Das JahrMatthes und Seitz Berlin, Berlin
2019
ISBN
9783957577733, Gebunden, 196Seiten, 22,00
EUR
Klappentext
Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Tomas Espedals neues Buch beginnt an einem 6. April, dem Tag, an dem Petrarca seine Laura zum ersten Mal sah. Ausgehend von dieser unerfüllten Liebe, der Quelle für Petrarcas Liebesgedichte, geht Espedal der Frage nach, ob eine solch große, einzigartige Liebe, die alle Zeiten überdauert, heute noch möglich ist, ob sie überhaupt jemals möglich war. Gemeinsam mit seinem gebrechlichen Vater unternimmt er eine Kreuzfahrt durchs Mittelmeer und bemerkt erst dort, als der Vater aufzublühen scheint, dass er auch ihn bald verlieren wird. In der Liebe seines Vaters für seine verstorbene Mutter wie auch in seiner eigenen Liebe für Janne, die ihn bereits vor Jahren verlassen hat, erkennt Tomas etwas ähnlich Bedingungsloses und Andauerndes wie bei Petrarca.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 06.05.2020
Rezensent Nico Bleutge schläft ein über Tomas Espedals Langgedicht. So sehr er die spiralige Satzkunst des Autors sonst schätzt, so sehr enttäuscht ihn das vorliegende Buch in formaler Hinsicht. Die "lustlos auf Zeile" gesetzte Geschichte einer unerfüllten Liebe, grundiert mit Petrarcas "Canzoniere", die der Autor aus Sicht eines ihm ähnelnden Erzählers entfaltet, kann Bleutge nicht überzeugen. Zu willkürlich die Motivwahl, zu spröde der Humor und viel zu weit weg das alles von Petrarcas Kunst, bedauert der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 15.10.2019
Am Rande seiner Begegnung mit Tom Espedal kommt Rezensent Jens Uthoff auch auf dessen jüngst auf Deutsch erschienenes Buch "Das Jahr" zu sprechen. Der Autor, an dessen Schreiben der Kritiker das "Fragmentarische, Lyrische" schätzt, erzählt ihm in "Das Jahr" viel von tagespolitischen Themen, Flüchtlings- und Klimakrise werden natürlich behandelt, aber auch einmal mehr von privaten Momenten, etwa der unglücklichen Liebe zu einer jüngeren Frau, deren Ende er im Buch auf den "Spuren von Petrarca" wandelnd verarbeitet, wie der Rezensent verrät. Espedals stiller, zurückgenommener, Widersprüche balancierender Erzählton hat den Kritiker einmal mehr für sich eingenommen.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 09.10.2019
Nico Bleutge ist enttäuscht von Tomas Espedals neuem Buch. Die Satzkunst des Autors und die gewohnte feinfühlige Behandlung der Themen Tod, Liebe und Verlust sucht er in Espedals Langgedicht vergebens. Wenn der liebestraurige Autor mit Petrarca Richtung Mont Ventoux unterwegs ist, staunt Bleutge höchstens über die Nüchternheit des Unterfangens. Wahllos erscheinen ihm die Einschübe von Tagesnachrichten und Tagträumen in den Text. Eher die Simulation eines Gedichts, findet der Rezensent.