Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
05.05.2003. Diese Woche lesen Sie: Warum Personalvermittler für Verlage auch in Krisenzeiten gut beschäftigt sind. Wie Bloomsbury sich bei Buchhändlern unbeliebt macht. Wer Kierkegaard und Grönemeyer verbindet. Und warum Büchermenschen am Welttag des Buches lieber Bier trinken sollten. Von Hubertus Volmer.

buchreport.magazin

Die Zahl der Leser in Frankreich geht zurück, der Anteil der britischen und amerikanischen Autoren auf den Bestsellerlisten dort nimmt zu, schreibt Peggy Voigt in einem Überblick über das Leseland jenseits des Rheins. "So musste (das Branchenmagazin) Livres Hebdo seine Jahresbestsellerliste von 100 auf 150 Titel erweitern, damit mehr einheimische Autoren darin auftauchen. Nur noch sechs von ihnen haben den Sprung in die Top Ten der Jahresbestsellerliste 2002 geschafft, Autoren aus dem angloamerikanischen Sprachraum konnten dagegen zulegen."

Daniel Lenz schreibt über Personalvermittler, die für Verlage und Buchhandlungen arbeiten. "Es gehört zu den Paradoxien der Buchbranche, dass ihr Personalkarussell auch in der Krise auf Hochtouren läuft. Obwohl Buchhandel und Verlage unter dem Sparkurs der Verbraucher leiden, wechseln Woche für Woche Buchmenschen ihre Positionen, in Führungsetagen wie auch darunter, springen aus anderen Branchen auf oder in andere ab". Drei Personalvermittler stellt Lenz vor: Die Agentur Naumczyk, Staehler & Partner und Ellen Braun Consultig.

Von dem Spielfilm "Schwabenkinder", der Mitte April im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, erhoffe sich der Verlag Herbig "einen erneuten Verkaufsschub" für das gleichnamige Buch, schreibt Brit München (auf der Spiegel-Bestsellerliste vom 5. Mai steht das Buch auf Platz 19). Dreißig Verlagen habe Elmar Bereuter sein Manuskript schicken müssen, "bis Herbig das Potenzial der Geschichte erkannte". Inzwischen sei das Buch 50.000 Mal verkauft worden. Bereuters nächstes Buch erscheint im Herbst: "Hexenhammer" heißt es, und darum geht es auch.

Hätte es zu Thomas Manns Zeiten schon die Gala gegeben, dann hätte sich das Blatt vermutlich mit Klatsch- und Tratsch-Fragen über den Schriftsteller beschäftigt, schreibt Brit München. "Jetzt tut das Thomas Klugkist." Der 37-Jährige meine, "dass man auch die Fragen stellen darf, die kein Wissenschaftler stellen darf, ohne seinen guten Ruf aufs Spiel zu setzen". Der Breloer-Dreiteiler brachte den Germanisten auf die Idee, ein Klatsch-Buch über Thomas Mann zu schreiben: Freunde und Bekannte hätten ihn damals mit Fragen bestürmt, die auf Partys oder in der Mittagspause nicht zu beantworten gewesen seien. So sei das Buch "49 Fragen und Antworten über Thomas Mann" entstanden. Es erscheint im August bei S. Fischer.

Der Bachmann-Preisträger Michael Lentz ("muttersterben") hat einen Roman geschrieben. "Gegen alles, was ich bisher gemacht habe, ist das fast seichte Unterhaltungsliteratur", zitiert Brit München den Schriftsteller. Das Buch trägt den Titel "Liebeserklärung" und erscheint im September. "Ein 'Deutschlandroman' soll es sein, ein 'Anti-Heimat-Roman', eine doppelte Liebesgeschichte, die gleichzeitig eine einjährige Reise kreuz und quer durch Deutschland und Europa ist. Um die 'zwanghafte Überprüfung eines Gefühlshaushaltes', sagt Lentz, geht es in dem Roman (...). Kierkegaards 'Die Wiederholung' und das Album 'Mensch' von Herbert Grönemeyer liegen der Geschichte zugrunde." Parallel schreibt Lentz "an einem weit umfangreicheren Roman".

