Der Mann, der mit seiner eigenen Frau Ehebruch begingSuhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
1999
ISBN
9783518121023, Taschenbuch, 146Seiten, 8,59
EUR
Klappentext
Mit einem Kommentar von Lorraine Daston. Der Mythos von der Ehefrau, die sich vor ihrem Ehemann als eine andere ausgibt, ist in vielfältigen Vatiationen in allen Kulturen verbreitet. Wendy Doniger liefert eine ebenso erkenntnisreiche wie unterhaltsame geistegeschichtliche Reise durch das Reich geschlechtlicher Maskierungen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 17.07.2000
Eine ziemlich flapsige Besprechung eines womöglich ernstgemeinten (?) Buches der Chicagoer Religionswissenschaftlerin. Die Rezensentin Sylvia Schütz springt mit einiger Leichtfüßigkeit zwischen den kulturellen Verweisen - Altes Testament, Shakespeare, Madame Butterfly, Hollywood - hin und her und vergisst dabei, uns über das Buch zu informieren. Gut, also es geht um das Motiv des "Bettschwindels": ein Mann schläft mit seiner Frau, aber glaubt, es sei seine Geliebte, - siehe "Hochzeit des Figaro" Graf und Gräfin Almaviva. Diese Geschichte wird in wechselnden Kostümen und Landschaften überall auf der Welt erzählt. Aber gibt es das tatsächlich in der Realität, dass einer seine Ehefrau im Bett nicht erkennt? Donigers Antwort darauf, schreibt Sylvia Schütz, sei: ?Die Menschen können getäuscht werden, weil sie getäuscht werden wollen...? Das klingt nicht so schrecklich neu. Aber, so Schütz, dann gibt es immerhin noch die "Gender-Asymetrie", d.h. laut Doniger schwindeln Frauen im Bett, weil sie wissen, dass der Mann untreu ist; Männer tun es seltener und nur, weil sie eifersüchtig sind oder Angst haben "vor einer möglichen Untreue der Ehefrau". Ist das so überzeugend asymetrisch? Die "tiefere Einsicht", die uns nach Schütz dies Buch vermitteln will, ist, "dass Lüge und Betrug zu den Spielregeln des Sexuallebens gehören", und man solle darüber nicht allzu bestürzt sein. Na also gut, wenn das so ist! - Aber dennoch hätte man gern ein paar Fragen beantwortet gehabt, wie z.B. die, warum Frau Doniger sich als Religionswissenschaftlerin für das "weltumspannende" Motiv des Bettschwindels so sehr interessiert.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2000
"Hätte es nicht vielleicht doch Wichtigeres gegeben" als dieses Thema, fragt Karl-Heinz Kohl in seiner Kritik. Die Antwort liefert er gleich selbst mit der wohlwollenden Feststellung, dass die Autorin mit Hilfe der vergleichenden Mythenforschung zeige, dass sich in der Geschichte von der Ehefrau, die vortäuscht, die Geliebte ihres ungetreuen Ehemannes zu sein, einige "universale Einsichten in den Kampf der Geschlechter" wiederspiegeln. Donigers Untersuchung reicht von Beispielen aus der indischen Mythologie über Beaumarchais "Figaros Hochzeit" bis zu einigen realen Fällen in den USA, die vor Gericht verhandelt wurden. Positiv vermerkt Kohl auch, dass Doniger keine "endgültige Antwort" auf die Frage gebe, was eigentlich die Faszination dieser Geschichte ausmacht. Denn Literatur und Mythos, so Kohl, lassen sich nicht "auf einen rationalen Diskurs reduzieren".