Zur Lage der Nation

Leitgedanken für eine Politik der Berliner Republik
Cover: Zur Lage der Nation
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783871344374
Kartoniert, 272 Seiten, 9,92 EUR

Klappentext

Herausgegeben vom Willy-Brandt-Kreis. Zur Lage der Nation - so hieß der Bericht, den Bundeskanzler Willy Brandt jährlich zur Diskussion im Deutschen Bundestag vorgestellt hat. Heute gilt es, den Anspruch, der mit dem Namen Willy Brandt verbunden ist, neu zu bestimmen. Zu diesem Zweck hat sich der Willy Brandt Kreis gegründet, zu dem u.a. Egon Bahr, Peter Bender und Günter Grass gehören. Die siebzehn Autoren analysieren die Defizite und Gefahren einer Nation, die zwar nicht mehr geteilt, aber auch nicht wirklich "zusammengewachsen" ist. Sie kritisieren eine Gesellschaft, die technologische Entwicklung, Kapital und Globalisierung über den Menschen stellt. Sie warnen vor einer außenpolitischen Entwicklung, die Europa und Deutschland nur die Wahl zwischen fortwährender Abhängigkeit von den USA und einem Rüstungswettlauf lässt. Und sie beschreiben Alternativen für die Politik im 21. Jahrhundert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2001

Werner Link bezweifelt, ob Willy Brandt mit dem, was die Mitglieder des nach ihm benannten Kreises in seinem Namen postulieren, einverstanden gewesen wäre - er selbst ist es jedenfalls nicht. Mitglieder des Kreises, Personen aus Politik, Kultur und Wissenschaft, seien unter anderem Peter Brandt, Hans Misselwitz, Daniela Dahn, Manfred Uschner, Günter Grass, Egon Bahr und der Friedensforscher Dieter S. Lutz, der auch die Einleitung zu dem Buch schrieb, das der Rezensent gerne in "Zur Schieflage der Nation aus Sicht linker Sozialdemokraten" umbenennen würde. Er meint, die Sicht der Autoren auf die Realität sei "verzerrt" und sie ergingen sich in "sozialistischer Nostalgie". Der einzige Beitrag, dem der Rezensent etwas abgewinnen kann, ist der Egon Bahrs, der für ein "starkes Europa als Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten" plädiere. Seine Überlegungen hält Link immerhin für "bedenkenswert".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2001

Für Konrad Watrin ist dies eine "umfassende Standortbestimmung nach einem Jahrzehnt der Einheit": 17 Autoren aus sozialdemokratischem Dunstkreis, unter ihnen Christa Wolf, Oskar Negt und Egon Bahr, schreiben über "Europa nach Maastricht", Biomedizin, die New Economy - und natürlich über die deutsche Einheit. Hierzu liest der Rezensent jedoch schwer verdauliches: Arbeitsplatzverluste werden als "schwerste Katastrophe der ostdeutschen Wirtschaftsgeschichte" ausgewiesen, ostdeutsche Belange müssten stärkere Beachtung finden, schließlich seien "Ostdeutsche doch zwangsläufig in der Minderheit". Dass der Umzug des Parlaments von Bonn nach Berlin als "einzige Veränderung von historischem Rang" dargestellt wird, gefällt Watrin überhaupt nicht. Insgesamt beklagt er zuviel Gejammer beim Rückblick auf "Lasten und Kränkungen", die sich aus der deutschen Vereinigung ergeben hätten.