Selbstbild mit russischem KlavierRoman
Ullstein Verlag, Berlin
2018
ISBN
9783550050701, Gebunden, 272Seiten, 22,00
EUR
Klappentext
"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" - mit dieser Sammlung kurzer Prosatexte schrieb Wolf Wondratschek sich in den Status eines Kultautors. Sein neuer Roman "Selbstbild mit russischem Klavier" ist eine glühende Hommage an die Musik und die Freiheit der Kunst.
In einem Wiener Kaffeehaus lernt ein Schriftsteller den alten Russen Suvorin kennen. Suvorin war ein erfolgreicher Pianist, doch das ist lange her. Nun steht er am Ende seines Lebens, will seine Geschichte erzählen. Gebannt hört ihm der Schriftsteller zu, denn in Suvorins Schicksal spiegeln sich ein Wille, eine Energie, die ihm vertraut sind. Und immer geht es ums Ganze: um Freiheit und Rebellion, Schönheit und Verfall, um das von der Kunst geschaffene Unvergängliche. Schon bald bekommt die Begegnung der beiden Männer, die zunächst rein zufällig anmutet, etwas Schicksalhaftes.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 23.10.2018
Jens Uthoff vermisst Figurenentwicklung, Plot und Wendungen im neuen Roman von Wolf Wondratschek. Besänftigt wird er allerdings durch Reflexionen über Liebe, Musik, Altern und Tod, die mal pathetisch, mal ruhig und nachdenklich rüberkommen, wie er erklärt. Stimmig und sprachlich überzeugend ist das für Uthoff. Das Gespräch zwischen dem Erzähler und einem Pinanisten in einem Wiener Kaffeehaus eröffnet ihm durchaus interessante Einsichten über Bach oder das Cellospiel von Schiff.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.08.2018
Rezensent Jan Brachmann unterhält sich gut mit Wolf Wondratscheks Roman. Auch wenn er tüchtig mitdenken muss, um "Subjekt und Objekt des Erzählens" auseinanderzuhalten. Die Liebenswürdigkeit des Buches, meint er, rechtfertigt alle Mühe mit der Autofiktionalität und den Geschichten über das Altern, das Wondratschek thematisiert. Freude machen dem Rezensenten auch die Innenansichten aus der Welt der Musik, die der Autor mit Kenntnis und mit Ironie liefert. Allein das laut Brachmann so schöne wie wahre Porträt der Pianistin Elisabeth Leonskaja im Text scheint dem Rezensenten die Lektüre wert.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 27.08.2018
Auch wenn Juliane Liebert beim Lesen von Wolf Wondratscheks neuestem Streich nicht immer weiß, wer eigentlich spricht, der Erzähler, die Hauptfigur oder einfach der Autor selbst, macht ihr das Buch Freude. Der laut Rezensentin zwischen Bewusstseinsstrom und Wiener Kaffeehausplauderei changierende Text, mal szenisch, mal monologisch, im Grunde ohne Entwicklung, stillt ihre Erwartungen an einen echten Wondratschek. Für Liebert bedeutet das: "Melancholische Machos", Loner und "Künstlerkitsch". Wondratschek legt sogar noch zu, meint sie, sogar Marlon Brando wird erwähnt! Dass auch etwas "phrasenhaft" über Bach geredet wird, nimmt Liebert in Kauf, ja sie überlegt, ob das "zärtliche Gelaber" nicht "integrale" Zutat der Texte des Autors Wondratschek sind und durchaus anziehend, da Ausdruck wahrer Suche.