Die Buchmacher

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07.04.2008. Warum der Aufbau-Chef heilen oder klagen kann. Wie sich die Börsenvereinianer unter dem Damoklesschwert der Haftung winden. Wieso Brockhaus durch die Heye-Übernahme jetzt verstärkt in Kalender macht. Und weshalb Karstadt auf der Suche nach Buchhandelspartnern in der Klemme steckt.

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buchreport macht mit dem Zusammenschluss der Verlage Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus (BIFAB) und Heye auf (hier und hier), die zum 1. April die Holding Kalenderverlag KVH GmbH mit Adresse am Heye-Sitz in Unterhaching haben eintragen lassen. Der neue Kalender-Riese, schreibt buchreport, führe bei einem Umsatzvolumen von rund 35 Millionen Euro das größte Kalenderangebot in Deutschland im Portfolio. Über die Beteiligungsverhältnisse schweigen sich beide Seiten aus, alle Marken sollen jedoch eigenständig bleiben. BIFAB und der Münchener Muttergesellschaft Langenscheidt sichert die Fusion den Ausbau eines starken Geschäftsfelds, weil Kalender im Gegensatz zum Stammgeschäft mit Nachschlagewerken im Kontext der Verlagerung des Wissens ins Web weniger unter Druck stehen", analysieren die Dortmunder. Im Unterhachinger Heye Verlag sei mit der Gründung der Holding zugleich die erhoffte Nachfolgelösung gefunden - Verlegerin Claudia Knauss (60) und ihr Ehemann Jürgen Knauss seien seit längerem auf der Suche nach einer Regelung war, um den Fortbestand ihres 1962 gegründeten Unternehmens langfristig abzusichern.

Nachdem das Bundeskartellamt in der vergangenen Woche für die Teil-Übernahme von 44 Karstadt-Buchabteilungen durch die DBH den Daumen gehoben hat, schreibt buchreport, dass Karstadt für die als wettbewerbsrechtlich kritisch eingestuften Städte Frankfurt, Wiesbaden, Kiel, München und Leipzig mit der Behörde eine Lösung abstimmen will. "Hinter der harmlosen Formulierung verbirgt sich ein faustdickes Problem: Einfach dürfte die Suche nach einer für Kartellis und die Wunsch-Partner gleichermaßen akzeptablen Lösung nicht werden, denn nach Auskunft der Behörde war die Entscheidung alles andere als knapp", so buchreport. Karstadt/DBH hätte nämlich in den betroffenen Städten deutlich über 50 Prozent Marktanteil erreicht und damit die 33 Prozent-Schwelle, die als sicheres Indiz für eine marktbeherrschende Stellung gelte, weit passiert. 

Auf der Kinderbuchmesse in Bologna hat buchreport beobachtet, dass sich die deutschen Verlage eher opulent statt bescheiden präsentiert haben. Dies habe mit dem aktuellen Selbstbewusstsein der Branche zu tun. "Gern wurden in Bologna die Wachstumsraten des deutschen Kinder- und Jugendbuchmarkts für das vergangene Jahr zitiert, die freilich zu einem wesentlichen Teil auf All-Age-Titel zurückzuführen sind. So nannte Klaus Willberg 2007 ,das beste Jahr für das Kinder- und Jugendbuch seit Langem'."Weitere Themen: Die Frankfurter Eichborn AG, einziger börsennotierter Verlag in Deutschland, hat 2007 wieder rot abgeschlossen und bei einem erneut rückläufigen Gesamtumsatz von 16,2 Millionen Euro (Vorjahr: 16,7 Millionen Euro) einen Jahresfehlbetrag von knapp 1,62 Millionen Euro ausgewiesen. Der Internetbuchhändler Amazon und die Antiquariatsplattform ZVAB streiten vor Gericht über Google-Anzeigen: Amazon habe bei Google den Suchbegriff "Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher" als AdWord gebucht, den sich die Mediantis-Tochter ZVAB als Marke habe schützen lassen. Hier das Inhaltsverzeichnis und hier die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs, demzufolge Aufbau-Verleger Bernd F. Lunkewitz den Verlag wegen Urheberrechtsverletzungen belangen kann, interviewt das Börsenblatt Gernot Schulze, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht in München, zum Dilemma von Lunkewitz - der ist zwar Eigentümer sämtlicher Rechte, aber als Privatmann und nicht im Verbund mit den Investoren, die den Verlag 1991 von der Treuhandanstalt kaufte: "Deshalb könnte er alle Lizenzverträge, die in der Zwischenzeit rechtsunwirksam geschlossen wurden, nachträglich genehmigen, den Vorstoß damit ,heilen', wie es juristisch heißt. Aber es ist natürlich auch sein gutes Recht, dass er das nicht privatissime et gratis macht, sondern die Aufwendungen der Investoren in den ,falschen' Verlag von der Treuhand wiederhaben will. Denn die hat den Investoren schließlich etwas verkauft, was ihr nicht gehörte und was sie daher nicht übertragen konnte. Und er kann Schadenersatz für die unzulässigen Verwertungen und Lizenzierungen geltend machen, den sich der Verlag dann bei der Treuhand zurückholen könnte." In einem weiteren Interview kündigt Lunkewitz an, von der Treuhand -Nachfolgebehörde Schadenersatz zu verlangen.

