Volker Weidermann

Lichtjahre

Eine kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute
Cover: Lichtjahre
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462036930
Gebunden, 330 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Volker Weidermann, Literaturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, hat dort angefangen, wo erstmal alles zu Ende war. Wie ging es los nach dem Krieg, wer war schon da, wer kam dazu, wer wollte zurück und was ist daraus geworden? Exilanten und innere Emigranten, alte Eminenzen und junge Wilde werden vorgestellt, mächtige Herren und kämpferische Frauen - ein Panorama der deutschen Literatur von der Stunde Null bisheute. Und ein Bild von der ungeheuren Dynamik, mit der sich die Literatur der Zeit entwickelt und verändert. Im Westen wird die Gruppe 47 gegründet und wieder zerlegt, im Osten der Sozialismus gefeiert und bekämpft, im Westen verkünden sie Innerlichkeit und Revolte, im Osten geht man den Bitterfelder Weg oder verlässt das Land. Es geht um vergessene Könner und vermessene Bekenner, große Erfolge und stille Triumphe - und um viele, viele einzelne Schicksale.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.04.2006

Ina Hartwig wird mit der "leidenschaftlichen" Herangehensweise und gefühlsbetonten "Ganzkörperliteraturkritik" von Volker Weidermann nicht warm. Den Vorwurf der Subjektivität möchte sie ihm nicht machen, da das Buch ganz offensichtlich subjektiv angelegt ist und eben keine Literaturgeschichte, sondern eine persönliche Auswahl darstellt. Eine Auswahl, die mit der Berücksichtigung Gabriele Goettles, Wolf Wondratscheks oder Christian Krachts durchaus die Sympathie der Rezensentin findet. Allerdings hätte sie sich dann mehr Mut zur Lücke gewünscht und auf gezwungene, "schwülstige und dürftige" Bewertungen wie die zu Hans Henny Jahn, mit dessen "Fluss" Weidermann "gar nichts anfangen" kann, lieber ganz verzichtet. Gegen die Betonung des Biografischen in der Literaturkritik hat Hartwig generell nichts einzuwenden, Weidermanns Art der "biografischen Suggestion" aber sei schlicht "Schriftstellerlebensgeschichtskitsch, und zwar auf Kosten von Lebenden, Toten und auf Kosten der seriösen Literaturkritik". Ein Ärgernis ist für Hartwig auch Weidermanns "vorgetäuschte Unmittelbarkeit" gegenüber den Autoren, die ihrer Meinung nach schlicht "Schlampigkeit in Kauf nimmt". Ihr Fazit: Weidermann wolle wohl ein wenig am Leben des Schriftstellers teilhaben, weshalb er "kräftig nach der Zuckerwatte schleckt, die er selbst hergestellt hat".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.03.2006

Lässt sich die deutsche Literaturgeschichte nach 1945 auf 300 Seiten abhandeln, fragt sich Ulrich Greiner und hält auch die Antwort parat: Eigentlich nur, "wenn einer so draufgängerisch daherkommt wie Volker Weidermann". Hier folgt jemand "ungehemmt" eigenen Aversionen und lässt sich zu "verwegenen Urteilen" hinreißen. Amüsant sei das und anregend unter dem Strich aber "ausgesprochen ärgerlich". Nicht nur wegen gelegentlicher Leerstellen und ungleichen Gewichtungen bei den behandelten Autoren. Ärgerlich findet Greiner vor allem, dass diese Literaturgeschichte "keinen Begriff von Literatur hat, weil sie alles was ihr zu den Texten einfällt, zurückbindet ans Biografische". Natürlich ließe sich Literatur mit "Absonderlichkeiten" der Autoren plastisch und anekdotenreich beschreiben. Allerdings würde damit auch ihr Wesen als Kunstform mit eigener "Qualität, ja Dignität" verfehlt. Zu allem Überfluss verfalle Weidemann, schimpft Greiner, stellenweise in einen "seifigen Ton" und in "literaturfernes Gefasel".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2006

Gemischte Gefühle löst Volker Weidermanns "kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute" bei Christoph Bartmann aus. Als Literaturgeschichte im eigentlichen Sinn will er das Werk nicht durchgehen lassen, dazu hält er schon die Auswahl der besprochenen Autoren für zu fragwürdig. Zudem werden die aufgenommenen Autoren seines Erachtens nicht "abgehandelt", sondern "nach mehr oder weniger tauglichen Kriterien in gut und schlecht geschieden". Angesichts der massenhaft vorhandenen Literaturgeschichten erscheint Bartmann eine weitere allerdings auch gar nicht notwendig. Er betont, dass Weidermanns Werk vor allem Auskunft darüber gibt, was dem FAZ-Feuilletonisten an der deutschen Literatur gefällt und was nicht. Und das findet Bartmann mitunter recht anregend. Jedenfalls äußert er seine Dankbarkeit für die "Radikalsubjektivismen, für die Verzerrungen ebenso wie für die schönen Elogen und engagierten Beobachtungen, die Weidermanns Buch liefert". Dabei will er nicht verschweigen, dass das Buch neben "liebevollen und mit Gewinn zu lesenden Texten" immer wieder auch "lieblose und nicht einmal schwungvoll polemische Einträge" bietet.
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