Thomas Medicus

Klaus Mann

Ein Leben
Cover: Klaus Mann
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783737101547
Gebunden, 544 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Klaus Mann verkörpert die bewegte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein Zweiter - als schillernder Bohemien, als großer Schriftsteller. Thomas Medicus begleitet Klaus Mann (1906-1949) auf den Stationen seines sehr modernen Lebens - von der behüteten Münchner Kindheit, der Karriere des Dandys in der Weimarer Republik, die der homosexuellen Emanzipation Vorschub leistete, in das politische Exil in Europa, den USA. Stets war Klaus Mann auf Reisen; irrlichternd zwischen den Kontinenten, publizierte er in ungebremstem Schreibfluss. Ein extremes Leben, immer auch überschattet von Drogen und Ausschweifungen, einem Todeswunsch von früh auf. Schließlich die Rückkehr nach Deutschland 1945 als amerikanischer GI, die düsteren letzten Jahre bis zum Freitod in Cannes. In seiner Biografie erzählt Thomas Medicus dieses unwahrscheinliche Leben und ergründet seine Obsessionen wie Triebkräfte. Die Reibung mit dem Vater, politische Kämpfe und Amouren, das enge Verhältnis zur Schwester Erika.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.07.2024

Ein "Glanzlicht biografischer Annäherung" an Klaus Mann liest Rezensent Klaus Hillenbrand in dem Band von Thomas Medicus, der ein Schriftstellerleben zwischen Widersprüchen nicht nur politischer Natur  vorstellt. Das schwierige Verhältnis zum Vater Thomas Mann wird ebenso thematisiert wie die schwankende Qualität der Werke des Vielschreibers Klaus Mann, seine Homosexualität und seine Suizidgedanken, so  Hillenbrand. Er hätte sich noch mehr Fokus auf Manns Tätigkeit als Herausgeber wichtiger Exilliteratur gewünscht, ist aber ansonsten sehr zufrieden mit dem Buch.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.07.2024

Eine wunderbare, facettenreiche Klaus-Mann-Biografie legt Thomas Medicus hier vor, freut sich Rezensent Dirk Fuhrig. Die Grundthese des Buches laute, dass Mann ein ewig Suchender war, der seine innere Ruhe nicht fand, sich in Drogen und schließlich in den Tod flüchtete. Entlang des Buches zeichnet Medicus Klaus Manns Lebensweg nach und stellt dabei vor allem die Bedeutung der Homosexualität des Autors heraus: Mann lebte, für seine Zeit ungewöhnlich, seine Homosexualität offen aus und avancierte vor allem in den 1920er Jahren in Berlin zur queeren Ikone. Als ein politischer Aktivist reüssierte Mann hingegen erst in zweiter Linie, referiert der Kritiker, seine Opposition gegen das Hitler-Regime wurde von Seiten vieler Linker nicht ernst genommen, sie hielten den Schriftsteller vielmehr für einen Selbstdarsteller, auch sein flamboyantes Auftreten war ihnen verdächtig. Auch auf Manns Exilzeit sowie auf seine Wiederbegegnung mit nazitreuen Künstlern in der Nachkriegszeit geht Medicus Fuhrig zufolge ein, wohingegen die Rezeptionsgeschichte des Werks nach dem Selbstmord im Jahr 1949 leider ausgespart bleibe. Fuhrig überlegt, ob die Beziehung zum dominanten Vater Thomas Mann vielleicht etwas zu viel Raum einnimmt bei Medicus. Dennoch eine lohnende Lektüre, die uns einen außergewöhnlichen Menschen und sein teils tragisches Schicksal nahe bringt, verspricht er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2024

Weitgehend sehr angetan ist Rezensent Hilmar Klute von Thomas Medicus' Klaus-Mann-Biografie, die er für ihre Gründlichkeit und ihr Differenzierungsvermögen lobt. Entlang des besprochenen Buches zeichnet Klute Manns Leben nach, das stets eng verbunden blieb mit dem seines berühmten Vaters Thomas Mann. Klaus Mann war in politischer Hinsicht keineswegs gefestigt, so Klute mit Medicus, vielmehr ein ewig Suchender, die Hinwendung Gottfried Benns zum Nationalsozialismus etwa war für ihn ein tiefer Schlag. Medicus verknüpft das literarische Werk eng mit Manns Biografie, insbesondere mit seiner Homosexualität, eine Ausdeutungspraxis, mit der sich Klute nicht durchweg anfreunden kann. Manchmal geht das Buch bei seinen Spekulationen über Manns Innenleben zu weit, findet Klute, insgesamt jedoch gelingt Medicus das faszinierende Porträt eines Künstlers, dessen innere Zerrissenheit auch unserer Zeit noch etwas zu sagen hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2024

