Thomas Etzemüller

Sozialgeschichte als politische Geschichte

Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945
Cover: Sozialgeschichte als politische Geschichte
Oldenbourg Verlag, München 2001
ISBN 9783486565812
Gebunden, 445 Seiten, 49,80 EUR

Klappentext

Der Historiker Werner Conze, als Angehöriger der sogenannten Volksgeschichte in der Zwischenkriegszeit sozialhistorisch ausgebildet, verfolgte nach dem Kriege dezidiert das Projekt, die bislang von der Politikgeschichte dominierte Geschichtsschreibung auf Sozialgeschichte umzustellen. Er und einige befreundete Kollegen waren der Meinung, dass die tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Gefolge der Industrialisierung und des Aufstiegs des Kommunismus in Europa politikgeschichtlich nicht mehr angemessen zu verstehen seien, sondern neuer Untersuchungsmethoden bedürften...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2002

Mit Inhalt, Form und Aussage der Studie von Thomas Etzemüller mag sich Patrick Bahners überhaupt nicht anfreunden. Denn letztlich, erhitzt sich der Rezensent, seien die Aussagen des Autors, sämtliche Historiker der Nachkriegszeit seien in NS-Seilschaften verstrickt gewesen, unhaltbar wie auch generell die Ansichten Etzemüllers "in jeder Hinsicht", und zwar "methodisch wie politisch" "weltfremd" seien. Doch ist der etwas wirr geschriebenen Besprechung Bahners auch nicht recht zu entnehmen, was genau den Rezensenten so erregt. Denn so "unübersichtlich" die Studie Etzemüllers nach Bahners auch sei, so unübersichtlich liest sich auch dessen daran scharf geübte Kritik.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.12.2001

Über die Verstrickungen der Geschichtswissenschaft mit dem Nationalsozialismus wurde lange genug geschwiegen, findet der Historiker und Rezensent Peter Schöttler. Als einen "gelungenen Beitrag" zur genaueren Untersuchung demokratischer Lernprozesse unter Historikern mit NS-Vergangenheit bezeichnet unser Rezensent den Band von Thomas Etzemüller. Die "doppelte Kontinuität" in der zweiten Karriere des "Volkshistorikers" Werner Conze und das mit ihr einhergehende Schweigen könne der Autor belegen. Auch für den "traurigen Befund", dass Conze kurz vor seinem Tod Aufzeichnungen und Korrespondenzen vernichtet habe, "den dieses wichtige Buch in aller Sachlichkeit offenbart", ist Schöttler dankbar, auch wenn so im Dunkeln bleiben muss, ob der Historiker mit seiner NS-Biografie gebrochen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2001

Es gibt noch nicht viele Arbeiten, die sich mit den Ursachen und Entstehungsbedingen der Sozialgeschichte als politische Geschichte beschäftigt haben, zu deren Protagonisten vor allem der Historiker Werner Conze zählt, weiß Rezensent Winfried Schulze. Thomas Etzemüller, ein Schüler des Tübinger Zeithistorikers Anselm Doering-Manteuffel, hat mit seiner Untersuchung über Conze einen wesentlichen Grundstein und damit Maßstäbe für künftige Arbeiten gesetzt, ist der Rezensent überzeugt. Sowohl die Denkstile Conzes als auch ihr institutionelles Umfeld und der Blick auf die Nachbardisziplinen Politikwissenschaft und Soziologie geben dem Leser einen dichten Einblick in das Wirken eines nach 1945 neu entstandenen Forschungszweiges. Wichtig sei dabei aber auch die "personelle Konstellation" der 'Rothfels-Gruppe", "also jener in Königsberg durch den - spät emigrierten - deutsch-nationalen Historiker sozialisierten Gruppe von Historikern und Soziologen, die sich nach 1945 als eng zusammenhaltendes Netzwerk verstanden und entsprechend agierten". Schulze findet all diese Zusammenhänge in Etzemüllers Studie intelligent, einfühlsam und fundiert aufbereitet. Der Autor hat, ist sich der Rezensent sicher, damit die Messlatte für die weitere Forschung zum Thema "erfreulich hoch angelegt".
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