Thomas Meinecke

Selbst

Roman
Cover: Selbst
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425480
Gebunden, 472 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Eine WG in Frankfurt am Main: Eva (Mode-Redakteurin, Kunsthistorikerin, "Prinzessin"), Genoveva (autodidaktische Sexualwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkte: Autogynophilie und Selfie Culture) und Venus (androgynes Model, Kulturwissenschaftlerin, Forschungsschwerpunkt: die Kolonien deutscher Vormärz-Auswanderer in Texas, insbesondere die Geschichte der nach Bettina von Arnim benannten libertären Kommune am Llano River). Sie schießen Modestrecken auf der Baustelle der EZB, werden Zeuge der polizeilichen Erstürmung des Instituts für Vergleichende Irrelevanz, gehen tanzen im "Robert Johnson" und suchen nach Zärtlichkeit jenseits einer von Freud, Foucault oder Butler als Gefängnis geschilderten Sexualität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2017

Hans-Peter Kunisch freut sich, mit Thomas Meineckes neuem Roman mal wieder auf Wege und Abwege durch klassisches Bildungsgut (Bettina von Arnim) und Avantgarde geführt zu werden. Neugier weckend, segelt der Text laut Kunisch hart am Zeitgeist, wenn er sich im "lässigen" Sound schwerfälligen Themen wie Wirtschaft, Terror oder hier: Schleierverbot zuwendet. Sehr körperorientiert erscheint ihm der neue Text, fast "intimfixiert", aber immer gut in die Zeit passend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2017

Rezensentin Eva Bucher wird bei all der Dekonstruktion in Thomas Meineckes Postgender-Roman "Selbst" ganz schwindelig zumute. Sie switcht mit Meinecke in und aus dem Text heraus, landet in Literatur und Philosophiegeschichte, vor allem aber beim second screen und bei Youtube, und versucht inmitten der "Inkonsistenzwolken" so etwas wie Handlung und Figurenkonturen auszumachen. Dass es Meinecke gelingt, in seinem eklektischen Diskurs einen Bogen von griechischen Dichtern über die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken bis zum Haar von Conchita Wurst zu spannen, findet die Kritikerin nicht nur beachtlich, sondern auch unterhaltsam. Irgendwann fragt sich Bucher allerdings, ob der Text nicht seine eigene Persiflage ist. Und dass Erzähler Thomas selbst ohne größeren "Gendertrouble" durch den Text kommt, findet die Rezensentin ziemlich inkonsequent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Rezensent Mark Siemons ist sich nicht sicher, ob er die Erkenntnis aus Thomas Meineckes Roman, dass es ein echtes Leben im künstlichen gibt, nicht auch leichter hätte haben können - durch einen Clubbesuch etwa. Auch, weil der Autor ja wie ein DJ arbeitet, wie Siemons weiß, Lana Del Rey und Bettina von Arnim mit Susan Sontag mixt, Text und Gendergrenzen veschwimmen lässt und sich um Handlung nicht viel schert. Doch gerade als Siemons schon hinschmeißen möchte (Lässt sich so was rezensieren?), meint er im Text selbst etwas wie einen ethnologisch distanzierten Blick auf all das schlaue, zitatgeschwängerte Schwadronieren der Platzhalterfiguren zu entdecken. Hat er sich getäuscht?
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