TodestagRoman
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main
2000
ISBN
9783821806891, Gebunden, 161Seiten, 16,36
EUR
Klappentext
Der deutsche Bundeskanzler ist auf einer Wahlkundgebung mitten in Berlin erschossen worden. Der Attentäter, bisher ein ganz normaler deutscher Bürger, läßt sich widerstandslos festnehmen. In einem nervenaufreibenden Verhör versuchen Ermittler und Polizeipsychologen herauszubekommen, ob weitere Anschläge zu befürchten sind, welche Motive der Attentäter hatte und ob der Mord am Kanzler erst der Anfang einer großangelegten Attentatserie ist. Das Ergebnis ist erschreckend.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 20.02.2001
Der Rezensent kann mit dem Roman nichts anfangen. Ein junger Mann erschießt den Kanzler, wird in Polizeigewahrsam genommen und verhört. Der Attentäter trägt den "Kriegernamen" Kain Zwaifel und verbreitet Formelhaftes über das System Deutschland, bis ihm ein BKA-Mann die politischen Formeln geschickt entwendet und gegen ihn hält. Für Thomas Kraft bleibt dieser verbale Schlagabtausch ein "blutleeres Kammerspiel", das nicht eindeutig Position bezieht und wogegen Werner Höfers "Frühschoppen" Sternstunden der intelligenten Auseinandersetzung mit einem politisch brisanten Thema darstellten. Und das will was heißen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.01.2001
Noch nicht einmal eine Parodie ist es geworden, aber was sonst? Vor dieser Frage steht verärgert die Rezensentin Agnes Müller und beschreibt letztendlich den Gegenstand ihres Ärgers als "eine Abfolge von Dialogen, versetzt mit knappen Regieanweisungen und ohne jeden Anflug einer epischen Geste". Aber auch als Sprechtheaterstück sei das ganze " schwer vorstellbar". Die Rezensentin verstimmt vor allem, dass gestandene Kriminalbeamte und Psychologen mit einem verstörten Kanzlerattentäter ein fröhliches Schwätzchen über Gott und die Welt halten, und der Leser so gnadenlos mit Allerweltsweisheiten gelangweilt wird. Allerdings so ganz gibt die Rezensentin die Hoffnung nicht auf, dass dieses Buch doch etwas Parodistisches enthält. Der Protagonist sehe sich als Krieger in einer "Welt des Opportunismus" und "vielleicht", so die Rezensentin, "ist dies der nicht leicht zu entziffernde parodistische Zug des Textes: ein Gegenbeispiel zu `Generation Golf`." Also vielleicht doch - mit viel Mühe zwar - eine Parodie.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2001
Nach Jörg Magenau hat der Autor mit diesem Roman einigermaßen Schiffbruch erlitten. Das, was Romuald Karmakar und Götz George eindrucksvoll in ihrem Film "Der Totmacher" gelungen ist, nämlich die psychologisch komplizierte Situation während eines Verhörs einzufangen und "dabei ein Charakterprofil des Täters zu entwerfen", sei hier nicht gelungen und offenbar auch gar nicht beabsichtigt. Auch die Motivation für einen terroristischen Anschlag wird hier nach Magenau nicht näher ins Visier genommen. Meißner mache es sich "gar zu einfach". Er interessiere sich nicht für das Psychologische, das Irrationale, sondern reduziere die Geschichte zu sehr auf die "pamphletistischen Mitteilungen des Attentäters". Dem Leser bleibt jedoch dabei - so Magenau - recht unverständlich, wieso das Ozonloch zu einem Attentat auf den Bundeskanzler geführt habe. Darüber hinaus hält es der Rezensent für einen Fehler, dass der Ermittler und der anwesendes Psychologe "lediglich biedere Stichwortgeber" abgeben und die Verhörsituation dadurch kaum Spannung entwickeln kann. Lediglich der Agent des Verfassungsschutzes bringt den Attentäter etwas in Bedrängnis, wie der Leser erfährt. Doch dieser Agent erscheint Magenau so unsympathisch, das auch durch diesen Auftritt keine wirkliche Dynamik und "Lebendigkeit" entstehen kann.