Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
24.05.2005. In dieser Woche: Warum Bücher jetzt sogar im Baumarkt verkauft. Warum es dem Buchhandel trotzdem noch ganz gut geht. Und Wie Eichborn auf die Frankfurter Allgemeine Bücherei reagiert. Von Sandra Evertz.

buchreport.express

Immer mehr Bücher werden am stationären Buchhandel vorbei verkauft. Themenspezifische Buchangebote gibt es, laut Buchreport, seit langem in vielen Fachhandelssparten. Neu seien die "Shop-in-the-Shop-Systeme", mit denen sich beispielsweise die Mayersche Buchhandlung unter dem Motto "Best of Books" in Supermärkten ausbreite. Die Discounter und Ketten - Aldi, Lidl, Tchibo etc. - tendierten immer mehr dazu, in unregelmäßigen Abständen Einzeltitel zu Tiefstpreisen anzubieten. Und last not least hätten die Online-Buchhändler mit Anführer Amazon mittlerweile einen Marktanteil von fünf bis acht Prozent erreicht - auch hier: Tendenz steigend. Warum der Rackjobber Buchpartner jetzt sogar in Baumärkten Bücherregale aufstellen will, hier.

Bereits vor zwei Wochen spekulierte der Buchreport über eine inoffizielle Fortsetzung der "Anderen Bibliothek" (bei Eichborn) unter dem Dach der FAZ, nun sind die Rahmenbedingungen abgesteckt: "Die Andere Bibliothek"-Herausgeber Hans Magnus Enzensberger und Franz Greno sind im Boot und behalten die bisherige Arbeitsteilung Programm / Gestaltung bei. Als Kooperationspartner für die "Frankfurter Allgemeine Bücherei", so der Projekttitel, konnte die FAZ den Deutschen Taschenbuch Verlag gewinnen, bei dem einzelne Titel anschließend im Paperback erscheinen sollen. Im Oktober startet die auf zwölf Bände pro Jahr angelegte Reihe. Programmatisch geht es um Novitäten und Wiederentdeckungen aus den Bereichen Sachbuch und Belletristik.

Die Einnahmen der VG Wort sind in 2004 um knapp 4,5 Millionen Euro (im Vergleich zum Vorjahr) auf 79,12 Millionen Euro gesunken. Auf der Suche nach neuen Erlösquellen hat die Verwertungsgesellschaft einen Etappensieg erzielt: Nach einem Gerichtsurteil müssen künftig auch die Hersteller von Druckern "urheberrechtliche" Abgaben zahlen. "Bis zum endgültigen Geldregen könnten jedoch noch Jahre vergehen", erläutert der Buchreport. "Eine der beklagten Parteien, das Unternehmen Hewlett Packard, wird voraussichtlich Revision einlegen." Einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge vervielfältigen drei von vier Personen am Arbeitsplatz urheberrechtlich geschützte Dokumente mittels Druckern für private Zwecke.

Ende August geht die "Brigitte"-Buchedition, für die Elke Heidenreich die Patenschaft übernommen hat, ins Reihen-Rennen. Zehn Millionen Euro Gesamtumsatz peilt der Verlag an, bei einem Verkaufspreis von zehn Euro pro Buch - soviel sickerte schon durch. Seit letzter Woche stehen auch die 26 Titel fest. "Eine Mixtur ganz nach heidenreich'schem Geschmack", meint der Buchreport mit einem Blick auf die Liste. Die meisten Lizenzen wurden dem Hanser Verlag abgekauft (fünf Titel), gefolgt von Rowohlt (vier Titel). Nicht begeistert ist die Hermann-Harry-Schmitz-Societät über die Aktion, denn an den von ihr für 18,50 Euro vertriebenen Titel "Das Buch der Katastrophen" kommt die Brigitte ohne eine Lizenzgebühr. Das Institut trägt sich u.a. aus den Einnahmen seiner Buchpublikationen.

Meldungen: Nick Flynn ist für seinen Roman "Bullshit Nights" (Marebuch) mit dem "PEN-Martha Albrand Award for the Art of Memoir" ausgezeichnet worden. US-Kultautor T.C. Boyle ("Dr. Sex") hat seine Lesereise durch Deutschland und die Schweiz mit einem Rekordvorverkauf angetreten: Alle Veranstaltungen waren schon im Vorfeld ausverkauft. Focus plant nach einem Bericht des Nachrichtendienstes Kontakter ein eigenes Download-Portal für Hörbücher. Und: die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Mit einer Start-Auflage von zwei Millionen Exemplaren kalkuliert Carlsen für den sechsten Harry Potter-Band, für dessen deutsche Fassung der 1. Oktober als Erstverkaufstag anvisiert ist. Wieder mal will der Verlag den Buchhändlern das sonst übliche Remissionsrecht nicht einräumen. Man werde dafür sorgen, dass Nachbestellungen jederzeit ausgeliefert werden könnten, es bestehe also kein Grund zur Über-Bevorratung, so Carlsen-Chef Klaus Kämpfe-Burghardt im Börsenblatt.

Vorgeblich entspannt Eichborn auf die Ankündigung der FAZ, künftig Hans Magnus Enzenberger die "Frankfurter Allgemeine Bücherei" herausgeben zu lassen. Für "Die Andere Bibliothek" lägen bis September 2006 Verträge mit von Enzensberger akquirierten Autoren auf dem Tisch, erklärte eine Eichborn-Sprecherin dem Börsenblatt. Über eine vorzeitige Beendigung der "Bibliothek" sei noch keine Einigung mit Enzensberger erzielt worden. Allerdings: Der Eichborn Verlag will sich das Projekt der FAZ genau ansehen und es im Sinne des Wettbewerbsrechts prüfen, falls es Ähnlichkeiten mit der "Anderen Bibliothek" aufweisen sollte.

Immer mehr Buchverlage steigen in das Geschäft mit Hörbüchern ein und verschärfen so den Wettbewerb um die übrig bleibenden Lizenzen. Reine Hörbuch-Verlage geben sich im Börsenblatt angesichts dieses Trends jedoch gelassen.

Die Deutsche Bibliothek soll künftig Deutsche Nationalbibliothek heißen. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den das Bundeskabinett unter Federführung von Kulturstaatsministerin Christina Weiss beschlossen hat. "Die Namensänderung bringt die Funktion der Deutschen Bibliothek besser zum Ausdruck", kommentierte Generaldirektorin Elisabeth Niggemann den Vorstoß im Börsenblatt. Der neue Name sei eingängiger und vor allem in der internationalen Zusammenarbeit kommunizierbar. Nach parlamentarischen Beratungen muss noch der Bundestag der Neufassung des "Gesetzes über die Deutsche Nationalbibliothek" zustimmen.

Michael Zöllner, Leiter des Tropen Verlags, erklärt auf der Meinungsseite, warum das Umfeld eines Verlags eine Rolle spielt und sich ein Standortwechsel lohnen kann.

Die offizielle Ehrung und Preisübergabe wird zwar erst am 13. September über die Bühne gehen, auf die diesjährigen Preisträger hat sich die Jury des Internationalen Buchpreises Corine bereits festgelegt.

Meldungen: Das Geschäftsklima im Buchhandel ist immer noch besser als das im übrigen Einzelhandel, lässt sich am aktuellen Buchhandels-Barometer des Langendorfs Dienstes ablesen. Katharina Hacker löst Peter Weber als neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim ab, meldet der Online-Dienst des Börsenblatts.
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