Soll gegen Ehrenamtliche, denen Missmanagement vorgeworfen wird, Anspruch auf Schadenersatz erhoben werden, wie jetzt im Fall der Buchhändler Abrechnungs Gesellschaft (BAG) - zu dieser Frage, die am 20. Juni bei der Hauptversammlung des Börsenvereins in Berlin geklärt werden soll, hat das Börsenblatt zwei Positionen eingesammelt (hier der Artikel). Altverleger Heinz Gollhardt zweifelt an der Begründung des Vorstehers Gottfried Honnefelder für die Milde gegenüber den ehrenamtlich Tätigen - hätten Ehrenamtliche damit zu rechnen, für krasse Fehlentscheidungen in Anspruch genommen zu werden, würde sich keiner mehr zur Verfügung stellen, so der Vorsteher. "Das kann nicht die Basis für Führungsaufgaben bei uns sein. Hohe Ansprüche an die Kompetenz, Professionalität und das Verantwortungsbewusstsein sind an die Ehrenamtlichen ebenso zu stellen wie an die Festangestellten. Mit allen Konsequenzen für beide." Stefan Könemann, Vorsitzender des Landesverbands NRW, hät dagegen: "Wir sind ein Verband, der vom Engagement seiner honorigen Mitglieder lebt. Deren Tätigkeit darf nicht unter dem Damoklesschwert einer Haftung stehen. Niemand würde sich noch engagieren."

Nachdem das Börsenblatt in der vergangenen Woche bei der positiven Entscheidung des Bundeskartellamts hinsichtlich der Übernahme von Karstadt-Buchhandelsflächen durch DBH weit hinter dem buchreport hinkte, zeigen sich die Frankfurter in dieser Woche vorbildlich und haben zu diesem Thema ein ganzes Dossier online gestellt. Autorin csch kommentiert: Dass es nicht mehr Städte geworden sind, bei denen das Kartellamt die rote Karte gezückt hat, ist - wenngleich das Gefühl ein anderes sein mag - dem trotz aller Konzentration noch funktionierenden Wettbewerb zu verdanken." Zwischen gefühlter und tatsächlicher Marktmacht scheine es mancherorts nicht unerhebliche Abweichungen zu geben. "Klar ist nach dieser Entscheidung, dass die muntere Expansion der Großen nicht mehr uneingeschränkt nach deren Willen funktioniert."

Weitere Themen: Die Autorin Jenny Erpenbeck schreibt über ihre Lieblingsbuchhandlung von Solway Herschel in Berlin - zwar erfährt der Leser nicht, warum diese so toll sein soll, immerhin aber lässt Erpenbeck durchblicken, dass die Buchhändlerin ziemlich viel arbeitet (60-Stunden-Woche). BIFAB hat den für den 15. April geplanten Start des neuen Portals Brockhaus Online verschoben - neuer Starttermin unklar, angeblich seien keine technischen Probleme, sondern Verhandlungen mit Kooperationspartnern ausschlaggebend. Nils Kahlefendt gibt einen Überblick über literarische Onlineplattformen wie den FAZ-"Reading Room". Stefan Hauck porträtiert die Illustratorin Claudia Carls, Nicola Bardola das Arbeits- und Ehepaar Amelie Fried und Peter Probst (sie schreibt Romane, er Drehbücher). Den Fragebogen hat der Moderator (u.a. der "Leseköpfe"-Gala zum Welttag des Buches) und Biobauer Dieter Moor ausgefüllt (Mit wem er gerne mal tauschen möchte? Josef Ackermann, um zu sehen, wie sich ein Alien auf der Erde fühlt). Hier das Inhaltsverzeichnis.
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