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Biografien


Die unheimlichen Wandlungen der Friede Riewerts vom Kindermädchen zur Frau Axel Springers bis hin zur erfolgreichen Konzernchefin stellt Inge Kloepfer in ihrer Biografie "Friede Springer" zwar mit viel Sympathie, aber zum Glück auch immer genügend Sachinformationen dar, stellt die NZZ erleichtert fest. So wird das Ganze nicht zu klebrig und nebenbei zu einer Beschreibung deutscher Mediengeschichte. Gelangweilt hat sie sich jedenfalls nie, auch wenn oder weil einige Passagen einer "Homestory" nahe kommen. Die Zeit kann die spürbare Nähe von Autorin und Porträtierter auch wenig stören, nur einmal wird es ihr zuviel: wenn Testamentsvollstrecker Bernhard Servatius aufgrund von bloßen Behauptungen beschuldigt wird.

Jörg Magenaus umfassende Biografie von Martin Walser, die erste ihrer Art, wurde von den Kritikern ohne großen Widerstand abgenickt (). Dass für den Walser-Kenner wenig Neues zu entdecken sei, liegt für die SZ weniger an Magenau als an der einfach zu öffentlichen Person Walsers selbst. Interessant findet sie aber, wie sehr der Schriftsteller als Suhrkamp-Gewächs erkennbar wird. Dem Etikett "Stimmungs-Avantgardist" kann die FR nur zustimmen, auch Walsers Beziehung zu Uwe Johnson hält sie für eine treffende Beschreibung, stößt sich allerdings an der Parteinahme Magenaus, die ihr den Blick doch zu sehr einengt.

Seit hundert Jahren ist Jules Verne nun tot, und die literarische Welt reagiert unter anderem mit einem neuen und einem neu aufgelegten Buch. Mit einer noch nicht dagewesenen Materialfülle beleuchtet Volker Dehs das Leben des Schrifstellers "Jules Verne Der SZ gefällt die "leichthändig" eingehaltene Balance zwischen Leben und Werk, vermisst in den ganzen Daten allerdings ein paar strukturierende Leitthesen. Wer es pointierter mag, dem sei Alberto Savinios zwanzigseitige Charakterstudie zu Verne empfohlen Die Zeit badet vergnügt in dem "moussierend komisch und leicht snobbish" gehaltenen Text, die SZ tut es ihr gleich, nicht ohne aber den "mustergültigen" Kommentar zu erwähnen.


Philosophie

"Sektiererisches Gemurmel", wie die taz giftet, oder doch eher "Schwindel erregender Ideenreichtum", wie die SZ vermutet? Peter Sloterdijk befasst sich in seinem neuen Werk mit der Globalisierung, durchmisst also den "Weltinnenraum des Kapitals", und nicht alle Rezensenten begleiten ihn ohne Widerwillen Für "lehrreich und wichtig" hält die Zeit das Traktat, die FAZ dagegen lässt kein gutes Haar an Sloterdijks Gesprächigkeit, in der ihrer Meinung nach nur ein Prinzip gilt: "Ich brauche Platz, um mich auszudehnen."

Pierre Bourdieus schon 1998 verfasstes und nun postum auf Deutsch erscheinendes Unbehagen an der dominanten Rolle des Mannes sei nicht nur notwendig, sondern zu empfehlen, meint die FR. Am "luzidesten" findet sie in "Die männliche Herrschaft" die Darstellung der symbolischen Gewalt, durch die Frauen ihre untergeordnete Position unbewusst verinnerlichen. Da zählt auch der Vorwurf nicht mehr, Bourdieu habe seine Beobachtungen der Verhältnisse in der Kabylei unzulässigerweise verallgemeinert. Der "fatalistische Unterton" des Manuskripts ängstigt die FAZ ein wenig, sie kann zur Verbesserung der Lage nur auf die in den Fußnoten erwähnten weiblichen Tugenden hoffen: List und Subversion.


Geschichte

Mit einem genauen Blick erzählt Ralf Hosfeld in "Operation Nemesis" wie es 1915 zum Genozid an den Armeniern kommen konnte, lobt Michael Jeismann in der FAZ. Er ist bisher auch der einzige, der das unserem Empfinden nach wichtige Buch zur Kenntnis genommen hat. Gekonnt navigiert Hosfeld durch die damals "sehr verwickelten" Verhältnisse, notiert Jeismann, dem in der ansonsten einwandfreien Darstellung nur der armenische Nationalismus und die deutschen Einflussmöglichkeiten ein wenig zu kurz kommen.

"Gänzlich unverheult" stellt Mark R. Cohen das Leben der Juden "Unter Kreuz und Halbmond" im Mittelalter dar, stellt Gustav Seibt in der SZ fest. Er mag den "nüchternen Wissenschaftler", der die bewährten Ergebnisse seiner Kollegen nicht verwirft, sondern vielmehr in "beeindruckender Fülle" zitiert. Und auch Cohens These, dass gerade die relative religiöse Nähe zwischen Christen und Juden zu Problemen geführt hat, während die Muslime durch ihre Fremdheit zu mehr Toleranz in der Lage waren, leuchtet dem Rezensenten bestens ein.



Bonbons

"Welch ein Buch", jauchzt Gabriele Killert in der Zeit, "ganz sicher das schönste, das originellste, das geistreichste dieses Bücherfrühlings!" Dass die anderen Zeitungen es bisher übersehen haben, macht die Entdeckung umso schöner. Die mehr als 200 Stichwörter des "privaten Lexikons" in denen der aristokratische Avantgardist Alberto Savinio Themen wie Liebe, Schamgefühl oder den Horror Vacui der Germanen vor sich selbst behandelt, lassen Killert Freudentränen weinen. Sie verehrt die "höchste Leichtigkeit des zweckfreien Spiels", findet selbst die Irrtümer geistreich und wird sich das "bibliophile Wunderwerk" bestimmt aufs Nachtkästchen legen.

Kristina Maidt-Zinke lässt sich in der SZ von Klaus Cäsar Zehrers "strandsandgelbem Prachtband" gerne davon überzeugen, dass die Neue Frankfurter Schule an einer kollektiven Meerphobie leidet. 400 Seiten Beweise sind in "Da: Das Meer!" angesammelt, nach der Lektüre kommt der Rezensentin die These von der "feuchten Obsession" der Herren Eilert, Gernhardt, Henscheid, Poth und anderen so "wasserdicht" vor wie ein "isländischer Anglerstiefel". Zumindest ist sie sich sicher, hier "sämtliche Belege" für den Wassertick der "Satire-Saurier" versammelt zu finden, darunter auch einige Erstveröffentlichungen.

Auf einer ganzen Seite feiert Konrad Heidkamp die "erfreuliche Wiederentdeckung" der Jazzgeschichte, die der "legendäre" amerikanische Autor Studs Terkel 1957 für Jugendliche verfasst hat. In dreizehn literarischen Porträts erzählt Terkel von "Giganten des Jazz", die meist aus armen Verhältnissen stammen. Wohltuend vermerkt Heidkamp in der Zeit, wie der Autor "jeden Anflug von Sozialromantik oder Geniekitsch" vermeidet, die Sprache seiner Reportagen wurzelt im Alltag der Jazzmetropole Chicago, der Stil ist dicht und "auf den Punkt gebracht". Das Buch ist nur bei Zweitausendeins zu


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