Vladimir Nabokov

Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke

Band XI: Ada oder Das Verlangen
Cover: Vladimir Nabokov: Gesammelte Werke
Rowohlt Verlag, Reinbek 2010
ISBN 9783498046491
Gebunden, 1152 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Uwe Friesel und Dieter E. Zimmer. "Ada" ist, selbst in Nabokovs herausragendem Werk, ein strahlender Solitär. Es handelt von der unmöglichen Liebe zwischen den hochbegabten Halbgeschwistern Ada und Van. Angesiedelt ist die Handlung im imaginären Land Antiterra, leicht als Collage aus dem vorrevolutionären Russland und den heutigen USA zu erkennen. Die beiden Hauptfiguren, die in ihrer geistigen Überlegenheit faszinierend, aber auch unnahbar und amoralisch wirken, lieben außer einander nur ihre hochspezialisierten Hobbys (die französische Poesie des 19. Jahrhunderts, russische Literatur, Insektenkunde, das Auf-den-Händen-Laufen etc.). Auf ihren Lebenswegen hinterlassen sie, unverschuldet schuldig geworden, eine Spur der emotionalen Verwüstung. Dieses Buch funkelt und provoziert auf jeder Seite. Es erzeugt eine eigentümliche Stimmung von ekstatischer Hellsichtigkeit, wie der Halbschlaf an einem luftigen Sommertag in der Hängematte. Es steckt voller überraschender Beobachtungen und Gedanken, wilder und abgründiger Erotik, und trotz aller erzählerischen Präzision bleibt es anarchisch in seiner konsequenten Weigerung, die Figuren zu erklären oder gar zu verurteilen. Es ist in Nabokovs Alterswerk der komplexe, von klugen Anspielungen und versteckten Scherzen überreiche Höhepunkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.12.2010

Einerseits, das wird schnell klar, ist Rezensent Markus Gasser vom Genie des Autors Vladimir Nabokov zutiefst überzeugt. Kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts kann ihm in Gassers Augen das Wasser reichen. Andererseits findet der Rezensent diesen späten Roman allerdings voll und ganz unerträglich. Gar keine Lust verspürt er schon mal, den Plot, den er für zutiefst trivial hält, anders als nur in Ansätzen nachzuerzählen. Um ein sich in innigem Inzest zugetanes Geschwisterpaar geht es. Kopuliert wird wie blöd, ein Planet namens Antiterra kommt auch irgendwie vor. Und was Nabokov mit seinem so herzlich gehassten Sigmund Freud anstellt, das gehe schon gar nicht. Lebendig werde überdies keine einzige der Figuren. Von ein paar Stellen abgesehen - die aber dann "ungelenk? übersetzt sind - lässt Gasser kaum ein gutes Haar an dem Werk, das erst ein Essay werden sollte und dann kein rechter Roman werden wollte. Die Edition wird gelobt, nur verschlägt in diesem Fall auch das wenig.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2010

Weniger eine Rezension als die fast komplette Verweigerung einer solchen ist dieser von Ulrich M. Schmid verfasste Text zur Neuübersetzung dieses nach dem "Lolita"-Erfolg entstandenen Romans von Nabokov. Nachgerade "unlesbar" findet Schmid das Buch, mit Absicht verrätselt, in elitärer Literaturauffassung am gewöhnlichen Publikum gekonnt vorbeigeschrieben. Sinnvoll nähern könne man sich dem ganzen nur in analytisch-dechiffrierender Absicht. Oder mit Blick auf die biografischen Aufschlüsse die dieser Roman um eine Geschwisterliebe verspricht, die das Paradies-Szenario auf den Kopf stellt. Als Wiedererrichtung des verlorenen russischen Heimatraums deutet Schmid die ganze eigene Welt, die Nabokov in seinen Romanen erfand.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2010

Hin- und hergerissen scheint die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in ihrer fast ganzseitigen Besprechung der überarbeiteten Übersetzung von Vladimir Nabokovs spätem Roman. Für ein wirklich gelungenes Meisterwerk hält sie ihn, bei aller Bewunderung, nämlich ganz entschieden nicht. Natürlich werde das große Können des Autors in dieser Geschichte einer Jahrzehnte währenden inzestuösen Liebesbeziehung zwischen Bruder (Van) und Schwester (Ada) an allen Ecken und Enden spürbar und sichtbar. In der Entfaltung sinnlicher Beschreibungskunst mache Nabokov niemand was vor. Ein eher inhaltliches Problem aber sei - auf Dauer jedenfalls - schon die komplett den niederen Sphären abgewandte Lebenswelt, in der dies, von Van im Rückblick erzählt, sich abspielt. Und auch formal kann Kronauer das nicht wirklich restlos gelungen finden: Die Übergenauigkeit in der (Selbst)Schilderung des Überdaseins dieser Überwesen mache diese dann zuletzt zu etwas anderem als Figuren aus Fleisch und Blut. Und zwar, weil sie ständig mehr sind, letztlich doch zu etwas deutlich weniger Berührendem, bedauert Kronauer. Dieter E. Zimmers Edition selbst, sein Nachwort, seine Überarbeitung der Übersetzung: dafür gibt es ausdrückliches Lob.
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