Hermann Heckmann und David Wengenroth durchleuchten den Taschenbuchmarkt nach allen denkbaren Kriterien: Ausstoß, Backlist, Größe der Verlage, Best- bzw. Longseller-Erfolge etc. "Nach 50 Jahren ist der deutschsprachige Taschenbuchmarkt weitgehend aufgeteilt. Spürbare Veränderungen wird es nur noch geben, wenn Übernahmen wie zuletzt Ullstein Heyne List oder der Verkauf von Taschenbuchabteilungen realisiert werden. Wachstum aus eigener Kraft ist nur mit großem wirtschaftlichem Einsatz möglich. Die Werkzeuge dafür sind teure Taschenbuchlizenzen oder ein abermals erhöhter Novitäten-Ausstoß, Doch beide Möglichkeiten sind nur noch schwer mit aktuellen Renditerechnungen in Einklang zu bringen." Vom Arena Verlag bis zur Walhalla Verlagsgruppe listet der buchreport alle 43 deutschsprachigen Taschenbuchverlage inklusive Anschrift, Umsatz etc. auf.

In einem Sonderteil listet der buchreport außerdem hübsch übersichtlich "annähernd 450 Bücher der kommenden Saison" auf.

Weitere Beiträge: Alois Franzke stellt Langenscheidt vor, "eines der letzten großen Familienunternehmen der Branche", aus dem fast unbemerkt ein international erfolgreicher Konzern geworden sei. Anja Sieg schreibt über Al Zuckermann, den 71-jährigen Chef der Literaturagentur Writers House, und informiert über den US-Buchmarkt, für den das Jahr 2003 mit heftigen Turbulenzen begonnen habe; die Branche klage in den USA allerdings auf hohem Niveau. Titel ihres Artikels: "Es ist Sand im Getriebe, aber kein Grund zur Panik".

Außerdem stellt Peggy Voigt vier Bücher über DDR-Politgrößen vor: "Honecker. Eine Biografie" von Ulrich Völklein (AtV), "Erich Honecker. Eine deutsche Biografie" von Norbert F. Pötzl (DVA), "Mein Leben" von Lotte Ulbricht, herausgegeben von Frank Schumacher (Verlag Das Neue Berlin) und "Margot Honecker. Eine Biografie" von Ed Stuhler (Ueberreuter). Anja Sieg porträtiert Dan Brown, den "Shooting-Star unter den amerikanischen Thrillerautoren". Andrea Czepek hat diverse Multichannel-Angebote getestet und verglichen: Libri.de, KNO (buchkatalog.de), VlB (buchhandel.de), Thalia (buch.de), Booxtra bzw. buecher.de und Ebuch. Am besten schneidet Libri.de ab: nur Einsen und Zweien. Peggy Voigt hat sich den Internetauftritt der Osianderschen Buchhandlung (Tübingen) angesehen. Daniel Lenz schreibt über die Autorenbuchhandlungen in München, Berlin und Frankfurt am Main, Anja Sieg über den Londoner Traditionsbuchhändler Foyles, der im Mai sein 100-jähriges Bestehen feiert, und erneut über das BBC-Projekt "The Big Read". Und schließlich hat Peggy Voigt den Branchen-Experten Klaus-W. Bramann besucht, der vor fünf Jahren einen Verlag für Ausbildungs- und Fachliteratur für die Buchbranche gegründet hat, den Verlag Bramann.

Börsenblatt

Nach der Übernahme durch den britischen Verlag Bloomsbury (der sich zurzeit mit Drohungen gegen das Sortiment unbeliebt macht, siehe unten) plant der Berlin Verlag ein Kinderbuchprogramm. Die ersten sechs Titel sollen noch in diesem Herbst erscheinen. Elisabeth Ruge, für das Programm verantwortlich, will auch Autoren ihres Verlags für Kinder und Jugendliche schreiben lassen. "Derzeit kann ich nur soviel sagen, dass ich auch Bücher mit Autoren des Berlin Verlags machen möchte. Viele möchten Kinderbücher schreiben oder haben schon unveröffentlichte Texte in der Schublade", sagt Ruge im Interview mit dem Börsenblatt.

Hans-Ulrich Treichel, Professor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, erläutert, was seine Studenten in ihren Seminaren lernen. Der "schreibende Mensch ist nicht weise, sondern ein glück- und anerkennungshungriger Mensch, der zuweilen auch zum Größenwahn neigt. Geholfen werden kann ihm nur bei der Erarbeitung seiner technischen und handwerklichen Mittel. Und dabei kann ihm auch eine Institution wie das Deutsche Literaturinstitut nutzen. Sich von seinen Träumen heilen muss er allerdings selbst. Es sei denn, die Träume werden wahr. Dann muss er nur noch lernen, was es heißt, wenn, bei entsprechender Nachfrage, aus der großen Lebensreise die große Lesereise wird."

