SubsongGedichte
Luchterhand Literaturverlag, München
2014
ISBN
9783630874616, Gebunden, 140Seiten, 18,99
EUR
Klappentext
"Subsong", "whisper song" oder "Plaudergesang" ist ein leiser Vogelgesang: Eine Ansammlung vertrauter Rufe und neuer Lautserien, aus dem Augenblick entstanden, aus Freude. Gedichte als Subsongs. Da wird Wortschatz weitgesungen, da dehnt die Liebe immer beides, Sprache und Herz. Subsongs sind besonders schön: sie haben keine Funktion. Es wird familiengeschwätzt, gelallt, versucht. Ohne es zu bemerken beobachtet man Poesie.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 19.03.2015
Die Autorin hats mit den Anfängen - von Sprache vor allem, weiß Beatrice von Matt, die sich mit Ulrike Draesners neuem Gedichtband an die Lautmalereien der Kindheit erinnert fühlt. Aber auch das noch unschuldige, nichtcodierte Singen der Vögel kommt vor. Ein alter romantischer Topos, wie von Matt weiß. Draesners sprachtheoretische Bildung scheint ihr hier von Nutzen zu sein, wenn die Autorin in ihren Texten nach dem Unterdrückten und Vergessenen des Audrucks fahndet. Das ist mal variantenreich, mal allzu aufdringlich experimentell, meint die Rezensentin, die mitunter die existenzielle Aussage vermisst hinter so viel Manier.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2015
Für Wulf Segebrecht nimmt dieser neue Gedichtband von Ulrike Draesner im Werk der Autorin einen Spitzenplatz ein. Das liegt laut Segebrecht an der Radikalität, mit der Draesner hier Lyrik als Untersuchung von Sprache handhabt. In diesem Fall geht die Autorin den Untertönen nach, die sie im Lied der Vögel, in Petrarcas Liebesgedichte oder auch in Beatles-Songs entdeckt. Laut Segebrecht entsteht so ein kleines Bestiarium mit Amsel, Reiher und Prachtleierschwanz: "weißschenklig stülpt / sekundenschnell hahn sich schwanz / übern kopf stelzt sprühender phallus / der statt zu dringen fluoresziert / konvulsierende schönheit / party im blitz." In jedem Fall fühlt sich der Rezensent dazu animiert, Draesners Methoden nachzuprüfen und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu bestaunen.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 27.12.2014
Ulrike Draesners Gedichte erscheinen Dorothea von Törne wie Kugelblitze und andere Naturerscheinungen. Den Band hält sie für den vorläufigen Höhepunkt im Schaffen der Autorin, für ein Füllhorn bereits in früheren Büchern anklingenden Formen, Themen und Motiven, Sonett, Ode, Alltag, Genetik und jetzt auch das digitale Leben. Dass Draesner hier mit anderen Texten und Autoren per Kontrafaktur ins Gespräch kommt, mit Mayröcker, Kling, Stein, der Bibel und den Beatles, findet Törne eigenwillig und schön. Zumal sich Tragisches dabei als Nonsens oder trivial, Triviales als empfindlich oder vorurteilsvoll erweisen kann, wie die Rezensentin staunend konstatiert, und die Empathie der Autorin mit Mensch und Natur immer spürbar bleibt, und das alles völlig unsentimental, wie sie meint: "Poesie wirkt hier als Totengräber der Nostalgie." Macht Vergnügen, findet Törne.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 22.11.2014
Björn Hayer lernt Hören nach innen und nach den Stimmen der Vögel mit diesen Texten von Ulrike Draesner. Auch wenn ihm nicht alles "durchdringbar" scheint in diesem Band, die Autorin ihn mit der Komplexität und Hermetik ihrer mit Raben- und Kuckucksstimmen, Worten und Anekdoten angereicherten Texte irritiert, schlägt die "surreal-poetische" Wirkung, die Jetzt und Vergangenheit, Realität und Fiktion miteinander verschmilzt, doch immer wieder durch, erklärt er. Intensiv wirkt die Lektüre auf Hayer immer dann, wenn Draesner persönlich wird und Familiengeschichte verarbeitet.