Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
22.08.2005. In dieser Woche: Warum die Sortimenter Weltbild mit seiner Comic-Bibliothek Manipulation vorwerfen. Wieviel Rabatt Hörbuchverlage künftig bei der GEMA bekommen. Warum Google Print nur halb gestoppt wurde - und selbst das nur vorübergehend. Wie erfolgreich sind die Buch-Sondereditionen der Zeitungen und Zeitschriften sind. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Manipuliert Weltbild den Wettbewerb? Das zumindest behaupten Sortimenter, die tagelang auf Nachschub der Comic-Bibliothek gewartet haben, die die Bild-Zeitung in Kooperation mit Weltbild herausgibt. Zum Hintergrund: Bei einer Bestellmenge unter 100 Exemplaren kann das Sortiment die Comics nicht bei Weltbild direkt, sondern nur (zu ungünstigeren Konditionen) über die Barsortimente ordern. Diese aber wurden in der viel beworbenen Anfangsphase der Comic-Edition schlecht beliefert. Weltbild habe damit wohl einen "Wettbewerbsvorteil der eigenen Vertriebskanäle" im Sinn gehabt, ärgern sich die Buchhändler. Der Verlag verteidigt sich mit dem Hinweis auf nur zögerlich eingegangene Bestellungen des Sortimentsbuchhandels.

Glück für die Hörbuch-Verlage, die im Börsenverein Mitglied sind: Sie werden, wenn sie Musik nutzen, künftig von der GEMA begünstigt. Über einen speziellen "Hörbuchtarif", den der Branchenverband der Treuhänderin vorgeschlagen hat, müsse zwar noch verhandelt werden, berichtet das Börsenblatt, zunächst aber kämen die Vereinsmitglieder in den Genuss eines Gesamtvertragsrabatts von 20 Prozent auf den angewandten Tonträgertarif.

Gute Wachstumschancen gibt Branchenbeobachter Boris Langendorf dem stationären Buchhandel. Ein kleines Umsatzpolster der ersten sieben Monate, der Trumpf des deutschen "Harry Potter" im Herbst und eine erwartete Konsumfreude nach der Bundestagswahl lassen hoffen, so Langendorf. Es sei aus heutiger Sicht nicht nur möglich, schreibt er im Börsenblatt, sondern sogar wahrscheinlich, dass das Sortiment das Jahr 2005 erstmals nach vier Minusjahren wieder mit einem Umsatzplus abschließe.

Die Frankfurter Buchmesse (dieses Jahr vom 19. bis zum 23. Oktober) erweitert ihr Angebot für die rund 200.000 erwarteten Fachbesucher. 73 Aussteller wollen sich bei der ersten Antiquariatsmesse präsentieren, 1.500 Anmeldungen liegen bereits für die PresseMesse, eine neue Plattform für Zeitungs- und Zeitschriftenverlage vor. Ausländische Buchmärkte sollen bei so genannten "Professional breakfasts" vorgestellt werden. Im Zuge der neuen Zusammenarbeit mit der Spielwarenmesse Nürnberg präsentieren Spielwarenhersteller in der Gemeinschaftsausstellung "Spiele & Spielen" ihre Produkte. Mehr auf den Internetseiten des Branchentreffs.

Schon fünf Wochen nach der Frankfurter Buchmesse soll die Branche nach Berlin pilgern. Bei der ersten "Buch!Berlin"-Publikumsmesse (vom 25. bis 27. November, mehr) erhalten deutsche wie internationale Verlage die Gelegenheit, ihre Programme einem breiten Publikum zu zeigen und direkt vom Stand aus zu verkaufen. Die Messe sei als Fest des Buchs konzipiert, sie solle die Marke Buch stärken und das Buchgeschäft beleben, zitiert das Börsenblatt Mitinitiator Jörg Sundermeier, Chef des Verbrecher Verlags.

Eine Schädigung des Weihnachtsgeschäfts fürchtet das Berliner Sortiment durch den Direktverkauf auf der "Buch!Berlin". Braucht die Hauptstadt diese Buchverkaufsmesse überhaupt, fragte das Börsenblatt bei Verlagsmitarbeitern nach.

