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Arbeit hat als Grundlage unseres Selbstverständnisses ausgedient. Mit dieser schlichten Behauptung hat Wolfgang Engler offenbar den Nerv der Feuilletons getroffen. Auch wenn einige Rezensenten die von Engler vorgeschlagene Einführung eines Bürgergelds für jedermann aus anthropologischen oder finanziellen Gründen für nicht realisierbar halten, Englers radikale Streitschrift "Bürger, ohne Arbeit" lädt die meisten zum Nachdenken, einige sogar zum Nachlegen ein. Es gilt, "gemeinsam neu zu überlegen, wie wir morgen leben und arbeiten wollen", murmelt die Zeit grüblerisch. Der SZ geht der Vorschlag eines Bürgergelds sogar nicht weit genug, und auch FR sieht den umstürzlerischen Aufwand nicht ein, wenn am Ende nur der Ruf nach einem europäischen Sozialpakt formuliert wird.

"Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF". Dieser Band mit Essays von Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland und Jan Philipp Reemtsma hat in der taz eine heftige Debatte um den Schutzpatron des Hauses ausgelöst. Hat Dutschke den Terror befürwortet? Es sieht nach dem Essay von Wolfgang Kraushaar ganz so aus. Die 68er und ihre Nachfolger verlieren ihre letzten Illusionen!

"Man muss hoffen, dass sich Ian Buruma und Avishai Margalit irren", munkelt die Zeit sorgenvoll. Sie hofft, dass die hier unter dem Schlagwort "Okzidentalismus" in erschreckendem Ausmaß präsentierten Vorurteile gegen den Westen nur Versatzstücke verschiedener Autoren sind, die es so konzentriert in Wirklichkeit nicht gibt. "Aber sicher sein kann man sich dabei nicht". Der FR gefällt die raffinierte These, dass die in der islamischen Welt verbreitete ideologisch-kritische Haltung ihren Ursprung in Europa hat. Die FAZ gibt sich strenger und mahnt mehr Analyse und Verknüpfung an, die bloße Aneinanderreihung unzusammenhängenender Vorurteile ist ihr zu wenig.

Necla Kelek lässt in ihrer Kritik an Zwangsheirat und arrangierten Ehen innerhalb türkischer Familien in Deutschland "an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig", staunt die taz und will "Die fremde Braut" zur Pflichtlektüre an den Schulen machen. Mit etwas mehr Zurückhaltung regieren SZ und FAZ, letztere ist die Haltung der Autorin stellenweise zu undifferenziert. Im Sammelband "Islam in Sicht" wird dagegen das neue Auftreten der islamischen Religiosität im öffentlichen Raum beleuchtet, und das nuanciert und vielfältig, wie die NZZ meint. Die FR hat aus den "sehr anregenden Reflexionen" gelernt, dass der praktizierte Islam beileibe nicht rückständig ist, sondern schon immer eine Reaktion auf den Westen beinhaltet.


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