12.04.2013.
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Sachbücher Erinnerungen, Briefe, Essays, ReportagenErinnerungen, BriefeOtto Dov Kulka, 1933 in der Tschechoslowakei geboren, wurde als Zehnjähriger mit seiner Mutter nach Auschwitz verschleppt. Heute ist er emeritierte Professor für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem. Er hat sich sein Leben lang mit dem Holocaust befasst, aber dabei, wie die Osteuropa-Historikerin
Katarina Bader in der
Zeit erklärte, konsequent alle privaten Zeugnisse, Filme oder literarischen Erzählungen über den Holocaust oder Auschwitz ignoriert. Und das merkt man seinem Buch "
Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft" an, meint die tiefbeeindruckte
Zeit-Rezensentin: keinerlei Klischee findet sie in Kulkas Erinnerung, keine bekannte Phrase, kein zu oft bemühtes Wort. Ähnlich beschreibt es
Katharina Hacker in der
FAZ: "Kulka schreibt in einer zerbrochenen Sprache, in der die Wörter ihre Bedeutung wieder erhalten, vielleicht dazu eine neue Bedeutung. In dieser zerbrochenen Sprache wird, wie mit gleichzeitigen, mitklingenden Tönen, etwas von der Bedachtsamkeit, der Würde von Menschen gesagt." Im
Guardian hat Thomas W Laqueur eine lesenswerte
Rezension geschrieben. Hier eine
Marek Edelman, einer der Anführer des jüdischen Widerstands im Warschauer Ghetto, hat diese Zeit in seinem Erinnerungsband
"Die Liebe im Ghetto" beschrieben. Bisher hat nur Klaus Bittermann in der
taz das Buch besprochen, der es als "große Literatur" und eindrucksvolle Beschreibung des Alltag im Ghetto empfiehlt.
Eine absolute Sensation, jubelt
Zeit-Rezensent Andreas Isenschmid über den ersten Band der auf vier Bände angelegten Auswahl von Briefen
Samuel Becketts,
"Weitermachen ist mehr, als ich tun kann" Die in diesem Band enthaltenen Briefe stammen aus den Jahren 1929-1940 und lehren auch Beckett-Spezialisten einen ganz neuen Blick auf den Dichter. Erstaunlich auch, so Isenschmid, wie unglaublich inspiriert Beckett über seine angebliche Einfallslosigkeit klagt. Auch
taz-Rezensent Jürgen Berger, der Beckett als "Dichter des Verstummens" kennt, scheint sich gut unterhalten: Munter plaudert Beckett über seine Verstimmungen und Darmfisteln, seiner Geldnot und seinen politischen Aversionen gegen Opportunisten wie Wilhelm Furtwängler. Empfohlen wird auch der Familienbriefwechsel, den der Dichter
Peter Hacks zwischen 1945 und 1999
"Peter Hacks schreibt an 'Mamama'" mit seiner Familie führte: treffende Porträtminiaturen, z. B. von Elisabeth Hauptmann, bissige politische Kommentaren oder Seitenhiebe gegen die jüngere Wissenschaftstheorie - all das hat
FAZ-Rezensent Dietmar Dath gern gelesen.
Gut besprochen wurden außerdem
Dieter Dorns Autobiografie
"Spielt weiter!" in der der Theaterregisseur sich und seinen "theatralisch-literarischen Wahrheitsanspruch" auf den Punkt gebracht hat, so Christine Dössel in der
SZ, und der Briefwechsel zwischen
Bertolt Brecht und
Helene Weigel aus den Jahren 1923-1956
"Ich lerne: Gläser und Tassen spülen" der Brecht in Liebesdingen als ziemlichen Spießer zeigt, meinen die Rezensenten in
NZZ,
taz und
Zeit.
EssaysDer ungarische Essayist und Literaturwissenschaftler
László F.
Földényi versucht in seinem Essay
"Starke Augenblicke" eine Physiognomie der Mystik in der Kunst, der Religion und im Augenblick des sich Verliebens zu zeichnen.
