Die Buchmacher

Gemalte Hasen zu agressiv für die USA

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30.07.2007. Warum gemalte Hasen für die Amerikaner zu aggressiv sind. Wie das Buch 2.0 aussieht. Und weshalb der neue Potter alle Rekorde sprengt.

buchreport.express

Höher, schneller, weiter - buchreport meldet, dass der letzte Potter alle Verkaufsrekorde sprengt. In den englischsprachigen Hauptmärkten Großbritannien und USA sei im Vergleich zum Start des sechsten Bandes ein Mehrabsatz von 20 bis 30 Prozent gemeldet worden. In Deutschland seien laut Bloomsbury in den ersten 24 Stunden über alle Vertriebskanäle knapp 400000 Exemplare abgesetzt worden. Die deutschen Sortimentsbuchhandlungen hätten dabei nach buchreport-Berechnungen am Erstverkaufstag mehr als doppelt so viel Exemplare vom englischen Harry Potter VII abgesetzt als jeweils von den beiden Vorgänger-Bänden.

In einem zweiten Potter-Artikel schreibt buchreport, dass der Wirbel um den englischen Potter den deutschen Rowling-Verlag Carlsen kalt lasse - es werde keine Substitutionseffekte geben. Für den Start der deutschen Ausgabe machten die Hamburger einen Marketing-Etat von einer Million Euro locker.

Nachdem der Blogger Mathias Schindler auf datenschutzrechtliche Probleme der Brockhaus-Suchmaschinenerweiterung "LexiScout" hingewiesen hat (hier), haben die Mannheimer das Downloadangebot laut buchreport vorerst gestoppt (wie hier zu sehen). Auch die Auslieferung des elektronischen Nachschlagewerks "Brockhaus multimedial 2008" könnte von Schindlers Recherchen betroffen sein - die DVD solle eigentlich mit "LexiScout" ausgeliefert werden.

Weitere Themen: Die Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB bündelt die Angebote "Verzeichnis lieferbarer Bücher" (VlB) und "Volltextsuche Online". Die Titelgebühr betrage ab 2008 drei Euro pro Kalenderjahr (bei elektronischer Meldung) - bislang habe ein VlB-Eintrag mit 2,25 Euro und ein VTO-Titel mit 17 Euro pro Jahr zu Buche geschlagen. Thalia kündigt in fünf Klein-, Mittel- und Großstädten (Göttingen, Moers, Leverkusen, Schweinfurt und Weiterstadt) Neueröffnungen an (hier der Artikel). "Der Vorleser" von Bernhard Schlink wird vom Regisseur Stephen Daldry und der Weinstein Company verfilmt; als Hauptdarstellerin sei Nicole Kidman im Gespräch. In den USA und England wird darüber gestritten, wie der kontinentaleuropäische Markt mit englischsprachigen Originalausgaben versorgt werden soll (hier der Artikel). Und hier die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Mladen Jandrlic, Chef der Züricher Literaturagentur Books & Rights, kommentiert die in den USA aufgekommene Kritik an verschiedenen Kinder-Bilderbüchern - in einem Fall sitzt ein Hase auf der Toilette, den grimmigen Blick auf den Berachter gerichtet. "Too aggressive", so die Kritik der "Bilderbuchamerikaner". "Dass Kinderbücher die Nähe zum jeweiligen kulturellen Hintergrund suchen, ist verständlich, und dies sollte, gelegentliche Absurditäten hin oder her, mit Gelassenheit betrachtet werden", so der Agent. "Trotzdem: Wo derlei Bedenken Vorurteile und überkommene Ansichten zementieren helfen, anstatt sie mit Neugier und Humor zu überwinden, wünscht man sich mehr Mut - und etwas weniger Optimismus."

Steffi Hugendubel (was für ein Name für eine Buchbranchen-Journalistin!) berichtet, dass sich umweltschonende Verfahren in der Branche erst langsam durchsetzen. Im Interview erklärt Random-House-Herstellungsleiter Wolfgang Michael Hanke, dass der durchschnittliche Buchkäufer zwar kein Umweltlogo im Impressum einklage, die Sensibilität der Buchkäufer aber wachse (Random House druckt teilweise auf FSC-zertifiziertem Papier - das Label markiert Holzprodukte, die die Waldressourcen schonen).

Sabine Cronau war beim 4. Münchner Typotag und fragt nach der Machart des "Buch 2.0". Das Münchner Fazit überrascht kaum: Es dürfe sich nicht beim Internet anbiedern, müsse seine Vorteile wie Haptik, Qualität und Typografie voll und ganz ausspielen (was sollen Typografie-Experten auch sonst fordern, um weiterhin Aufträge zu bekommen?)

Im Interview mit Christina Schulte stellt MVB-Chef Ronald Schild den neuen VTO-VlB-Kombi-Preis vor. Dass die VlB-Preise nun auch für Verlage, die nicht an der Volltextsuche teilnehmen, teurer ausfallen, werde von den Verlagen mitgetragen. Die MVB trete grundsätzlich nun in Vorleistung (mit einem siebenstelligen Betrag). Zum Schluss erklärt Schild, dass VTO definitiv in diesem Jahr an den Start gehe.

Weitere Themen: Das Stuttgarter Verlagskontor (SVK) hat sich gegen eine Erhöhung der BAG-Gebühren ausgesprochen. Das de-facto-Plus von 22,5 Prozent sei inakzeptabel. Der neue Carto-Travel-Eigentümer MairDumont plant einen Stellenabbau von 150 Arbeitsplätzen. Derzeit werden Sozialpläne erarbeitet. Im "Menschen"-Ressort stellt Sabrina Gab den Marburger Buchhändler Wolfgang Kreutzer vor. Den "Fragebogen" füllt Ulla Hahn aus (Lebensmotto? "Trotzdem!" Hauptcharakterzug? "Mut").
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