Krimis

Weil sein Stoff an Aufwand und Komplexität vom deutschen Fernsehen nie und nimmer zu bewältigen wäre, liefert Drehbuchautor Orkun Ertener "Lebt" eben in Romanform. In der Geschichte geht es um den Ghostwriter Can und die Schauspielerin Anna, die gemeinsam ein Verbrechen aufzudecken versuchen, das vor fünfunddreißig Jahren eine tiefe Wunde in ihrer beider Familien geschlagen hat. Dass er über die spannende Handlung hinaus auch noch eine Menge über das sephardische Judentum und die Geschichte Thessalonikis lernt, erfreut Hannes Hintermeier (FAZ) außerordentlich. "Man lässt sich mitziehen über alle Bildungswiesen. Und freut sich über jede", befindet auch Elmar Krekeler in der Welt. Und Marcus Müntefering (Spiegel) meint: "Selten hat ein Autor so eindringlich die Kälte der Macht geschildert wie Ertener."

Ein Italienkrimi? Staatsanwältin gegen Mafia? Hatten wir das nicht schon? Hatten wir nicht, denn Petra Reski ist nicht nur frisch gebackene Krimiautorin, sie hat außerdem mehrere Sachbücher über die Mafia geschrieben. Wie sie in "Palermo Connection" die Verbindungen zwischen Mafia und höchster Ebene des Staats beschreibt, das findet Ijoma Mangold, der die Autorin für die Zeit in Palermo getroffen hat, höchst glaubwürdig. Für den taz-Rezensenten Amos Waibel ist das Buch gar eine "kleine Sensation".

Liza Cody ist für Krimifreunde eine geliebte Bekannte, auf deren neues Buch man sehnsüchtig wartet. Vier Jahre hat es diesmal gedauert! Belohnt wird man mit einem echten Cody-Kracher. Hauptfigur ihres neuen Krimis "Lady Bag" ist eine ehemalige Bankangestellte, die durch den falschen Mann erst im Knast und dann auf der Straße landete. Eines Tages stellt sie fest, dass der Mistkerl das selbe Spiel noch einmal bei einer anderen Frau versucht. Was genau dann passiert, bekommt man von der meist ziemlich beduselten Lady nur in Fetzen erzählt. Egal, Zeit und taz folgen ihr ohne Zögern auf ihren krummen Wegen durch das London der Underdogs. Kein Wunder: diese Lady "hat kein Geld, keine Zähne, keine Peilung, aber sie hat große Klasse", versichert Thekla Dannenberg in ihrer Krimikolumne Mord und Ratschlag. In Südafrika spielt Mike Nicols Krimi "Black Heat" um ein amerikanisches Paar, das sich im Casino-Business von Kapstadt verhebt: rasante Spannungsbögen, keine Klischees, versichert FR-Rezensentin Sylvia Staude.

Sehr gut besprochen wurden außerdem Mark Billinghams "Die Lügen der Anderen" um ein Ehepaar, dessen Tochter verschwindet, und Anne Goldmanns "Lichtschacht" über einen Mordfall auf den Dächern Wiens. Fans werden sich außerdem freuen über einen neuen "Brenner" von Wolf Haas (at his best, ruft die SZ) und über "Der Seidenspinner" den zweiten Krimi von Robert Galbraith alias J.K. Rowling. Mord im Literaturbetrieb ist ihr Thema, für das sie - außer eigener Erfahrungen - die besten Voraussetzungen mitbringt: Schrullige Typen und böse Dialoge kann sie, versichert die Zeit.

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