Thilo Sarrazin

Wunschdenken

Europa, Währung, Bildung, Einwanderung - warum Politik so häufig scheitert
Cover: Wunschdenken
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2016
ISBN 9783421046932
Gebunden, 576 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Werden wir gut regiert? Oder bleibt die Politik hinter ihren Möglichkeiten zurück? Und wenn das so ist - woran liegt das? Gibt es Techniken guten Regierens? In seinem neuen Buch beschreibt Thilo Sarrazin die Mechaniken von Politik, ihre typischen Fehler und die Gründe für den Erfolg oder Misserfolg von Gesellschaften. Er verdeutlicht, warum die Vorstellungen und Träume von einer besseren Gesellschaft oft nichts Gutes hervorgebracht haben. Von hier schlägt der Autor den Bogen zu den gravierenden Fehlern der aktuellen deutschen Politik von der Einwanderung bis zur Energiewende und erklärt ihre tieferen Ursachen. Auf dieser Grundlage gibt er seine Antworten auf die großen Fragen zur Zukunft Deutschlands.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2016

Jasper von Altenbockum lernt bei Thilo Sarrazin vor allem zwischen den Zeilen, wie Politik funktioniert. In den Zeilen selbst versucht der Autor ihm weiszumachen, dass Politik nur mittels Zahlen, Naturgesetzen, Statistiken, Wissenschaft und vor allem vererbter Intelligenz durchstartet! Für den Rezensenten eine Nummer zu dick. Und dass anderenfalls der Untergang droht, nimmt er Sarrazin auch nicht ab. So dumm ist nicht mal Deutschland, meint er. Würde er dem Autor glauben, müsste er vor lauter Depression nur noch Asterix-Hefte lesen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2016

Man macht es sich zu leicht, wenn man Thilo Sarrazins Kritik an der Politik der Gegenwart im neuen Buch "Wunschdenken" einfach abtut, findet Rezensent Mark Schieritz. Die erwartbaren "literarischen clickbaits", in denen Sarrazin zum Beispiel Merkels Flüchtlingspolitik zur größten politischen "Torheit seit dem Zweiten Weltkrieg" erklärt, mögen ärgerlicher Unsinn sein, dass im Institutionengefüge der EU, im Bildungssystem und in der Entwicklungspolitik einiges im Argen liegt, lässt sich schwerlich bestreiten, so der Rezensent. Andererseits heißt das weder, dass Politik ausschließlich die Befolgung der vorverstandenen "Gesetze der Ökonomie und der menschlichen Natur" bedeutet, wie Sarrazin es sich vorstellt, noch, dass eine nationale Isolierung in der globalisierten Welt ein realistischer oder gar wünschenswerter Weg ist, erklärt Schieritz, der hinter solchen Fantasien eben jenes Wunschdenken ausmacht, das Sarrazin der Politik vorwirft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.04.2016

Nein, der Begriff "Rassismus" fällt in Arno Widmanns Kritik nicht, auch weil Sarrazin die entsprechenden Begriffe bewusst nicht gebraucht - aber der Vorwurf liegt nicht fern: Sarrazin verstehe es, so der Rezensent, "die gröbsten Dummheiten als hart erkämpfte differenzierte Wahrheiten zu verkaufen". Diese Methode pflückt Widmann dann am Beispiel des Begriffs "kognitive Intelligenz" auseinander, mit dem Sarrazin hingebungsvoll operiert: Einwanderer aus muslimischen oder afrikanischen Ländern würden unsere "kognitive Intelligenz" schwächen, so Sarrazin. Aber Widmann weiß, wie umstritten dieser Begriff ist. Schon bei der Anwendung auf einzelne verfängt er nicht, erst recht nicht bei der Anwendung auf Kollektive, von ganzen Völkern nach Art der fragwürdigen "Völkerpsychologie" ganz zu schweigen. "Sarrazin ist ein Besessener", schreibt Widmann abschließend - und dies sei das Geheimnis seines Erfolgs bei gleich gestimmten Lesern, die immer neue Bestätigungen für ihre Ressentiments suchen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.04.2016

Thilo Sarrazin liefert, das war nicht anders zu erwarten, genug Provokationen, um dem Buch die üblichen Aufregungen zu sichern. Aber ihm die zu liefern, ist ein Fehler, meint Rezensent Detlef Esslinger. Denn Sarrazin ist nicht dumm. Klar, die ewige Besserwisserei kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, aber anders als die AfD- und Pegida hat er seinen Popper gelesen. Und er weiß auch, dass Politiker keine Verräter sind, sondern in einem "komplexen Wechselspiel aus Gesellschaft und politischem System" agieren, zitiert ihn Esslinger. Er nennt den vernünftigsten Grund, sich mit Sarrazins "legitimen Positionen" zu beschäftigen: an ihnen kann man seine eigene Position überprüfen - gerade als Gegner.
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