Der Lyriker und Übersetzer Joachim Sartorius hält am 23. Oktober im Rahmen der Friedenspreis-Verleihung die Laudatio auf Preisträger Orhan Pamuk.

Personalien: Alexander Skipis, Abteilungsleiter in der Hessischen Staatskanzlei von Ministerpräsident Roland Koch, wird zum 1. November neuer Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Johannes Thiele ist ab sofort neuer Programmleiter des Europa Verlags.

Meldungen: Knapp 20 Schriftsteller - darunter Günter Grass, Peter Rühmkorf, Juli Zeh und Feridun Zaimoglu - haben eine Solidaritätsaktion für die rot-grüne Bundesregierung gestartet. Das Hörbuch von Richard Powers' "Der Klang der Zeit" (bei Universal) erhält für die Leistung des Sprechers und die Auswahl der Musik den Preis der Deutschen Schallplattenkritik 03/2005.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Der Buchreport greift den jüngsten Arbeitsbericht des Preisbindungstreuhänders Dieter Wallenfels auf und widmet seine Titel-Geschichte dem Dauer-Streitpunkt von Verlagen, Zwischenbuchhändlern und Buchhändlern: den Konditionen. Derzeit müssen Gerichte im Einzelfall entscheiden, ob zum Beispiel der Rabatt, den ein Verlag einer kleinen Buchhandlung gewährt, zu niedrig oder die Forderung eines Filialisten nach zusätzlichen Rabattpunkten gesetzeswidrig ist. Eine Entschärfung des Problems könnte nach Ansicht von Preisbindungstreuhänder und Börsenverein mit der Festlegung von Mindest- und Höchstrabatten einhergehen, erklärt der Buchreport. Bisher seien allerdings alle Versuche, allgemeinverbindliche Regelungen außerhalb der Gerichtsschranken zu schaffen, am Kartellamt oder auch im Verband gescheitert.

Wie erfolgreich sind die Buch-Sondereditionen der Zeitungen und Zeitschriften? wollte der Buchreport wissen und hat sich angeschaut, wo die 147 aktuell lieferbaren Titel von SZ, Bild, Brigitte & Co. auf der Liste der vom Buchhandel meistverkauften Bücher (in der Woche vom 8. bis 13. August) rangierten. Welcher Titel es auf den höchsten Platz (Platz 4) schaffte und welcher das Schlusslicht (Platz 86.231) bildete, hier.

Die Bekanntmachung, dass Google die Digitalisierung von Büchern stoppt - eine der heißesten Neuigkeiten der letzten Woche (siehe Archiv) - rückt der Buchreport durch Nachrecherche ins rechte Licht. Zum einen sei der Digitalisierungs-Stopp bis November befristet, zum anderen betreffe er nur einen kleinen Teil der "Google Print"-Aktivitäten: urheberrechtlich geschützte Titel aus den Bibliotheken Stanford, Michigan, Harvard, New York und Oxford, die Google seit Dezember ohne Rücksprache mit den Verlagen gescannt und mit kurzen Textauszügen ins Netz gestellt hat. Die Digitalisierung der urheberrechtsfreien Bibliotheksbestände führt Google fort.

Online-Antiquare melden den Trend zum gebrauchten Lehrbuch. "Bei Fächern, in denen das Wissen nur eine kurze Halbwertzeit hat, sind Neubücher angesagt. Klassiker, die zum Kanon zählen, sucht der akademische Nachwuchs immer häufiger bei den Gebrauchtbuch-Anbietern im Netz", geht aus einer Studie der Redaktion von abebooks auf Basis des Spiegel-Hochschulrankings hervor. Abebooks-Konkurrent ZVAB hat schon reagiert und für das studentische Publikum unter Uni ZVAB einen eigenen Link eingerichtet.

Meldungen: Martin Mosebach erhält den mit 20.000 Euro dotierten Kranichsteiner Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds. Im September wird postum Marlon Brandos einziges, Anfang der 70er Jahre zusammen mit dem Drehbuchautor Donald Cammell verfasstes, Buch "Fan-Tan" auf den amerikanischen Markt gebracht. Zum Schluss: die Bestsellerlisten.