Unreife FrüchteRoman
C.H. Beck Verlag, München
2018
ISBN
9783406718830, Gebunden, 143Seiten, 18,95
EUR
Klappentext
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. In ihrem autobiografischen Roman erzählt Wioletta Greg in poetischen Bildern eine Coming-of-Age-Geschichte im Polen der 1970er- und 1980er-Jahre. Seit 1981 herrscht das Kriegsrecht unter General Jaruzelski, aber die großen politischen Ereignisse wirken sich nur gebrochen auf das Leben im schlesischen Dorf Hektary aus. Dort, in der Großfamilie, mit ländlichen, fast heidnischen Bräuchen, einem sehr schlichten Katholizismus und kruden Sozialismus, schlägt sich die vitale, schlagfertige und neugierige Wiolka mit ihrer Mutter herum, entdeckt ihre Sexualität, nicht immer ganz freiwillig, und bemüht sich um den geliebten Vater, der viel zu früh stirbt. Als es heißt, der Papst wolle bei seinem historischen Polenbesuch auch an Hektary vorbeifahren, herrscht im Dorf Aufregung wie nie zuvor.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 07.06.2018
Rezensent Stephan Speicher hat Wioletta Gregs autobiografischer Roman "Unreife Früchte" vor allem deshalb verzaubert, weil ihm die Schilderungen der kindlichen Ich-Erzählerin ungewöhnlich authentisch erscheinen. Er verbeugt sich geradezu vor Gregs Kunst, das Staunen des Kindes über die Welt mit schlichter und zugleich äußerst präziser Sprache einzufangen; auch Renate Schmidgalls Übertragung der "biegsamen" Erzählweise ins Deutsche hat ihn beeindruckt. Der Roman versammelt eine Vielzahl erster prägender Erfahrungen der Ich-Erzählerin in kurzen Kapiteln, so Speicher. Durch die Ansiedelung der Handlung in den letzten Tagen der KP-Herrschaft in Polen und das dörfliche Milieu, in dem sich die ungewöhnliche Familie Wiolettas niedergelassen hat, bekommen deren kindliche Erlebnisse laut Speicher einen einzigartigen Rahmen, den der Rezensent ebenfalls gern gelesen hat.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2018
Rezensentin Elena Witzeck findet Wioletta Gregs aus einzelnen Momentaufnahmen einer Dorfkindheit in Polen der frühen 80er Jahre bestehenden Roman ganz und gar nicht banal. Auch wenn nicht viel passiert, eine Kirmes oder der Aberglaube und die Strenge der Dorfbewohner die Erlebnisse des Mädchens bestimmen, schätzt Witzeck die Lektüre. Das subtil tragische, humorvolle Erzählen der Autorin, die angenehm naive Erzählstimme und der Umstand, dass diese nie zu viel von ihren Erlebnissen preis gibt, erzeugen bei Witzeck eine unbestimmte Sehnsucht.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.01.2018
Einen Hauch Melancholie spürt Rezensent Ulrich Rüdenauer durch diesen Roman der polnischen Schriftstellerin Wioletta Greg ziehen. Sie erzählt darin episodenhaft von einer Kindheit im sozialistischen Polen, in dem General Jaruzelski 1981 nach den großen Streiks der Solidarność das Kriegsrecht verhängte. Doch wie Rüdenauer darstellt, ist die Politik weit weg von dem kleinen Dorf Hektary, in dem das Mädchen Wiolka aufwächst und in dem weder demokratischer Aufbruch noch sozialistische Strenge herrschen, sondern das bäuerliche Leben, der katholische Glaube und die Unantastbarkeit der Autoritäten. Der Papst fährt durch das Dorf, und es riecht nach frischem Heu und Kardamom, bemerkt der Rezensent.