen Geigerin Hilary Hahn getroffen, die gerade Bach-Sonaten auf CD aufgenommen hat. Ulrich Stock besucht für die Zeit eine öffentliche Probe des britischen Musikers Fred Frith in der Hamburger Hochschule für Musik: "Der britische Gitarrist soll einer Gruppe von jungen Talenten Feinheiten der Improvisation nahebringen", was zumindest beim Reporter gelingt.

Und: Alle, wirklich alle Medienhäuser hatten auf einen Skandal ersten Ranges spekuliert, als Jan Böhmermann kurz nach den Ibiza-Videos einen Countdown ins Netz gesetzt hatte. Enthüllt wurde gestern Abend nun allerdings lediglich ein zwar gut gemeintes, aber schon auch ziemlich mattes Musikvideo, das der TV-Satiriker mit Berufskollegen aus ganz Europa aufgenommen hat um für die Idee Europas zu werben:



Besprochen werden Holly Herndons neues, mit einer künstlichen Intelligenz aufgenommenes Klangkunst-Album "Proto" (SZ, die Spex hat sich mit der Musikerin zum Gespräch getroffen), das neue Album des Sylvie Courvoisier Trios (Zeit), die in Berlin gezeigte Doku "Tartan Tunes - Scottish Postpunk" (taz), Daniel Hardings Berliner Konzert mit dem Orchestre de Paris und Antoine Tamestit (Tagesspiegel), Mozart-Abende mit František Janoska (Presse) und Rafal Blechacz (Tagesspiegel) sowie das neue Fuzzman-Album (Standard).
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Literatur

Unter anderem der Tagesspiegel meldet, dass der kenianische Autor Binyavanga Wainaina gestorben ist. Die BBC bringt einen kleinen Auszug aus seinem satirischen Essay "How to Write About Africa". Darunter die galligen Tipps: "Behandel Afrika so, als handle es sich dabei um ein einziges Land" und "Vergewissere Dich, den bleibenden Eindruck zu hinterlassen, dass ohne Deine Intervention und ohne Dein wichtiges Buch Afrika verloren ist."

Weitere Artikel: In der Zeit plädiert Alexander Cammann dafür, den vom Börsenverein geplanten neuen Sachbuch-Preis vom Frühjahr auf den Herbst zu verlegen (damit er nicht die selben Bücher auszeichnet wie der Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse) und ihn thematisch nicht aufs "Zeitgeschehen" festzuklopfen (damit auch eine brillante neue Beethoven-Biografie eine Chance hat). Im Tagesspiegel wirbt Kuratorin Lilian Pithan für ihre Berliner Ausstellung über Comic und Journalismus.

Besprochen werden unter anderem die Ausstellung "Schmähbriefe, Fanpost und Tweets. Antworten auf Max Frisch" im Max-Frisch-Archiv an der ETH Zürich (NZZ), Javier Marías' "Berta Isla" (FAZ) und eine Hörspielreihe des WDR zu 70 Jahren Grundgesetz, unter anderem mit Beiträgen von Frank Witzel und Terézia Mora (FAZ).
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Design

Rudi Gernreich fashions at the Wiltern theatre in Los Angeles, 1985. Photo Collection, Los Angeles Public Library


"Rudi Gernreich hatte eine Vision, die die Gesellschaft immer noch nicht ganz verdaut hat", meint Dan Schindel in Hyperallergic anlässlich der Ausstellung "Fearless Fashion: Rudi Gernreich" im Skirball Cultural Center in Los Angeles über den 1938 mit seinen Eltern von Österreich in die USA geflohenen Modedesigner. "Gernreich experimentierte mit Kleidung als politischem Statement. Ein Teil der Ausstellung präsentiert ein Ensemble im Militärstil, das er aus Protest gegen den Vietnamkrieg geschaffen hat. (In einem Video daneben erzählt das Originalmodell, wie geschmacklos sie damals die Präsentation des Stückes so kurz nach dem Massaker in Kent State fand.) Seine String-Designs (für Männer und Frauen) waren eine direkte Reaktion auf das Verbot von Nacktstränden in Los Angeles 1974. Seine Arbeit gibt der Idee, das Persönliche sei politisch, einen ganz anderen Akzent und macht den Körper selbst zu einer Aussage."

Besprochen wird außerdem die Ausstellung "Camp: Notes on Fashion" im Metropolitan Museum in New York (in der FAZ staunt Michael Watzka über den Mangel an Diversität in einer Ausstellung, die an die "queere Voguing-Szene im schwarzen Harlem" gerade mal mit zwei Outfits erinnert).
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Architektur

Warum ist der Wohnungsbau heute so einfallslos, die Architektur so hässlich? Und das gilt weiß Gott nicht nur für Sozialbauten, sondern auch - oder muss man sogar sagen: ganz besonders - für teure Wohnhäuser. "Als die größte und traurigste Schizophrenie erweist sich jedoch die soziale Dimension des neuen Kistizismus: Die karge Wohnschachtel erzählt vom Scheitern einer Freiheitshoffnung", klagt Hanno Rauterberg in der Zeit. "Einst war die moderne Architektur angetreten, das Individuum und ebenso die Gesellschaft aus dem Gefängnis selbst erschaffener Zwänge zu erlösen. Deshalb sollten sich die Häuser verwandeln: am besten in ein gläsernes, leichtes Nichts, in dem die Grenzen von Innen und Außen, die Grenzen der Schwerkraft, erst recht die Begrenzungen der Tradition überschritten würden. Von dieser Idee eines befreiten Lebens ist perfiderweise nur die Freiheit des Marktes geblieben, vom leichten Nichts nur derbe Nichtigkeit. Vom Gemeinsinn, den die Planer erhofften, bloß die Ästhetik der Indifferenz."

