Thomas Mann: Die Tagebücher 1918 bis 195512 CDs. Gelesen von Hanns Zischler
DHV - Der Hörverlag, München
2010
ISBN
9783867172424, CD, 59,95
EUR
Klappentext
12 CDs mit 945 Minuten Laufzeit. Gelesen von Hanns Zischler. Vom Frühstücksei bis zum Cocktail bei Präsident Roosevelt, vom gemütlichen Weihnachtsabend zu den Erfahrungen des Exils - Thomas Mann verbindet in den erhaltenen Journalen stets nahtlos das Alltägliche mit dem Weltgeschehen. Schonungslos erzählt er von familiären Zwistigkeiten, von Krankheiten und Knabenliebe, von Politik und literarischen Projekten. Die interessantesten Einträge hat Hermann Kurzke für diese Edition ausgewählt.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 05.10.2010
Jens Bisky fühlt sich beim Hören der von Hanns Zischler gelesenen Tagebuchauszüge Besucher im "Naturhistorischen Museum des Dichterlebens". Beeindruckt und berührt haben ihn nicht die Details einzelner bekannter Meinungen oder Reden, sondern "der erfolgreiche Versuch, die Souveränität über das eigene Leben zu behaupten". Die durch Zischlers einfühlsamen und nuancenreichen Vortrag zum Leben erweckten Tagebucheinträge (klug ausgewählt von Hermann Kurzke) verdienen daher nach Bisky auch insgesamt eine Neubewertung, die den Fokus nicht auf eine falsch verstandene Selbstbezogenheit Thomas Manns legen sollte. Unter anderem auch deshalb kann der Rezensent mit dem bieder aufgemachten Vergleich zu anderen Selbstzeugnisse, die auf zwei weiteren CDs vorliegen, nichts anfangen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2010
Wer hätte das gedacht! Rezensent Dieter Bartetzko jedenfalls nicht. Dass er die Tagebücher Thomas Manns noch einmal ertragen würde. So spannend erschien ihm das eigentlich nicht. Und dann kommt einer wie Hanns Zischler mit kühler Präzision und Gelassenheit und zehn (!) Cds hören sich so weg. Und das kommt so, Bartetzko verrät es uns: wie Zischlers genaue Intonation und seine Ruhe dem Zuhörer Mitgefühl, ja Rührung abgewinnen noch angesichts von Manns banalsten Protokollorgien. Oder eben bei seinen Äußerungen zu Nazideutschland. Da spürt der Rezensent auf einmal genau, wie der Autor zwischen Angst und Abscheu und Taktik sich bewegt und aufschreibt. Das ergreifende Zeugnis eines Zerrissenen in den Irrungen und Wirrungen seines Lebens - so erscheinen die Tagebücher dem Rezensenten jetzt.