Umkehr der SinneshierarchieHerder und die Aufwertung des Tastsinns seit der frühen Neuzeit
Max Niemeyer Verlag, Tübingen
2000
ISBN
9783484630222, Gebunden, 332Seiten, 67,49
EUR
Klappentext
Dieses Buch untersucht die Gründe für die Aufwertung des Tastsinns bei Herder - ein Desiderat der Forschung. Veränderungen in der Wahrnehmungstheorie seit der frühen Neuzeit sind hierfür konstitutiv. Sie führen zur Umkehr der Sinneshierarchie sowie zur Nivellierung der Unterschiede zwischen "sensus communis", Körper, Tastsinn und Gefühl. Werk- wie systemimmanent nicht lösbare Inkonsistenzen in Herders Konzeption des Tastsinns sind so erklärbar. Die Umkehr der Sinneshierarchie ist für die Ästhetik und Hermeneutik von zentraler Bedeutung, wie exemplarisch an der Diskussion um die Bestimmung der menschlichen Schönheit seit dem 16. Jahrhundert und in der Literatur um 1800 dargelegt wird.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2000
In Form einer germanistischen Habilitationsschrift, schreibt Robert Jütte, liegt nunmehr eine "umfassende Würdigung" der durch Herder vorgenommenen Umkehrung der traditionellen Sinneshierarchie vor. Seine Betonung des Haptischen macht ihn, wie die Autorin schreibt und Jütte zitiert, zu einem "Vorläufer postmoderner Leiblichkeit". Der große "ideengeschichtliche Bogen", den die Germanistin nachzeichnet, um Herder wiederum in einen Kontext zu stellen, reicht vom Mittelalter bis ins achtzehnte Jahrhundert. Die "facettenreiche" Studie ist allerdings für unbeschlagene Leser nicht so leicht lesbaren. Dennoch, meint Jütte, "kein geringes Verdienst", Herders "ästhetische Überlegungen zum Ausgangspunkt" der Analyse seiner Hochschätzung des Tastsinnes gemacht zu haben.