Außerdem: In der FAZ informiert Marc Zitzmann über die mit Verve geführten französischen Debatten um den Wiederaufbau von Notre Dame, für den Macron - damit es schnell geht - am liebsten die Denkmalschützer ausschließen möchte.
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Bühne

Der Nachwuchsmangel am Theater trifft das Bühnenbild besonders hart, berichtet Katharina Schmitz im Freitag: "Die Realität ist nämlich auch, dass die Technik schon gar nicht, aber auch das Bühnenbild seltener die Lorbeeren erhält, auch wenn die Theaterwelt redlich bemüht ist, Würdigungen gleichmäßig zu verteilen. Es ist ein bisschen wie beim Übersetzer in der Literatur oder wie beim Schnitt im Film. Wird jemals einer wieder so berühmt wie der Volksbühnenbildner Bert Neumann, der 2015 früh verstarb?"

Weiteres: In der FAZ-Reihe "Spielplan-Änderung" schreibt Bernd Stegemann über Karl Schönherrs Vertreibungsdrama "Glaube und Heimat" von 1910. Besprochen werden Jakov Gotovacs Nationaloper "Ero der Schelm" in München (nmz) und Henry Purcells Semi-Opera "The Fairy Queen" an der Oper Erfurt (nmz).
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Kunst

Das Kunstmuseum in Nukus. Foto via Wikipedia


Guardian-Reporterin Suzanne Moore ist nach Usbekistan gereist, um das Museum of Art in Nukus zu besuchen, ein Museum mit Kunst, die unter Stalin zensiert war, und erlebt einen Kulturschock: Sammler Igor Savitsky, der das Museum 1966 gegründet hat, "hat für diese Sammlung alles riskiert. Einige dieser Maler wurden gefoltert oder ermordet oder verbrachten lange Jahre in den Gulags. Die gesammelten Werke stammen sowohl von russischen als auch usbekischen Künstlern, die nach den dreißiger Jahren malten, als alle Werke, die kein sozialistischer Realismus waren, von Stalin verboten wurden. Alle anderen Stile der Zeit - der aufkommende Kubismus, Futurismus, sogar Impressionismus - wurden als kriminell eingestuft. Formalismus, wie er genannt wurde, war strafbar. Und die Strafen waren streng. Savitsky erkannte, dass er diese Werke retten konnte. Er fuhr mit dem Zug nach Moskau, was drei Tage dauerte, und bezirzte die Familien der Maler; sie brachten ihm Werke, die auf Dachböden verstaut waren. Er war bekannt als 'der Freund der Witwen'. Teil Risikomensch, Teil Hamsterer, brachte er diese Sammlung zusammen, von der nur ein kleiner Teil ausgestellt ist. Es ist merkwürdig, in eine Schatzkammer zu kommen, die für internationale Kunsthändler Millionen wert ist, aber den Ort in einem so schrecklichen Zustand zu sehen. In dieser Stadt kann man außer ins Museum gehen nichts tun: Es gibt keine Restaurants, nur ein paar schäbige Hotels. Die Infrastruktur, die die erfolgreichsten Kunstgalerien sonst umrahmt, fehlt hier völlig. Oder ist das jetzt nur mein westliches Auge, das mir sagt, wie ein Museum sein soll?"

Banksy hatte während der Eröffnung der Venedig-Biennale in der Nähe vom Markusplatz einen Straßenstand aufgebaut, meldet er auf seinem Instagram-Account. Mit Video: Ein Mann stellt auf mehreren Staffeln unterschiedlich große Bilder zusammen, die zusammen ein riesiges Kreuzfahrtschiff ergeben. Darunter ein Schild mit der Aufschrift "Venice in Oil". Und nur die Katze hat's gemerkt!



Saskia Trebing unterhält sich für Monopol mit der in Berlin lebenden britische Künstlerin Kasia Fudakowski über ihre Performance "Brexit (TBC)" an der Volksbühne, wo das Publikum auch zu umgedichteten Karaoke-Songs mitsingen soll: "Ich wollte vorführen, wie wir die Politik als Entertainment und Freakshow aufsaugen und wie gut sie als Theater funktioniert. Außerdem sollte eine Stimmung von Peinlichkeit entstehen. Die beschämten Engländer müssen singen und alle schauen zu. Sie genießen die Qual der Briten. Das schien mir ein passendes Bild zu sein."

Weiteres: Tilman Krause hat für die Welt Gustave Caillebottes Gemälde "Straße in Paris, Regenwetter" von 1877 besucht, das die Alte Nationalgalerie in Berlin vom Arts Institute von Chicago ausgeliehen hat. Die Berlinische Galerie ist ab heute wieder geöffnet, meldet der Tagesspiegel. In Monopol stellt Frauke Maria Petry die Bilderserie "Blind Spots" von Balder Olrik vor. Und Silke Hohmann unterhält sich mit der Künstlerin Raphaela Vogel über Kunstausbildung und ihre heute abend stattfindende Performance "Rolling Tones" mit Studenten von Michael Hakimi (Akademie der Bildenden Künste Nürnberg) im Haus der Kunst in München. Catrin Lorch unterhält sich für die SZ mit Vertretern der Inuit-Gruppe "Isuma", die den kanadischen Pavillon bei der Biennale in Venedig gestaltet hat.

Besprochen wird die Ausstellung "Political Affairs" im Hamburger Kunstverein (taz).
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