Yehonatan Geffen

Aviva

Roman
Cover: Aviva
Dr. Orgler Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783934234352
Gebunden, 249 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Aviva ist eine Recherche in der eigenen, in Israel "mythologisierten" Familie. Im Mittelpunkt steht Geffens wunderschöne, belesene Mutter Aviva. Ihr Bruder ist der legendäre Kriegsheld Moshe Dayan, der Israel im Sinaikrieg groß machte, alle möglichen politischen Ämter und Positionen bekleidete und sehr populär war bis zu seinem Rücktritt 1979 als Außenminister. Die Medien stilisierten ihn und die Familie entsprechend. Den Dayans und den Geffens ist das öffentliche Leben schlecht bekommen: Aviva nimmt eine Überdosis Schlaftabletten - letzter Ausweg aus der Depression. Wie alles, das nicht ins öffentliche Bild der heroischen Pionierfamilie passt, wird auch dies der Öffentlichkeit anders verkauft, nämlich als Versehen. Ihr Sohn Yehonatan leidet noch als Erwachsener an der distanzierten Mutter.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2002

Eine selbst sehr lesenswerte Rezension schreibt Carsten Hueck zu Yahonatan Geffens biografischen Roman über seine Mutter "Aviva", die sich allerdings nicht so leicht zusammenfassen lässt. Huecks Kritik ist so vielschichtig, wie es der Roman zu sein scheint. Aviva Geffen entstammte der israelischen Aristokratie, als schöne Schwester des Nationalhelden Moshe Dayan war sie der Liebling der Medien, ganz der staatlichen Aufbauideologie verpflichtet - und schwerst depressiv. Im Jahr 1967 nimmt sie sich das Leben. Für den Rezensenten Hueck ist das Buch des Autors, Lyrikers und schwarzen Schafs der Familie Geffen zweierlei: Zum einen ein beispielhaftes Dokument israelischer Zeitgeschichte, in dem ein Nachgeborener schonungslos auf die Mythen und Ideale der israelischen Gründerzeit einschlage. Zum anderen sei das Buch Geffens Suche nach dem verlorenen Selbst, meint der Rezensent, "Anamnese und Therapieprotokoll", mit dessen Niederschrift sich Geffen selbst vor dem Selbstmord bewahrt habe, wie Hueck behauptet. Entsprechend drastisch sei der Ton: "Seite um Seite entladen sich gestaute Verzweiflung und heillose Wut des Autors".