Der singende BaumRoman
Luchterhand Literaturverlag, München
2004
ISBN
9783630871615, Gebunden, 476Seiten, 24,00
EUR
Klappentext
Aus dem Australischen von Klaus Berr. Wo die feindselige rote Wüste gegen eine überwältigend schöne, wilde Küstenlandschaft schwappt, liegt der Westen Australiens, genauer, das kleine Fischerdorf White Point. Die Menschen hier sind wie das Land, zugleich hart und poetisch, ungehobelt und verführerisch. Manche haben eine dunkle Vergangenheit. Georgie Jutland ist hier gestrandet, lebt seit ein paar Jahren mit dem einflussreichsten Fischer des Ortes zusammen, den sie nicht liebt, kümmert sich um seine beiden Kinder, denen sie die tote Mutter nie wird ersetzen können. Sie ist vierzig Jahre alt, aus allen Bindungen herausgefallen. Ihre Nächte gehören dem Wodka und sinnlosem Surfen im Cyberspace.
Luther Fox ist in White Point geboren. Aber auch er ist ein Außenseiter, war es schon mit seiner Familie, die bei Hochzeiten und Geburtstagen Musik für die anderen machte, und ist es jetzt, ohne sie, erst recht. Die Musik hat er aus seinem Leben verbannt. Heimlich leert er nachts die Langustenkörbe der Fischer. Er ist ein Wilderer, ein Gesetzloser. Als er und Georgie sich verlieben, fliegt seine Deckung auf, und er muss fliehen. Nach Norden zieht es ihn, in die unwirtliche Sumpf- und Tropenlandschaft der Küste vor Kimberley, wo er die Härte des Lebens im Outback am eigenen Leib erfährt.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 07.08.2004
Ins Schwärmen gerät Rezensentin Katharina Granzin bei diesem Roman. "Grandiose Sehnsuchtsliteratur" nennt sie, was der in Australien berühmte, hier aber relativ unbekannte Tim Winton mit seinem voller kleiner und großer Geschichten steckenden Buch geschaffen hat. Der Beginn des Romans, in dem sich eine Liebesgeschichte unter schwierigen Bedingungen anbahnt, ist nach Granzins Meinung am ehesten als Melodram zu bezeichnen, doch danach wirbeln die Genres wild durcheinander: Winton "schleppt einen riesigen bunten Ballen literarischen Garns mit sich, dessen Fäden er mal lose vor sich hin spinnt, dann träumerisch miteinander verzwirbelt und zum Schluss in einem phantasmagorischen Farbstrudel aufgehen lässt". Das es dem Autor dann auch noch gelungen ist, für seine verzwickte Geschichte einen adäquaten Schluss zu finden, imponiert der Rezensentin auch nicht wenig.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2004
In Australien ist Tim Winton ein Star, bei uns noch nicht. Also hat er sich bereit erklärt, eine Lesereise in Deutschland zu unternehmen, auch wenn er den Kontakt mit der Öffentlichkeit sonst nicht sehr schätzt und auch nicht gerne reist. In Nürnberg hat ihn Udo Taubitz getroffen - und in seinem ausführlichen Porträt des Autors rezensiert er auch den jüngsten, jetzt auf Deutsch erschienenen Roman "Der singende Baum", der im übrigen schon verfilmt werden soll, womöglich mit Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle. Auf den ersten Blick sei der Roman eine Liebesgeschichte "zwischen einer Fischersfrau - internetsüchtig, versoffen, einsam - und einem Hummerwilderer, der scheinbar nichts mehr zu verlieren hat". In Wahrheit steht aber, so Taubitz, die "australische Landschaft" im Zentrum, in der die Action angesiedelt werde, die den Rezensenten an Hemingway erinnert. Aus der Geschichte spreche die "Liebe zu den Menschen" und der jüngste Roman sei nicht weniger als ein "Meisterwerk" und "große Literatur".