Die Käufer von Großdruckbüchern sind meist ältere Menschen, aber auch Kinder und Vorleser, schreibt Uwe Ebbinghaus. "Der deutsche Großdruckspitzentitel schlechthin ist dabei ein Kinderbuch aus dem bereits 25 Jahre bestehenden Großdruckprogramm des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv): Otfried Preußlers 'Krabat', das bisher eine stattliche Gesamtauflage von 375.000 Exemplaren erreichte. (...) Fast programmatisch ist ein weiterer Verkaufsschlager bei dtv betitelt: 'Wo ist denn meine Brille?' - ein Briefwechsel über das Älterwerden, der bisher in einer Gesamtauflage von 116.000 Exemplaren erschienen ist." Eine neue Zielgruppe der Großdruckverlage sind die "Augengestressten, die oft acht Stunden am Tag vor dem Computer sitzen". Auf diese Käuferschicht hätten es vor allem der Verlag K.G. Saur und der Bertelsmann Club abgesehen. "Der Selbstversuch mit Großdruckbüchern ist für jeden Leser reizvoll. Nimmt man sich nach einem flimmernden Arbeitstag vor dem Computerbildschirm ein Buch in Großdruck vor, befürchtet man auf der ersten Seite zunächst noch intuitiv, man würde etwas verpassen: nur 28 Zeilen auf einer Seite! Nach einer Weile legt man aber selbst als stark Kurzsichtiger erleichtert die Brille beiseite, liest sich immer mehr ein, unterbrochen nur vom vermehrten Umblättern der Seiten - und verdirbt sich somit Wort für Wort für die Zeitungslektüre am nächsten Morgen."

Der Kauf des Österreichischen Bundesverlags durch die Klett-Gruppe ist erst jetzt vom Bundeskartellamt abgesegnet worden. Klett sei vor allem am Kauf des Schulbuchverlages öbv & hpt interessiert gewesen, nicht jedoch an den Publikumsverlagen, fragt Holger Heimann den Verleger Michael Klett. "Das ist richtig", antwortet dieser. "Diese Verlage sind hochdefizitär. Somit besteht die große Herausforderung darin, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie lassen sich diese Verlage so ausrichten, dass sie zumindest eine schwarze Null schreiben und zugleich verlegerische Ausstrahlung haben." Ob er die Verlage so rasch wie möglich verkaufen wolle, fragt Heimann. "An oberster Stelle steht die Erfüllung des Kulturauftrags. Aus heutiger Sicht ist im Sinne der besten Lösung alles offen. Mein Ideal wäre es allerdings, wenn sich ein talentierter junger Verleger fände, der diese Unternehmen außerhalb von Konzernstrukturen weiterführen will." Gekauft hat Klett den ÖBV, um nicht die Marktführerschaft im deutschsprachigen Raum zu verlieren. "Wenn wir nicht gekauft hätten, dann wäre der Schulbuchverlag an einen unserer Hauptkonkurrenten, an Westermann oder Cornelsen, gegangen."

HoCa-Verleger Rainer Moritz fragt sich, warum die Buchbranche, "eine Versammlung hochintelligenter Menschen", es nicht schafft, "auf eine nicht lächerliche Weise" für das Buch zu werben. Der schlimmste Tag im Jahr eines Büchermenschen sei der Welttag des Buches, "jener 23. April, den sich die Unesco 1995 ausgedacht hat und dessen 24. Stunde ich jedes Mal herbeisehne". "Zwei ganze Jahre hielt man daran fest, eine Welttags-Edition aufzulegen. Einmal Günter Grass, einmal Siegfried Lenz - dann war dieser von kümmerlichen Werbeideen begleitete Zauber vorbei, und das Fehlen fiel niemandem auf." Moritz plädiert dafür, den Tag künftig ausfallen zu lassen. "Trinken wir stattdessen ein Paulaner oder ein Jever, denn der 23. April ist auch der Welttag des Bieres, was Brauer gleichgültig lässt und nie auf die Idee brachte, ein prominentes Wetttrinken zu organisieren oder das schnellste Pils der Welt zu produzieren." Die Gegenposition vertritt Kurt Idrizovic, Inhaber der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg. "An kaum einem anderen Tag werden so viele Schüler und Lehrer in die Buchläden gelockt; sie machen bei Aktionen mit und schauen sich um. Man muss sich schon ziemlich ungeschickt anstellen, um aus diesem Pool nicht neue Kunden zu gewinnen." Allerdings werde der Welttag nicht von allein zum Event. "So waren beispielsweise bei uns in Augsburg viele Treffen der Buchhändler nötig, um ein umfangreiches und attraktives Programm für Kinder und Erwachsene auf die Beine zu stellen - vom Schreibwettbewerb an Schulen bis hin zur Oskar-Maria-Graf-Lesung." Der Aufwand habe sich jedoch gelohnt, die Botschaft sei angekommen: "Die Buchbranche lebt, sie ist gut drauf und tut etwas für uns."