Zeit-Rezensent Adam Soboczynski, der Földényis Essaywerk insgesamt als "fröhliche Wissenschaft" bewundert,
empfiehlt wärmstens auch diesen "wunderbaren" Band, der sein Thema in sieben Essays behandelt, die sich zwar ergänzen, aber keine hierarchische Abfolge bilden: "Hier schreibt jemand ein Buch über mystische Augenblicke und vollzieht sie dabei", erklärt der hingerissene Rezensent. Großes Lob auch für
Henning Ritters neues Buch
"Die Schreie der Verwundeten" ein "Versuch über die Grausamkeit", so der Untertitel. Ritter breitet in sechs Essays von der Französischen Revolution bis etwa zum Ersten Weltkrieg, ein Panorama der Grausamkeiten, aber auch des Mitleids, aus. In der
Zeit bewundert Ulrich Greiner die essayistische Eleganz Ritters. "Spannend an diesem Buch ist die Verbindung von Moralphilosophie und ethischen Tatsachen, Geschichte und Geistesgeschichte",
lobt Wolfgang Schneider in der
Welt. Leseproben findet man
hier in der
FAZ und
hier beim Beck Verlag. Hier eine
Was tut ein Philosoph, wenn seine Frau sich darüber beschwert, sie werde zu wenig geküsst? Er setzt sich hin und schreibt einen
"Versuch über das Küssen" Ob
Alexandre Lacroixs Ehefrau glücklich war über diese Reaktion, wissen wir nicht. Im
Spiegel immerhin
fand Sebastian Hammelehle, dieser Essay könne es "an Schwung mit jedem guten Kuss aufnehmen". Auch
taz-Rezensent Christof Forderer las ihn offenbar mit Vergnügen, wenn er ihn gelegentlich auch etwas unbekümmert fand. Was Julia Kospach im
Falter wiederum
gerade gefiel: so "kokett, heiter und gelehrig" ließ sie sich gern über die Initiationsqualität des Zungenküssens oder die frühe Monopolisierung des Kusses durch die Kirche aufklären. Hingewiesen sei auch noch auf Esther Kinsky Band
"Fremdsprechen" der charmant und gedankenreich die Fallstricke des Übersetzens umkreist, so Burkhard Müller in der
SZ.
ReportagenRichard McGregor hat viele Jahre in China als Korrespondent der
Financial Times gearbeitet, in seinem Buch
"Der rote Apparat" beschreibt er, wie die
KP das Land ökonomisch geöffnet hat, um es politischer umso fester
in ihrem Griff zu behalten. Wenn man nur ein Buch lesen könnte, um China zu verstehen, solte es dieses sein, meint die
SZ. Als sehr lehrreich
lobt der
Economist lobt das Buch, das ihm endlich die chinesischen Widersprüche erklärte, im
Wall Street Journal ist ein
Auszug aus dem Buch zu lesen.
Außerdem viel besprochen wurde
Navid Kermanis Reportageband
"Schöner neuer Orient" durch die islamische Welt. Die Kritiker zeigen sich von Kermanis strikter Subjektivität überzeugt, wie zum Beispiel Jannis Hagmann
in der taz und Tim Neshitov
in der SZ. Beeindruckt hat viele Rezensenten auch der Mut des italienischen Journalisten
Giovanni Tizian, der in seinem Buch
"Mafia AG" zeigt, wie Cosa Nostra, Camorra und 'Ndrangheta inzwischen auch Norditaliens Geschäftwelt unterwandert haben.
Hanns Zischler spaziert durch die große und graue Stadt Berlin:
"Berlin ist zu groß für Berlin" Er flaniert, er assoziiert, und er fotografiert - und man lernt eine Menge über den Moloch. Und Gustav Seibt schreibt in der
SZ: Berlin hatte schon immer die "dümmsten Planer und die intelligentesten Essayisten".
Bernhard Kegel schreibt über
"Tiere in der Stadt" und schlägt mal nicht das übliche apokalyptische Tremolo an. Die mutigen Pioniere unter den Tieren lernt
FAZ-Rezensentin Christina Hucklenbroich bei ihm kennen: Füchse, Wildschweine, Kraniche, die ihren angestammten Lebensraum verließen und in der Stadt ihr Glück versuchten. Auch Burkhard Müller empfahl das Buch in der
SZ.
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