Gefährliche GeschenkeRitual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späteren Mittelalter und am Beginn der Neuzeit
UVK Universitätsverlag Konstanz, Konstanz
2000
ISBN
9783879407415, Broschiert, 312Seiten, 34,77
EUR
Klappentext
Geld, Wein, kostbare Becher... Wenn in Chroniken und Rechnungsbüchern des ausgehenden Mittelalters vom Schenken die Rede ist, fließt einiges, im Wortsinn. Geschenke fungierten als wirkungsvolle politische Kommunikationsmittel, mit denen Verträge besiegelt, Bindungen erneuert und Öffentlichkeiten hergestellt wurden. Aber wie konnte man legale Geschenke von verbotenen Bestechungsgeldern, freundliche Trinkgelder von giftigen flüssigen Gaben unterscheiden? Das Buch untersucht die Praktiken und die Redensarten, die in den Städten des Oberrheins und der Schweiz zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert den Umgang mit Geschenken bestimmten. Dabei wurden auch jene Metaphern entwickelt, die unsere Begriffe für Korruption bis heute prägen. Vom sexuellen Charakter der "Käuflichkeit" über die Korruption als "Geschwür" bis zu den "geschmierten Händen" wurde das schmutzige Geld zum machtvollen Schlagwort und mit neuen Konzepten von politischen Körpern, Sichtbarkeit und Legitimität verknüpft. Mit Geschenken ? sichtbaren und unsichtbaren ? wird am Beginn der Neuzeit buchstäblich Staat gemacht.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2001
Valentin Groebners sprach- und begriffsgeschichtliche Habilitationsschrift über die kulturelle, soziale und politische Bedeutung des Geschenks im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit findet Urs Hafner ungeheuer erhellend. Flüssig geschrieben und süffig zu lesen, meint der Rezensent, wenn auch "liederlich lektoriert" (warum, verrät er leider nicht). Schenken war damals eine höchst prekäre Angelegenheit, berichtet Hafner. Schnell konnte sich der Gebende dem Verdacht aussetzen, mit seiner Gabe korrumpieren zu wollen. Geschenke, dazu zählten vor allem Wein und auch in Bechern - quasi flüssig überreichtes Geld - dienten als Kommunikationsmedium und waren Teil städtischer "public relations", so Hafner. Die Untersuchung des Basler Historikers verweist auf eine ganze Reihe von recht modernen Elementen des Mittelalters und trägt damit zu einer Aktualisierung der Vergangenheit bei, resümiert der Rezensent.