Uri Avnery

In den Feldern der Philister

Meine Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg
Cover: In den Feldern der Philister
Diederichs Verlag, München 2005
ISBN 9783720525749
Gebunden, 430 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 8 Fototafeln. 1949 veröffentlicht Uri Avnery seine Frontberichte, die in Israel und im Ausland sofort zum Bestseller werden. Doch sie dienen der Jugend zur Kriegsverherrlichung, und daher schreibt er einen zweiten Band 'Die Kehrseite der Medaille'. Darin schildert er als Augenzeuge die bisher damals in der israelischen Öffentlichkeit tabuisierten ausgesparten Gräueltaten der israelischen Soldaten gegen Araber und die von der Armee organisierte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, die Geburtsstunde des späteren Nahostkonflikts. Diesen Tabubruch und seine entschiedene Gegnerschaft zur Politik des Staatsgründers Ben Gurion bringen die Regierung gegen ihn auf. Doch als Stimme des Friedens wird er weltbekannt und arbeitet bis noch heute für eine Versöhnung im Nahen Osten. Die deutschsprachige Ausgabe vereint seine beiden Bücher in einem Band.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.07.2006

Auch mehr als 50 Jahre nach ihrem Entstehen sind die beiden nun in einem Buch zusammen präsentierten Reportagen von Uri Avnery aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg eine lohnende Lektüre, meint Wolfgang Schwanitz. Im ersten Teil heroisiere der mitkämpfende Avnery die Armee noch, während in den nach Kriegsende erschienenen Stücken auch von Morden an der palästinensischen Zivilbevölkerung und Plünderungen die Rede ist. Die Kämpfe sind zunehmend "spannend" beschrieben, meint Schwanitz, dem aber noch besser gefällt, dass Avnery im zweiten Teil die Gegner und Opfer auf palästinensischer Seite als Menschen sichtbar macht. "Aufwühlend und empfehlenswert", resümiert Schwanitz, dem diese Beobachtungen aus nächster Nähe nicht nur aufgrund der genauen Charakterisierung von Palästinensern und Isrealis, sondern auch wegen der moralischen Standfestigkeit und der Friedensappelle gefallen haben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2005

Einen "Friedenssucher" sieht Rezensent Rolf Steininger in Uri Avnery, dessen Bücher über den israelischen Unabhängigkeitskrieg aus den Jahren 1949 und 1950 erstmals in einem Band auf Deutsch vorliegen. Der erste Teil des Bandes biete Avnerys Berichte, die damals in der israelischen Tageszeitung "Ha'aretz" erschienen waren und ein positives Bild des Krieges zeichneten, die Stimmung der Truppe und vor allem eine heldenhafte, "saubere" israelische Armee schilderten. Steininger berichtet, dass der Kriegsberichterstatter Avnery vom Paulus zum Saulus wurde, als er zufällig das Gespräch zweier Jugendlicher mit anhörte, die bedauerten nicht am Krieg teilnehmen zu können und von den "tollen Erlebnissen" in Avnerys Buch schwärmten. Darauf habe sich Avnery entschlossen, in einem zweiten Buch, "Die Kehrseite der Medaille", die ganze Wahrheit zu erzählen: mordende Soldaten, die alte Palästinenserfrauen mit Lust erschossen, junge Frauen vergewaltigten, Dörfer nieder brannten und deren Bewohner vertrieben - Gräueltaten, die erst 40 Jahre später eine neue Generation israelischer Historiker mehr als bestätigten. Avnery wurde dadurch vom Helden zum Volksfeind Nummer, was ihn aber nicht daran hinderte, sich beharrlich für den Frieden einzusetzen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.04.2005

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Ludwig Watzal von Uri Avnerys "Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg". Er schildert Avnerys Wandel vom Zionisten zu einem der prominentesten Kritiker der israelischen Besatzungspolitik, der für seinen Einsatz zur Versöhnung zwischen Israeli und Palästinensern mit hohen Auszeichnungen versehen wurde. Seine nun auf deutsch vorliegenden Erinnerungen bestehen nach Auskunft des Rezensenten eigentlich aus zwei Büchern: Avnerys Frontberichten von 1948 über die Kampfmoral und das Leben israelischer Soldaten und seinem Buch "Die Kehrseite der Medaille" von 1950. Wie Watzal berichtet, unterlagen die Frontberichte der Militärzensur und enthielten somit Lücken, die Avnery mit seiner als fiktionale Geschichte angelegten "Kehrseite der Medaille" zu schließen suchte und damit einen großen Skandal auslöste. Zusammen erst aber ergeben die Bücher ein realistisches Bild von den Anfängen Israels und des Unabhängigkeitskriegs. Das Resümee des Rezensenten: "Dem Autor ist es in überzeugender Weise gelungen, die Geburtsstunde des Nahostkonfliktes zu erklären."