Fado FantasticoRoman
Nagel und Kimche Verlag, Zürich
2001
ISBN
9783312002801, Gebunden, 192Seiten, 17,90
EUR
Klappentext
Geschichten liegen auf der Straße, heißt es, und manch eine ist voller Wehmut und einer Portion Sarkasmus. Die Geschichte des vierundfünfzigjährigen Portugiesen Francisco Fantastico nimmt eine drastische Wendung, als er wegen Mordes verhaftet wird.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 05.07.2001
Michael Bauer ist von Urs Richles schriftstellerischem Talent so überzeugt, dass er ihn in der Nachfolge von Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Urs Widmer und Adolf Muschg sieht. Das ist dem Rezensenten bereits nach Richles Romandebüt "Das Loch in der Decke der Stube" von 1992 deutlich geworden, und der neue Roman hat Bauer in seiner Annahme nur bestärkt. Es geht - wie immer bei Richle - um die thematischen Pole Heimat und Fremde. Ein portugiesischer Arbeiter wird in der Schweiz in einen Mord verwickelt. Aber der Autor hat aus dem Plot keinen Kriminalroman gebastelt, sondern die rätselhaft schwermütigen und leidenschaftliche Klänge des Fado, die kein Musikwissenschaftler zu deuten vermag, in die Sprache seines Romans übersetzt, seufzt der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2001
Klara Obermüller sieht die "Stärke" dieses Romans in seiner "Vieldeutigkeit", kommt aber gleichzeitig zu dem Schluß, dass darin auch seine Hauptschwäche steckt. In der Geschichte über einen portugiesischen Gastarbeiter, der unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt und über den der Erzähler Überlegungen anstellt, die teils vom Hörensagen gespeist sind, teils in reinen Spekulationen bestehen, macht die Rezensentin eine "irritierendes" Spiel mit Unsicherheit und Gewißheit der Leser aus. Das, was ein gelungener Kniff sein könnte, läßt sie am Ende etwas "ratlos" zurück, zumal sie meint, dass der Roman doch gerade um eine authentische Erzählweise bemüht ist. Davon abgesehen kritisiert sie die seltsame Konturenlosigkeit der dargestellten Menschen und Länder: die in der Geschichte vorkommenden Personen bleiben ihrer Ansicht nach genauso gesichtslos, wie die beschriebenen Gegenden und insgesamt sind ihr in dem Roman einige Klischees zuviel bemüht.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 22.03.2001
In ihrer Bemühung, der Vater-Sohn-Geschichte des Romans zu folgen, ist diese Besprechung nicht sehr angenehm zu lesen. Zu vertrackt scheint die Handlung, zu sehr angefüllt mit "seelischen Grundtatsachen", mythologischen Anspielungen und "subtilen psychologischen Strategien", die Beatrice von Matt eigentlich für ein Plus des Buches hält. Überhaupt findet Matt, dass uns dieser Roman angeht, nur will es ihr nicht gelingen, uns davon zu überzeugen. Nur einmal scheint die Qualität des Buches deutlicher auf. Dann nämlich, wenn uns die Rezensentin seine Diktion erläutert: Die rasche gepflegte Syntax, schreibt sie, trage die Erinnerung an ältere realistische Romansprachen mit.