Es gibt schon einige Bücher über Klaus Mann, aber dieses neue von Thomas Medicus findet Rezensentin Lerke von Saalfeld dennoch lesenswert. Besonders, weil der Autor keine Spekulationen anstelle, etwa wenn es um das Verhältnis zum dominanten Vater Thomas Mann geht, und offene Fragen lieber offen lasse. Keineswegs lässt Medicus sich vom exaltierten Leben Klaus Manns zu Pathos verführen, auch dann nicht, wenn es um Drogen oder Manns schwule Sexualität geht, freut sich Saalfeld. Wertfrei berichte das Buch über ein Leben, das die Rezensentin im Folgenden entlang der Lektüre umreißt, von den Anfängen als literarischer Bohème in den 1920ern bis zum Selbstmord nach dem Krieg. Auch über die Qualität des literarischen Werks urteilt Medicus nicht, was Saalfeld "vornehm" findet. Sie merkt lediglich kritisch an, dass Klaus Manns posthumen Würdigungen als Kultfigur im Buch kein Kapitel gewidmet ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.04.2024

Thomas Medicus Biografie über Klaus Mann wird diesem facettenreichen Charakter "in jeder Beziehung gerecht", so lautet das große Lob von Rezensent Tilman Krause. Zeit seines Lebens und bis heute steht der älteste Sohn Thomas Manns im Schatten seines Vaters, bedauert Krause. Es ist richtig, dass der literarische Einfluss des Vaters nicht zu übersehen ist, so der Rezensent, allerdings kommen auch Klaus Mann enorme Verdienste zu: War er nicht der erste, der einen Gesellschaftsroman über die "Agonie der Weimarer Republik" veröffentlichte? Und wer hat sich außer ihm damals schon getraut, den Schritt zu wagen und ein Image als "Popliterat" zu kreieren, ruft Krause und nennt noch weitere Punkte. Medicus hat sich nun jedenfalls, jubelt der Kritiker, mit enormer Sachkenntnis sowie großer Sensibilität dem turbulenten und tragischen Leben dieses Vorreiters gewidmet, und es dabei geschafft, dessen Werke "pointiert und geschmackssicher" in ihrer literarischen Bedeutung einzordnen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.04.2024

Leider erlaubt es auch diese neue Biografie Klaus Mann nicht, aus dem Schatten seines Vaters Thomas Mann zu treten, bedauert Rezensent Volker Weidermann. Entlang des Buchs zeichnet die Rezension nach, wie der berühmte Vater sich literarisch über die ersten Gehversuche seines Sohnes lustig machte und sich später von den antifaschistischen Aktivitäten Klaus Manns distanzierte. Medicus nimmt dabei stets die Perspektive des Vaters ein, bedauert Weidermann, zeigt Verständnis für dessen Verhalten und redet die Leistungen des Sohnes klein. Auch die selbstbewusst queeren Qualitäten der Klaus-Mann-Romane weiß Medicus laut Rezensent nicht zu würdigen, mäkelt statt dessen an der schwärmerischen Prosa herum. Gut recherchiert ist das alles ja, gesteht Weidermann ein, aber dem Schriftsteller und Mensch Klaus Mann werde auch diese Veröffentlichung nicht gerecht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.04.2024

Eine Erweiterung des "Psychogramms" eines schillernden Charakters liegt Rezensent Harry Nutt mit der Biografie von Thomas Medicus vor. Kenntnisreich erzählt der Autor Klaus Manns Leben nach und schildert das "Drama einer misslungenen Individuation", ohne Mann auf den Konflikt mit seinem Vater zu reduzieren, so Nutt. Mit sachlicher Neugier betrachte Medicus das turbulente Leben Manns, seine sexuellen Beziehungen, seine Drogenabhängigkeit, den "moralischen Rigorismus" und die früh beginnende Todessehnsucht, die letztendlich zum Suizid in Cannes führte. Das Nebeneinander von Dandytum, Junkie-Dasein, Künstlerleben und Tragik wird hier in seiner Differenziertheit aufgefächert - Nutt ist überzeugt.