Weitere Meldungen: Der Frankfurter Bund-Verlag hat zweistellig zugelegt. Die insolvente Hamburger Buchhandlung Tuchel & Kerkhoff schließt spätestens Ende Mai. Das System- und Softwarehaus Binfos habe "offenbar" Insolvenz angemeldet, berichtet das Börsenblatt. Das Münchner Landgericht hat die Einstweilige Verfügung gegen den Roman "Esra" von Maxim Biller bestätigt; der Verlag Kiepenheuer & Witsch prüft derzeit, ob er Berufung einlegen wird. In Großbritannien hat die Kette Ottakar's (93 Läden) die Kette Hammicks (24 Läden) gekauft.

Außerdem informiert Frank Magdans über Security-Software. Sebastian Domsch schreibt über die Möglichkeiten, die Print on Demand Verlagen bietet. Stefan Hauck gratuliert Ernst Leonhard, Inhaber von Buch Habel, zu "60 Dienstjahren im Beruf". Und Gunter Ehni gratuliert dem Stuttgarter Verleger Hansjörg Weitbrecht zum 60. Geburtstag.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Das hat es noch nicht gegeben: Mit einem "Leseverbot" degradiere Bloomsbury "den Buchhandel zu bloßen Verkaufsstellen", schreibt der buchreport (die FAZ hat bereits darüber berichtet). Der britische Verlag will den fünften Harry-Potter-Band nur an Buchhändler ausliefern, "die sich vertraglich verpflichten, das Buch nicht vor dem Verkaufsbeginn 'am 21. Juni 00:01 Uhr britischer Sommerzeit zu lesen'." Der Verlag verlange, kommentiert der buchreport, "dass sich Buchhändler von ihrer ureigensten berufsständischen Aufgabe verabschieden, nämlich nach der Lektüre selbst darüber zu entscheiden, wie sie sich für den Verkauf des Buches in ihren Buchhandlungen einsetzen wollen". Auch die Details der Bloomsbury-Forderungen sind absurd: "Bis zum Verkaufsbeginn müssen die gelieferten Exemplare in einem 'gesonderten Raum' aufbewahrt werden, aus dem kein Exemplar, egal aus welchem Grunde, entnommen werden darf. Über jedes einzelne Exemplar, verlangt Bloomsbury in dem Vertragspapier außerdem, muss der Buchhändler Rechenschaft ablegen können - anderenfalls wird er nicht weiter beliefert." Der buchreport zitiert einen Rechtsanwalt mit der Auffassung, der Vertrag sei sittenwidrig. "Die deutschen Zwischenbuchhändler und großen Filialisten, auf passgenaue Logistik spezialisiert, wollen die 800 Wörter des Bloomsburyvertrages nicht ganz so ernst nehmen. 'Man darf ihnen keine zu große Bedeutung einräumen', meint Rudolf Sommer, Einkaufsleiter beim Barsortiment KNO. Gereon Janßen, Marketingleiter beim Darmstädter Filialisten Habel, kommentiert: 'Solche Forderungen sind überflüssig, denn wer will in der Praxis kontrollieren, ob sich jeder Sortimenter tatsächlich daran hält?'"

Wie bei Bohlen: Die "Bild"-Zeitung macht schon seit Tagen fleißig Werbung für eine Promi-Biografie. "Ich hab's allen gezeigt" von Steffan Effenberg erscheint am 8. Mai bei Rütten & Loening. "Effenbergs Co-Autor, der Journalist Jan Mendelin, war im November 2002 bei diversen deutschen Verlagen vorstellig geworden. 'Einige Verlage haben Interesse gezeigt, doch wir haben schnell reagiert und den Vertrag schon im Dezember unter Dach und Fach gebracht'", berichtet der Programmleiter von Rütten & Loening, Reinhard Rohn. "Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses konnte Mendelin lediglich ein Konzept und erste Tonbänder mit Aussagen von Effenberg vorweisen, doch für beide stand fest, dass die Autobiografie unbedingt in der 'heißen Endphase' der Fußballbundesliga erscheinen sollte. (...) Nach dem spektakulären Fortgang Effenbergs vom VfL Wolfsburg seien Anfragen und Vorbestellungen nochmals sprunghaft angestiegen. Die Startauflage wurde deshalb von 100.000 auf 150.000 Exemplare erhöht." Zum Vergleich: Heyne hat von Dieter Bohlens "Nichts als die Wahrheit" laut buchreport mehr als 500.000 Hardcover-Exemplare verkauft.

Albrecht Knaus wird am 5. Mai 90 Jahre alt. "In fast fünf Jahrzehnten hat er Branchengeschichte geschrieben. Er hat schon Bücher gemacht, als Auflagen (3.000) und Preise (1,50 DM für Taschenbücher) noch klein waren und er war immer noch dabei, als Vorschüsse und Auflagen sechsstellige Kategorien erreicht hatten." Erst mit 65 Jahren habe er unter dem Bertelsmann-Dach den Imprintverlag seines Namens gegründet.

Der buchreport berichtet außerdem über die 3,5-Milliarden-Dollar-Klage gegen Bertelsmann vor einem Gericht in Kalifornien. Kläger sind die beiden AOL-Deutschland-Gründer und Ex-Bertelsmänner Jan Henric Buettner und Andreas von Blottnitz. Sie fordern das Geld als Anteil an dem Erlös, den Bertelsmann für den Verkauf seiner Anteile an AOL Europe von dem US-Medienkonzern AOL Time Warner bekommen hat. Buettner und Blottnitz behaupten, sie hätten den Deal eingefädelt. Warum der buchreport jetzt über das Verfahren berichtet, geht aus dem Artikel nicht hervor. Bislang haben 14 Anhörungen stattgefunden, vernommen wurde auch der "inzwischen geschasste" Thomas Middelhoff, der sich "bis zum Aufmucken von Buettner und Blottnitz in dem Ruhm gesonnt" habe, "er selbst sei es gewesen, der das Geschäft mit AOL-Erfinder Steve Case eingefädelt" habe. Dafür soll er damals 50 Millionen DM bekommen haben. Zahlungen an die Kläger lehnt Bertelsmann ab. Der Prozess beginnt am 15. September. "Bertelsmann ist überzeugt, den Prozess zu seinen Gunsten zu entscheiden. Jedes andere Ergebnis würde den Konzern allerdings auch in Probleme stürzen, denn seine derzeitige Finanzlage würde ihm eine solche Cash-Zahlung unmöglich machen".

Dann gibt es noch einen Artikel über geplante Filmprojekte zur NS-Zeit. Bernd Eichinger produziert einen Film über die letzten Tage von Adolf Hitler; der Film basiert auf den Büchern "Der Untergang" von Joachim Fest und "Bis zur letzten Stunde" von Traudl Junge. Heinrich Breloer plant einen Film über Albert Speer. "Dessen Autobiografien 'Erinnerungen' und 'Spandauer Tagebücher' (beide Propyläen) machten auf den Bestsellerlisten ebenso Furore wie die kritischen Biografien von Joachim Fest (Alexander Fest Verlag) und Gitta Sereny (Droemer Knaur)." Schließlich planen auch Dieter Wedel und Guido Knopp ein Doku-Drama über Hitlers letzte Tage.

Weitere Meldungen: Die Buchmesse in Peking wurde wegen der Lungenkrankheit SARS von Mai auf September verschoben. Der Bücherdienst Köln übernimmt die Auslieferung für den Düsseldorfer Sybex Verlag und den Frankfurter Bund-Verlag; der Bücherdienst wolle künftig "vor allem Verlage bedienen, die neben Büchern auch Zeitschriften vertreiben". Amazon boomt ein bisschen, eBay stärker. Für die Vertreterbörsen im Sommer rechnen die Organisatoren nicht mit Rekordbesuchen. "Abgesagt werden musste allerdings - so viel Positives gibt es immerhin zu vermelden - keiner der anberaumten Termine." Der area verlag hat die Rechte an den Liebesromanen des gescheiterten Bertelsmann-Spezialclubs "Moments" gekauft. Die vorliegenden zwölf Titel sollen bis Januar 2004 in den Buchhandel gebracht werden, dann sind sechs bis acht Novitäten pro Halbjahr geplant. Und der Börsenverein will der Bundesregierung einige Nachbesserungen am Preisbindungsgesetz vorschlagen.

Schließlich die Bestsellerlisten.